[Spaltenumbruch]
ge Meisterwurtz/ samt einer Zwiebeln oder Knoblauch zu einem Muß/ streichs auff tuch/ bestreue es mit Saltz/ und schlage es also ü- ber/ beneben blase das pulver von Meister- wurtz in die Nase des Patienten.
Das auß der Aschen des Krauts und Wur- tzel dieses Gewächs außgelaugte Saltz/ auff Drey oder viertagig Fieber.ein halb quintlein schwer etlich mahl ein stund vor dem drey-oder viertägigem Fie- ber/ nach dem der Leib zuvor wol gereiniget worden/ eingenommen/ mag solche Kranck- heiten auß dem grund auß vertreiben.
Destilliert Meister- wurtz-öl.
Man kan auch auß der gedörrten Meister- wurtz/ samt dem Kraut/ wenn es in samen gehet/ ein zimlich flüchtiges Oel außziehen und destillieren/ welches zu allem gut/ dafür die Meisterwurtz gerühmet wird; man kan davon 2. biß 4. oder 6. tröpflein auff einmahl eingeben.
Es werden uns allhier zwey Geschlecht des Fenchels abgemahlet/ der gemeine/ und der Jtaliänische Fenchel.
Der gemeine Teutsche Fenchel/ Foenicu- lum vulgare Germanicum, C. B. vulg. minus a- criore & nigriore semine, J. B. sylvestre, C. B. hat eine lange/ schlechte/ weisse und dicke [Spaltenumbruch]
Wurtzel/ die ist am geschmack süß/ mit einer lieblichen schärffe/ auff eine kleine bitterkeit geneigt/ mitten durch die Wurtzel gehet ein hartes holtzichtes Marck. Das Kraut oder Blätter vergleichen sich dem Bärwurtz- kraut/ sind doch grösser und länger/ das ist zinnlicht wie das reineste Schaffthew/ so in den finstern feuchten Thälern wächßt/ von farben satt- oder schwartz-grün. Der Sten- gel ist rund/ knöpfficht oder gläichicht/ wie der Liebstöckel oder andere Kronen-kräuter/ dreyer elen hoch/ oder Mannes-lang/ inn- wendig mit weissem lucken Marck außgefüllt. Oben am Stengel/ wie auch an den Neben- ästlein/ trägt er schöne Dolden oder Kronen/ die bringen im Hewmonat viel gelbe blüm- lein/ dar auß folget der Samen/ der ist län- ger als der Aniß/ wird im Herbstmonat zei- tig/ alsdenn soll er auch gesamlet werden/ er hat einen guten Geruch/ ist am Geschmack süß und lieblich/ mit einer schärffe. Dieser Samen und seine Wurtzel bleiben kräfftig und gut biß in das dritte Jahr. Der Fen- chel liebet einen warmen Lufft/ vielmehr als ein kalten/ und ein steinichten boden. Einen festen leimichten Grund mag diß Gewächs in keinen weg nicht leiden/ und so es schon darein gesäet wird/ komt es selten fort. Man pfleget den Fenchel in dem Frühling und Herbst zu säen/ deßgleichen auch zur selbigen zeit/ wenn er zu dick stehet/ zu versetzen/ und so man das thun will/ soll man ihn in zim- lich dünn Erdreich pflantzen. Der Samen muß nicht über ein Jahr alt seyn/ wenn er bald fortkommen soll. Jm wachsen muß er sauber gejättet/ und vom Unkraut gerei- niget werden/ biß daß er zu seiner vollkom- menheit gerathen/ sonst kan er leichtlich von dem Unkraut versticket werden/ also wird er desto vollkommener und kräfftiger. Es kan der Fenchel-stock den Winter wol dulden/ und bleibt wol zehen oder zwölff Jahr un- verletzt/ sonderlich aber an steinichten unge- bauten orten/ die er denn liebt/ da ist er auch am sichersten vor den Mäusen und Un- gezieffer. Es bringt der Fenchel seine Blu- men und Samen allererst im zweyten Jahr.
Der Jtaliänische Fenchel/ Foeniculum vul- gare Italicum semine oblongo, gustu acuto, C. B. ist dem gemeinen Fenchel/ so viel das Ge- wächs und die Gestalt belanget/ gantz durch- auß gleich/ allein scheinet er etwas vollkom- licher/ an Stengeln/ Blättern/ Kronen und Samen. Der Samen/ wie auch das Kraut/ ist/ so viel den Geschmack belanget/ süsser/ als der gemeine Fenchel/ und ist der Samen auch bleich-gelber. Er wächßt viel zu Rom/ Florentz/ und insonderheit zu Bo- nonien/ von dannen der lieblichste und süs- seste gebracht wird.
