[Spaltenumbruch]
grosser anzahl herfür/ allda man die A- schen zu bereitung der Gläseren gebrauchet. Petrus Matthiolus hat sie in grosser menge bey den Saltzgruben an dem Meergestad Wasser- sucht/ gros- se Fette des Leibs.bey Triest angetroffen. Das kraut in fleisch- brühen gekocht und diese getruncken/ ist den Wassersüchtigen dienlich/ und solle die fette Leuth mager machen.
20. Die Americanische Melten/ Atriplex Americana, Herm.
21. Die breitblättige wilde Melten/ der Gänßfuß genant/ Atriplex sylvestris latifo- lia C. B. Lob. Atriplex dicta pes anserinus, J. B. hat ein grosse zasichte wurtzel/ so sich auff die seiten strecket. Der gestreiffte stengel wächßt elen-hoch/ auch bißweilen höher/ und wird in nebenzweiglein getheilt. Die blätter sind den Melten-blättern ähnlich/ und an dem umbkreiß mit spitzigen kerffen außgeschnitten/ wie ein Gänßfuß. Die Blu- men erscheinen roth/ der samen vergleicht sich dem Melten-samen. Man findets auch mit kleinern blättern. Es wächßt in den Gär- ten und an andern orten/ da viel mist liget. Offenbar ist/ daß die Schwein/ so sie von disem kraut essen/ alsobald sterben/ dahero man es Schwein-todt nennet/ und im ge- ringsten nicht gebräucht wird.
22. Die stinckende wilde Melte/ oder das Schamkraut/ Atriplex sylv. VIII. s. foetida, C. B. foetida, J. B. Hat kleine zaßlichte wurtzel/ viel stengel und weißlichte blätter/ so auff der er- den ligen/ und scheinen als wären sie mit mehl besprenget/ sind den Melten-blättern ähnlich/ jedoch kleiner/ und schier so groß alß der Majoran. Es bringt kleinen weissen und traublichteu samen/ wie die wilde Mel- ten. Gibt ein geruch wie ein stinckender Bock/ oder ein faule gesaltzene fischbrüh von sich. Wächßt auff den trucknen Hoffstät- ten neben den mauren da die Hunde hinsei- chen. Man gibet vor/ so es die Hunde riechen/ werden sie mit gewalt zur geilheit getrieben/ denn es nach etlicher meinung von dem Hunds-harn herkommet/ da hingegen an- dere vermeinen/ es wachsse auß dem gestanck des Erdreichs. Ferners berichtet Castor Du- rantes in seinem Kräuterbuch am 1073. blat. Welchen Weibern die Kleider mit diesem kraut gerieben werden/ denen sollen die Hun- de hauffenweiß mit grossem lachen der zuse- henden nachlauffen. Das auß diesem Schrunden und Fisteln des Hinde- ren oder Mast- darms/ of- fene Schä- den an heimlichen orten bey Mann und Weib. Würm in faulen Schäden der Thieren.Gewächß am ende des Mäyens destillierte wasser heilet die schrunden und fisteln des Hindern oder Mastdarms/ wie auch die of- fenen Schäden an heimlichen orthen/ bey Mann und Weib/ stillet zugleich den schmer- tzen der Gold-ader/ so man leinene tüchlein darinn netzet/ und warmlicht offt überleget. Hieronymus Tragus vermeldet/ dieses kraut seye ein gewisses mittel für die Würm/ in faulen schäden der Thieren/ so man es ih- nen anhencket/ oder in die schäden reibet/ da- von sie hinauß fallen/ wie er solches selbst gesehen habe.
Von der Melten und dem Eppich/ wel- chen man in Nider-Sachsen Marck nennet/ ist ein uraltes Sprichwort/ man solle viel mercken oder hören/ hören/ aber wenig mel- den oder reden.
Sihe: marck und melde [Spaltenumbruch]Wachssen beyd im Felde! Nimme marck/ laß melde stehn/ So kanstu wol mit Leuthen umb- gehn.
Eigenschafft.
Die Melten sind feucht im anderen/ und kalt im ersten grad: haben viel wässerigen safft neben etwas nitrosisch flüchtigen saltz in sich/ und daher die Eigenschafft zu er- weichen/ zu eröffnen/ den Stulgang zu be- fördern/ und den Harn zu treiben.
