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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Von den Baum- und Staud-Gewächsen.
[Spaltenumbruch] sich schlucken/ und nach beschehenem kleinem
jast behalten mag/ digeriere alles durch ein-
ander/ und destillier den Spiritum davon ab/
welcher denn der Liquor C. C. succinatus Mi-
chaelis
genennet wird. Dieser Spiritus ist sehr
trefflich in den Gichteren/ und Kindlein-
Gichter/
Kindlein
wehe.
wehen Alter und Junger Leuthen befunden;
den Kinderen kan man auff ein/ zwey/ biß
drey tropffen/ den erwachsenen aber biß auff
15. und mehr tropffen auff einmahl mit
Schlag-
flüß/ brust-
flüß/ hertz-
klopffen/
Versteckte
Blumen
der Wei-
beren.
dienstlichen Wassern eingeben. Sonderlich
pflegt man jhne under die Gicht-wasser/ und
Gicht-syrup zu mischen/ und also Löffel-
weiß einzugeben. Er ist auch mit nutzen zu
gebrauchen/ in Schlag- und Brust-flüssen/
welche er zertheilet/ so denn in dem Hertz-
klopffen/ daß er vertreibet; und in verste-
ckung der Monatlichen Weiberblumen/
welche er widerbringet.

Agstein-pulver/ mit dem Schweißtrei-
benden Spießglaß und gutem Terbenthin
zu Pillulein gemacht/ und von solchen Pi-
lulein Morgens und Abends 8. biß 10. ein-
Schmertz-
haffter sa-
menfluß.
genommen/ linderen den schmertzhafften
Samenfluß/ und heilen die Geschwär der
Nieren und Samen-gefässen nach und
nach. Vermischt man aber das Agstein-pul-
Weisser
fluß der
Weibern.
ver mit dem pulver des Wahlsteins/ (Osteo-
collae
) und gibt alle Tag denen mit weissem
Fluß angefochtenen Weibsbilderen biß auff
25. und 30. gran in Brühen davon ein/ so
werden sie heil.

Schwäre
Geburt.
Hinder-
stellige
Nachge-
burt.
Todte
Frucht/
Mutter-
wehe.

Vier biß 6. tropffen Agstein-öl/ oder 6.
biß 8. gran Agstein-Saltz in weiß Gilgen-
oder Beyfuß-wasser eingegeben/ beförderet
den Gebärenden Weibern die Leibesfrucht/
und hinderstellige Nachgeburt; treibt auch
auß die Todte Frucht/ stillet das auffstei-
gende Mutterwehe/ sonderlich wenn man
zugleich etliche tropffen des Oels auff das
Hertzgrüblein schmieret.

Essentz o-
der Tinc-
tur von
Agstein.

Die Essentz oder Tinctur von Agstein
wird auff folgende weiß sehr kräfftig ge-
macht: Nemt des gelben Agsteins nach be-
lieben/ zerstoßt jhn zu einem subtilen pulver/
mischt etwas Weinstein-saltz darunder/
calcinierts ein wenig auff gelinder Gluth/
biß der Agstein sich anhebt roth zu färben/
gießt hernach alsobald den subtilsten Bran-
tenwein (Spiritum vini rectificatissimum) da-
rüber/ vermacht das Glaß wol/ digerierts
etliche Tag in warmem Sand/ und wenn
also die Tinctur in den Brantenwein zim-
lich roth-gelb kommen/ so gießt sie auß/ zie-
het ein wenig Branten-wein/ durch gelinde
destillation davon ab/ so hat man eine sehr
kräfftige Tinctur oder Essentz. Wenn man
den rectificierten Brantenwein mit dem Spi-
ritu Urinae
etliche Tage lang digeriert und
circuliert/ hernach über den rein gepülver-
ten Agstein allein gießt/ und widerumb in
einer wol vermachten phiolen etliche Tage
digeriert/ so wird die Tinctur zu vielen
Kranckheiten annoch kräfftiger und flüchti-
Nieren-
Miltz| und
Mutter-
wehe.
ger. Jnsonderheit aber wird diese Essentz ge-
braucht in Nieren/ Miltze- und Mutterweh/
man pflegt sie biß auff 10. oder 12. tropffen
übers mahl einzugeben/ und zwar für das
Mutterwehe in Melissen- oder Betonien-
wasser; für das Nierenwehe mit Pappelen-
und Erdbeere-wasser; für das Miltzwehe/
[Spaltenumbruch] mit Tauben-kropff- und Hirschzungen-
wasser; für den Schmertzen deß Haupts/
und Flüsse auff der Brust/ wenn sie vom
Haupt hinunder fallen/ in Ehren-preiß-
und Eisenkraut- oder Erdrauch-wasser.

