[Spaltenumbruch]rida genennt/ und auß dem Nicolao Monarde also beschrieben wird. Von dem Seehafen St. Helenae, welcher in der Landschafft Flo- rida liget/ bringet man ablange und knorri- ge Wurtzeln/ die sind Daumens-dick/ aus- sen schwartz/ und innen weiß/ geben ein Ge- würtz-geschmack von sich/ fast wie der Gal- gan: wenn sie dürr werden/ überkommen sie Runtzeln/ und werden hart wie ein Horn. Die Aestlein spreiten sich auff die Erden/ bringen breite und satt-grüne Blätter. Wächst an feuchten orten. Von Nicolao Monarde wird es Radix St. Helenae, St. He- lena-wurtzel/ von Castore Durante aber Pa- ter noster St. Helenae, St. Helenae Pater- noster genennt.
Jst warmer und trockener Natur. Das Pulver dieser Wurtzeln wird in Wein wi- Magen- schmertzen. Grieß.der die Magen-schmertzen und das Grieß gelobt. Die Jndianer zerstossen diese Wur- tzel mit steinen/ und wenn sie sich des Bads bedienen/ reiben sie den gantzen Leib mit die- sem Pulver/ soll ihme ein anmüthigen Ge- ruch mittheilen. Auß den abgeschnittenen und durchborten Knorren dieser Wurtzeln/ machen die Spanier und Jndianer ihre Co- rallen am Pater-noster/ welche sie an den Halß hencken/ und ihnen viel kräfften zu- schreiben.
Gifftwurtz.Contrayerva.
Vnder den langen wolriechenden wilden Galgan zehlet vorgemeldter Herr eine Art/ die von ihme Cyperus longus odorus Perua- nus genennet/ und auch auß dem Monarde beschrieben worden.
Wird sonsten auff Teutsch genennet/ Gifftwurtz. Lateinisch/ Contrayerva, Ra- dix yerva, Radix Bezoardica, Radix contra venena, Drakena. Niderländisch/ Vergifft- wortel. Frantzösisch/ Racine de yerva, ou venimeuse.
Die Wurtzel ist röthlicht/ ablang/ knor- richt/ und mit dicken/ harten zaseln bega- bet/ so 3. oder 4. zoll lang/ inwendig weiß/ und deren etliche haaricht sind/ welche ein geruch/ wie die wilde Angelica von sich ge- ben.
Man bringet sie auß dem Jndianischen Königreich Peru/ von Charus/ allda die Spanier dieses Gewächs Contrayerva nen- nen/ welchen Namen es auch in Teutsch- land biß auff diesen Tag behalten hat. So man die Wurtzel in dem Mund kewet/ gibt sie einen Würtz-geschmack von sich. Wenn man sie zu Pulver stosset/ und davon ein Ducaten schwer im weissen Wein einnimmet/ widerstehet sie allem Gifft/ nur den Sublimat außgenommen/ denn sie entweder durch Gifft/ Gifftige Liebes- träncker.das Erbrechen oder den Schweiß das Gifft außstosset/ auch die gifftige Liebes-träncker auß dem Leib forttreibet/ dahero die Spa- nier solche Wurtzel wider das Gifft dem be- rühmten Bezoar-stein vorziehen. Etliche zerschneiden sie in Scheüblein/ und legen sie in das Wasser/ welches sie den Kindern/ so Kindsbla- teren.an den Blatern kranck darnider ligen/ zu trincken geben.
[Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Süsser wilder Galgan.Cyperus rotun- dus angustifolius esculentus.
Namen.
DEr süsse wilde Galgan heißt Grie- chisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Lateinisch/ Trasi, Dulcichinum, Jun- cus avellana; Cyperus esculentus, C. B. Trasi, J. B. Jtaliänisch/ Trasi dolce, Dolzolini, Habaziz. Spanisch/ Juncia avellanada, Cia- fas. Englisch/ Dweet Cyperus/ or Ruth- nut. Niderländisch/ Zoete Cyperus.
Gestalt.