Gebrauch.
Man isset die gekochte Melten zu befürde- rung des Stulgangs/ denn Galenus lib. 6. de simplic. medicam. Facultat. cap. 67. vermeldet/ daß die Melten nicht lang im Magen ver- harre/ sondern bald durchbreche. Hingegen berichtet Plinius lib. 20. histor. natur. cap. 20. wie Pythagoras dafür halte/ die Melten könne schwerlich verdäwet werden/ und sol- le die Wasser- und Gelbsucht verursachen. Ferners zeiget Plinius an/ auß dem Dionysio und Diocle, daß die Melten dem Magen zu- wider seye/ und viel Kranckheiten mit sich bringe.
Matthiolus hat einen Apothecker gekennt/ welcher mit dem Melten-samen/ die starcken Bauren ob- und nid-sich zu purgieren im gebrauch hatte.
Die Lombarder Bauren pflegten die blät-Verstopf- fung des Leibs. ter der wilden Melten zu zerschneiden/ sol- che mit geriebenem Käß/ Butter und Eyer zu vermischen/ und darauß Kuchen zu ba- chen/ deren sich wider die verstopffung des Leibs zu bedienen.
Jn der Jnsul Virginia wird auß den stengeln der Melten ein saltz gemacht/ dessen die Jnwohner sich zu den Speisen bedienen.
Sonsten wird das kraut auch zu erwei- chenden und linderenden Clystieren und Pflasteren/ wie auch zu kühlenden Fuß- wasseren gebraucht.
1. Das erste Geschlecht der Meer-burtzel/ Atriplex Halimus dicta latifolia, Raji. Halimus latifolius s. fruticosus, C. B. Halimus Clusii, J. B. Jst ein weisses dem Stechdorn ähnliches Gestäud/ drey biß vier elen hoch/ mit vielen/ dicken/ holtzichten/ zerbrüchlichen stengeln/ auß einer harten/ holtzichten wurtzel auffstei- gend. Die blätter sind den Stechdorn-blät- tern gleich/ aber breiter und kürtzer/ auff länglichten stielen sitzend/ dick/ safftig/ weiß- licht/ und etwas gläntzend/ auch im Winter grünend/ eines saurlichten geschmacks. Die Blumen erscheinen in dem Sommer/ fast wie an dem Oelbaum/ klein/ purpurfarb/ moosicht/ drauschlicht/ an den gipfeln der
ästen;
Das Andere Buch/
[Spaltenumbruch]
groſſer anzahl herfuͤr/ allda man die A- ſchen zu bereitung der Glaͤſeren gebrauchet. Petrus Matthiolus hat ſie in groſſer menge bey den Saltzgruben an dem Meergeſtad Waſſer- ſucht/ groſ- ſe Fette des Leibs.bey Trieſt angetroffen. Das kraut in fleiſch- bruͤhen gekocht und dieſe getruncken/ iſt den Waſſerſuͤchtigen dienlich/ und ſolle die fette Leuth mager machen.
20. Die Americaniſche Melten/ Atriplex Americana, Herm.
21. Die breitblaͤttige wilde Melten/ der Gaͤnßfuß genant/ Atriplex ſylveſtris latifo- lia C. B. Lob. Atriplex dicta pes anſerinus, J. B. hat ein groſſe zaſichte wurtzel/ ſo ſich auff die ſeiten ſtrecket. Der geſtreiffte ſtengel waͤchßt elen-hoch/ auch bißweilen hoͤher/ und wird in nebenzweiglein getheilt. Die blaͤtter ſind den Melten-blaͤttern aͤhnlich/ und an dem umbkreiß mit ſpitzigen kerffen außgeſchnitten/ wie ein Gaͤnßfuß. Die Blu- men erſcheinen roth/ der ſamẽ vergleicht ſich dem Melten-ſamen. Man findets auch mit kleinern blaͤttern. Es waͤchßt in den Gaͤr- ten und an andern orten/ da viel miſt liget. Offenbar iſt/ daß die Schwein/ ſo ſie von diſem kraut eſſen/ alſobald ſterben/ dahero man es Schwein-todt nennet/ und im ge- ringſten nicht gebraͤucht wird.
