Under denen vielen Geschlechten des Steinklees finden sich allhier abgerissen und in figuren fürgestellet;
1. Der Jtaliänische Steinklee/ Melilo- tus Italica, Fuchs. corniculis reflexis major, C. B. Melil. s. Sertula campana, Matth. Trifolium I- talicum, s. Melilotus Italica corniculis recur- vis, J. B. wächßt bald von der holtzichten Wurtzel/ wird wie ein Stäudlein über elen hoch/ mit kleinen blättlein/ wie der Klee/ die an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft sind/ hat kleine gelbe blumen/ welchen krum- me schötlein folgen/ in welchen ein kleiner röthlichter Samen verschlossen ist/ so am geruch nicht unlieblich. Dieses ist der rech- te Steinklee/ so in den Gärten gezielet wird/ aber in Jtalien/ in der Landschafft Cam- pania umb Neapoli wächßt er für sich selbst/ da man auch kräntzlein darauß ma- chet/ daher er Sertula campana heisset. Für diesen Jtaliänischen Steinklee brauchen un- sere Medici und Apothecker den gemeinen Steinklee/ so an der krafft und würckung nicht ungleich ist.
Der gemeine Steinklee/ Melilotus vulga- ris, Park. Melil. Officinarum Germaniae, C. B. Trifolium odoratum, s. Melilotus vulgaris flo- re luteo. J. B. ist dem wilden Steinklee fast gleich/ wächßt mit seinen runden/ etwas ge- striemten/ schwachen/ und ästichten stengeln offt biß zweyer elen hoch/ seine blätter sind dem Jtaliänischen Steinklee fast gleich/ am umbkreiß ein wenig zinnelicht. Oben an den stengeln trägt er gemeiniglich gelbe/ und bißweilen weisse blumen. Dieses Kraut wächßt überall an steinichten orten/ neben den wegen/ blühet fast den gantzen Sommer über/ hat weisse/ dünne/ zähe/ mit kurtzen zaseln begabte wurtzeln.
Eigenschafft.
Der gemeine Steinklee ist einer mittel- mäßigen Natur/ doch etwas mehr warm als kalt; führet neben einem alkalischen saltz annoch viel ölicht-balsamische milte theilgen bey sich/ und hat daher die eigenschafft zu erdünnern/ zu erweichen/ zu maturieren/ schmertzen zu lindern/ auch zu vertheilen/ das Haupt und Nerven zu stärcken/ und die Nieren und Blasen zu reinigen. Das gan- tze Kraut wird gebraucht/ und im Brach- und Hewmonat/ der Samen aber im Augst- monat gesamlet.
Gebrauch.
Zu dem geschwollenen Gemächt soll manGeschwol- lene Ge- mächt. nehmen Steinklee-blumen/ Chamillen-blu- men/ Leinsamen und Bonen-mehl/ jedes ein halbe handvoll/ Wermuth ein wenig/ solches in Milch zu einem pflaster sieden/ und zwi- schen zweyen tüchern gestriechen/ warm- licht überlegen.
Zu der hitzigen Geschwulst der Mutter/Hitzige ge- schwulst der Mut- ter/ Affter- darm/ Ge- mächt und heimlichen orten. des Affterdarms/ der Gemächt und heimli- chen orten. Nim Eybisch-wurtzel ein loth/ Eybisch-kraut/ Pappeln/ Steinklee/ Camil- len-blumen gestossen jedes ein quintlein/ Gerstenmehl/ Leinsamen-mehl jedes ein halb loth/ siede alles in Milch zu einem pflaster/ und lege es zwischen zweyen tüchern gestrie- chen warmlicht über das geschwollen ort.
Dem destillierten Steinklee-wasser wirdSand/ Grieß/ hi- tzige Ge- schwulst der Mut- ter/ Mast- darms und Gemächts. insonderheit von den Alten auß gewisser er- fahrung zugelegt/ daß es das Haupt und Gedächtnuß stärcke/ und die Nieren und Blasen von Sand und Grieß reinige/ drey loth zu nacht vor dem schlaff getruncken. Eusserlich wird es gebraucht zu hitziger ge- schwulst der Mutter/ des Mastdarms und Gemächten/ ein badschwam oder tüchlein darinnen genetzt/ und warmlicht übergelegt.
