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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] ner und kürtzer/ am obertheil gewinnet er
ein schönen dolder oder kron/ mit vielen
blümlein/ gleich wie der Dill oder Fenchel/
darauff folgt ein langer samen/ der ist von
farben grau/ mit gelbfarb vermischt/ eines
starcken doch nicht unlieblichen Würtz-ge-
ruchs/ ist am geschmack etwas bitter/ mit ei-
ner lieblichen schärffe. Wenn der samen zei-
tig wird/ so verdirbet die wurtzel/ und erjün-
gert sich diß Gewächs jährlich selber von dem
außgefallenen samen. Jn heissen Ländern/
als in Egypten/ Mohrenland/ Galatien/
Asien und Cilicien/ wächßt er von ihm sel-
ber/ aber bey uns in Teutschland wird er al-
lein in den Gärten gezielet.

Jn der Jnsul Malta bringt der Kümmel
zweyerley samen; der eine ist länglicht und
spitzig/ gibt ein starcken geruch und scharffen
geschmack von sich. Der ander ist kleiner/
weiß/ dem Aniß ähnlich/ und eines süssen
geschmacks. Er wird in Malta viel gesäet/
under das Brot gebachet/ und in andere
Länder versendet.

Eigenschafft.

Der Kümmel hat ein ölicht-flüchtiges/
miltes saltz bey sich/ hiemit eine krafft zu er-
wärmen/ zu zertheilen/ zu öffnen/ zu tröck-
nen und zu treiben. Jst warm im dritten/
und trocken im anfang des dritten grads.
Wird heutiges tags nicht allein zu der Artz-
ney gebraucht/ sondern hat auch seinen platz
bey den Köchen gefunden/ die ihne zu den
speisen gebrauchen.

Gebrauch.
Windige
Auffblä-
hung des
Leibs/
Grimmen/
zuruckblei-
bende mo-
natliche
Blum.
Grimmen
im leib der
Pferden.

Der Kümmel dienet wider die windige
Auffblähung des Bauchs/ miltert das grim-
men in den Därmen/ und treibet die monat-
liche Blum der Weiber. Man soll ihn aber
nicht täglich brauchen/ sonst verursacht er
ein bleiche farb.

So ein Pferd Grimmen im Leib hat:
nim Kümmel-Rauten- und Fenchel-samen
ein halb loth/ zerstosse und vermische es mit
Wein/ und schütts dem Pferd warm ein.

Ohren-
schmertz.

Kümmel-samen mit Fenchel-samen und
Weckholderbeer zerstossen/ in ein säcklein ge-
than/ wol gewärmt/ und so heiß mans er-
leiden kan über die Ohren geschlagen/ zer-
theilet deroselben schmertzen.

Wind/
weisser
Weiber-
fluß/ harn-
winde.

Kümmel-samen kan man auff ein quintl.
schwer wider die Wind und Bläst offt essen.
Dienet wider den weissen Fluß der Weibe-
ren/ und die Harnwinden.

Grimmen
Leibweh/
Wind.

Etliche tropffen des auß Kümmel-samen/
wie auß dem Aniß-samen destillierten Oels
in einem löffelvoll weissen Wein eingenom-
men/ ist treflich gut in dem Grimmen und
Leibweh/ so von Kälte und Winden verur-
sacht wird.

Wilder Kümmel. Cyminum sylvestre.
Namen.

WIlder Kümmel heißt Griechisch/
[fremdsprachliches Material - 4 Wörter fehlen]. La-
teinisch/ Cyminum sylvestre, Cymi-
num agreste, Cyminum Thebaicum, Cymi-
num sylvestre capitulis globosis, C. B. sylve-
stre primum, valde odoratum, globulosum,
J. B.
Jtaliänisch/ Cimino salvatico. Fran-
[Spaltenumbruch] tzösisch/ Cumin sauvage. Spanisch/ Comi-
nos montesino.
Englisch/ Komely-cummin.
Niderländisch/ Wild Comyn. Jn Sach-
sen wird er Haber-kümmel genennt.

[Abbildung] Wilder Kümmel mit runden Knöpff-
lein.
Cyminum sylvestre
capitulis globosis.

[Abbildung] Wilder Kümmel mit langen/
krummen Schoten.

Cuminum sylvestre alterum,
Matth.


