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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Vierte Buch/
[Spaltenumbruch] Ammoniac iſt/ welcher wol gefaͤrbt/ und
kein holtz noch ſteinlein hat/ mit kleinen Koͤrn-
lein/ dem Weyrauch aͤhnlich/ feſt/ lauter/
mit ſeinem geruch dem Bibergeil gleich/ und
am geſchmack bitter. Es werden des Saffts
zwey Geſchlecht heutiges tags zu uns ge-
bracht: Das erſte aber ſo jetzt beſchrieben/
iſt ſchwerlich zu bekommen: Das andere
Geſchlecht iſt mit ſteinlein/ ſand und ande-
rem unrath vermiſcht/ wird in groſſer men-
ge zu uns gefůhrt/ und iſt allen Apothecken
gemeiner als das erſte und beſte: Dieſen
pflegt man auff folgende weiß zu ſaͤuberen:
Nim des Gummi Ammoniac ſo viel du wilt/
zerſtoß ihn ein wenig/ thu ihn in ein ſteiner-
nen Hafen/ gieß friſch Brunnwaſſer daruͤ-
ber/ laß alſo 24. ſtund verdeckt ſtehen/ und
des morgens ſittiglich uͤber einem Kohlfeur-
lein zergehen/ darnach ſeige es durch ein ſtarck
tuch/ und druck es hart auß/ ſo bleiben die
ſteinlein/ ſand und aller unrath in dem tuch/
laß folgends widerumb ſittiglich ſieden mit
ſtaͤtem ruͤhren/ biß er dick wird/ denn gieß
es auff ein ſtein/ welcher ein wenig mit Oel
geſalbt ſeye/ formiere ſtuͤcklein darauß/ nach
deinem gefallen/ und behalt ſie zum gebrauch.
Auff ſolche weiß kan man alle unſaubere
Gummi oder Saͤfft/ ſo ſich nicht ſtoſſen laſ-
ſen/ wol ſaͤuberen.

Eigenſchafft.

Der Gummi Ammoniac hat oͤlicht-ſchlei-
mige/ mit ſaurlichtem/ mild-fluͤchtigem
ſaltz vermiſchte theile/ und dardurch eine
krafft zu erwaͤrmen/ zu zertheilen/ zu zeiti-
gen/ zu eroͤffnen/ zu laxieren/ den ſchleim
zu erduͤnneren/ ſand und grieß zu treiben/
und den athem zu erleichteren. Er iſt warm
in dem ende des anderen/ und trocken im er-
ſten grad. Der beſte iſt/ welcher rein/ nicht
ſandicht/ in groͤſſeren ſtuͤcken/ außwendig
gelb/ inwendig weiß/ zwiſchen den fingeren
klebicht-weich wird/ und da man ihne an-
zuͤndet/ eine helle flammen von ſich gibt/
laͤßt ſich in waſſer ſolvieren.

Gebrauch.

Ein ſcrupel geſaͤuberten Ammoniac in ei-
nem weich-geſottenen Ey eingenommen/ iſt
gut fuͤr den kurtzen Athem/ und das ge-
ſchwollene Miltz.

Wider die Erhartung des Miltzes: Nim
Gummi Ammoniac 2. loth/ zerlaſſe ihn mit
Meerzwibel-eßig/ thue darzu Cappern- und
Tamariſcen-oͤl jed. 1. loth/ darmit ſchmie-
re den ort des Miltzes warmlicht.

Galbenkraut und ſein Gummi.
Galbanifera Ferula cum ſuo
Gummi.
Namen.

GAlbenkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Metopium, Ferulago, Fe-
rula Syriaca, Ferula fœmina, Ferulago
latiore folio, C. B. Ferula folio glauco, ſemine
lato, oblongo, quibusdam Thapſia ferulacea,
J. B.

Das Gummi oder der Safft heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Galbanum.
Jtaliaͤniſch/ Galbano. Frantzoͤſiſch/ Gal-
banon, Galban.
Spaniſch/ Galbano, Galvano.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Galbenkraut. Galbanifera Ferula.
Geſtalt.

Das Galbenkraut iſt ein Geſchlecht des
Ferulkrauts/ welches nach dem Bericht
Dioſcoridis Lib. 3. Cap. 92. in der Landſchafft
Syrien waͤchßt/ an geſtalt dem Ferulkraut
faſt gleich/ ſo viel ſonderlich den glaͤichichten
ſtengel belangt. Die blaͤtter ſind kleiner als
des Roßfenchels. Die Wurtzel iſt aſchen-
farb/ eines fingers dick/ und voll hartzigen
Saffts. Es bringt ſeine Blumen auff Kro-
nen wie das Ferulkraut. Der Samen iſt
lang/ breit und leicht wie der Angelica-ſa-
men/ eines lieblichen und guten geruchs. Der
beſte Safft oder Gummi Galbanum, iſt dem
Weyrauch aͤhnlich/ gelb/ koͤrnlicht/ lauter/
fett/ nicht holtzicht/ und der etwas von ſei-
nem Samen und Kraut in ſich vermiſcht hat/
eines ſtarcken geruchs/ nicht ſehr feucht noch
gar duͤrꝛ. Er wird gefaͤlſchet mit Bonen-
mehl/ Hartz und Ammoniac. Heutiges tags
findt man den gefaͤlſchten Galbenſafft hin
und wider/ wiewol er auß Syrien nach A-
lexandria/ und von dannen gen Venedig
auch ſauber (außgenommen ſeines ſamens
und ſtuͤcklein von ſeinem ſtengel/ die mit ver-
miſcht ſind) gebracht wird. Derowegen ſol-
len die Apothecker fleißige achtung geben/
damit ſie nicht betrogen werden: welcher
mit dem ſamen und ſtuͤcklein von dem kraut
und ſtengel vermiſcht iſt/ kan nach der an-
mahnung Tabernæmontani leichtlich auff
dieſe weiß geſaͤubert werden. Nim des Gal-
benſafft ein pfund/ weniger oder mehr nach
deinem wolgefallen/ zerſtoß ihn ein wenig in
einem Moͤrſer/ thue ihn hernach in ein ſtei-
nen haͤfelein/ und gieß ein gut theil ſiedend
waſſer daruͤber/ decke es zu/ laß uͤber nacht in
einem warmen ort ſtehen/ des morgens thue
es herauß in eine pfann/ laß ſittiglich zer-
gehen/ und ein wenig ſieden/ biß aller Safft

vergan-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/712>, abgerufen am 07.01.2025.