Das in den Apothecken zubereitete Em-Harte ge- schwulst. plastrum de Meliloto oder Steinklee-pflaster erweicht und zertheilt alle harte geschwulst/ und milteret den schmertzen derselbigen; ver- treibt auch die Mandlen-geschwulst des Halses/ außwendig übergeschlagen.
3. Garten-Steinklee oder Siebenzeit wird in der Schweitz Schabziegerkraut genennt/ dieweil man ein sonderlichen Käß/ welcher Schabziegeren heisset/ mit diesem Kraut machet. Lateinisch wird er genennet Lotus
Under denen vielen Geſchlechten des Steinklees finden ſich allhier abgeriſſen und in figuren fuͤrgeſtellet;
1. Der Jtaliaͤniſche Steinklee/ Melilo- tus Italica, Fuchſ. corniculis reflexis major, C. B. Melil. ſ. Sertula campana, Matth. Trifolium I- talicum, ſ. Melilotus Italica corniculis recur- vis, J. B. waͤchßt bald von der holtzichten Wurtzel/ wird wie ein Staͤudlein uͤber elen hoch/ mit kleinen blaͤttlein/ wie der Klee/ die an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft ſind/ hat kleine gelbe blumen/ welchen krum- me ſchoͤtlein folgen/ in welchen ein kleiner roͤthlichter Samen verſchloſſen iſt/ ſo am geruch nicht unlieblich. Dieſes iſt der rech- te Steinklee/ ſo in den Gaͤrten gezielet wird/ aber in Jtalien/ in der Landſchafft Cam- pania umb Neapoli waͤchßt er fuͤr ſich ſelbſt/ da man auch kraͤntzlein darauß ma- chet/ daher er Sertula campana heiſſet. Fuͤr dieſen Jtaliaͤniſchen Steinklee brauchen un- ſere Medici und Apothecker den gemeinen Steinklee/ ſo an der krafft und wuͤrckung nicht ungleich iſt.
Der gemeine Steinklee/ Melilotus vulga- ris, Park. Melil. Officinarum Germaniæ, C. B. Trifolium odoratum, ſ. Melilotus vulgaris flo- re luteo. J. B. iſt dem wilden Steinklee faſt gleich/ waͤchßt mit ſeinen runden/ etwas ge- ſtriemten/ ſchwachen/ und aͤſtichten ſtengeln offt biß zweyer elen hoch/ ſeine blaͤtter ſind dem Jtaliaͤniſchen Steinklee faſt gleich/ am umbkreiß ein wenig zinnelicht. Oben an den ſtengeln traͤgt er gemeiniglich gelbe/ und bißweilen weiſſe blumen. Dieſes Kraut waͤchßt uͤberall an ſteinichten orten/ neben den wegen/ bluͤhet faſt den gantzen Sommer uͤber/ hat weiſſe/ duͤnne/ zaͤhe/ mit kurtzen zaſeln begabte wurtzeln.
Eigenſchafft.
Der gemeine Steinklee iſt einer mittel- maͤßigen Natur/ doch etwas mehr warm als kalt; fuͤhret neben einem alkaliſchen ſaltz annoch viel oͤlicht-balſamiſche milte theilgen bey ſich/ und hat daher die eigenſchafft zu erduͤnnern/ zu erweichen/ zu maturieren/ ſchmertzen zu lindern/ auch zu vertheilen/ das Haupt und Nerven zu ſtaͤrcken/ und die Nieren und Blaſen zu reinigen. Das gan- tze Kraut wird gebraucht/ und im Brach- und Hewmonat/ der Samen aber im Augſt- monat geſamlet.
Gebrauch.
Zu dem geſchwollenen Gemaͤcht ſoll manGeſchwol- lene Ge- maͤcht. nehmen Steinklee-blumen/ Chamillen-blu- men/ Leinſamen und Bonen-mehl/ jedes ein halbe handvoll/ Wermuth ein wenig/ ſolches in Milch zu einem pflaſter ſieden/ und zwi- ſchen zweyen tuͤchern geſtriechen/ warm- licht uͤberlegen.
