Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] das entzündete Geblüt und den Durst/ ma-
Entzündet
geblüt/
durst/
mangel
des schlafs
erhaltung
der mich
bey den
säugamen.
chet ein sanfften Schlaff/ Morgens und zu
Nacht vor dem Schlaff 5. oder 6. loth ge-
truncken: so die Säugammen dieses wasser
trincken/ erhaltet es ihnen die Milch.

Auß dem samen machet man ein öl also.
Lasse den samen in Rosenwasser wol erwei-
chen/ alßdenn presse ein öl darauß/ welches
sehr gut ist wider den Samen-fluß/ dessen
Lattich-öl
Samen-
fluß.
ein wenig etliche Tag nach einander in
Wein oder einem Süpplein eingenommen.

[Abbildung] Wilder Lattich. Lactuca sylvestris.

1. Das erste Geschlecht des wilden Lat-
tichs/ Lactuca sylvestris odore viroso, C. B.
sylv. lato folio, succo viroso, J. B. Endiviae fo-
liis, odore viroso, Park.
Jst dem zahmen/ so
er nun alt/ gleich/ außgenommen die blät-
ter sind schmäler/ weisser/ raucher/ tieff zer-
kerbt/ und so sie alt werden/ gewinnen sie
viel kleine stacheln an ihrem rand. Sind ei-
nes sehr bitteren und harten geschmacks;
hat auch einen glatten/ runden/ dicklichten/
mit einem sehr bitteren/ und übel riechen-
den Milch-safft begabten/ ästichten stengel.
mit gelben verfliegenden in schwammigem
röthlichten kelchlein sitzenden Blumen. Die
wurtzel ist weiß/ zasicht/ kleinen fingers
dick/ und vol obbedeuter milch. Jn den samen-
hülsen findet man auch viel milch/ welche
Flecken
starfell
der augen.
die wölcklein und flecken/ oder Stahr-fell
der Augen solle vertreiben/ wenn man sie
mit Weiber-milch vermischet/ vnd alsdenn
etliche tröpflein in die Augen fallen läßt. Er
wächßt auff dem Felde/ und ungebawten
orten/ alhier findet man ihne an dem Ge-
stad des Rheins.

Diesen wilden Lattich brauchen viel Apo-
thecker an statt der Endivien/ nicht ohne
grossen schaden der Krancken/ denn sie also
die heylsamen Leber-Artzneyen/ darzu die
rechte Endivien genommen wird/ leichtfer-
tiger weiß verfälschen. Derohalben welchen
[Spaltenumbruch] Apotheckern ihres beruffs pflicht/ Ehr und
Eyd zu Hertzen gehet/ die sollen sich dieses
hochsträfflichen betrugs/ quid pro quo, Spre-
wer für Korn zu geben/ geflissenlich enthalten.

Es hat aber dieser wilde Lattich eine
schlaffbringende Eigenschafft/ welches nicht
nur der gifftig-stinckende geruch seines
milch-saffts zu erkennen gibt; sonderen es
hat auch Martinus Liste, ein berühmter Medi-
cus
in Engelland an sich selbsten erfahren/
daß der von diesem angezündeten Kraut in
die Nasen gefaßte rauch einen starcken
schwindel und einesmahlige tummigkeit ih-
me erwecket; gleicher weise es denen zu ge-
schehen pflegt/ welche das erste mahl Ta-
back rauchen/ und saugen.

2. Der wilde Lattich mit stachlichter rip-
pe/ an den zerkerfften mit bitterer milch be-
gabten blättern; Lactuca sylvestris costa spi-
nosa, C. B. sylv. s. Endivia multis dicta, folio
laciniato dorso spinoso, J. B.

3. Der wilde Lattich mit unzerkerften blät-
tern/ Lactuca sylvestris, folio non laciniato, J. B.

4. Der wilde Lattich mit ablangen/ gel-
ben/ in flaum außgehenden blümlein; und
ablangen/ schmalen/ theils gantzen/ theils
auch eingeschnittenen blättern. Wächßt umb
Basel auff den Frucht-äckeren/ und blühet
im Herbst: Chondrilla viscosa humilis. C. B.
Lactuca sylvestris minor, foliis angustis, flori-
bus luteis oblongis.

