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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] nicht zerkerbt: Der stengel ist wie im Bal-
drian ein wenig fett/ rund/ oben am gipffel
gewinnt er gar ein schöne Dolden mit pur-
pur-braunen blumen/ die hangen an graß-
grünen stielen/ sind eines lieblichen geruchs.
Diese Nard hat zwo wurtzeln in gestalt zwey-
er hödlein/ und in grösse der Oliven/ die
rinde daran ist schwartz. Bißweilen wach-
sen auß dieser wurtzel zu beyden seiten lange
zäserlein/ die geben ein geruch wie die Jn-
dianische Nard. Zuweilen ist die wurtzel
lang/ und etwas knorricht. Die beste Berg-
Nard wächßt in Syrien/ Cilicien und Jl-
lyrien.

Eigenschafft und Gebrauch.

Die Berg-Nard hat gleiche Eigenschafft
wie die Celtische und Jndianische Nard/ und
mag also gleich denenselben/ zu stärckung
des schwachen Magens/ und reinigung der
verschleimten Mutter und Nieren/ in Kräu-
ter-weinen/ Magen-essentzen/ und Elixie-
ren gebraucht werden.



CAPUT IV.
[Abbildung] Spicanard. Spica domestica.
Namen.

SPicanard heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 7 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 3 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Spica domestica, Spi-
ca nardi, Pseudonardus mas.
Jtaliä-
nisch/ Spico, Spigo. Frantzösisch/ Aspic.
Spanisch/ Espigasil. Englisch/ Spick-
nard.

Lavendel heißt Lateinisch/ Lavandula, La-
vendula, Pseudonardus foemina.
Jtaliänisch/
Lavanda. Frantzösisch/ Lavande. Spa-
nisch/ Espliego. Englisch/ Lavender. Dä-
nisch/ Lawendel. Niderländisch/ Laven-
der.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Lavendel. Lavandula.
Gestalt.

Spicanard und Lavendel sind beyde hol-
tzichte stäudlein/ dem Stöchaskraut oder
Roßmarin ähnlich/ nicht viel über ein span-
nen hoch/ mit viereckichten/ kleinen/ dün-
nen stengelein/ und unzehlich vielen läng-
lichten/ schmalen/ dicken/ aschenfarb-grü-
nen blättlein/ tragen oben braun-blaue
blümlein wie ein ähre. Man findet auch
ein Geschlecht Lavendel/ mit breiten blät-
tern und weissen blumen/ welches in den Ni-
derländischen Gärten vor etlich Jahren ge-
mein gewesen. Die wurtzel ist gantz holtzicht
und fasicht. Der samen ist graw-schwartz/
davon junge stöcklein auffgehen/ aber viel
eher/ so man zweige abreißt/ und wider in
grund legt/ im Frühling oder Herbst. Der
Spicanard ist dem Lavendel in allen stücken
überlegen/ denn er ist höher/ dicker/ brei-
ter/ weisser/ und am geruch stärcker. Dar-
gegen ist die Lavendel zarter/ mildter und
gebräuchlicher/ dem geruch nach nicht so
lieblich. Jm Lentzen werden die stauden wi-
derumb grün/ blühen im Brach- und Hew-
monat/ zu welcher zeit die wolriechenden
blumen sollen gesamlet werden. Man kan
die Lavendel-blum an statt der Stöchas-
blum nutzlich gebrauchen/ dieweilen man
diese selten frisch bey uns findet/ und sie ge-
meiniglich den geruch verlohren hat. Die
Spicanard und Lavendel werden in Teutsch-
land in den Gärten gepflantzet. Jn Spa-
nien und dem Narbonensischen Franckreich
wachsen sie häuffig auff den Feldern und
bergichten orten. Eine sondere art der La-
vendel mit zerschnittenen/ wollichten/ und
aschenfärbigen blättern/ hat Carolus Clusius
erstlich auff einem bühel bey der Böotischen
Statt Malaca in Griechenland/ hernach bey
der Statt Murcia in Spanien und sonsten
nirgends mehr angetroffen/ deren die erste

schon

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] nicht zerkerbt: Der ſtengel iſt wie im Bal-
drian ein wenig fett/ rund/ oben am gipffel
gewinnt er gar ein ſchoͤne Dolden mit pur-
pur-braunen blumen/ die hangen an graß-
gruͤnen ſtielen/ ſind eines lieblichen geruchs.
Dieſe Nard hat zwo wurtzeln in geſtalt zwey-
er hoͤdlein/ und in groͤſſe der Oliven/ die
rinde daran iſt ſchwartz. Bißweilen wach-
ſen auß dieſer wurtzel zu beyden ſeiten lange
zaͤſerlein/ die geben ein geruch wie die Jn-
dianiſche Nard. Zuweilen iſt die wurtzel
lang/ und etwas knorꝛicht. Die beſte Berg-
Nard waͤchßt in Syrien/ Cilicien und Jl-
lyrien.

