Der Senet hat ein etzendes miltes saltz/ mit vielen mucilaginosisch/ schleimichten theilen in sich. Es werden aber allein die von jhren stielein (so durch jhre anhaltende krafft Wind und Grimmen in dem Leib erwecken) wol gesäuberte blätter/ ohne die Schoten gebraucht/ und wegen jhrer milt-purgieren- den krafft täglich bey jungen und alten zu nutz gezogen. Nach der alten meinung sind sie warm im anderen/ und trucken im ersten grad.
Gebrauch.
Die Senet-blätter haben das gröste Lob unter allen purgierenden Artzneyen/ dieweil sie sicherlich von allen Menschen/ ja auch Grob ver- brändt melancho- lisch Ge- blüt/ Gall. verstopf- fung der innerlichen Glieder/ Leber und Miltz.von den schwangeren Weibern/ können ge- braucht werben. Sie reinigen das grobe ver- brandte melancholische Geblüth/ führen auß die Gall/ eröffnen die verstopffung der innerlichen Gliedern/ insonderheit der Leber und deß Miltzes/ wenn ein dienliches Laxier- säcklein darauß gemacht wird.
Welcher zu den verstopffungen deß Leibs geneigt ist/ der gebrauche nachfolgendes Verstopf- fung des Leibs.Mittel. Nim außerlesene Senet-blätter zwey loth/ praeparirten Weinstein ein halb loth/ Anis 1. quintlein/ binde alles in ein Säck- lein/ schütte darüber ein halb quartal fri- sches Brunnenwassers/ und so viel weissen Wein/ lege darzu ein vierling süsser Quet- schen/ lasse es bey einem Feuerlein langsam sieden/ biß schier der dritte theil eingesotten/ alßdann nimme es vom Feuer/ thue darzu 2. loth Zucker/ und ein halb quintlein gestos- senen Zimmet. Von diesen Quetschen nimm 4. oder 5. und so viel Löffel voll Brühe/ ein stund vor dem Mittagessen. Solche Artzney wird nutzlich in den Baden- und Saur- brunden-Curen gebraucht/ dadurch den Leib in öffnung zu erhalten.
Es ist aber ins gemein bey dem gebrauch der Senet zu beobachten/ daß man allezeit zubereiteten Weinstein/ oder dessen saltz mit den Blätteren vermischen soll/ als dadurch sonderlich verhinderet wird/ daß das schlei- micht-scharffe saltz der Senet sich an die ge- därme innerlich nicht anhencke/ und dadurch schmertzliches Grimmen erwecke. Man soll auch allwegen die frischen von den stielen wohl erlesenen blätter außwehlen.
Jn dem pulver kan man die blätter von 30. biß 60. gran eingeben/ aber mit Wein- stein vermischt; und mit Zimmet/ Jngwer/ Aniß/ Fenchel-samen/ oder Galangen- wurtzel corrigiert.
Das Extract und die Tinctur von den Senet-blättern/ ist zimlich schwach an kräf- ten/ dahero sie auch wenig gebraucht wer- den.
Laxier- Roseinlin/ oder Zwetsch- gen.
Es werden aber sehr nutzliche Laxier-Ro- seinlein auff folgende weiß bereitet. Nemt 8. loth außerlesene Alexandrinische Senet- blätter/ guten Zimmet/ Jngwer jedes 80. gran/ praeparierten Weinstein 1. quintlein Endivien-wasser zwey und ein halb pfund/ zerhackt und mischt alles under einander/ laßts 8. stund in der stille stehen; demnach kocht es/ und truckts durch ein tuch/ mit dem gekochten safft vermischt annoch 8. loth [Spaltenumbruch]
weissen Zucker/ und kleine wolgewaschene Roseinlein/ oder saubere von steinen erledig- te Zwetschgen ein pfund/ kochts noch ein wenig/ biß es recht ist/ alßdann faßt solche Artzney in gläserne Geschirr auff. Man kan davon biß auff ein und ein halb loth oder gar 2. loth einem starcken Menschen einge- ben; laxiert sehr gelind und wohl.
Die Senet-blätter werden sonsten an- noch zu vielen compositionen gebraucht/ als zu dem Diacydonio solutivo, Electuario de Se- na Nicolai, Electuario de Psyllio Montagnanae, Confectione Hamech, Electuario lenitivo e Tamarindis, Electuario diacatholico, Syrupo Zibebarum, Syrupo de Rhabarb. solut. Syrupo Laxativ. de Manna, Syrupo rosar. solut. com- pos. cum Rhab. Agar. & Sena, und anderen mehr.