22. Die ſtinckende wilde Melte/ oder das Schamkraut/ Atriplex ſylv. VIII. ſ. fœtida, C. B. fœtida, J. B. Hat kleine zaßlichte wurtzel/ viel ſtengel und weißlichte blaͤtter/ ſo auff der er- den ligen/ und ſcheinen als waͤren ſie mit mehl beſprenget/ ſind den Melten-blaͤttern aͤhnlich/ jedoch kleiner/ und ſchier ſo groß alß der Majoran. Es bringt kleinen weiſſen und traublichteu ſamen/ wie die wilde Mel- ten. Gibt ein geruch wie ein ſtinckender Bock/ oder ein faule geſaltzene fiſchbruͤh von ſich. Waͤchßt auff den trucknen Hoffſtaͤt- ten neben den mauren da die Hunde hinſei- chen. Man gibet vor/ ſo es die Hunde riechen/ werden ſie mit gewalt zur geilheit getrieben/ denn es nach etlicher meinung von dem Hunds-harn herkommet/ da hingegen an- dere vermeinen/ es wachſſe auß dem geſtanck des Erdreichs. Ferners berichtet Caſtor Du- rantes in ſeinem Kraͤuterbuch am 1073. blat. Welchen Weibern die Kleider mit dieſem kraut gerieben werden/ denen ſollen die Hun- de hauffenweiß mit groſſem lachen der zuſe- henden nachlauffen. Das auß dieſem Schrundẽ und Fiſteln des Hinde- ren oder Maſt- darms/ of- fene Schaͤ- den an heimlichen orten bey Mañ und Weib. Wuͤrm in faulen Schaͤden der Thierẽ.Gewaͤchß am ende des Maͤyens deſtillierte waſſer heilet die ſchrunden und fiſteln des Hindern oder Maſtdarms/ wie auch die of- fenen Schaͤden an heimlichen orthen/ bey Mañ und Weib/ ſtillet zugleich den ſchmer- tzen der Gold-ader/ ſo man leinene tuͤchlein darinn netzet/ und warmlicht offt uͤberleget. Hieronymus Tragus vermeldet/ dieſes kraut ſeye ein gewiſſes mittel fuͤr die Wuͤrm/ in faulen ſchaͤden der Thieren/ ſo man es ih- nen anhencket/ oder in die ſchaͤden reibet/ da- von ſie hinauß fallen/ wie er ſolches ſelbſt geſehen habe.
Von der Melten und dem Eppich/ wel- chen man in Nider-Sachſen Marck nennet/ iſt ein uraltes Sprichwort/ man ſolle viel mercken oder hoͤren/ hoͤren/ aber wenig mel- den oder reden.
Sihe: marck und melde [Spaltenumbruch]Wachſſen beyd im Felde! Nim̃e marck/ laß melde ſtehn/ So kanſtu wol mit Leuthen umb- gehn.
Eigenſchafft.
Die Melten ſind feucht im anderen/ und kalt im erſten grad: haben viel waͤſſerigen ſafft neben etwas nitroſiſch fluͤchtigen ſaltz in ſich/ und daher die Eigenſchafft zu er- weichen/ zu eroͤffnen/ den Stulgang zu be- foͤrdern/ und den Harn zu treiben.
Gebrauch.
Man iſſet die gekochte Melten zu befuͤrde- rung des Stulgangs/ denn Galenus lib. 6. de ſimplic. medicam. Facultat. cap. 67. vermeldet/ daß die Melten nicht lang im Magen ver- harꝛe/ ſondern bald durchbreche. Hingegen berichtet Plinius lib. 20. hiſtor. natur. cap. 20. wie Pythagoras dafuͤr halte/ die Melten koͤnne ſchwerlich verdaͤwet werden/ und ſol- le die Waſſer- und Gelbſucht verurſachen. Ferners zeiget Plinius an/ auß dem Dionyſio und Diocle, daß die Melten dem Magen zu- wider ſeye/ und viel Kranckheiten mit ſich bringe.
Matthiolus hat einen Apothecker gekennt/ welcher mit dem Melten-ſamen/ die ſtarcken Bauren ob- und nid-ſich zu purgieren im gebrauch hatte.
