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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Kräuteren.
[Spaltenumbruch] damit keine Feuchtigkeit darinnen bleibe/
welche einen schimmel verursachen möchte.

Die Außsaat der rothen Rüben/ oder
Beiß-rüben geschihet nach dem Winter/
auff zweyerley art; entweder reihen-weise/
also daß man mit dem pflantz-stock löcher
machet quer handbreit von einander/ und
läßt in jedes ein samenkörnlein fallen: oder
durch einander ohne ordnung/ umbge-
pflantzet. Diejenige/ so nicht verpflantzet
werden/ wachsen gemeiniglich zerspalten:
die verpflantzte aber wachsen länger und
schöner. Die versetzung der pflantzen ge-
schihet/ wenn sie das blatt einer handbreit
haben; man stecket sie in die erd biß an den
halß/ oder biß an den obersten knoden/ und
formieret herum in der erden kleine gruben/
damit das Wasser im begiessen gerad auff
die Wurtzel lauffe. Den samen belangend/
so verwahret man die außgezogenen schön-
sten und längsten Wurtzelen den Winter
durch im sande; in dem Frühling aber
pflantzt man sie wider in gut erdreich/ bin-
det sie an stäbe/ damit die Wind ihnen
nicht schaden; und wenn der samen reiff/ so
raufft man das Kraut auß/ und bindet es
an einen zaun/ damit es vollends reiffe/
und desto leichter trückne.

Eigenschafft.

Mangolt ist warm und trocken im an-
deren grad: hat viel nitrosisches miltflüch-
tiges Saltz in seinem häuffigen safft ver-
borgen/ und daher die Eigenschafft zu er-
weichen/ zu feuchten/ zu erdünneren/ den
natürlichen Stulgang zu beförderen; wie
auch Wunden und Geschwär zu säuberen
und zu heilen/ und den rotz und fluß auß
der Nasen zu ziehen. Wird in den Küchen
zur speiß sonderlich gebraucht.

Gebrauch.

Weil der Mangolt zimlich viel feuchtig-
keit bey sich führet/ soll man in dem kochen
Pfeffer und Saltz darzu thun/ und bey dem
tisch Wein darauff trincken: daher der Poe-
ta Martialis Lib. 13. epigram.
spricht:

Ut sapiant fatuae, fabrorum prandia betae:
O quam saepe petet vina piperque Cocus.

Wenn je der Mangolt soll bey Tisch die
Schmied erfreuen
Wie offt wird wol der Koch nach Wein
und Pfeffer schreyen.
Würm.

Der weisse Mangolt gesotten und mit
rohem Knoblauch geessen/ tödtet die Würm
im Leib.

Uberflüssi-
ge Feuch-
tigkeit des
Leibs.

Der Safft von Mangolt mit Majoran-
wasser und Rosen-honig vermischt/ davon
in die Nasen gezogen/ reiniget das Haupt
von überflüssigen feuchtigkeiten.

Um sich
fressende
Schäden.
Erfrorene
Füß.

Die grünen blätter über die um sich fres-
senden Schäden gelegt/ heilen dieselbigen.

Für die erfrorne Füß werden nutzliche
fußbäder auß Mangolt und Rüben ge-
macht.

Die rothe Mangolt-wurtz gereiniget/ und
ein wenig gesotten/ oder in der aschen ge-
braten/ zu runden scheiblein geschnitten/
darnach guten essig darüber geschüttet/ und
mit würfflicht-geschnittener Merrettich-
wurtz/ Coriander-samen und Saltz bespren-
[Spaltenumbruch] get/ ist ein lieblich ding/ sonderlich zu ge-
bratener speiß zu essen/ denn zu dem daß es
einer schonen farb ist/ hat es zugleich gu-
te krafft den Magen zu der speiß zu reitzen.
Also zubereitet/ wird es bey uns eingemach-
te Ronen genennet.

Der auß dem Mangolt frisch außgetruck-
te safft entweder pur/ oder mit Mayoran-
wasser vermischt und in die Nasen ge-Harter
Rotz der
Nasen.
Geschwär
der Nasen.
Verlore-
ner geruch.
Migräne.

schnupfft/ erweicht den versessenen harten
rotz und schleim/ und ziehet ihn herauß:
reiniget und heilet auch die Geschwär in der
Nasen/ bringt den verlohrenen geruch wi-
der/ und vertreibt die Migräne oder Kopff-
wehe in der Stirnen.