5. Der wilde Felsen-lattich/ Lactuca syl-
vestris saxatilis, foliis Taraxaci in modum in-
cisis, succo lacteo viscoso: Chondrilla sylv. vis-
cosa, caule foliis obducto, C. B.

6. Der wilde Maur-lattich/ Lactuca syl-
vestris murorum flore luteo, J. B. Sonchus lae-
vis laciniatus muralis, parvis floribus, C. B.

7. Der wilde/ glatte Maur-lattich/ La-
ctucae murorum affinis Sonchus dendroides
Dalechampii, J. B. Sonchus laevis laciniatus,
luteus, montanus major, C. B.

8. Der wilde purpurfarbe Lattich/ Lactu-
ca sylvatica purpurea, J. B. montana purpureo-
coerulea major, C. B.

9. Der wilde/ stachlichte/ Africanische
Stauden-lattich/ Sonchus (verius Lactuca)
fruticosus, petraeus Africanus spinosus, Park.



CAPUT CIII.
Gänßdistel. Sonchus.
Namen.

SOnchenkraut heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 3 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material - 2 Zeichen fehlen]. Lateinisch/ Sonchus, Olus lepo-
rinum, Palatium leporis, Olus anseri-
num, Carduus anserinus, Leporis pabulum,
Crispinum, Lactuca leporina, Lactucella, La-
ctero, Cicerbita, Cicharba.
Jtaliänisch/ Son-
cho, Cicerbita, Crespine.
Frantzösisch/ Lace-
ron.
Spanisch/ Cerajas. Niderländisch/ Son-
chencruyt.

Gänßdistel heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]
[fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Sonchus asper, Cicerbita
aspera, cichorium porcinum, Sonchus sylve-
stris, Sonchus niger.
Jtaliänisch/ Soncho a-
spro, Cicerbita spinosa.
Frantzösisch/ Laitron.
Spanisch/ Cerrajas. Englisch/ Sowthistel.
Niderländisch/ Welckeweye/ Gansendistel.
Jn Hoch-Teutscher Sprache wird er auch

genant

Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch] das entzuͤndete Gebluͤt und den Durſt/ ma-
Entzuͤndet
gebluͤt/
durſt/
mangel
des ſchlafs
erhaltung
der mich
bey den
ſaͤugamen.
chet ein ſanfften Schlaff/ Morgens und zu
Nacht vor dem Schlaff 5. oder 6. loth ge-
truncken: ſo die Saͤugammen dieſes waſſer
trincken/ erhaltet es ihnen die Milch.

Auß dem ſamen machet man ein oͤl alſo.
Laſſe den ſamen in Roſenwaſſer wol erwei-
chen/ alßdenn preſſe ein oͤl darauß/ welches
ſehr gut iſt wider den Samen-fluß/ deſſen
Lattich-oͤl
Samen-
fluß.
ein wenig etliche Tag nach einander in
Wein oder einem Suͤpplein eingenommen.

[Abbildung] Wilder Lattich. Lactuca ſylveſtris.