Die Lombarder Bauren pflegten die blaͤt-Verſtopf- fung des Leibs. ter der wilden Melten zu zerſchneiden/ ſol- che mit geriebenem Kaͤß/ Butter und Eyer zu vermiſchen/ und darauß Kuchen zu ba- chen/ deren ſich wider die verſtopffung des Leibs zu bedienen.
Jn der Jnſul Virginia wird auß den ſtengeln der Melten ein ſaltz gemacht/ deſſen die Jnwohner ſich zu den Speiſen bedienen.
Sonſten wird das kraut auch zu erwei- chenden und linderenden Clyſtieren und Pflaſteren/ wie auch zu kuͤhlenden Fuß- waſſeren gebraucht.
1. Das erſte Geſchlecht der Meer-burtzel/ Atriplex Halimus dicta latifolia, Raji. Halimus latifolius ſ. fruticoſus, C. B. Halimus Cluſii, J. B. Jſt ein weiſſes dem Stechdorn aͤhnliches Geſtaͤud/ drey biß vier elen hoch/ mit vielen/ dicken/ holtzichten/ zerbruͤchlichen ſtengeln/ auß einer harten/ holtzichten wurtzel auffſtei- gend. Die blaͤtter ſind den Stechdorn-blaͤt- tern gleich/ aber breiter und kuͤrtzer/ auff laͤnglichten ſtielen ſitzend/ dick/ ſafftig/ weiß- licht/ und etwas glaͤntzend/ auch im Winter gruͤnend/ eines ſaurlichten geſchmacks. Die Blumen erſcheinen in dem Sommer/ faſt wie an dem Oelbaum/ klein/ purpurfarb/ mooſicht/ drauſchlicht/ an den gipfeln der
aͤſten;
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0486"n="470"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Andere Buch/</hi></fw><lb/><cb/>
groſſer anzahl herfuͤr/ allda man die A-<lb/>ſchen zu bereitung der Glaͤſeren gebrauchet.<lb/><hirendition="#aq">Petrus Matthiolus</hi> hat ſie in groſſer menge<lb/>
bey den Saltzgruben an dem Meergeſtad<lb/><noteplace="left">Waſſer-<lb/>ſucht/ groſ-<lb/>ſe Fette des<lb/>
Leibs.</note>bey Trieſt angetroffen. Das kraut in fleiſch-<lb/>
bruͤhen gekocht und dieſe getruncken/ iſt den<lb/>
Waſſerſuͤchtigen dienlich/ und ſolle die fette<lb/>
Leuth mager machen.</p><lb/><p>20. Die Americaniſche Melten/ <hirendition="#aq">Atriplex<lb/>
Americana, <hirendition="#i">Herm.</hi></hi></p><lb/><p>21. Die breitblaͤttige wilde Melten/ der<lb/>
Gaͤnßfuß genant/ <hirendition="#aq">Atriplex ſylveſtris latifo-<lb/>
lia <hirendition="#i">C. B. Lob.</hi> Atriplex dicta pes anſerinus, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi><lb/>
hat ein groſſe zaſichte wurtzel/ ſo ſich auff<lb/>
die ſeiten ſtrecket. Der geſtreiffte ſtengel<lb/>
waͤchßt elen-hoch/ auch bißweilen hoͤher/<lb/>
und wird in nebenzweiglein getheilt. Die<lb/>
blaͤtter ſind den Melten-blaͤttern aͤhnlich/<lb/>
und an dem umbkreiß mit ſpitzigen kerffen<lb/>
außgeſchnitten/ wie ein Gaͤnßfuß. Die Blu-<lb/>
men erſcheinen roth/ der ſamẽ vergleicht ſich<lb/>
dem Melten-ſamen. Man findets auch mit<lb/>
kleinern blaͤttern. Es waͤchßt in den Gaͤr-<lb/>
ten und an andern orten/ da viel miſt liget.<lb/>
Offenbar iſt/ daß die Schwein/ ſo ſie von<lb/>
diſem kraut eſſen/ alſobald ſterben/ dahero<lb/>
man es Schwein-todt nennet/ und im ge-<lb/>
ringſten nicht gebraͤucht wird.</p><lb/><p>22. Die ſtinckende wilde Melte/ oder das<lb/>
Schamkraut/ <hirendition="#aq">Atriplex ſylv. VIII. ſ. fœtida, <hirendition="#i">C. B.</hi><lb/>