Die jungen Mangolt-stöcklein mit den
Wurtzlen ein wenig erwallet/ und auß es-
sig wie ein Compost geessen/ bringet lust zur
Speiß und nimt den Durst.

Durst.

Wenn die Kinder böse geschworene Köpf-Flüssige
geschwore-
ne köpffe
der Kin-
der.

fe haben und der wasserichte Eyter nicht
recht fliessen will/ so legt man Mangolt-
blätter darauff/ ziehet mit gewalt den
Fluß herauß.



CAPUT XCVI.
[Abbildung] Der grosse rothe Meyer. Blitum
rubrum majus.

Namen.

MEyer heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. La-
teinisch/ Blitum. Jtaliänisch/ Bli-
to.
Frantzösisch/ Blete. Spanisch/
Bledos, Bredos. Englisch/ Blite. Nider-
ländisch/ Mayer.

Geschlecht und Gestalt.

1. Das erste Geschlecht/ der grosse ro-
the Meyer/ Blitum rubrum majus, C. B. Bli-
tum pulchrum, rectum, magnum, rubrum,

J. B.
N n n

Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch] damit keine Feuchtigkeit darinnen bleibe/
welche einen ſchimmel verurſachen moͤchte.

Die Außſaat der rothen Ruͤben/ oder
Beiß-ruͤben geſchihet nach dem Winter/
auff zweyerley art; entweder reihen-weiſe/
alſo daß man mit dem pflantz-ſtock loͤcher
machet quer handbreit von einander/ und
laͤßt in jedes ein ſamenkoͤrnlein fallen: oder
durch einander ohne ordnung/ umbge-
pflantzet. Diejenige/ ſo nicht verpflantzet
werden/ wachſen gemeiniglich zerſpalten:
die verpflantzte aber wachſen laͤnger und
ſchoͤner. Die verſetzung der pflantzen ge-
ſchihet/ wenn ſie das blatt einer handbreit
haben; man ſtecket ſie in die erd biß an den
halß/ oder biß an den oberſten knoden/ und
formieret herum in der erden kleine gruben/
damit das Waſſer im begieſſen gerad auff
die Wurtzel lauffe. Den ſamen belangend/
ſo verwahret man die außgezogenen ſchoͤn-
ſten und laͤngſten Wurtzelen den Winter
durch im ſande; in dem Fruͤhling aber
pflantzt man ſie wider in gut erdreich/ bin-
det ſie an ſtaͤbe/ damit die Wind ihnen
nicht ſchaden; und wenn der ſamen reiff/ ſo
raufft man das Kraut auß/ und bindet es
an einen zaun/ damit es vollends reiffe/
und deſto leichter truͤckne.

Eigenſchafft.

Mangolt iſt warm und trocken im an-
deren grad: hat viel nitroſiſches miltfluͤch-
tiges Saltz in ſeinem haͤuffigen ſafft ver-
borgen/ und daher die Eigenſchafft zu er-
weichen/ zu feuchten/ zu erduͤnneren/ den
natuͤrlichen Stulgang zu befoͤrderen; wie
auch Wunden und Geſchwaͤr zu ſaͤuberen
und zu heilen/ und den rotz und fluß auß
der Naſen zu ziehen. Wird in den Kuͤchen
zur ſpeiß ſonderlich gebraucht.

Gebrauch.

Weil der Mangolt zimlich viel feuchtig-
keit bey ſich fuͤhret/ ſoll man in dem kochen
Pfeffer und Saltz darzu thun/ und bey dem
tiſch Wein darauff trincken: daher der Poë-
ta Martialis Lib. 13. epigram.
ſpricht:

Ut ſapiant fatuæ, fabrorum prandia betæ:
O quàm ſæpè petet vina piperq́ue Cocus.

Wenn je der Mangolt ſoll bey Tiſch die
Schmied erfreuen
Wie offt wird wol der Koch nach Wein
und Pfeffer ſchreyen.
Wuͤrm.

Der weiſſe Mangolt geſotten und mit
rohem Knoblauch geeſſen/ toͤdtet die Wuͤrm
im Leib.

Uberfluͤſſi-
ge Feuch-
tigkeit des
Leibs.

Der Safft von Mangolt mit Majoran-
waſſer und Roſen-honig vermiſcht/ davon
in die Naſen gezogen/ reiniget das Haupt
von uͤberfluͤſſigen feuchtigkeiten.