Zu einem guten Fluß-rauch nemt Mastix/Flußrauch
Agstein/ rote Rosen/ Storax/ geraspelt
Wachholderholtz/ Fischmüntz-kraut/ Nacht-
schatten-kraut/ jeder gattung gleich viel/
stoßt alles und zerhackts/ groblicht underFlüß/
geschwulst
und Glie-
derschmer-
tzen von
kälten
flüssen.

einander: von diesem pulver auff die Glut
gestrewet/ leinene Tücher damit beräuche-
ret/ und also warm übergebunden/ zerthei-
let allerhand geschwulsten und schmertzen der
Gliederen/ deß Haupts/ Armen und Bei-
nen/ so von kalten Flüssen herkommen. Ja
ich habe offt gesehen/ daß sich gefährlicheGeschwul-
sten der
Brüsten.

Geschwulsten der Brüsten an Weibern/ so
ohne sonderliche Entzündung gewesen/ durch
diesen Fluß-rauch glücklich verzogen und
vertheilet haben.

Fridericus Hoffmannus, Andreas Matthio-
lus,
und Joh. Baptista Porta, halten für ge-
wiß/ wenn man die Agstein-Corallen an denFlüß in
Augen.

hinderen theil des Haupts/ zwischen die
Schultern hänge/ nemmen sie die Flüß der
Augen hinweg/ so man sie aber umb denFlüß in
Halß und
auff die
Brust.

Halß lege/ verhüten sie/ daß der Fluß nicht
in den Halß/ und auff die Brust falle.

Joh. Crato a Krafftheim, geweßter dreyer
Römischen Käyseren Medicus, hat gewisse
Haupt-laxierende Pilulein erfunden/ welche
noch heut zu tage mit grossem Nutzen ge-
brauchet/ und under dem titul/ Massa Pilul.
e succino Cratonis,
in den wohlbestellten Apo-
tecken gefunden werden; man pflegt sie auf
20. biß 25. oder 30. gran auf einmahl zu geben.Flüß/
Schleim
der Nieren/
Mutter.
Schlag-
fluß.

Sie laxieren gelind/ führen die Flüsse von
dem Haupt/ Schleim von der Brust/ Mil-
tze/ Nieren und Mutter wol ab/ und bewah-
ren den Menschen vor Schlagflüssen.



CAPUT CLXXVIII.
Wolriechend Amber. Ambra Grysea.
Namen.

WOlriechend Amber heißt auff La-
tein/ Ambarum, Ambra Grysea. Fran-
tzösisch/ Ambre odorante. Englisch/
Amber greece. Niderländisch/ Ambergrieß.

Gestalt und Vrsprung.

Der wolriechend Amber ist ein Bitumi-
nosischer Safft/ welcher eben wie der Ag-
stein in dem Meer gefischet wird. Er wird
in der See bey Bengala/ Pegu/ Mon-
zabig/ Cabo verde; item in der Jnsul Ma-
dagascar/ und Sumatra gesamlet. Sein
eigentlicher Ursprung ist noch unbekant/ je-
doch haben die heutigen Engelländer in den
Gedärmen der Wallfischen ein solche Ma-
teri angetroffen/ eben wie das Sperma Ceti
in dem Kopff solcher Thieren.

Weilen aber dieser Amber sehr theur/ und
daher mercklich verfälscht wird/ als soll
man eine prob deß besten wissen. Wenn
man etwas von dem Amber in der war-
men Hand ein wenig reibet/ und er davon
weich und lind wird wie wachs: wenn er be-
neben starck riechet/ und äschfarbig ist/ so
kan man jhn für gerecht und gut halten:

wo aber

Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen.
[Spaltenumbruch] ſich ſchlucken/ und nach beſchehenem kleinem
jaſt behalten mag/ digeriere alles durch ein-
ander/ und deſtillier den Spiritum davon ab/
welcher denn der Liquor C. C. ſuccinatus Mi-
chaëlis
genennet wird. Dieſer Spiritus iſt ſehr
trefflich in den Gichteren/ und Kindlein-
Gichter/
Kindlein
wehe.
wehen Alter und Junger Leuthen befunden;
den Kinderen kan man auff ein/ zwey/ biß
drey tropffen/ den erwachſenen aber biß auff
15. und mehr tropffen auff einmahl mit
Schlag-
fluͤß/ bruſt-
fluͤß/ hertz-
klopffen/
Verſteckte
Blumen
der Wei-
beren.
dienſtlichen Waſſern eingeben. Sonderlich
pflegt man jhne under die Gicht-waſſer/ und
Gicht-ſyrup zu miſchen/ und alſo Loͤffel-
weiß einzugeben. Er iſt auch mit nutzen zu
gebrauchen/ in Schlag- und Bruſt-fluͤſſen/
welche er zertheilet/ ſo denn in dem Hertz-
klopffen/ daß er vertreibet; und in verſte-
ckung der Monatlichen Weiberblumen/
welche er widerbringet.

Agſtein-pulver/ mit dem Schweißtrei-
benden Spießglaß und gutem Terbenthin
zu Pillulein gemacht/ und von ſolchen Pi-
lulein Morgens und Abends 8. biß 10. ein-
Schmertz-
haffter ſa-
menfluß.
genommen/ linderen den ſchmertzhafften
Samenfluß/ und heilen die Geſchwaͤr der
Nieren und Samen-gefaͤſſen nach und
nach. Vermiſcht man aber das Agſtein-pul-
Weiſſer
fluß der
Weibern.
ver mit dem pulver des Wahlſteins/ (Oſteo-
collæ
) und gibt alle Tag denen mit weiſſem
Fluß angefochtenen Weibsbilderen biß auff
25. und 30. gran in Bruͤhen davon ein/ ſo
werden ſie heil.

Schwaͤre
Geburt.
Hinder-
ſtellige
Nachge-
burt.
Todte
Frucht/
Mutter-
wehe.

Vier biß 6. tropffen Agſtein-oͤl/ oder 6.
biß 8. gran Agſtein-Saltz in weiß Gilgen-
oder Beyfuß-waſſer eingegeben/ befoͤrderet
den Gebaͤrenden Weibern die Leibesfrucht/
und hinderſtellige Nachgeburt; treibt auch
auß die Todte Frucht/ ſtillet das auffſtei-
gende Mutterwehe/ ſonderlich wenn man
zugleich etliche tropffen des Oels auff das
Hertzgruͤblein ſchmieret.

Eſſentz o-
der Tinc-
tur von
Agſtein.

Die Eſſentz oder Tinctur von Agſtein
wird auff folgende weiß ſehr kraͤfftig ge-
macht: Nemt des gelben Agſteins nach be-
lieben/ zerſtoßt jhn zu einem ſubtilen pulver/
miſcht etwas Weinſtein-ſaltz darunder/
calcinierts ein wenig auff gelinder Gluth/
biß der Agſtein ſich anhebt roth zu faͤrben/
gießt hernach alſobald den ſubtilſten Bran-
tenwein (Spiritum vini rectificatiſſimum) da-
ruͤber/ vermacht das Glaß wol/ digerierts
etliche Tag in warmem Sand/ und wenn
alſo die Tinctur in den Brantenwein zim-
lich roth-gelb kommen/ ſo gießt ſie auß/ zie-
het ein wenig Branten-wein/ durch gelinde
deſtillation davon ab/ ſo hat man eine ſehr
kraͤfftige Tinctur oder Eſſentz. Wenn man
den rectificierten Brantenwein mit dem Spi-
ritu Urinæ
etliche Tage lang digeriert und
circuliert/ hernach uͤber den rein gepuͤlver-
ten Agſtein allein gießt/ und widerumb in
einer wol vermachten phiolen etliche Tage
digeriert/ ſo wird die Tinctur zu vielen
Kranckheiten annoch kraͤfftiger und fluͤchti-
Nieren-
Miltz| und
Mutter-
wehe.
ger. Jnſonderheit aber wird dieſe Eſſentz ge-
braucht in Nieren/ Miltze- und Mutterweh/
man pflegt ſie biß auff 10. oder 12. tropffen
uͤbers mahl einzugeben/ und zwar fuͤr das
Mutterwehe in Meliſſen- oder Betonien-
waſſer; fuͤr das Nierenwehe mit Pappelen-
und Erdbeere-waſſer; fuͤr das Miltzwehe/
[Spaltenumbruch] mit Tauben-kropff- und Hirſchzungen-
waſſer; fuͤr den Schmertzen deß Haupts/
und Fluͤſſe auff der Bruſt/ wenn ſie vom
Haupt hinunder fallen/ in Ehren-preiß-
und Eiſenkraut- oder Erdrauch-waſſer.