1. Das erſte Geſchlecht des wilden Lat-
tichs/ Lactuca ſylveſtris odore viroſo, C. B.
ſylv. lato folio, ſucco viroſo, J. B. Endiviæ fo-
liis, odore viroſo, Park.
Jſt dem zahmen/ ſo
er nun alt/ gleich/ außgenommen die blaͤt-
ter ſind ſchmaͤler/ weiſſer/ raucher/ tieff zer-
kerbt/ und ſo ſie alt werden/ gewinnen ſie
viel kleine ſtacheln an ihrem rand. Sind ei-
nes ſehr bitteren und harten geſchmacks;
hat auch einen glatten/ runden/ dicklichten/
mit einem ſehr bitteren/ und uͤbel riechen-
den Milch-ſafft begabten/ aͤſtichten ſtengel.
mit gelben verfliegenden in ſchwammigem
roͤthlichten kelchlein ſitzenden Blumen. Die
wurtzel iſt weiß/ zaſicht/ kleinen fingers
dick/ und vol obbedeuter milch. Jn den ſamẽ-
huͤlſen findet man auch viel milch/ welche
Flecken
ſtarfell
der augen.
die woͤlcklein und flecken/ oder Stahr-fell
der Augen ſolle vertreiben/ wenn man ſie
mit Weiber-milch vermiſchet/ vnd alsdenn
etliche troͤpflein in die Augen fallen laͤßt. Er
waͤchßt auff dem Felde/ und ungebawten
orten/ alhier findet man ihne an dem Ge-
ſtad des Rheins.

Dieſen wilden Lattich brauchen viel Apo-
thecker an ſtatt der Endivien/ nicht ohne
groſſen ſchaden der Krancken/ denn ſie alſo
die heylſamen Leber-Artzneyen/ darzu die
rechte Endivien genommen wird/ leichtfer-
tiger weiß verfaͤlſchen. Derohalben welchen
[Spaltenumbruch] Apotheckern ihres beruffs pflicht/ Ehr und
Eyd zu Hertzen gehet/ die ſollen ſich dieſes
hochſtraͤfflichen betrugs/ quid pro quo, Spre-
wer fuͤr Korn zu geben/ gefliſſenlich enthaltẽ.

Es hat aber dieſer wilde Lattich eine
ſchlaffbringende Eigenſchafft/ welches nicht
nur der gifftig-ſtinckende geruch ſeines
milch-ſaffts zu erkennen gibt; ſonderen es
hat auch Martinus Liſte, ein beruͤhmter Medi-
cus
in Engelland an ſich ſelbſten erfahren/
daß der von dieſem angezuͤndeten Kraut in
die Naſen gefaßte rauch einen ſtarcken
ſchwindel und einesmahlige tummigkeit ih-
me erwecket; gleicher weiſe es denen zu ge-
ſchehen pflegt/ welche das erſte mahl Ta-
back rauchen/ und ſaugen.

2. Der wilde Lattich mit ſtachlichter rip-
pe/ an den zerkerfften mit bitterer milch be-
gabten blaͤttern; Lactuca ſylveſtris coſtâ ſpi-
noſâ, C. B. ſylv. ſ. Endivia multis dicta, folio
laciniato dorſo ſpinoſo, J. B.

3. Der wilde Lattich mit unzerkerften blaͤt-
tern/ Lactuca ſylveſtris, folio non laciniato, J. B.

4. Der wilde Lattich mit ablangen/ gel-
ben/ in flaum außgehenden bluͤmlein; und
ablangen/ ſchmalen/ theils gantzen/ theils
auch eingeſchnittenen blaͤttern. Waͤchßt umb
Baſel auff den Frucht-aͤckeren/ und bluͤhet
im Herbſt: Chondrilla viſcoſa humilis. C. B.
Lactuca ſylveſtris minor, foliis anguſtis, flori-
bus luteis oblongis.

5. Der wilde Felſen-lattich/ Lactuca ſyl-
veſtris ſaxatilis, foliis Taraxaci in modum in-
ciſis, ſucco lacteo viſcoſo: Chondrilla ſylv. viſ-
coſa, caule foliis obducto, C. B.

6. Der wilde Maur-lattich/ Lactuca ſyl-
veſtris murorum flore luteo, J. B. Sonchus læ-
vis laciniatus muralis, parvis floribus, C. B.

7. Der wilde/ glatte Maur-lattich/ La-
ctucæ murorum affinis Sonchus dendroides
Dalechampii, J. B. Sonchus lævis laciniatus,
luteus, montanus major, C. B.

8. Der wilde purpurfarbe Lattich/ Lactu-
ca ſylvatica purpurea, J. B. montana purpureo-
cœrulea major, C. B.

9. Der wilde/ ſtachlichte/ Africaniſche
Stauden-lattich/ Sonchus (veriùs Lactuca)
fruticoſus, petræus Africanus ſpinoſus, Park.