1. Der

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] ner und kuͤrtzer/ am obertheil gewinnet er
ein ſchoͤnen dolder oder kron/ mit vielen
bluͤmlein/ gleich wie der Dill oder Fenchel/
darauff folgt ein langer ſamen/ der iſt von
farben grau/ mit gelbfarb vermiſcht/ eines
ſtarcken doch nicht unlieblichen Wuͤrtz-ge-
ruchs/ iſt am geſchmack etwas bitter/ mit ei-
ner lieblichen ſchärffe. Wenn der ſamen zei-
tig wird/ ſo verdirbet die wurtzel/ und erjuͤn-
gert ſich diß Gewaͤchs jaͤhrlich ſelber von dem
außgefallenen ſamen. Jn heiſſen Laͤndern/
als in Egypten/ Mohrenland/ Galatien/
Aſien und Cilicien/ waͤchßt er von ihm ſel-
ber/ aber bey uns in Teutſchland wird er al-
lein in den Gaͤrten gezielet.

Jn der Jnſul Malta bringt der Kuͤmmel
zweyerley ſamen; der eine iſt laͤnglicht und
ſpitzig/ gibt ein ſtarcken geruch und ſcharffen
geſchmack von ſich. Der ander iſt kleiner/
weiß/ dem Aniß aͤhnlich/ und eines ſuͤſſen
geſchmacks. Er wird in Malta viel geſaͤet/
under das Brot gebachet/ und in andere
Laͤnder verſendet.

Eigenſchafft.

Der Kuͤmmel hat ein oͤlicht-fluͤchtiges/
miltes ſaltz bey ſich/ hiemit eine krafft zu er-
waͤrmen/ zu zertheilen/ zu oͤffnen/ zu troͤck-
nen und zu treiben. Jſt warm im dritten/
und trocken im anfang des dritten grads.
Wird heutiges tags nicht allein zu der Artz-
ney gebraucht/ ſondern hat auch ſeinen platz
bey den Koͤchen gefunden/ die ihne zu den
ſpeiſen gebrauchen.

Gebrauch.
Windige
Auffblaͤ-
hung des
Leibs/
Grimmen/
zuruckblei-
bende mo-
natliche
Blum.
Grimmen
im leib der
Pferden.

Der Kuͤmmel dienet wider die windige
Auffblaͤhung des Bauchs/ miltert das grim-
men in den Daͤrmen/ und treibet die monat-
liche Blum der Weiber. Man ſoll ihn aber
nicht taͤglich brauchen/ ſonſt verurſacht er
ein bleiche farb.

So ein Pferd Grimmen im Leib hat:
nim Kuͤmmel-Rauten- und Fenchel-ſamen
ein halb loth/ zerſtoſſe und vermiſche es mit
Wein/ und ſchuͤtts dem Pferd warm ein.

Ohren-
ſchmertz.

Kuͤmmel-ſamen mit Fenchel-ſamen und
Weckholderbeer zerſtoſſen/ in ein ſaͤcklein ge-
than/ wol gewaͤrmt/ und ſo heiß mans er-
leiden kan uͤber die Ohren geſchlagen/ zer-
theilet deroſelben ſchmertzen.

Wind/
weiſſer
Weiber-
fluß/ harn-
winde.

Kuͤmmel-ſamen kan man auff ein quintl.
ſchwer wider die Wind und Blaͤſt offt eſſen.
Dienet wider den weiſſen Fluß der Weibe-
ren/ und die Harnwinden.

Grimmen
Leibweh/
Wind.

Etliche tropffen des auß Kuͤmmel-ſamen/
wie auß dem Aniß-ſamen deſtillierten Oels
in einem loͤffelvoll weiſſen Wein eingenom-
men/ iſt treflich gut in dem Grimmen und
Leibweh/ ſo von Kaͤlte und Winden verur-
ſacht wird.

Wilder Kuͤmmel. Cyminum ſylveſtre.
Namen.

WIlder Kuͤmmel heißt Griechiſch/
[fremdsprachliches Material – 4 Wörter fehlen]. La-
teiniſch/ Cyminum ſylveſtre, Cymi-
num agreſte, Cyminum Thebaicum, Cymi-
num ſylveſtre capitulis globoſis, C. B. ſylve-
ſtre primum, valdè odoratum, globuloſum,
J. B.
Jtaliaͤniſch/ Cimino ſalvatico. Fran-
[Spaltenumbruch] tzoͤſiſch/ Cumin ſauvage. Spaniſch/ Comi-
nos monteſino.
Engliſch/ Komely-cummin.
Niderlaͤndiſch/ Wild Comyn. Jn Sach-
ſen wird er Haber-kuͤmmel genennt.

[Abbildung] Wilder Kuͤmmel mit runden Knoͤpff-
lein.
Cyminum ſylveſtre
capitulis globoſis.

[Abbildung] Wilder Kuͤmmel mit langen/
krummen Schoten.