Zu einem guten Fluß-rauch nemt Maſtix/Flußrauch
Agſtein/ rote Roſen/ Storax/ geraſpelt
Wachholderholtz/ Fiſchmuͤntz-kraut/ Nacht-
ſchatten-kraut/ jeder gattung gleich viel/
ſtoßt alles und zerhackts/ groblicht underFluͤß/
geſchwulſt
und Glie-
derſchmer-
tzen von
kaͤlten
fluͤſſen.

einander: von dieſem pulver auff die Glut
geſtrewet/ leinene Tuͤcher damit beraͤuche-
ret/ und alſo warm uͤbergebunden/ zerthei-
let allerhand geſchwulſten und ſchmertzen der
Gliederen/ deß Haupts/ Armen und Bei-
nen/ ſo von kalten Fluͤſſen herkommen. Ja
ich habe offt geſehen/ daß ſich gefaͤhrlicheGeſchwul-
ſten der
Bruͤſten.

Geſchwulſten der Bruͤſten an Weibern/ ſo
ohne ſonderliche Entzuͤndung geweſen/ durch
dieſen Fluß-rauch gluͤcklich verzogen und
vertheilet haben.

Fridericus Hoffmannus, Andreas Matthio-
lus,
und Joh. Baptiſta Porta, halten fuͤr ge-
wiß/ wenn man die Agſtein-Corallen an denFluͤß in
Augen.

hinderen theil des Haupts/ zwiſchen die
Schultern haͤnge/ nem̃en ſie die Fluͤß der
Augen hinweg/ ſo man ſie aber umb denFluͤß in
Halß und
auff die
Bruſt.

Halß lege/ verhuͤten ſie/ daß der Fluß nicht
in den Halß/ und auff die Bruſt falle.

Joh. Crato à Krafftheim, geweßter dreyer
Roͤmiſchen Kaͤyſeren Medicus, hat gewiſſe
Haupt-laxierende Pilulein erfunden/ welche
noch heut zu tage mit groſſem Nutzen ge-
brauchet/ und under dem titul/ Maſsâ Pilul.
è ſuccino Cratonis,
in den wohlbeſtellten Apo-
tecken gefunden werden; man pflegt ſie auf
20. biß 25. oder 30. gran auf einmahl zu geben.Fluͤß/
Schleim
der Nierẽ/
Mutter.
Schlag-
fluß.

Sie laxieren gelind/ fuͤhren die Fluͤſſe von
dem Haupt/ Schleim von der Bruſt/ Mil-
tze/ Nieren und Mutter wol ab/ und bewah-
ren den Menſchen vor Schlagfluͤſſen.



CAPUT CLXXVIII.
Wolriechend Amber. Ambra Gryſea.
Namen.

WOlriechend Amber heißt auff La-
tein/ Ambarum, Ambra Gryſea. Fran-
tzoͤſiſch/ Ambre odorante. Engliſch/
Amber greece. Niderlaͤndiſch/ Ambergrieß.

Geſtalt und Vrſprung.

Der wolriechend Amber iſt ein Bitumi-
noſiſcher Safft/ welcher eben wie der Ag-
ſtein in dem Meer gefiſchet wird. Er wird
in der See bey Bengala/ Pegu/ Mon-
zabig/ Cabo verde; item in der Jnſul Ma-
dagaſcar/ und Sumatra geſamlet. Sein
eigentlicher Urſprung iſt noch unbekant/ je-
doch haben die heutigen Engellaͤnder in den
Gedaͤrmen der Wallfiſchen ein ſolche Ma-
teri angetroffen/ eben wie das Sperma Ceti
in dem Kopff ſolcher Thieren.