CAPUT CIII.
Gaͤnßdiſtel. Sonchus.
Namen.

SOnchenkraut heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 3 Zeichen fehlen]-
[fremdsprachliches Material – 2 Zeichen fehlen]. Lateiniſch/ Sonchus, Olus lepo-
rinum, Palatium leporis, Olus anſeri-
num, Carduus anſerinus, Leporis pabulum,
Criſpinum, Lactuca leporina, Lactucella, La-
ctero, Cicerbita, Cicharba.
Jtaliaͤniſch/ Son-
cho, Cicerbita, Creſpine.
Frantzoͤſiſch/ Lace-
ron.
Spaniſch/ Cerajas. Niderlaͤndiſch/ Son-
chencruyt.

Gaͤnßdiſtel heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]
[fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Sonchus aſper, Cicerbita
aſpera, cichorium porcinum, Sonchus ſylve-
ſtris, Sonchus niger.
Jtaliaͤniſch/ Soncho a-
ſpro, Cicerbita ſpinoſa.
Frantzoͤſiſch/ Laitron.
Spaniſch/ Cerrajas. Engliſch/ Sowthiſtel.
Niderlaͤndiſch/ Welckeweye/ Ganſendiſtel.
Jn Hoch-Teutſcher Sprache wird er auch

genant
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0496" n="480"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Andere Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
das entzu&#x0364;ndete Geblu&#x0364;t und den Dur&#x017F;t/ ma-<lb/><note place="left">Entzu&#x0364;ndet<lb/>
geblu&#x0364;t/<lb/>
dur&#x017F;t/<lb/>
mangel<lb/>
des &#x017F;chlafs<lb/>
erhaltung<lb/>
der mich<lb/>
bey den<lb/>
&#x017F;a&#x0364;ugamen.</note>chet ein &#x017F;anfften Schlaff/ Morgens und zu<lb/>
Nacht vor dem Schlaff 5. oder 6. loth ge-<lb/>
truncken: &#x017F;o die Sa&#x0364;ugammen die&#x017F;es wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
trincken/ erhaltet es ihnen die Milch.</p><lb/>
            <p>Auß dem &#x017F;amen machet man ein o&#x0364;l al&#x017F;o.<lb/>
La&#x017F;&#x017F;e den &#x017F;amen in Ro&#x017F;enwa&#x017F;&#x017F;er wol erwei-<lb/>
chen/ alßdenn pre&#x017F;&#x017F;e ein o&#x0364;l darauß/ welches<lb/>
&#x017F;ehr gut i&#x017F;t wider den Samen-fluß/ de&#x017F;&#x017F;en<lb/><note place="left">Lattich-o&#x0364;l<lb/>
Samen-<lb/>
fluß.</note>ein wenig etliche Tag nach einander in<lb/>
Wein oder einem Su&#x0364;pplein eingenommen.</p><lb/>
            <figure>
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Wilder Lattich.</hi> <hi rendition="#aq">Lactuca &#x017F;ylve&#x017F;tris.</hi> </hi> </head><lb/>
            </figure>
            <p>1. Das er&#x017F;te Ge&#x017F;chlecht des wilden Lat-<lb/>
tichs/ <hi rendition="#aq">Lactuca &#x017F;ylve&#x017F;tris odore viro&#x017F;o, <hi rendition="#i">C. B.</hi><lb/>
&#x017F;ylv. lato folio, &#x017F;ucco viro&#x017F;o, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Endiviæ fo-<lb/>
liis, odore viro&#x017F;o, <hi rendition="#i">Park.</hi></hi> J&#x017F;t dem zahmen/ &#x017F;o<lb/>
er nun alt/ gleich/ außgenommen die bla&#x0364;t-<lb/>
ter &#x017F;ind &#x017F;chma&#x0364;ler/ wei&#x017F;&#x017F;er/ raucher/ tieff zer-<lb/>
kerbt/ und &#x017F;o &#x017F;ie alt werden/ gewinnen &#x017F;ie<lb/>
viel kleine &#x017F;tacheln an ihrem rand. Sind ei-<lb/>