Zu der hitzigen Geſchwulſt der Mutter/Hitzige ge- ſchwulſt der Mut- ter/ Affter- darm/ Ge- maͤcht und heimlichen orten. des Affterdarms/ der Gemaͤcht und heimli- chen orten. Nim Eybiſch-wurtzel ein loth/ Eybiſch-kraut/ Pappeln/ Steinklee/ Camil- len-blumen geſtoſſen jedes ein quintlein/ Gerſtenmehl/ Leinſamen-mehl jedes ein halb loth/ ſiede alles in Milch zu einem pflaſter/ und lege es zwiſchen zweyen tuͤchern geſtrie- chen warmlicht uͤber das geſchwollen ort.
Dem deſtillierten Steinklee-waſſer wirdSand/ Grieß/ hi- tzige Ge- ſchwulſt der Mut- ter/ Maſt- darms uñ Gemaͤchts. inſonderheit von den Alten auß gewiſſer er- fahrung zugelegt/ daß es das Haupt und Gedaͤchtnuß ſtaͤrcke/ und die Nieren und Blaſen von Sand und Grieß reinige/ drey loth zu nacht vor dem ſchlaff getruncken. Euſſerlich wird es gebraucht zu hitziger ge- ſchwulſt der Mutter/ des Maſtdarms und Gemaͤchten/ ein badſchwam oder tuͤchlein darinnen genetzt/ und warmlicht uͤbergelegt.
Das in den Apothecken zubereitete Em-Harte ge- ſchwulſt. plaſtrum de Meliloto oder Steinklee-pflaſter erweicht und zertheilt alle harte geſchwulſt/ und milteret den ſchmertzen derſelbigen; ver- treibt auch die Mandlen-geſchwulſt des Halſes/ außwendig uͤbergeſchlagen.
3. Garten-Steinklee oder Siebenzeit wird in der Schweitz Schabziegerkraut genennt/ dieweil man ein ſonderlichen Kaͤß/ welcher Schabziegeren heiſſet/ mit dieſem Kraut machet. Lateiniſch wird er genennet Lotus
hortorum
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[690/0706]
Das Vierte Buch/
Namen.
JTaliaͤniſcher Steinklee heißt Grie-
chiſch/ __. Latei-
niſch/ Melilotus Italica, Sertula cam-
pana. Jtaliaͤniſch/ Meliloto.
Geſchlecht und Geſtalt.
Under denen vielen Geſchlechten des
Steinklees finden ſich allhier abgeriſſen und
in figuren fuͤrgeſtellet;
1. Der Jtaliaͤniſche Steinklee/ Melilo-
tus Italica, Fuchſ. corniculis reflexis major, C. B.
Melil. ſ. Sertula campana, Matth. Trifolium I-
talicum, ſ. Melilotus Italica corniculis recur-
vis, J. B. waͤchßt bald von der holtzichten
Wurtzel/ wird wie ein Staͤudlein uͤber elen
hoch/ mit kleinen blaͤttlein/ wie der Klee/
die an dem umbkreiß ein wenig zerkerfft
ſind/ hat kleine gelbe blumen/ welchen krum-
me ſchoͤtlein folgen/ in welchen ein kleiner
roͤthlichter Samen verſchloſſen iſt/ ſo am
geruch nicht unlieblich. Dieſes iſt der rech-
te Steinklee/ ſo in den Gaͤrten gezielet wird/
aber in Jtalien/ in der Landſchafft Cam-
pania umb Neapoli waͤchßt er fuͤr ſich
ſelbſt/ da man auch kraͤntzlein darauß ma-
chet/ daher er Sertula campana heiſſet. Fuͤr
dieſen Jtaliaͤniſchen Steinklee brauchen un-
ſere Medici und Apothecker den gemeinen
Steinklee/ ſo an der krafft und wuͤrckung
nicht ungleich iſt.
[Abbildung Gemeiner Steinklee. Melilotus
vulgaris.
]
2. Gemeiner Steinklee/ groſſer Stein-
klee/ Honigklee/ edler Steinklee/ unſer lie-
den Frauen Schuͤhlein/ heißt Lateiniſch/ Me-
lilotus vulgaris, Melilotus nobilis, Trifolium
caballinum. Jtaliaͤniſch/ Meliloto, Trifoglio
caballino. Frantzoͤſiſch/ Melilot. Spaniſch/
Meliloto. Engliſch/ Melilote. Daͤniſch/ A-
mur/ Steenklee. Niderlaͤndiſch/ groote
Steenclauere.
Geſtalt.
Der gemeine Steinklee/ Melilotus vulga-
ris, Park. Melil. Officinarum Germaniæ, C. B.