Weilen aber dieſer Amber ſehr theur/ und
daher mercklich verfaͤlſcht wird/ als ſoll
man eine prob deß beſten wiſſen. Wenn
man etwas von dem Amber in der war-
men Hand ein wenig reibet/ und er davon
weich und lind wird wie wachs: wenn er be-
neben ſtarck riechet/ und aͤſchfarbig iſt/ ſo
kan man jhn fuͤr gerecht und gut halten:

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[295/0311] Von den Baum- und Staud-Gewaͤchſen. ſich ſchlucken/ und nach beſchehenem kleinem jaſt behalten mag/ digeriere alles durch ein- ander/ und deſtillier den Spiritum davon ab/ welcher denn der Liquor C. C. ſuccinatus Mi- chaëlis genennet wird. Dieſer Spiritus iſt ſehr trefflich in den Gichteren/ und Kindlein- wehen Alter und Junger Leuthen befunden; den Kinderen kan man auff ein/ zwey/ biß drey tropffen/ den erwachſenen aber biß auff 15. und mehr tropffen auff einmahl mit dienſtlichen Waſſern eingeben. Sonderlich pflegt man jhne under die Gicht-waſſer/ und Gicht-ſyrup zu miſchen/ und alſo Loͤffel- weiß einzugeben. Er iſt auch mit nutzen zu gebrauchen/ in Schlag- und Bruſt-fluͤſſen/ welche er zertheilet/ ſo denn in dem Hertz- klopffen/ daß er vertreibet; und in verſte- ckung der Monatlichen Weiberblumen/ welche er widerbringet. Gichter/ Kindlein wehe. Schlag- fluͤß/ bruſt- fluͤß/ hertz- klopffen/ Verſteckte Blumen der Wei- beren. Agſtein-pulver/ mit dem Schweißtrei- benden Spießglaß und gutem Terbenthin zu Pillulein gemacht/ und von ſolchen Pi- lulein Morgens und Abends 8. biß 10. ein- genommen/ linderen den ſchmertzhafften Samenfluß/ und heilen die Geſchwaͤr der Nieren und Samen-gefaͤſſen nach und nach. Vermiſcht man aber das Agſtein-pul- ver mit dem pulver des Wahlſteins/ (Oſteo- collæ) und gibt alle Tag denen mit weiſſem Fluß angefochtenen Weibsbilderen biß auff 25. und 30. gran in Bruͤhen davon ein/ ſo werden ſie heil. Schmertz- haffter ſa- menfluß. Weiſſer fluß der Weibern. Vier biß 6. tropffen Agſtein-oͤl/ oder 6. biß 8. gran Agſtein-Saltz in weiß Gilgen- oder Beyfuß-waſſer eingegeben/ befoͤrderet den Gebaͤrenden Weibern die Leibesfrucht/ und hinderſtellige Nachgeburt; treibt auch auß die Todte Frucht/ ſtillet das auffſtei- gende Mutterwehe/ ſonderlich wenn man zugleich etliche tropffen des Oels auff das Hertzgruͤblein ſchmieret. Die Eſſentz oder Tinctur von Agſtein wird auff folgende weiß ſehr kraͤfftig ge- macht: Nemt des gelben Agſteins nach be- lieben/ zerſtoßt jhn zu einem ſubtilen pulver/ miſcht etwas Weinſtein-ſaltz darunder/ calcinierts ein wenig auff gelinder Gluth/ biß der Agſtein ſich anhebt roth zu faͤrben/ gießt hernach alſobald den ſubtilſten Bran- tenwein (Spiritum vini rectificatiſſimum) da- ruͤber/ vermacht das Glaß wol/ digerierts etliche Tag in warmem Sand/ und wenn alſo die Tinctur in den Brantenwein zim- lich roth-gelb kommen/ ſo gießt ſie auß/ zie- het ein wenig Branten-wein/ durch gelinde deſtillation davon ab/ ſo hat man eine ſehr kraͤfftige Tinctur oder Eſſentz. Wenn man den rectificierten Brantenwein mit dem Spi- ritu Urinæ etliche Tage lang digeriert und circuliert/ hernach uͤber den rein gepuͤlver- ten Agſtein allein gießt/ und widerumb in einer wol vermachten phiolen etliche Tage digeriert/ ſo wird die Tinctur zu vielen Kranckheiten annoch kraͤfftiger und fluͤchti- ger. Jnſonderheit aber wird dieſe