Der runde Fenchel/ Foeniculum semine rotundo minore, C. B. rotundum flore albo, J. B. hat ein kleine zaßlichte Wurtzel. Der Stengel ist kleiner und kürtzer als des gemei- nen. Die Blätter sind breiter und auch kür- tzer. Die Dolden blühen weiß. Der Sa- men wird kleiner als des vorigen/ länglicht und rund wie der Mattkümmel. Sonsten komt er dem geruch und geschmack nach mit dem gemeinen Fenchel überein. So man den Samen im Herbst säet/ so wird das gantze
gewächs
Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch]
ge Meiſterwurtz/ ſamt einer Zwiebeln oder Knoblauch zu einem Muß/ ſtreichs auff tuch/ beſtreue es mit Saltz/ und ſchlage es alſo uͤ- ber/ beneben blaſe das pulver von Meiſter- wurtz in die Naſe des Patienten.
Das auß der Aſchen des Krauts und Wur- tzel dieſes Gewaͤchs außgelaugte Saltz/ auff Drey oder viertagig Fieber.ein halb quintlein ſchwer etlich mahl ein ſtund vor dem drey-oder viertaͤgigem Fie- ber/ nach dem der Leib zuvor wol gereiniget worden/ eingenommen/ mag ſolche Kranck- heiten auß dem grund auß vertreiben.
Deſtilliert Meiſter- wurtz-oͤl.
Man kan auch auß der gedoͤrꝛten Meiſter- wurtz/ ſamt dem Kraut/ wenn es in ſamen gehet/ ein zimlich fluͤchtiges Oel außziehen und deſtillieren/ welches zu allem gut/ dafuͤr die Meiſterwurtz geruͤhmet wird; man kan davon 2. biß 4. oder 6. troͤpflein auff einmahl eingeben.
Es werden uns allhier zwey Geſchlecht des Fenchels abgemahlet/ der gemeine/ und der Jtaliaͤniſche Fenchel.
Der gemeine Teutſche Fenchel/ Fœnicu- lum vulgare Germanicum, C. B. vulg. minus a- criore & nigriore ſemine, J. B. ſylveſtre, C. B. hat eine lange/ ſchlechte/ weiſſe und dicke [Spaltenumbruch]
Wurtzel/ die iſt am geſchmack ſuͤß/ mit einer lieblichen ſchaͤrffe/ auff eine kleine bitterkeit geneigt/ mitten durch die Wurtzel gehet ein hartes holtzichtes Marck. Das Kraut oder Blaͤtter vergleichen ſich dem Baͤrwurtz- kraut/ ſind doch groͤſſer und laͤnger/ das iſt zinnlicht wie das reineſte Schaffthew/ ſo in den finſtern feuchten Thaͤlern waͤchßt/ von farben ſatt- oder ſchwartz-gruͤn. Der Sten- gel iſt rund/ knoͤpfficht oder glaͤichicht/ wie der Liebſtoͤckel oder andere Kronen-kraͤuter/ dreyer elen hoch/ oder Mannes-lang/ inn- wendig mit weiſſem luckẽ Marck außgefuͤllt. Oben am Stengel/ wie auch an den Neben- aͤſtlein/ traͤgt er ſchoͤne Dolden oder Kronen/ die bringen im Hewmonat viel gelbe bluͤm- lein/ dar auß folget der Samen/ der iſt laͤn- ger als der Aniß/ wird im Herbſtmonat zei- tig/ alsdenn ſoll er auch geſamlet werden/ er hat einen guten Geruch/ iſt am Geſchmack ſuͤß und lieblich/ mit einer ſchaͤrffe. Dieſer Samen und ſeine Wurtzel bleiben kraͤfftig und gut biß in das dritte Jahr. Der Fen- chel liebet einen warmen Lufft/ vielmehr als ein kalten/ und ein ſteinichten boden. Einen feſten leimichten Grund mag diß Gewaͤchs in keinen weg nicht leiden/ und ſo es ſchon darein geſaͤet wird/ komt es ſelten fort. Man pfleget den Fenchel in dem Fruͤhling und Herbſt zu ſaͤen/ deßgleichen auch zur ſelbigen zeit/ wenn er zu dick ſtehet/ zu verſetzen/ und ſo man das thun will/ ſoll man ihn in zim- lich duͤnn Erdreich pflantzen. Der Samen muß nicht uͤber ein Jahr alt ſeyn/ wenn er bald fortkommen ſoll. Jm wachſen muß er ſauber gejaͤttet/ und vom Unkraut gerei- niget werden/ biß daß er zu ſeiner vollkom- menheit gerathen/ ſonſt kan er leichtlich von dem Unkraut verſticket werden/ alſo wird er deſto vollkommener und kraͤfftiger. Es kan der Fenchel-ſtock den Winter wol dulden/ und bleibt wol zehen oder zwoͤlff Jahr un- verletzt/ ſonderlich aber an ſteinichten unge- bauten orten/ die er denn liebt/ da iſt er auch am ſicherſten vor den Maͤuſen und Un- gezieffer. Es bringt der Fenchel ſeine Blu- men und Samen allererſt im zweyten Jahr.