fœtida, <hirendition="#i">J. B.</hi></hi> Hat kleine zaßlichte wurtzel/ viel<lb/>ſtengel und weißlichte blaͤtter/ ſo auff der er-<lb/>
den ligen/ und ſcheinen als waͤren ſie mit<lb/>
mehl beſprenget/ ſind den Melten-blaͤttern<lb/>
aͤhnlich/ jedoch kleiner/ und ſchier ſo groß<lb/>
alß der Majoran. Es bringt kleinen weiſſen<lb/>
und traublichteu ſamen/ wie die wilde Mel-<lb/>
ten. Gibt ein geruch wie ein ſtinckender<lb/>
Bock/ oder ein faule geſaltzene fiſchbruͤh von<lb/>ſich. Waͤchßt auff den trucknen Hoffſtaͤt-<lb/>
ten neben den mauren da die Hunde hinſei-<lb/>
chen. Man gibet vor/ ſo es die Hunde riechen/<lb/>
werden ſie mit gewalt zur geilheit getrieben/<lb/>
denn es nach etlicher meinung von dem<lb/>
Hunds-harn herkommet/ da hingegen an-<lb/>
dere vermeinen/ es wachſſe auß dem geſtanck<lb/>
des Erdreichs. Ferners berichtet <hirendition="#aq">Caſtor Du-<lb/>
rantes</hi> in ſeinem Kraͤuterbuch am 1073. blat.<lb/>
Welchen Weibern die Kleider mit dieſem<lb/>
kraut gerieben werden/ denen ſollen die Hun-<lb/>
de hauffenweiß mit groſſem lachen der zuſe-<lb/>
henden nachlauffen. Das auß dieſem<lb/><noteplace="left">Schrundẽ<lb/>
und Fiſteln<lb/>
des Hinde-<lb/>
ren oder<lb/>
Maſt-<lb/>
darms/ of-<lb/>
fene Schaͤ-<lb/>
den an<lb/>
heimlichen<lb/>
orten bey<lb/>
Mañ und<lb/>
Weib.<lb/>
Wuͤrm in<lb/>
faulen<lb/>
Schaͤden<lb/>
der Thierẽ.</note>Gewaͤchß am ende des Maͤyens deſtillierte<lb/>
waſſer heilet die ſchrunden und fiſteln des<lb/>
Hindern oder Maſtdarms/ wie auch die of-<lb/>
fenen Schaͤden an heimlichen orthen/ bey<lb/>
Mañ und Weib/ ſtillet zugleich den ſchmer-<lb/>
tzen der Gold-ader/ ſo man leinene tuͤchlein<lb/>
darinn netzet/ und warmlicht offt uͤberleget.<lb/><hirendition="#aq">Hieronymus Tragus</hi> vermeldet/ dieſes kraut<lb/>ſeye ein gewiſſes mittel fuͤr die Wuͤrm/ in<lb/>
faulen ſchaͤden der Thieren/ ſo man es ih-<lb/>
nen anhencket/ oder in die ſchaͤden reibet/ da-<lb/>
von ſie hinauß fallen/ wie er ſolches ſelbſt<lb/>
geſehen habe.</p><lb/><p>Von der Melten und dem Eppich/ wel-<lb/>
chen man in Nider-Sachſen Marck nennet/<lb/>
iſt ein uraltes Sprichwort/ man ſolle viel<lb/>
mercken oder hoͤren/ hoͤren/ aber wenig mel-<lb/>
den oder reden.</p><lb/><lgtype="poem"><l>Sihe: marck und melde</l><lb/><cb/><l>Wachſſen beyd im Felde!</l><lb/><l>Nim̃e marck/ laß melde ſtehn/</l><lb/><l>So kanſtu wol mit Leuthen umb-</l><lb/><l><hirendition="#et">gehn.</hi></l></lg></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Eigenſchafft.</hi></head><lb/><p>Die Melten ſind feucht im anderen/ und<lb/>
kalt im erſten grad: haben viel waͤſſerigen<lb/>ſafft neben etwas nitroſiſch fluͤchtigen ſaltz<lb/>
in ſich/ und daher die Eigenſchafft zu er-<lb/>
weichen/ zu eroͤffnen/ den Stulgang zu be-<lb/>
foͤrdern/ und den Harn zu treiben.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Gebrauch.</hi></head><lb/><p>Man iſſet die gekochte Melten zu befuͤrde-<lb/>
rung des Stulgangs/ denn <hirendition="#aq">Galenus lib. 6. de<lb/>ſimplic. medicam. Facultat. cap.</hi> 67. vermeldet/<lb/>