Daß der süsse wilde Galgan oder Trasi ein Geschlecht des Galgans seye/ ist offenbahr/ so man die Wurtzeln/ das gantze Kraut und den ort seiner stell eigentlich betrachtet: den underscheid findet man allein an dem Ge- schmack der zur Speiß anmüthigen Wur- tzen. Er bringet dünne und zaslichte Wur- tzen herfür/ an welchen rundlichte Knollen/ als Kölblein/ wie an dem Galgan/ herab- hangen/ so den Ziser-erbsen oder Bohnen ähnlich/ und mit einer rauchen Haut oder Schale bedecket sind. Sein Marck oder Safft ist süß/ weiß/ und am geschmack den Castanien gleich. Die Blätter vergleichen sich dem Galgan/ sie sind gestaltet/ wie das Riedgraß/ schmäler als der Lauch/ Elen lang und spitzig. Die Stengel wachsen Elen hoch/ und tragen oben kleine Blättlein/ wie Sternen zusammengesetzt/ zwischen welchen in dem Brachmonat geährte Blumen her- fürschiessen. Dieses Gewächs verenderet sich nach dem ort seiner stell/ denn an etli- chen orten bringet es Stengel und Blumen/ an anderen aber gar nicht. Zu Verona in Jtalien wird es in grosser anzahl gefunden/ und jährlich auff nachfolgende weisse fortge- pflantzet. Jm anfang des Wintermonats/ damit fie nicht von der Kälte verderben/ grabet man die Wurtzeln auß/ und stecket
sie
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Von den Kraͤuteren.
[Spaltenumbruch]rida genennt/ und auß dem Nicolao Monarde alſo beſchrieben wird. Von dem Seehafen St. Helenæ, welcher in der Landſchafft Flo- rida liget/ bringet man ablange und knorꝛi- ge Wurtzeln/ die ſind Daumens-dick/ auſ- ſen ſchwartz/ und innen weiß/ geben ein Ge- wuͤrtz-geſchmack von ſich/ faſt wie der Gal- gan: wenn ſie duͤrꝛ werden/ uͤberkommen ſie Runtzeln/ und werden hart wie ein Horn. Die Aeſtlein ſpreiten ſich auff die Erden/ bringen breite und ſatt-gruͤne Blaͤtter. Waͤchſt an feuchten orten. Von Nicolao Monarde wird es Radix St. Helenæ, St. He- lena-wurtzel/ von Caſtore Durante aber Pa- ter noſter St. Helenæ, St. Helenæ Pater- noſter genennt.
Jſt warmer und trockener Natur. Das Pulver dieſer Wurtzeln wird in Wein wi- Magen- ſchmertzen. Grieß.der die Magen-ſchmertzen und das Grieß gelobt. Die Jndianer zerſtoſſen dieſe Wur- tzel mit ſteinen/ und wenn ſie ſich des Bads bedienen/ reiben ſie den gantzen Leib mit die- ſem Pulver/ ſoll ihme ein anmuͤthigen Ge- ruch mittheilen. Auß den abgeſchnittenen und durchborten Knorꝛen dieſer Wurtzeln/ machen die Spanier und Jndianer ihre Co- rallen am Pater-noſter/ welche ſie an den Halß hencken/ und ihnen viel kraͤfften zu- ſchreiben.
Gifftwurtz.Contrayerva.
Vnder den langen wolriechenden wilden Galgan zehlet vorgemeldter Herꝛ eine Art/ die von ihme Cyperus longus odorus Perua- nus genennet/ und auch auß dem Monarde beſchrieben worden.
Wird ſonſten auff Teutſch genennet/ Gifftwurtz. Lateiniſch/ Contrayerva, Ra- dix yerva, Radix Bezoardica, Radix contra venena, Drakena. Niderlaͤndiſch/ Vergifft- wortel. Frantzoͤſiſch/ Racine de yerva, ou venimeuſe.
Die Wurtzel iſt roͤthlicht/ ablang/ knor- richt/ und mit dicken/ harten zaſeln bega- bet/ ſo 3. oder 4. zoll lang/ inwendig weiß/ und deren etliche haaricht ſind/ welche ein geruch/ wie die wilde Angelica von ſich ge- ben.
Man bringet ſie auß dem Jndianiſchen Koͤnigreich Peru/ von Charus/ allda die Spanier dieſes Gewaͤchs Contrayerva nen- nen/ welchen Namen es auch in Teutſch- land biß auff dieſen Tag behalten hat. So man die Wurtzel in dem Mund kewet/ gibt ſie einen Wuͤrtz-geſchmack von ſich. Wenn man ſie zu Pulver ſtoſſet/ und davon ein Ducaten ſchwer im weiſſen Wein einnim̃et/ widerſtehet ſie allem Gifft/ nur den Sublimat außgenommen/ denn ſie entweder durch Gifft/ Gifftige Liebes- traͤncker.das Erbrechen oder den Schweiß das Gifft außſtoſſet/ auch die gifftige Liebes-traͤncker auß dem Leib forttreibet/ dahero die Spa- nier ſolche Wurtzel wider das Gifft dem be- ruͤhmten Bezoar-ſtein vorziehen. Etliche zerſchneiden ſie in Scheuͤblein/ und legen ſie in das Waſſer/ welches ſie den Kindern/ ſo Kindsbla- teren.an den Blatern kranck darnider ligen/ zu trincken geben.
[Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Suͤſſer wilder Galgan.Cyperus rotun- dus anguſtifolius eſculentus.
Namen.
DEr ſuͤſſe wilde Galgan heißt Grie- chiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Lateiniſch/ Traſi, Dulcichinum, Jun- cus avellana; Cyperus eſculentus, C. B. Traſi, J. B. Jtaliaͤniſch/ Traſi dolce, Dolzolini, Habaziz. Spaniſch/ Juncia avellanada, Cia- fas. Engliſch/ Dweet Cyperus/ or Ruth- nut. Niderlaͤndiſch/ Zoete Cyperus.
Geſtalt.
Daß der ſuͤſſe wilde Galgan oder Traſi ein Geſchlecht des Galgans ſeye/ iſt offenbahr/ ſo man die Wurtzeln/ das gantze Kraut und den ort ſeiner ſtell eigentlich betrachtet: den underſcheid findet man allein an dem Ge- ſchmack der zur Speiß anmuͤthigen Wur- tzen. Er bringet duͤnne und zaslichte Wur- tzen herfuͤr/ an welchen rundlichte Knollen/ als Koͤlblein/ wie an dem Galgan/ herab- hangen/ ſo den Ziſer-erbſen oder Bohnen aͤhnlich/ und mit einer rauchen Haut oder Schale bedecket ſind. Sein Marck oder Safft iſt ſuͤß/ weiß/ und am geſchmack den Caſtanien gleich. Die Blaͤtter vergleichen ſich dem Galgan/ ſie ſind geſtaltet/ wie das Riedgraß/ ſchmaͤler als der Lauch/ Elen lang und ſpitzig. Die Stengel wachſen Elen hoch/ und tragen oben kleine Blaͤttlein/ wie Sternen zuſam̃engeſetzt/ zwiſchen welchen in dem Brachmonat geaͤhrte Blumen her- fuͤrſchieſſen. Dieſes Gewaͤchs verenderet ſich nach dem ort ſeiner ſtell/ denn an etli- chen orten bringet es Stengel und Blumen/ an anderen aber gar nicht. Zu Verona in Jtalien wird es in groſſer anzahl gefunden/ und jaͤhrlich auff nachfolgende weiſſe fortge- pflantzet. Jm anfang des Wintermonats/ damit fie nicht von der Kaͤlte verderben/ grabet man die Wurtzeln auß/ und ſtecket
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[305/0321]
Von den Kraͤuteren.
rida genennt/ und auß dem Nicolao Monarde
alſo beſchrieben wird. Von dem Seehafen
St. Helenæ, welcher in der Landſchafft Flo-
rida liget/ bringet man ablange und knorꝛi-
ge Wurtzeln/ die ſind Daumens-dick/ auſ-
ſen ſchwartz/ und innen weiß/ geben ein Ge-
wuͤrtz-geſchmack von ſich/ faſt wie der Gal-
gan: wenn ſie duͤrꝛ werden/ uͤberkommen ſie
Runtzeln/ und werden hart wie ein Horn.
Die Aeſtlein ſpreiten ſich auff die Erden/
bringen breite und ſatt-gruͤne Blaͤtter.
Waͤchſt an feuchten orten. Von Nicolao
Monarde wird es Radix St. Helenæ, St. He-
lena-wurtzel/ von Caſtore Durante aber Pa-
ter noſter St. Helenæ, St. Helenæ Pater-
noſter genennt.
Jſt warmer und trockener Natur. Das
Pulver dieſer Wurtzeln wird in Wein wi-
der die Magen-ſchmertzen und das Grieß
gelobt. Die Jndianer zerſtoſſen dieſe Wur-
tzel mit ſteinen/ und wenn ſie ſich des Bads
bedienen/ reiben ſie den gantzen Leib mit die-
ſem Pulver/ ſoll ihme ein anmuͤthigen Ge-
ruch mittheilen. Auß den abgeſchnittenen
und durchborten Knorꝛen dieſer Wurtzeln/
machen die Spanier und Jndianer ihre Co-
rallen am Pater-noſter/ welche ſie an den
Halß hencken/ und ihnen viel kraͤfften zu-
ſchreiben.
Magen-
ſchmertzen.
Grieß.
Gifftwurtz. Contrayerva.