nes &#x017F;ehr bitteren und harten ge&#x017F;chmacks;<lb/>
hat auch einen glatten/ runden/ dicklichten/<lb/>
mit einem &#x017F;ehr bitteren/ und u&#x0364;bel riechen-<lb/>
den Milch-&#x017F;afft begabten/ a&#x0364;&#x017F;tichten &#x017F;tengel.<lb/>
mit gelben verfliegenden in &#x017F;chwammigem<lb/>
ro&#x0364;thlichten kelchlein &#x017F;itzenden Blumen. Die<lb/>
wurtzel i&#x017F;t weiß/ za&#x017F;icht/ kleinen fingers<lb/>
dick/ und vol obbedeuter milch. Jn den &#x017F;am&#x1EBD;-<lb/>
hu&#x0364;l&#x017F;en findet man auch viel milch/ welche<lb/><note place="left">Flecken<lb/>
&#x017F;tarfell<lb/>
der augen.</note>die wo&#x0364;lcklein und flecken/ oder Stahr-fell<lb/>
der Augen &#x017F;olle vertreiben/ wenn man &#x017F;ie<lb/>
mit Weiber-milch vermi&#x017F;chet/ vnd alsdenn<lb/>
etliche tro&#x0364;pflein in die Augen fallen la&#x0364;ßt. Er<lb/>
wa&#x0364;chßt auff dem Felde/ und ungebawten<lb/>
orten/ alhier findet man ihne an dem Ge-<lb/>
&#x017F;tad des Rheins.</p><lb/>
            <p>Die&#x017F;en wilden Lattich brauchen viel Apo-<lb/>
thecker an &#x017F;tatt der Endivien/ nicht ohne<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chaden der Krancken/ denn &#x017F;ie al&#x017F;o<lb/>
die heyl&#x017F;amen Leber-Artzneyen/ darzu die<lb/>
rechte Endivien genommen wird/ leichtfer-<lb/>
tiger weiß verfa&#x0364;l&#x017F;chen. Derohalben welchen<lb/><cb/>
Apotheckern ihres beruffs pflicht/ Ehr und<lb/>
Eyd zu Hertzen gehet/ die &#x017F;ollen &#x017F;ich die&#x017F;es<lb/>
hoch&#x017F;tra&#x0364;fflichen betrugs/ <hi rendition="#aq">quid pro quo,</hi> Spre-<lb/>
wer fu&#x0364;r Korn zu geben/ gefli&#x017F;&#x017F;enlich enthalt&#x1EBD;.</p><lb/>
            <p>Es hat aber die&#x017F;er wilde Lattich eine<lb/>
&#x017F;chlaffbringende Eigen&#x017F;chafft/ welches nicht<lb/>
nur der gifftig-&#x017F;tinckende geruch &#x017F;eines<lb/>
milch-&#x017F;affts zu erkennen gibt; &#x017F;onderen es<lb/>
hat auch <hi rendition="#aq">Martinus Li&#x017F;te,</hi> ein beru&#x0364;hmter <hi rendition="#aq">Medi-<lb/>
cus</hi> in Engelland an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten erfahren/<lb/>
daß der von die&#x017F;em angezu&#x0364;ndeten Kraut in<lb/>
die Na&#x017F;en gefaßte rauch einen &#x017F;tarcken<lb/>
&#x017F;chwindel und einesmahlige tummigkeit ih-<lb/>
me erwecket; gleicher wei&#x017F;e es denen zu ge-<lb/>
&#x017F;chehen pflegt/ welche das er&#x017F;te mahl Ta-<lb/>
back rauchen/ und &#x017F;augen.</p><lb/>
            <p>2. Der wilde Lattich mit &#x017F;tachlichter rip-<lb/>
pe/ an den zerkerfften mit bitterer milch be-<lb/>
gabten bla&#x0364;ttern; <hi rendition="#aq">Lactuca &#x017F;ylve&#x017F;tris co&#x017F;&#x017F;pi-<lb/>
no&#x017F;â, <hi rendition="#i">C. B.</hi> &#x017F;ylv. &#x017F;. Endivia multis dicta, folio<lb/>
laciniato dor&#x017F;o &#x017F;pino&#x017F;o, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>3. Der wilde Lattich mit unzerkerften bla&#x0364;t-<lb/>