Trifolium odoratum, ſ. Melilotus vulgaris flo-
re luteo. J. B. iſt dem wilden Steinklee faſt
gleich/ waͤchßt mit ſeinen runden/ etwas ge-
ſtriemten/ ſchwachen/ und aͤſtichten ſtengeln
offt biß zweyer elen hoch/ ſeine blaͤtter ſind
dem Jtaliaͤniſchen Steinklee faſt gleich/ am
umbkreiß ein wenig zinnelicht. Oben an den
ſtengeln traͤgt er gemeiniglich gelbe/ und
bißweilen weiſſe blumen. Dieſes Kraut
waͤchßt uͤberall an ſteinichten orten/ neben
den wegen/ bluͤhet faſt den gantzen Sommer
uͤber/ hat weiſſe/ duͤnne/ zaͤhe/ mit kurtzen
zaſeln begabte wurtzeln.
Eigenſchafft.
Der gemeine Steinklee iſt einer mittel-
maͤßigen Natur/ doch etwas mehr warm
als kalt; fuͤhret neben einem alkaliſchen ſaltz
annoch viel oͤlicht-balſamiſche milte theilgen
bey ſich/ und hat daher die eigenſchafft zu
erduͤnnern/ zu erweichen/ zu maturieren/
ſchmertzen zu lindern/ auch zu vertheilen/
das Haupt und Nerven zu ſtaͤrcken/ und die
Nieren und Blaſen zu reinigen. Das gan-
tze Kraut wird gebraucht/ und im Brach- und
Hewmonat/ der Samen aber im Augſt-
monat geſamlet.
Gebrauch.
Zu dem geſchwollenen Gemaͤcht ſoll man
nehmen Steinklee-blumen/ Chamillen-blu-
men/ Leinſamen und Bonen-mehl/ jedes ein
halbe handvoll/ Wermuth ein wenig/ ſolches
in Milch zu einem pflaſter ſieden/ und zwi-
ſchen zweyen tuͤchern geſtriechen/ warm-
licht uͤberlegen.
Geſchwol-
lene Ge-
maͤcht.
Zu der hitzigen Geſchwulſt der Mutter/
des Affterdarms/ der Gemaͤcht und heimli-
chen orten. Nim Eybiſch-wurtzel ein loth/
Eybiſch-kraut/ Pappeln/ Steinklee/ Camil-
len-blumen geſtoſſen jedes ein quintlein/
Gerſtenmehl/ Leinſamen-mehl jedes ein halb
loth/ ſiede alles in Milch zu einem pflaſter/
und lege es zwiſchen zweyen tuͤchern geſtrie-
chen warmlicht uͤber das geſchwollen ort.
Hitzige ge-
ſchwulſt
der Mut-
ter/ Affter-
darm/ Ge-
maͤcht und
heimlichen
orten.
Dem deſtillierten Steinklee-waſſer wird
inſonderheit von den Alten auß gewiſſer er-
fahrung zugelegt/ daß es das Haupt und
Gedaͤchtnuß ſtaͤrcke/ und die Nieren und
Blaſen von Sand und Grieß reinige/ drey
loth zu nacht vor dem ſchlaff getruncken.
Euſſerlich wird es gebraucht zu hitziger ge-
ſchwulſt der Mutter/ des Maſtdarms und
Gemaͤchten/ ein badſchwam oder tuͤchlein
darinnen genetzt/ und warmlicht uͤbergelegt.
Sand/
Grieß/ hi-
tzige Ge-
ſchwulſt
der Mut-
ter/ Maſt-
darms uñ
Gemaͤchts.
Das in den Apothecken zubereitete Em-
plaſtrum de Meliloto oder Steinklee-pflaſter
erweicht und zertheilt alle harte geſchwulſt/
und milteret den ſchmertzen derſelbigen; ver-
treibt auch die Mandlen-geſchwulſt des
Halſes/ außwendig uͤbergeſchlagen.
Harte ge-
ſchwulſt.
3. Garten-Steinklee oder Siebenzeit wird
in der Schweitz Schabziegerkraut genennt/
dieweil man ein ſonderlichen Kaͤß/ welcher
Schabziegeren heiſſet/ mit dieſem Kraut
machet. Lateiniſch wird er genennet Lotus
hortorum
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 690. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/706>, abgerufen am 03.12.2024.
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