Eigenſchafft und Gebrauch.

Die Berg-Nard hat gleiche Eigenſchafft
wie die Celtiſche und Jndianiſche Nard/ und
mag alſo gleich denenſelben/ zu ſtaͤrckung
des ſchwachen Magens/ und reinigung der
verſchleimten Mutter und Nieren/ in Kraͤu-
ter-weinen/ Magen-eſſentzen/ und Elixie-
ren gebraucht werden.



CAPUT IV.
[Abbildung] Spicanard. Spica domeſtica.
Namen.

SPicanard heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 7 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 3 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Spica domeſtica, Spi-
ca nardi, Pſeudonardus mas.
Jtaliaͤ-
niſch/ Spico, Spigo. Frantzoͤſiſch/ Aſpic.
Spaniſch/ Eſpigaſil. Engliſch/ Spick-
nard.

Lavendel heißt Lateiniſch/ Lavandula, La-
vendula, Pſeudonardus fœmina.
Jtaliaͤniſch/
Lavanda. Frantzoͤſiſch/ Lavande. Spa-
niſch/ Eſpliego. Engliſch/ Lavender. Daͤ-
niſch/ Lawendel. Niderlaͤndiſch/ Laven-
der.

[Spaltenumbruch] [Abbildung] Lavendel. Lavandula.
Geſtalt.

Spicanard und Lavendel ſind beyde hol-
tzichte ſtaͤudlein/ dem Stoͤchaskraut oder
Roßmarin aͤhnlich/ nicht viel uͤber ein ſpan-
nen hoch/ mit viereckichten/ kleinen/ duͤn-
nen ſtengelein/ und unzehlich vielen laͤng-
lichten/ ſchmalen/ dicken/ aſchenfarb-gruͤ-
nen blaͤttlein/ tragen oben braun-blaue
bluͤmlein wie ein aͤhre. Man findet auch
ein Geſchlecht Lavendel/ mit breiten blaͤt-
tern und weiſſen blumen/ welches in den Ni-
derlaͤndiſchen Gaͤrten vor etlich Jahren ge-
mein geweſen. Die wurtzel iſt gantz holtzicht
und faſicht. Der ſamen iſt graw-ſchwartz/
davon junge ſtoͤcklein auffgehen/ aber viel
eher/ ſo man zweige abreißt/ und wider in
grund legt/ im Fruͤhling oder Herbſt. Der
Spicanard iſt dem Lavendel in allen ſtuͤcken
uͤberlegen/ denn er iſt hoͤher/ dicker/ brei-
ter/ weiſſer/ und am geruch ſtaͤrcker. Dar-
gegen iſt die Lavendel zarter/ mildter und
gebraͤuchlicher/ dem geruch nach nicht ſo
lieblich. Jm Lentzen werden die ſtauden wi-
derumb gruͤn/ bluͤhen im Brach- und Hew-
monat/ zu welcher zeit die wolriechenden
blumen ſollen geſamlet werden. Man kan
die Lavendel-blum an ſtatt der Stoͤchas-
blum nutzlich gebrauchen/ dieweilen man
dieſe ſelten friſch bey uns findet/ und ſie ge-
meiniglich den geruch verlohren hat. Die
Spicanard uñ Lavendel werden in Teutſch-
land in den Gaͤrten gepflantzet. Jn Spa-
nien und dem Narbonenſiſchen Franckreich
wachſen ſie haͤuffig auff den Feldern und
bergichten orten. Eine ſondere art der La-
vendel mit zerſchnittenen/ wollichten/ und
aſchenfaͤrbigen blaͤttern/ hat Carolus Cluſius
erſtlich auff einem buͤhel bey der Boͤotiſchen
Statt Malaca in Griechenland/ hernach bey
der Statt Murcia in Spanien und ſonſten
nirgends mehr angetroffen/ deren die erſte