Cuminum ſylveſtre alterum,
Matth.


1. Der
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[703/0719] Von den Kraͤuteren. ner und kuͤrtzer/ am obertheil gewinnet er ein ſchoͤnen dolder oder kron/ mit vielen bluͤmlein/ gleich wie der Dill oder Fenchel/ darauff folgt ein langer ſamen/ der iſt von farben grau/ mit gelbfarb vermiſcht/ eines ſtarcken doch nicht unlieblichen Wuͤrtz-ge- ruchs/ iſt am geſchmack etwas bitter/ mit ei- ner lieblichen ſchärffe. Wenn der ſamen zei- tig wird/ ſo verdirbet die wurtzel/ und erjuͤn- gert ſich diß Gewaͤchs jaͤhrlich ſelber von dem außgefallenen ſamen. Jn heiſſen Laͤndern/ als in Egypten/ Mohrenland/ Galatien/ Aſien und Cilicien/ waͤchßt er von ihm ſel- ber/ aber bey uns in Teutſchland wird er al- lein in den Gaͤrten gezielet. Jn der Jnſul Malta bringt der Kuͤmmel zweyerley ſamen; der eine iſt laͤnglicht und ſpitzig/ gibt ein ſtarcken geruch und ſcharffen geſchmack von ſich. Der ander iſt kleiner/ weiß/ dem Aniß aͤhnlich/ und eines ſuͤſſen geſchmacks. Er wird in Malta viel geſaͤet/ under das Brot gebachet/ und in andere Laͤnder verſendet. Eigenſchafft. Der Kuͤmmel hat ein oͤlicht-fluͤchtiges/ miltes ſaltz bey ſich/ hiemit eine krafft zu er- waͤrmen/ zu zertheilen/ zu oͤffnen/ zu troͤck- nen und zu treiben. Jſt warm im dritten/ und trocken im anfang des dritten grads. Wird heutiges tags nicht allein zu der Artz- ney gebraucht/ ſondern hat auch ſeinen platz bey den Koͤchen gefunden/ die ihne zu den ſpeiſen gebrauchen. Gebrauch. Der Kuͤmmel dienet wider die windige Auffblaͤhung des Bauchs/ miltert das grim- men in den Daͤrmen/ und treibet die monat- liche Blum der Weiber. Man ſoll ihn aber nicht taͤglich brauchen/ ſonſt verurſacht er ein bleiche farb. So ein Pferd Grimmen im Leib hat: nim Kuͤmmel-Rauten- und Fenchel-ſamen ein halb loth/ zerſtoſſe und vermiſche es mit Wein/ und ſchuͤtts dem Pferd warm ein. Kuͤmmel-ſamen mit Fenchel-ſamen und Weckholderbeer zerſtoſſen/ in ein ſaͤcklein ge- than/ wol gewaͤrmt/ und ſo heiß mans er- leiden kan uͤber die Ohren geſchlagen/ zer- theilet deroſelben ſchmertzen. Kuͤmmel-ſamen kan man auff ein quintl. ſchwer wider die Wind und Blaͤſt offt eſſen. Dienet wider den weiſſen Fluß der Weibe- ren/ und die Harnwinden. Etliche tropffen des auß Kuͤmmel-ſamen/ wie auß dem Aniß-ſamen deſtillierten Oels in einem loͤffelvoll weiſſen Wein eingenom- men/ iſt treflich gut in dem Grimmen und Leibweh/ ſo von Kaͤlte und Winden verur- ſacht wird. Wilder Kuͤmmel. Cyminum ſylveſtre. Namen. WIlder Kuͤmmel heißt Griechiſch/ ____. La- teiniſch/ Cyminum ſylveſtre, Cymi- num agreſte, Cyminum Thebaicum, Cymi- num ſylveſtre capitulis globoſis, C. B. ſylve- ſtre primum, valdè odoratum, globuloſum, J. B. Jtaliaͤniſch/ Cimino ſalvatico. Fran- tzoͤſiſch/ Cumin ſauvage. Spaniſch/ Comi- nos monteſino. Engliſch/ Komely-cummin. Niderlaͤndiſch/ Wild Comyn. Jn Sach- ſen wird er Haber-kuͤmmel genennt. [Abbildung Wilder Kuͤmmel mit runden Knoͤpff- lein. Cyminum ſylveſtre capitulis globoſis. ] [Abbildung Wilder Kuͤmmel mit langen/ krummen Schoten. Cuminum ſylveſtre alterum, Matth. ] 1. Der

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/719>, abgerufen am 21.11.2024.