daß die Melten nicht lang im Magen ver-<lb/>
harꝛe/ ſondern bald durchbreche. Hingegen<lb/>
berichtet <hirendition="#aq">Plinius lib. 20. hiſtor. natur. cap.</hi> 20.<lb/>
wie <hirendition="#aq">Pythagoras</hi> dafuͤr halte/ die Melten<lb/>
koͤnne ſchwerlich verdaͤwet werden/ und ſol-<lb/>
le die Waſſer- und Gelbſucht verurſachen.<lb/>
Ferners zeiget <hirendition="#aq">Plinius</hi> an/ auß dem <hirendition="#aq">Dionyſio</hi><lb/>
und <hirendition="#aq">Diocle,</hi> daß die Melten dem Magen zu-<lb/>
wider ſeye/ und viel Kranckheiten mit ſich<lb/>
bringe.</p><lb/><p><hirendition="#aq">Matthiolus</hi> hat einen Apothecker gekennt/<lb/>
welcher mit dem Melten-ſamen/ die ſtarcken<lb/>
Bauren ob- und nid-ſich zu purgieren im<lb/>
gebrauch hatte.</p><lb/><p>Die Lombarder Bauren pflegten die blaͤt-<noteplace="right">Verſtopf-<lb/>
fung des<lb/>
Leibs.</note><lb/>
ter der wilden Melten zu zerſchneiden/ ſol-<lb/>
che mit geriebenem Kaͤß/ Butter und Eyer<lb/>
zu vermiſchen/ und darauß Kuchen zu ba-<lb/>
chen/ deren ſich wider die verſtopffung des<lb/>
Leibs zu bedienen.</p><lb/><p>Jn der Jnſul Virginia wird auß den<lb/>ſtengeln der Melten ein ſaltz gemacht/ deſſen<lb/>
die Jnwohner ſich zu den Speiſen bedienen.</p><lb/><p>Sonſten wird das kraut auch zu erwei-<lb/>
chenden und linderenden Clyſtieren und<lb/>
Pflaſteren/ wie auch zu kuͤhlenden Fuß-<lb/>
waſſeren gebraucht.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CAPUT XCVIII</hi>.</hi><lb/><hirendition="#b">Meer-burtzel.</hi><hirendition="#aq">Halimus.</hi></head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Namen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>Eer-burtzel oder Meer-portulac/<lb/>
heißt auff Lateiniſch/ <hirendition="#aq">Halimus, Por-<lb/>
tulaca marina.</hi> Engliſch/ Leaved dea-<lb/>
Purslane.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Geſchlecht und Geſtalt.</hi></head><lb/><p>1. Das erſte Geſchlecht der Meer-burtzel/<lb/><hirendition="#aq">Atriplex Halimus dicta latifolia, <hirendition="#i">Raji.</hi> Halimus<lb/>
latifolius ſ. fruticoſus, <hirendition="#i">C. B.</hi> Halimus Cluſii, <hirendition="#i">J.<lb/>
B.</hi></hi> Jſt ein weiſſes dem Stechdorn aͤhnliches<lb/>
Geſtaͤud/ drey biß vier elen hoch/ mit vielen/<lb/>
dicken/ holtzichten/ zerbruͤchlichen ſtengeln/<lb/>
auß einer harten/ holtzichten wurtzel auffſtei-<lb/>
gend. Die blaͤtter ſind den Stechdorn-blaͤt-<lb/>
tern gleich/ aber breiter und kuͤrtzer/ auff<lb/>
laͤnglichten ſtielen ſitzend/ dick/ ſafftig/ weiß-<lb/>
licht/ und etwas glaͤntzend/ auch im Winter<lb/>
gruͤnend/ eines ſaurlichten geſchmacks. Die<lb/>
Blumen erſcheinen in dem Sommer/ faſt<lb/>
wie an dem Oelbaum/ klein/ purpurfarb/<lb/>
mooſicht/ drauſchlicht/ an den gipfeln der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aͤſten;</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[470/0486]
Das Andere Buch/
groſſer anzahl herfuͤr/ allda man die A-
ſchen zu bereitung der Glaͤſeren gebrauchet.