Der Jtaliaͤniſche Fenchel/ Fœniculum vul- gare Italicum ſemine oblongo, guſtu acuto, C. B. iſt dem gemeinen Fenchel/ ſo viel das Ge- waͤchs und die Geſtalt belanget/ gantz durch- auß gleich/ allein ſcheinet er etwas vollkom- licher/ an Stengeln/ Blaͤttern/ Kronen und Samen. Der Samen/ wie auch das Kraut/ iſt/ ſo viel den Geſchmack belanget/ ſuͤſſer/ als der gemeine Fenchel/ und iſt der Samen auch bleich-gelber. Er waͤchßt viel zu Rom/ Florentz/ und inſonderheit zu Bo- nonien/ von dannen der lieblichſte und ſuͤſ- ſeſte gebracht wird.
Der runde Fenchel/ Fœniculum ſemine rotundo minore, C. B. rotundum flore albo, J. B. hat ein kleine zaßlichte Wurtzel. Der Stengel iſt kleiner und kuͤrtzer als des gemei- nen. Die Blaͤtter ſind breiter und auch kuͤr- tzer. Die Dolden bluͤhen weiß. Der Sa- men wird kleiner als des vorigen/ laͤnglicht und rund wie der Mattkuͤmmel. Sonſten komt er dem geruch und geſchmack nach mit dem gemeinen Fenchel uͤberein. So man den Samen im Herbſt ſaͤet/ ſo wird das gantze
gewaͤchs
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[716/0732]
Das Vierte Buch/
ge Meiſterwurtz/ ſamt einer Zwiebeln oder
Knoblauch zu einem Muß/ ſtreichs auff tuch/
beſtreue es mit Saltz/ und ſchlage es alſo uͤ-
ber/ beneben blaſe das pulver von Meiſter-
wurtz in die Naſe des Patienten.
Das auß der Aſchen des Krauts und Wur-
tzel dieſes Gewaͤchs außgelaugte Saltz/ auff
ein halb quintlein ſchwer etlich mahl ein
ſtund vor dem drey-oder viertaͤgigem Fie-
ber/ nach dem der Leib zuvor wol gereiniget
worden/ eingenommen/ mag ſolche Kranck-
heiten auß dem grund auß vertreiben.
Drey oder
viertagig
Fieber.
Man kan auch auß der gedoͤrꝛten Meiſter-
wurtz/ ſamt dem Kraut/ wenn es in ſamen
gehet/ ein zimlich fluͤchtiges Oel außziehen
und deſtillieren/ welches zu allem gut/ dafuͤr
die Meiſterwurtz geruͤhmet wird; man kan
davon 2. biß 4. oder 6. troͤpflein auff einmahl
eingeben.
CAPUT XVI.
[Abbildung Gemeiner Teutſcher Fenchel. Fœnicu-
lum vulgare Germanicum.
]
Namen.
DEr Fenchel heißt Griechiſch/ ____-
____, _. Lateiniſch/ Mara-
thrum, Fœniculum. Jtaliaͤniſch/ Fi-
nocchio, Fenocchio. Frantzoͤſiſch/ Fenoüil.
Spaniſch/ Hinojo. Engliſch/ Fennel/ Fin-
kel. Daͤniſch/ Fenikel/ Fennig-kaal. Nider-
laͤndiſch/ Venckel/ Vinckel.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es werden uns allhier zwey Geſchlecht
des Fenchels abgemahlet/ der gemeine/ und
der Jtaliaͤniſche Fenchel.