Um ſich
freſſende
Schaͤden.
Erfrorene
Fuͤß.

Die gruͤnen blaͤtter uͤber die um ſich freſ-
ſenden Schaͤden gelegt/ heilen dieſelbigen.

Fuͤr die erfrorne Fuͤß werden nutzliche
fußbaͤder auß Mangolt und Ruͤben ge-
macht.

Die rothe Mangolt-wurtz gereiniget/ und
ein wenig geſotten/ oder in der aſchen ge-
braten/ zu runden ſcheiblein geſchnitten/
darnach guten eſſig daruͤber geſchuͤttet/ und
mit wuͤrfflicht-geſchnittener Merꝛettich-
wurtz/ Coriander-ſamen und Saltz beſpren-
[Spaltenumbruch] get/ iſt ein lieblich ding/ ſonderlich zu ge-
bratener ſpeiß zu eſſen/ denn zu dem daß es
einer ſchonen farb iſt/ hat es zugleich gu-
te krafft den Magen zu der ſpeiß zu reitzen.
Alſo zubereitet/ wird es bey uns eingemach-
te Ronen genennet.

Der auß dem Mangolt friſch außgetruck-
te ſafft entweder pur/ oder mit Mayoran-
waſſer vermiſcht und in die Naſen ge-Harter
Rotz der
Naſen.
Geſchwaͤr
der Naſen.
Verlore-
ner geruch.
Migraͤne.

ſchnupfft/ erweicht den verſeſſenen harten
rotz und ſchleim/ und ziehet ihn herauß:
reiniget und heilet auch die Geſchwaͤr in der
Naſen/ bringt den verlohrenen geruch wi-
der/ und vertreibt die Migraͤne oder Kopff-
wehe in der Stirnen.

Die jungen Mangolt-ſtoͤcklein mit den
Wurtzlen ein wenig erwallet/ und auß eſ-
ſig wie ein Compoſt geeſſen/ bringet luſt zur
Speiß und nimt den Durſt.

Durſt.

Wenn die Kinder boͤſe geſchworene Koͤpf-Fluͤſſige
geſchwore-
ne koͤpffe
der Kin-
der.

fe haben und der waſſerichte Eyter nicht
recht flieſſen will/ ſo legt man Mangolt-
blaͤtter darauff/ ziehet mit gewalt den
Fluß herauß.



CAPUT XCVI.
[Abbildung] Der groſſe rothe Meyer. Blitum
rubrum majus.

Namen.

MEyer heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. La-
teiniſch/ Blitum. Jtaliaͤniſch/ Bli-
to.
Frantzoͤſiſch/ Blete. Spaniſch/
Bledos, Bredos. Engliſch/ Blite. Nider-
laͤndiſch/ Mayer.

Geſchlecht und Geſtalt.