tern/ <hi rendition="#aq">Lactuca &#x017F;ylve&#x017F;tris, folio non laciniato, <hi rendition="#i">J. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>4. Der wilde Lattich mit ablangen/ gel-<lb/>
ben/ in flaum außgehenden blu&#x0364;mlein; und<lb/>
ablangen/ &#x017F;chmalen/ theils gantzen/ theils<lb/>
auch einge&#x017F;chnittenen bla&#x0364;ttern. Wa&#x0364;chßt umb<lb/>
Ba&#x017F;el auff den Frucht-a&#x0364;ckeren/ und blu&#x0364;het<lb/>
im Herb&#x017F;t: <hi rendition="#aq">Chondrilla vi&#x017F;co&#x017F;a humilis. <hi rendition="#i">C. B.</hi><lb/>
Lactuca &#x017F;ylve&#x017F;tris minor, foliis angu&#x017F;tis, flori-<lb/>
bus luteis oblongis.</hi></p><lb/>
            <p>5. Der wilde Fel&#x017F;en-lattich/ <hi rendition="#aq">Lactuca &#x017F;yl-<lb/>
ve&#x017F;tris &#x017F;axatilis, foliis Taraxaci in modum in-<lb/>
ci&#x017F;is, &#x017F;ucco lacteo vi&#x017F;co&#x017F;o: Chondrilla &#x017F;ylv. vi&#x017F;-<lb/>
co&#x017F;a, caule foliis obducto, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>6. Der wilde Maur-lattich/ <hi rendition="#aq">Lactuca &#x017F;yl-<lb/>
ve&#x017F;tris murorum flore luteo, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Sonchus læ-<lb/>
vis laciniatus muralis, parvis floribus, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>7. Der wilde/ glatte Maur-lattich/ <hi rendition="#aq">La-<lb/>
ctucæ murorum affinis Sonchus dendroides<lb/>
Dalechampii, <hi rendition="#i">J. B.</hi> Sonchus lævis laciniatus,<lb/>
luteus, montanus major, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>8. Der wilde purpurfarbe Lattich/ <hi rendition="#aq">Lactu-<lb/>
ca &#x017F;ylvatica purpurea, <hi rendition="#i">J. B.</hi> montana purpureo-<lb/>
c&#x0153;rulea major, <hi rendition="#i">C. B.</hi></hi></p><lb/>
            <p>9. Der wilde/ &#x017F;tachlichte/ Africani&#x017F;che<lb/>
Stauden-lattich/ <hi rendition="#aq">Sonchus (veriùs Lactuca)<lb/>
frutico&#x017F;us, petræus Africanus &#x017F;pino&#x017F;us, <hi rendition="#i">Park.</hi></hi></p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAPUT CIII</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#b">Ga&#x0364;nßdi&#x017F;tel.</hi> <hi rendition="#aq">Sonchus.</hi> </head><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Namen.</hi> </head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">S</hi>Onchenkraut heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="3"/></foreign>-<lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="chars" quantity="2"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Sonchus, Olus lepo-<lb/>
rinum, Palatium leporis, Olus an&#x017F;eri-<lb/>
num, Carduus an&#x017F;erinus, Leporis pabulum,<lb/>
Cri&#x017F;pinum, Lactuca leporina, Lactucella, La-<lb/>
ctero, Cicerbita, Cicharba.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Son-<lb/>
cho, Cicerbita, Cre&#x017F;pine.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Lace-<lb/>