Petrus Matthiolus hat ſie in groſſer menge
bey den Saltzgruben an dem Meergeſtad
bey Trieſt angetroffen. Das kraut in fleiſch-
bruͤhen gekocht und dieſe getruncken/ iſt den
Waſſerſuͤchtigen dienlich/ und ſolle die fette
Leuth mager machen.
Waſſer-
ſucht/ groſ-
ſe Fette des
Leibs.
20. Die Americaniſche Melten/ Atriplex
Americana, Herm.
21. Die breitblaͤttige wilde Melten/ der
Gaͤnßfuß genant/ Atriplex ſylveſtris latifo-
lia C. B. Lob. Atriplex dicta pes anſerinus, J. B.
hat ein groſſe zaſichte wurtzel/ ſo ſich auff
die ſeiten ſtrecket. Der geſtreiffte ſtengel
waͤchßt elen-hoch/ auch bißweilen hoͤher/
und wird in nebenzweiglein getheilt. Die
blaͤtter ſind den Melten-blaͤttern aͤhnlich/
und an dem umbkreiß mit ſpitzigen kerffen
außgeſchnitten/ wie ein Gaͤnßfuß. Die Blu-
men erſcheinen roth/ der ſamẽ vergleicht ſich
dem Melten-ſamen. Man findets auch mit
kleinern blaͤttern. Es waͤchßt in den Gaͤr-
ten und an andern orten/ da viel miſt liget.
Offenbar iſt/ daß die Schwein/ ſo ſie von
diſem kraut eſſen/ alſobald ſterben/ dahero
man es Schwein-todt nennet/ und im ge-
ringſten nicht gebraͤucht wird.
22. Die ſtinckende wilde Melte/ oder das
Schamkraut/ Atriplex ſylv. VIII. ſ. fœtida, C. B.
fœtida, J. B. Hat kleine zaßlichte wurtzel/ viel
ſtengel und weißlichte blaͤtter/ ſo auff der er-
den ligen/ und ſcheinen als waͤren ſie mit
mehl beſprenget/ ſind den Melten-blaͤttern
aͤhnlich/ jedoch kleiner/ und ſchier ſo groß
alß der Majoran. Es bringt kleinen weiſſen
und traublichteu ſamen/ wie die wilde Mel-
ten. Gibt ein geruch wie ein ſtinckender
Bock/ oder ein faule geſaltzene fiſchbruͤh von
ſich. Waͤchßt auff den trucknen Hoffſtaͤt-
ten neben den mauren da die Hunde hinſei-
chen. Man gibet vor/ ſo es die Hunde riechen/
werden ſie mit gewalt zur geilheit getrieben/
denn es nach etlicher meinung von dem
Hunds-harn herkommet/ da hingegen an-
dere vermeinen/ es wachſſe auß dem geſtanck
des Erdreichs. Ferners berichtet Caſtor Du-
rantes in ſeinem Kraͤuterbuch am 1073. blat.
Welchen Weibern die Kleider mit dieſem
kraut gerieben werden/ denen ſollen die Hun-
de hauffenweiß mit groſſem lachen der zuſe-
henden nachlauffen. Das auß dieſem
Gewaͤchß am ende des Maͤyens deſtillierte
waſſer heilet die ſchrunden und fiſteln des
Hindern oder Maſtdarms/ wie auch die of-
fenen Schaͤden an heimlichen orthen/ bey
Mañ und Weib/ ſtillet zugleich den ſchmer-
tzen der Gold-ader/ ſo man leinene tuͤchlein
darinn netzet/ und warmlicht offt uͤberleget.
Hieronymus Tragus vermeldet/ dieſes kraut
ſeye ein gewiſſes mittel fuͤr die Wuͤrm/ in
faulen ſchaͤden der Thieren/ ſo man es ih-
nen anhencket/ oder in die ſchaͤden reibet/ da-
von ſie hinauß fallen/ wie er ſolches ſelbſt
geſehen habe.