Vnder den langen wolriechenden wilden
Galgan zehlet vorgemeldter Herꝛ eine Art/
die von ihme Cyperus longus odorus Perua-
nus genennet/ und auch auß dem Monarde
beſchrieben worden.
Wird ſonſten auff Teutſch genennet/
Gifftwurtz. Lateiniſch/ Contrayerva, Ra-
dix yerva, Radix Bezoardica, Radix contra
venena, Drakena. Niderlaͤndiſch/ Vergifft-
wortel. Frantzoͤſiſch/ Racine de yerva, ou
venimeuſe.
Die Wurtzel iſt roͤthlicht/ ablang/ knor-
richt/ und mit dicken/ harten zaſeln bega-
bet/ ſo 3. oder 4. zoll lang/ inwendig weiß/
und deren etliche haaricht ſind/ welche ein
geruch/ wie die wilde Angelica von ſich ge-
ben.
Man bringet ſie auß dem Jndianiſchen
Koͤnigreich Peru/ von Charus/ allda die
Spanier dieſes Gewaͤchs Contrayerva nen-
nen/ welchen Namen es auch in Teutſch-
land biß auff dieſen Tag behalten hat. So
man die Wurtzel in dem Mund kewet/ gibt
ſie einen Wuͤrtz-geſchmack von ſich. Wenn
man ſie zu Pulver ſtoſſet/ und davon ein
Ducaten ſchwer im weiſſen Wein einnim̃et/
widerſtehet ſie allem Gifft/ nur den Sublimat
außgenommen/ denn ſie entweder durch
das Erbrechen oder den Schweiß das Gifft
außſtoſſet/ auch die gifftige Liebes-traͤncker
auß dem Leib forttreibet/ dahero die Spa-
nier ſolche Wurtzel wider das Gifft dem be-
ruͤhmten Bezoar-ſtein vorziehen. Etliche
zerſchneiden ſie in Scheuͤblein/ und legen ſie
in das Waſſer/ welches ſie den Kindern/ ſo
an den Blatern kranck darnider ligen/ zu
trincken geben.
Gifft/
Gifftige
Liebes-
traͤncker.
Kindsbla-
teren.
[Abbildung Suͤſſer wilder Galgan. Cyperus rotun-
dus anguſtifolius eſculentus.
]
Namen.
DEr ſuͤſſe wilde Galgan heißt Grie-
chiſch/ __.
Lateiniſch/ Traſi, Dulcichinum, Jun-
cus avellana; Cyperus eſculentus, C. B. Traſi,
J. B. Jtaliaͤniſch/ Traſi dolce, Dolzolini,
Habaziz. Spaniſch/ Juncia avellanada, Cia-
fas. Engliſch/ Dweet Cyperus/ or Ruth-
nut. Niderlaͤndiſch/ Zoete Cyperus.
Geſtalt.
Daß der ſuͤſſe wilde Galgan oder Traſi ein
Geſchlecht des Galgans ſeye/ iſt offenbahr/
ſo man die Wurtzeln/ das gantze Kraut und
den ort ſeiner ſtell eigentlich betrachtet: den
underſcheid findet man allein an dem Ge-
ſchmack der zur Speiß anmuͤthigen Wur-
tzen. Er bringet duͤnne und zaslichte Wur-
tzen herfuͤr/ an welchen rundlichte Knollen/
als Koͤlblein/ wie an dem Galgan/ herab-
hangen/ ſo den Ziſer-erbſen oder Bohnen
aͤhnlich/ und mit einer rauchen Haut oder
Schale bedecket ſind. Sein Marck oder
Safft iſt ſuͤß/ weiß/ und am geſchmack den
Caſtanien gleich. Die Blaͤtter vergleichen
ſich dem Galgan/ ſie ſind geſtaltet/ wie das
Riedgraß/ ſchmaͤler als der Lauch/ Elen
lang und ſpitzig. Die Stengel wachſen Elen
hoch/ und tragen oben kleine Blaͤttlein/ wie
Sternen zuſam̃engeſetzt/ zwiſchen welchen
in dem Brachmonat geaͤhrte Blumen her-
fuͤrſchieſſen. Dieſes Gewaͤchs verenderet
ſich nach dem ort ſeiner ſtell/ denn an etli-
chen orten bringet es Stengel und Blumen/
an anderen aber gar nicht. Zu Verona in
Jtalien wird es in groſſer anzahl gefunden/
und jaͤhrlich auff nachfolgende weiſſe fortge-
pflantzet. Jm anfang des Wintermonats/
damit fie nicht von der Kaͤlte verderben/
grabet man die Wurtzeln auß/ und ſtecket
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/321>, abgerufen am 21.11.2024.
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