ron.</hi> Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cerajas.</hi> Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Son-<lb/>
chencruyt.</p><lb/>
            <p>Ga&#x0364;nßdi&#x017F;tel heißt Griechi&#x017F;ch/ <foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign><lb/><foreign xml:lang="ell"><gap reason="fm" unit="words" quantity="1"/></foreign>. Lateini&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Sonchus a&#x017F;per, Cicerbita<lb/>
a&#x017F;pera, cichorium porcinum, Sonchus &#x017F;ylve-<lb/>
&#x017F;tris, Sonchus niger.</hi> Jtalia&#x0364;ni&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Soncho a-<lb/>
&#x017F;pro, Cicerbita &#x017F;pino&#x017F;a.</hi> Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Laitron.</hi><lb/>
Spani&#x017F;ch/ <hi rendition="#aq">Cerrajas.</hi> Engli&#x017F;ch/ Sowthi&#x017F;tel.<lb/>
Niderla&#x0364;ndi&#x017F;ch/ Welckeweye/ Gan&#x017F;endi&#x017F;tel.<lb/>
Jn Hoch-Teut&#x017F;cher Sprache wird er auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">genant</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[480/0496] Das Andere Buch/ das entzuͤndete Gebluͤt und den Durſt/ ma- chet ein ſanfften Schlaff/ Morgens und zu Nacht vor dem Schlaff 5. oder 6. loth ge- truncken: ſo die Saͤugammen dieſes waſſer trincken/ erhaltet es ihnen die Milch. Entzuͤndet gebluͤt/ durſt/ mangel des ſchlafs erhaltung der mich bey den ſaͤugamen. Auß dem ſamen machet man ein oͤl alſo. Laſſe den ſamen in Roſenwaſſer wol erwei- chen/ alßdenn preſſe ein oͤl darauß/ welches ſehr gut iſt wider den Samen-fluß/ deſſen ein wenig etliche Tag nach einander in Wein oder einem Suͤpplein eingenommen. Lattich-oͤl Samen- fluß. [Abbildung Wilder Lattich. Lactuca ſylveſtris. ] 1. Das erſte Geſchlecht des wilden Lat- tichs/ Lactuca ſylveſtris odore viroſo, C. B. ſylv. lato folio, ſucco viroſo, J. B. Endiviæ fo- liis, odore viroſo, Park. Jſt dem zahmen/ ſo er nun alt/ gleich/ außgenommen die blaͤt- ter ſind ſchmaͤler/ weiſſer/ raucher/ tieff zer- kerbt/ und ſo ſie alt werden/ gewinnen ſie viel kleine ſtacheln an ihrem rand. Sind ei- nes ſehr bitteren und harten geſchmacks; hat auch einen glatten/ runden/ dicklichten/ mit einem ſehr bitteren/ und uͤbel riechen- den Milch-ſafft begabten/ aͤſtichten ſtengel. mit gelben verfliegenden in ſchwammigem roͤthlichten kelchlein ſitzenden Blumen. Die wurtzel iſt weiß/ zaſicht/ kleinen fingers dick/ und vol obbedeuter milch. Jn den ſamẽ- huͤlſen findet man auch viel milch/ welche die woͤlcklein und flecken/ oder Stahr-fell der Augen ſolle vertreiben/ wenn man ſie mit Weiber-milch vermiſchet/ vnd alsdenn etliche troͤpflein in die Augen fallen laͤßt. Er waͤchßt auff dem Felde/ und ungebawten orten/ alhier findet man ihne an dem Ge- ſtad des Rheins. Flecken ſtarfell der augen. Dieſen wilden Lattich brauchen viel Apo- thecker an ſtatt der Endivien/ nicht ohne groſſen ſchaden der Krancken/ denn ſie alſo die heylſamen Leber-Artzneyen/ darzu die rechte Endivien genommen