Schrundẽ
und Fiſteln
des Hinde-
ren oder
Maſt-
darms/ of-
fene Schaͤ-
den an
heimlichen
orten bey
Mañ und
Weib.
Wuͤrm in
faulen
Schaͤden
der Thierẽ.
Von der Melten und dem Eppich/ wel-
chen man in Nider-Sachſen Marck nennet/
iſt ein uraltes Sprichwort/ man ſolle viel
mercken oder hoͤren/ hoͤren/ aber wenig mel-
den oder reden.
Sihe: marck und melde
Wachſſen beyd im Felde!
Nim̃e marck/ laß melde ſtehn/
So kanſtu wol mit Leuthen umb-
gehn.
Eigenſchafft.
Die Melten ſind feucht im anderen/ und
kalt im erſten grad: haben viel waͤſſerigen
ſafft neben etwas nitroſiſch fluͤchtigen ſaltz
in ſich/ und daher die Eigenſchafft zu er-
weichen/ zu eroͤffnen/ den Stulgang zu be-
foͤrdern/ und den Harn zu treiben.
Gebrauch.
Man iſſet die gekochte Melten zu befuͤrde-
rung des Stulgangs/ denn Galenus lib. 6. de
ſimplic. medicam. Facultat. cap. 67. vermeldet/
daß die Melten nicht lang im Magen ver-
harꝛe/ ſondern bald durchbreche. Hingegen
berichtet Plinius lib. 20. hiſtor. natur. cap. 20.
wie Pythagoras dafuͤr halte/ die Melten
koͤnne ſchwerlich verdaͤwet werden/ und ſol-
le die Waſſer- und Gelbſucht verurſachen.
Ferners zeiget Plinius an/ auß dem Dionyſio
und Diocle, daß die Melten dem Magen zu-
wider ſeye/ und viel Kranckheiten mit ſich
bringe.
Matthiolus hat einen Apothecker gekennt/
welcher mit dem Melten-ſamen/ die ſtarcken
Bauren ob- und nid-ſich zu purgieren im
gebrauch hatte.
Die Lombarder Bauren pflegten die blaͤt-
ter der wilden Melten zu zerſchneiden/ ſol-
che mit geriebenem Kaͤß/ Butter und Eyer
zu vermiſchen/ und darauß Kuchen zu ba-
chen/ deren ſich wider die verſtopffung des
Leibs zu bedienen.
Verſtopf-
fung des
Leibs.
Jn der Jnſul Virginia wird auß den
ſtengeln der Melten ein ſaltz gemacht/ deſſen
die Jnwohner ſich zu den Speiſen bedienen.
Sonſten wird das kraut auch zu erwei-
chenden und linderenden Clyſtieren und
Pflaſteren/ wie auch zu kuͤhlenden Fuß-
waſſeren gebraucht.
CAPUT XCVIII.
Meer-burtzel. Halimus.
Namen.
MEer-burtzel oder Meer-portulac/
heißt auff Lateiniſch/ Halimus, Por-
tulaca marina. Engliſch/ Leaved dea-
Purslane.
Geſchlecht und Geſtalt.
1. Das erſte Geſchlecht der Meer-burtzel/
Atriplex Halimus dicta latifolia, Raji. Halimus
latifolius ſ. fruticoſus, C. B. Halimus Cluſii, J.
B. Jſt ein weiſſes dem Stechdorn aͤhnliches
Geſtaͤud/ drey biß vier elen hoch/ mit vielen/
dicken/ holtzichten/ zerbruͤchlichen ſtengeln/
auß einer harten/ holtzichten wurtzel auffſtei-
gend. Die blaͤtter ſind den Stechdorn-blaͤt-
tern gleich/ aber breiter und kuͤrtzer/ auff
laͤnglichten ſtielen ſitzend/ dick/ ſafftig/ weiß-
licht/ und etwas glaͤntzend/ auch im Winter
gruͤnend/ eines ſaurlichten geſchmacks. Die
Blumen erſcheinen in dem Sommer/ faſt
wie an dem Oelbaum/ klein/ purpurfarb/
mooſicht/ drauſchlicht/ an den gipfeln der
aͤſten;
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/486>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.