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[519/0535] Von den Kraͤuteren. nicht zerkerbt: Der ſtengel iſt wie im Bal- drian ein wenig fett/ rund/ oben am gipffel gewinnt er gar ein ſchoͤne Dolden mit pur- pur-braunen blumen/ die hangen an graß- gruͤnen ſtielen/ ſind eines lieblichen geruchs. Dieſe Nard hat zwo wurtzeln in geſtalt zwey- er hoͤdlein/ und in groͤſſe der Oliven/ die rinde daran iſt ſchwartz. Bißweilen wach- ſen auß dieſer wurtzel zu beyden ſeiten lange zaͤſerlein/ die geben ein geruch wie die Jn- dianiſche Nard. Zuweilen iſt die wurtzel lang/ und etwas knorꝛicht. Die beſte Berg- Nard waͤchßt in Syrien/ Cilicien und Jl- lyrien. Eigenſchafft und Gebrauch. Die Berg-Nard hat gleiche Eigenſchafft wie die Celtiſche und Jndianiſche Nard/ und mag alſo gleich denenſelben/ zu ſtaͤrckung des ſchwachen Magens/ und reinigung der verſchleimten Mutter und Nieren/ in Kraͤu- ter-weinen/ Magen-eſſentzen/ und Elixie- ren gebraucht werden. CAPUT IV. [Abbildung Spicanard. Spica domeſtica. ] Namen. SPicanard heißt Griechiſch/ _______- ___. Lateiniſch/ Spica domeſtica, Spi- ca nardi, Pſeudonardus mas. Jtaliaͤ- niſch/ Spico, Spigo. Frantzoͤſiſch/ Aſpic. Spaniſch/ Eſpigaſil. Engliſch/ Spick- nard. Lavendel heißt Lateiniſch/ Lavandula, La- vendula, Pſeudonardus fœmina. Jtaliaͤniſch/ Lavanda. Frantzoͤſiſch/ Lavande. Spa- niſch/ Eſpliego. Engliſch/ Lavender. Daͤ- niſch/ Lawendel. Niderlaͤndiſch/ Laven- der. [Abbildung Lavendel. Lavandula. ] Geſtalt. Spicanard und Lavendel ſind beyde hol- tzichte ſtaͤudlein/ dem Stoͤchaskraut oder Roßmarin aͤhnlich/ nicht viel uͤber ein ſpan- nen hoch/ mit viereckichten/ kleinen/ duͤn- nen ſtengelein/ und unzehlich vielen laͤng- lichten/ ſchmalen/ dicken/ aſchenfarb-gruͤ- nen blaͤttlein/ tragen oben braun-blaue bluͤmlein wie ein aͤhre. Man findet auch ein Geſchlecht Lavendel/ mit breiten blaͤt- tern und weiſſen blumen/ welches in den Ni- derlaͤndiſchen Gaͤrten vor etlich Jahren ge- mein geweſen. Die wurtzel iſt gantz holtzicht und faſicht. Der ſamen iſt graw-ſchwartz/ davon junge ſtoͤcklein auffgehen/ aber viel eher/ ſo man zweige abreißt/ und wider in grund legt/ im Fruͤhling oder Herbſt. Der Spicanard iſt dem Lavendel in allen ſtuͤcken uͤberlegen/ denn er iſt hoͤher/ dicker/ brei- ter/ weiſſer/ und am geruch ſtaͤrcker. Dar- gegen iſt die Lavendel zarter/ mildter und gebraͤuchlicher/ dem geruch nach nicht ſo lieblich. Jm Lentzen werden die ſtauden wi- derumb gruͤn/ bluͤhen im Brach- und Hew- monat/ zu welcher zeit die wolriechenden blumen ſollen geſamlet werden. Man kan die Lavendel-blum an ſtatt der Stoͤchas- blum nutzlich gebrauchen/ dieweilen man dieſe ſelten friſch bey uns findet/ und ſie ge- meiniglich den geruch verlohren hat. Die Spicanard uñ Lavendel werden in Teutſch- land in den Gaͤrten gepflantzet. Jn Spa- nien und dem Narbonenſiſchen Franckreich wachſen ſie haͤuffig auff den Feldern und bergichten orten. Eine ſondere art der La- vendel mit zerſchnittenen/ wollichten/ und aſchenfaͤrbigen blaͤttern/ hat Carolus Cluſius erſtlich auff einem buͤhel bey der Boͤotiſchen Statt Malaca in Griechenland/ hernach bey der Statt Murcia in Spanien und ſonſten nirgends mehr angetroffen/ deren die erſte ſchon

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/535>, abgerufen am 21.11.2024.