1. Das erſte Geſchlecht/ der groſſe ro-
the Meyer/ Blitum rubrum majus, C. B. Bli-
tum pulchrum, rectum, magnum, rubrum,

J. B.
N n n
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[465/0481] Von den Kraͤuteren. damit keine Feuchtigkeit darinnen bleibe/ welche einen ſchimmel verurſachen moͤchte. Die Außſaat der rothen Ruͤben/ oder Beiß-ruͤben geſchihet nach dem Winter/ auff zweyerley art; entweder reihen-weiſe/ alſo daß man mit dem pflantz-ſtock loͤcher machet quer handbreit von einander/ und laͤßt in jedes ein ſamenkoͤrnlein fallen: oder durch einander ohne ordnung/ umbge- pflantzet. Diejenige/ ſo nicht verpflantzet werden/ wachſen gemeiniglich zerſpalten: die verpflantzte aber wachſen laͤnger und ſchoͤner. Die verſetzung der pflantzen ge- ſchihet/ wenn ſie das blatt einer handbreit haben; man ſtecket ſie in die erd biß an den halß/ oder biß an den oberſten knoden/ und formieret herum in der erden kleine gruben/ damit das Waſſer im begieſſen gerad auff die Wurtzel lauffe. Den ſamen belangend/ ſo verwahret man die außgezogenen ſchoͤn- ſten und laͤngſten Wurtzelen den Winter durch im ſande; in dem Fruͤhling aber pflantzt man ſie wider in gut erdreich/ bin- det ſie an ſtaͤbe/ damit die Wind ihnen nicht ſchaden; und wenn der ſamen reiff/ ſo raufft man das Kraut auß/ und bindet es an einen zaun/ damit es vollends reiffe/ und deſto leichter truͤckne. Eigenſchafft. Mangolt iſt warm und trocken im an- deren grad: hat viel nitroſiſches miltfluͤch- tiges Saltz in ſeinem haͤuffigen ſafft ver- borgen/ und daher die Eigenſchafft zu er- weichen/ zu feuchten/ zu erduͤnneren/ den natuͤrlichen Stulgang zu befoͤrderen; wie auch Wunden und Geſchwaͤr zu ſaͤuberen und zu heilen/ und den rotz und fluß auß der Naſen zu ziehen. Wird in den Kuͤchen zur ſpeiß ſonderlich gebraucht. Gebrauch. Weil der Mangolt zimlich viel feuchtig- keit bey ſich fuͤhret/ ſoll man in dem kochen Pfeffer und Saltz darzu thun/ und bey dem tiſch Wein darauff trincken: daher der Poë- ta Martialis Lib. 13. epigram. ſpricht: Ut ſapiant fatuæ, fabrorum prandia betæ: O quàm ſæpè petet vina piperq́ue Cocus. Wenn je der Mangolt ſoll bey Tiſch die Schmied erfreuen Wie offt wird wol der Koch nach Wein und Pfeffer ſchreyen. Der weiſſe Mangolt geſotten und mit rohem Knoblauch geeſſen/ toͤdtet die Wuͤrm im Leib. Der Safft von Mangolt mit Majoran- waſſer und Roſen-honig vermiſcht/ davon in die Naſen gezogen/ reiniget das Haupt von uͤberfluͤſſigen feuchtigkeiten. Die gruͤnen blaͤtter uͤber die um ſich freſ- ſenden Schaͤden gelegt/ heilen dieſelbigen. Fuͤr die erfrorne Fuͤß werden nutzliche fußbaͤder auß Mangolt und Ruͤben ge- macht. Die rothe Mangolt-wurtz gereiniget/ und ein wenig geſotten/ oder in der aſchen ge- braten/ zu runden ſcheiblein geſchnitten/ darnach guten eſſig daruͤber geſchuͤttet/ und mit wuͤrfflicht-geſchnittener Merꝛettich- wurtz/ Coriander-ſamen und Saltz beſpren- get/ iſt ein lieblich ding/ ſonderlich zu ge- bratener ſpeiß zu eſſen/ denn zu dem daß es einer ſchonen farb iſt/ hat es zugleich gu- te krafft den Magen zu der ſpeiß zu reitzen. Alſo zubereitet/ wird es bey uns eingemach- te Ronen genennet. Der auß dem Mangolt friſch außgetruck- te ſafft entweder pur/ oder mit Mayoran- waſſer vermiſcht und in die Naſen ge- ſchnupfft/ erweicht den verſeſſenen harten rotz und ſchleim/ und ziehet ihn herauß: reiniget und heilet auch die Geſchwaͤr in der Naſen/ bringt den verlohrenen geruch wi- der/ und vertreibt die Migraͤne oder Kopff- wehe in der Stirnen. Harter Rotz der Naſen. Geſchwaͤr der Naſen. Verlore- ner geruch. Migraͤne. Die jungen Mangolt-ſtoͤcklein mit den Wurtzlen ein wenig erwallet/ und auß eſ- ſig wie ein Compoſt geeſſen/ bringet luſt zur Speiß und nimt den Durſt. Wenn die Kinder boͤſe geſchworene Koͤpf- fe haben und der waſſerichte Eyter nicht recht flieſſen will/ ſo legt man Mangolt- blaͤtter darauff/ ziehet mit gewalt den Fluß herauß. Fluͤſſige geſchwore- ne koͤpffe der Kin- der. CAPUT XCVI. [Abbildung Der groſſe rothe Meyer. Blitum rubrum majus. ] Namen. MEyer heißt Griechiſch/ _. La- teiniſch/ Blitum. Jtaliaͤniſch/ Bli- to. Frantzoͤſiſch/ Blete. Spaniſch/ Bledos, Bredos. Engliſch/ Blite. Nider- laͤndiſch/ Mayer. Geſchlecht und Geſtalt. 1. Das erſte Geſchlecht/ der groſſe ro- the Meyer/ Blitum rubrum majus, C. B. Bli- tum pulchrum, rectum, magnum, rubrum, J. B. N n n

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 465. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/481>, abgerufen am 21.11.2024.