Der gemeine Teutſche Fenchel/ Fœnicu-
lum vulgare Germanicum, C. B. vulg. minus a-
criore & nigriore ſemine, J. B. ſylveſtre, C. B.
hat eine lange/ ſchlechte/ weiſſe und dicke
Wurtzel/ die iſt am geſchmack ſuͤß/ mit einer
lieblichen ſchaͤrffe/ auff eine kleine bitterkeit
geneigt/ mitten durch die Wurtzel gehet ein
hartes holtzichtes Marck. Das Kraut oder
Blaͤtter vergleichen ſich dem Baͤrwurtz-
kraut/ ſind doch groͤſſer und laͤnger/ das iſt
zinnlicht wie das reineſte Schaffthew/ ſo in
den finſtern feuchten Thaͤlern waͤchßt/ von
farben ſatt- oder ſchwartz-gruͤn. Der Sten-
gel iſt rund/ knoͤpfficht oder glaͤichicht/ wie
der Liebſtoͤckel oder andere Kronen-kraͤuter/
dreyer elen hoch/ oder Mannes-lang/ inn-
wendig mit weiſſem luckẽ Marck außgefuͤllt.
Oben am Stengel/ wie auch an den Neben-
aͤſtlein/ traͤgt er ſchoͤne Dolden oder Kronen/
die bringen im Hewmonat viel gelbe bluͤm-
lein/ dar auß folget der Samen/ der iſt laͤn-
ger als der Aniß/ wird im Herbſtmonat zei-
tig/ alsdenn ſoll er auch geſamlet werden/ er
hat einen guten Geruch/ iſt am Geſchmack
ſuͤß und lieblich/ mit einer ſchaͤrffe. Dieſer
Samen und ſeine Wurtzel bleiben kraͤfftig
und gut biß in das dritte Jahr. Der Fen-
chel liebet einen warmen Lufft/ vielmehr als
ein kalten/ und ein ſteinichten boden. Einen
feſten leimichten Grund mag diß Gewaͤchs
in keinen weg nicht leiden/ und ſo es ſchon
darein geſaͤet wird/ komt es ſelten fort. Man
pfleget den Fenchel in dem Fruͤhling und
Herbſt zu ſaͤen/ deßgleichen auch zur ſelbigen
zeit/ wenn er zu dick ſtehet/ zu verſetzen/ und
ſo man das thun will/ ſoll man ihn in zim-
lich duͤnn Erdreich pflantzen. Der Samen
muß nicht uͤber ein Jahr alt ſeyn/ wenn er
bald fortkommen ſoll. Jm wachſen muß
er ſauber gejaͤttet/ und vom Unkraut gerei-
niget werden/ biß daß er zu ſeiner vollkom-
menheit gerathen/ ſonſt kan er leichtlich von
dem Unkraut verſticket werden/ alſo wird er
deſto vollkommener und kraͤfftiger. Es kan
der Fenchel-ſtock den Winter wol dulden/
und bleibt wol zehen oder zwoͤlff Jahr un-
verletzt/ ſonderlich aber an ſteinichten unge-
bauten orten/ die er denn liebt/ da iſt er
auch am ſicherſten vor den Maͤuſen und Un-
gezieffer. Es bringt der Fenchel ſeine Blu-
men und Samen allererſt im zweyten Jahr.
Der Jtaliaͤniſche Fenchel/ Fœniculum vul-
gare Italicum ſemine oblongo, guſtu acuto, C. B.
iſt dem gemeinen Fenchel/ ſo viel das Ge-
waͤchs und die Geſtalt belanget/ gantz durch-
auß gleich/ allein ſcheinet er etwas vollkom-
licher/ an Stengeln/ Blaͤttern/ Kronen
und Samen. Der Samen/ wie auch das
Kraut/ iſt/ ſo viel den Geſchmack belanget/
ſuͤſſer/ als der gemeine Fenchel/ und iſt der
Samen auch bleich-gelber. Er waͤchßt viel
zu Rom/ Florentz/ und inſonderheit zu Bo-
nonien/ von dannen der lieblichſte und ſuͤſ-
ſeſte gebracht wird.
Der runde Fenchel/ Fœniculum ſemine
rotundo minore, C. B. rotundum flore albo,
J. B. hat ein kleine zaßlichte Wurtzel. Der
Stengel iſt kleiner und kuͤrtzer als des gemei-
nen. Die Blaͤtter ſind breiter und auch kuͤr-
tzer. Die Dolden bluͤhen weiß. Der Sa-
men wird kleiner als des vorigen/ laͤnglicht
und rund wie der Mattkuͤmmel. Sonſten
komt er dem geruch und geſchmack nach mit
dem gemeinen Fenchel uͤberein. So man den
Samen im Herbſt ſaͤet/ ſo wird das gantze
gewaͤchs
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 716. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/732>, abgerufen am 23.11.2024.
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