CAPUT CLXII.
[Abbildung]
Schafflinsen.Colutea Vesicaria.
Namen.
SChafflinsen oder welsche Linsen heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Co- lutea. Jtaliänisch/ Colutea. Fran- tzösisch/ Baguenaudier, Baguenaude. Spa- nisch/ Espantalobos. Niderländisch/ Lom- baertsche Linsen/ Seneboom. Englisch/ Ba- stard Sena. Jn Schweitzerland nennet man sie Verbrühte Küchle.
Gestalt.
Die Schafflinsen/ Colutea vesicaria, C. B. J. B. ist ein Bäumlein höher als ein Mann/ gleichet mit dem Stamm und Holtz dem Ginst/ daran stehen die blätter an stielen/ an jedem stiel gemeiniglich 6. paar/ und an der spitze deß stiels ein blättlein/ sind allerdings den Senet-blättern gleich/ doch ein wenig zarter. Bringt auch gelbe Blumen wie der
Senet/
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
Eigenſchafft.
Der Senet hat ein etzendes miltes ſaltz/ mit vielen mucilaginoſiſch/ ſchleimichten theilen in ſich. Es werden aber allein die von jhren ſtielein (ſo durch jhre anhaltende krafft Wind und Grim̃en in dem Leib erwecken) wol geſaͤuberte blaͤtter/ ohne die Schoten gebraucht/ und wegen jhrer milt-purgieren- den krafft taͤglich bey jungen und alten zu nutz gezogen. Nach der alten meinung ſind ſie warm im anderen/ und trucken im erſten grad.
Gebrauch.
Die Senet-blaͤtter haben das groͤſte Lob unter allen purgierenden Artzneyen/ dieweil ſie ſicherlich von allen Menſchen/ ja auch Grob ver- braͤndt melancho- liſch Ge- bluͤt/ Gall. verſtopf- fung der innerlichẽ Glieder/ Leber und Miltz.von den ſchwangeren Weibern/ koͤnnen ge- braucht werben. Sie reinigen das grobe ver- brandte melancholiſche Gebluͤth/ fuͤhren auß die Gall/ eroͤffnen die verſtopffung der innerlichen Gliedern/ inſonderheit der Leber und deß Miltzes/ wenn ein dienliches Laxier- ſaͤcklein darauß gemacht wird.
Welcher zu den verſtopffungen deß Leibs geneigt iſt/ der gebrauche nachfolgendes Verſtopf- fung des Leibs.Mittel. Nim außerleſene Senet-blaͤtter zwey loth/ præparirten Weinſtein ein halb loth/ Anis 1. quintlein/ binde alles in ein Saͤck- lein/ ſchuͤtte daruͤber ein halb quartal fri- ſches Brunnenwaſſers/ und ſo viel weiſſen Wein/ lege darzu ein vierling ſuͤſſer Quet- ſchen/ laſſe es bey einem Feuerlein langſam ſieden/ biß ſchier der dritte theil eingeſotten/ alßdann nimme es vom Feuer/ thue darzu 2. loth Zucker/ und ein halb quintlein geſtoſ- ſenen Zimmet. Von dieſen Quetſchen nim̃ 4. oder 5. und ſo viel Loͤffel voll Bruͤhe/ ein ſtund vor dem Mittageſſen. Solche Artzney wird nutzlich in den Baden- und Saur- bruñen-Curen gebraucht/ dadurch den Leib in oͤffnung zu erhalten.
Es iſt aber ins gemein bey dem gebrauch der Senet zu beobachten/ daß man allezeit zubereiteten Weinſtein/ oder deſſen ſaltz mit den Blaͤtteren vermiſchen ſoll/ als dadurch ſonderlich verhinderet wird/ daß das ſchlei- micht-ſcharffe ſaltz der Senet ſich an die ge- daͤrme iñerlich nicht anhencke/ und dadurch ſchmertzliches Grimmen erwecke. Man ſoll auch allwegen die friſchen von den ſtielen wohl erleſenen blaͤtter außwehlen.
Jn dem pulver kan man die blaͤtter von 30. biß 60. gran eingeben/ aber mit Wein- ſtein vermiſcht; und mit Zimmet/ Jngwer/ Aniß/ Fenchel-ſamen/ oder Galangen- wurtzel corꝛigiert.
Das Extract und die Tinctur von den Senet-blaͤttern/ iſt zimlich ſchwach an kraͤf- ten/ dahero ſie auch wenig gebraucht wer- den.
Laxier- Roſeinlin/ oder Zwetſch- gen.