Eſſentz ge- braucht in Nieren/ Miltze- und Mutterweh/ man pflegt ſie biß auff 10. oder 12. tropffen uͤbers mahl einzugeben/ und zwar fuͤr das Mutterwehe in Meliſſen- oder Betonien- waſſer; fuͤr das Nierenwehe mit Pappelen- und Erdbeere-waſſer; fuͤr das Miltzwehe/ mit Tauben-kropff- und Hirſchzungen- waſſer; fuͤr den Schmertzen deß Haupts/ und Fluͤſſe auff der Bruſt/ wenn ſie vom Haupt hinunder fallen/ in Ehren-preiß- und Eiſenkraut- oder Erdrauch-waſſer. Nieren- Miltz| und Mutter- wehe. Zu einem guten Fluß-rauch nemt Maſtix/ Agſtein/ rote Roſen/ Storax/ geraſpelt Wachholderholtz/ Fiſchmuͤntz-kraut/ Nacht- ſchatten-kraut/ jeder gattung gleich viel/ ſtoßt alles und zerhackts/ groblicht under einander: von dieſem pulver auff die Glut geſtrewet/ leinene Tuͤcher damit beraͤuche- ret/ und alſo warm uͤbergebunden/ zerthei- let allerhand geſchwulſten und ſchmertzen der Gliederen/ deß Haupts/ Armen und Bei- nen/ ſo von kalten Fluͤſſen herkommen. Ja ich habe offt geſehen/ daß ſich gefaͤhrliche Geſchwulſten der Bruͤſten an Weibern/ ſo ohne ſonderliche Entzuͤndung geweſen/ durch dieſen Fluß-rauch gluͤcklich verzogen und vertheilet haben. Flußrauch Fluͤß/ geſchwulſt und Glie- derſchmer- tzen von kaͤlten fluͤſſen. Geſchwul- ſten der Bruͤſten. Fridericus Hoffmannus, Andreas Matthio- lus, und Joh. Baptiſta Porta, halten fuͤr ge- wiß/ wenn man die Agſtein-Corallen an den hinderen theil des Haupts/ zwiſchen die Schultern haͤnge/ nem̃en ſie die Fluͤß der Augen hinweg/ ſo man ſie aber umb den Halß lege/ verhuͤten ſie/ daß der Fluß nicht in den Halß/ und auff die Bruſt falle. Fluͤß in Augen. Fluͤß in Halß und auff die Bruſt. Joh. Crato à Krafftheim, geweßter dreyer Roͤmiſchen Kaͤyſeren Medicus, hat gewiſſe Haupt-laxierende Pilulein erfunden/ welche noch heut zu tage mit groſſem Nutzen ge- brauchet/ und under dem titul/ Maſsâ Pilul. è ſuccino Cratonis, in den wohlbeſtellten Apo- tecken gefunden werden; man pflegt ſie auf 20. biß 25. oder 30. gran auf einmahl zu geben. Sie laxieren gelind/ fuͤhren die Fluͤſſe von dem Haupt/ Schleim von der Bruſt/ Mil- tze/ Nieren und Mutter wol ab/ und bewah- ren den Menſchen vor Schlagfluͤſſen. Fluͤß/ Schleim der Nierẽ/ Mutter. Schlag- fluß. CAPUT CLXXVIII. Wolriechend Amber. Ambra Gryſea. Namen. WOlriechend Amber heißt auff La- tein/ Ambarum, Ambra Gryſea. Fran- tzoͤſiſch/ Ambre odorante. Engliſch/ Amber greece. Niderlaͤndiſch/ Ambergrieß. Geſtalt und Vrſprung. Der wolriechend Amber iſt ein Bitumi- noſiſcher Safft/ welcher eben wie der Ag- ſtein in dem Meer gefiſchet wird. Er wird in der See bey Bengala/ Pegu/ Mon- zabig/ Cabo verde; item in der Jnſul Ma- dagaſcar/ und Sumatra geſamlet. Sein eigentlicher Urſprung iſt noch unbekant/ je- doch haben die heutigen Engellaͤnder in den Gedaͤrmen der Wallfiſchen ein ſolche Ma- teri angetroffen/ eben wie das Sperma Ceti in dem Kopff ſolcher Thieren. Weilen aber dieſer Amber ſehr theur/ und daher mercklich verfaͤlſcht wird/ als ſoll man eine prob deß beſten wiſſen. Wenn man etwas von dem Amber in der war- men Hand ein wenig reibet/ und er davon weich und lind wird wie wachs: wenn er be- neben ſtarck riechet/ und aͤſchfarbig iſt/ ſo kan man jhn fuͤr gerecht und gut halten: wo aber

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/311>, abgerufen am 21.11.2024.