wird/ leichtfer- tiger weiß verfaͤlſchen. Derohalben welchen Apotheckern ihres beruffs pflicht/ Ehr und Eyd zu Hertzen gehet/ die ſollen ſich dieſes hochſtraͤfflichen betrugs/ quid pro quo, Spre- wer fuͤr Korn zu geben/ gefliſſenlich enthaltẽ. Es hat aber dieſer wilde Lattich eine ſchlaffbringende Eigenſchafft/ welches nicht nur der gifftig-ſtinckende geruch ſeines milch-ſaffts zu erkennen gibt; ſonderen es hat auch Martinus Liſte, ein beruͤhmter Medi- cus in Engelland an ſich ſelbſten erfahren/ daß der von dieſem angezuͤndeten Kraut in die Naſen gefaßte rauch einen ſtarcken ſchwindel und einesmahlige tummigkeit ih- me erwecket; gleicher weiſe es denen zu ge- ſchehen pflegt/ welche das erſte mahl Ta- back rauchen/ und ſaugen. 2. Der wilde Lattich mit ſtachlichter rip- pe/ an den zerkerfften mit bitterer milch be- gabten blaͤttern; Lactuca ſylveſtris coſtâ ſpi- noſâ, C. B. ſylv. ſ. Endivia multis dicta, folio laciniato dorſo ſpinoſo, J. B. 3. Der wilde Lattich mit unzerkerften blaͤt- tern/ Lactuca ſylveſtris, folio non laciniato, J. B. 4. Der wilde Lattich mit ablangen/ gel- ben/ in flaum außgehenden bluͤmlein; und ablangen/ ſchmalen/ theils gantzen/ theils auch eingeſchnittenen blaͤttern. Waͤchßt umb Baſel auff den Frucht-aͤckeren/ und bluͤhet im Herbſt: Chondrilla viſcoſa humilis. C. B. Lactuca ſylveſtris minor, foliis anguſtis, flori- bus luteis oblongis. 5. Der wilde Felſen-lattich/ Lactuca ſyl- veſtris ſaxatilis, foliis Taraxaci in modum in- ciſis, ſucco lacteo viſcoſo: Chondrilla ſylv. viſ- coſa, caule foliis obducto, C. B. 6. Der wilde Maur-lattich/ Lactuca ſyl- veſtris murorum flore luteo, J. B. Sonchus læ- vis laciniatus muralis, parvis floribus, C. B. 7. Der wilde/ glatte Maur-lattich/ La- ctucæ murorum affinis Sonchus dendroides Dalechampii, J. B. Sonchus lævis laciniatus, luteus, montanus major, C. B. 8. Der wilde purpurfarbe Lattich/ Lactu- ca ſylvatica purpurea, J. B. montana purpureo- cœrulea major, C. B. 9. Der wilde/ ſtachlichte/ Africaniſche Stauden-lattich/ Sonchus (veriùs Lactuca) fruticoſus, petræus Africanus ſpinoſus, Park. CAPUT CIII. Gaͤnßdiſtel. Sonchus. Namen. SOnchenkraut heißt Griechiſch/ ___- __. Lateiniſch/ Sonchus, Olus lepo- rinum, Palatium leporis, Olus anſeri- num, Carduus anſerinus, Leporis pabulum, Criſpinum, Lactuca leporina, Lactucella, La- ctero, Cicerbita, Cicharba. Jtaliaͤniſch/ Son- cho, Cicerbita, Creſpine. Frantzoͤſiſch/ Lace- ron. Spaniſch/ Cerajas. Niderlaͤndiſch/ Son- chencruyt. Gaͤnßdiſtel heißt Griechiſch/ _ _. Lateiniſch/ Sonchus aſper, Cicerbita aſpera, cichorium porcinum, Sonchus ſylve- ſtris, Sonchus niger. Jtaliaͤniſch/ Soncho a- ſpro, Cicerbita ſpinoſa. Frantzoͤſiſch/ Laitron. Spaniſch/ Cerrajas. Engliſch/ Sowthiſtel. Niderlaͤndiſch/ Welckeweye/ Ganſendiſtel. Jn Hoch-Teutſcher Sprache wird er auch genant

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/496
Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/496>, abgerufen am 21.12.2024.