Es werden aber ſehr nutzliche Laxier-Ro- ſeinlein auff folgende weiß bereitet. Nemt 8. loth außerleſene Alexandriniſche Senet- blaͤtter/ guten Zimmet/ Jngwer jedes 80. gran/ præparierten Weinſtein 1. quintlein Endivien-waſſer zwey und ein halb pfund/ zerhackt und miſcht alles under einander/ laßts 8. ſtund in der ſtille ſtehen; demnach kocht es/ und truckts durch ein tuch/ mit dem gekochten ſafft vermiſcht annoch 8. loth [Spaltenumbruch]
weiſſen Zucker/ und kleine wolgewaſchene Roſeinlein/ oder ſaubere von ſteinen erledig- te Zwetſchgen ein pfund/ kochts noch ein wenig/ biß es recht iſt/ alßdann faßt ſolche Artzney in glaͤſerne Geſchirꝛ auff. Man kan davon biß auff ein und ein halb loth oder gar 2. loth einem ſtarcken Menſchen einge- ben; laxiert ſehr gelind und wohl.
Die Senet-blaͤtter werden ſonſten an- noch zu vielen compoſitionen gebraucht/ als zu dem Diacydonio ſolutivo, Electuario de Se- na Nicolai, Electuario de Pſyllio Montagnanæ, Confectione Hamech, Electuario lenitivo è Tamarindis, Electuario diacatholico, Syrupo Zibebarum, Syrupo de Rhabarb. ſolut. Syrupo Laxativ. de Mannâ, Syrupo roſar. ſolut. com- poſ. cum Rhab. Agar. & Sena, und anderen mehr.
CAPUT CLXII.
[Abbildung]
Schafflinſen.Colutea Veſicaria.
Namen.
SChafflinſen oder welſche Linſen heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Co- lutea. Jtaliaͤniſch/ Colutea. Fran- tzoͤſiſch/ Baguenaudier, Baguenaude. Spa- niſch/ Eſpantalobos. Niderlaͤndiſch/ Lom- baertſche Linſen/ Seneboom. Engliſch/ Ba- ſtard Sena. Jn Schweitzerland nennet man ſie Verbruͤhte Kuͤchle.
Geſtalt.
Die Schafflinſen/ Colutea veſicaria, C. B. J. B. iſt ein Baͤumlein hoͤher als ein Mann/ gleichet mit dem Stamm und Holtz dem Ginſt/ daran ſtehen die blaͤtter an ſtielen/ an jedem ſtiel gemeiniglich 6. paar/ und an der ſpitze deß ſtiels ein blaͤttlein/ ſind allerdings den Senet-blaͤttern gleich/ doch ein wenig zarter. Bringt auch gelbe Blumen wie der
Senet/
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0298"n="282"/><fwplace="top"type="header">Das Erſte Buch/</fw><lb/><cb/></div><divn="3"><head><hirendition="#b">Eigenſchafft.</hi></head><lb/><p>Der Senet hat ein etzendes miltes ſaltz/<lb/>
mit vielen mucilaginoſiſch/ ſchleimichten<lb/>
theilen in ſich. Es werden aber allein die von<lb/>
jhren ſtielein (ſo durch jhre anhaltende krafft<lb/>
Wind und Grim̃en in dem Leib erwecken)<lb/>
wol geſaͤuberte blaͤtter/ ohne die Schoten<lb/>
gebraucht/ und wegen jhrer milt-purgieren-<lb/>
den krafft taͤglich bey jungen und alten zu<lb/>
nutz gezogen. Nach der alten meinung ſind<lb/>ſie warm im anderen/ und trucken im erſten<lb/>
grad.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Gebrauch.</hi></head><lb/><p>Die Senet-blaͤtter haben das groͤſte Lob<lb/>
unter allen purgierenden Artzneyen/ dieweil<lb/>ſie ſicherlich von allen Menſchen/ ja auch<lb/><noteplace="left">Grob ver-<lb/>
braͤndt<lb/>
melancho-<lb/>
liſch Ge-<lb/>
bluͤt/ Gall.<lb/>
verſtopf-<lb/>
fung der<lb/>
innerlichẽ<lb/>
Glieder/<lb/>
Leber und<lb/>
Miltz.</note>von den ſchwangeren Weibern/ koͤnnen ge-<lb/>
braucht werben. Sie reinigen das grobe ver-<lb/>
brandte melancholiſche Gebluͤth/ fuͤhren<lb/>
auß die Gall/ eroͤffnen die verſtopffung der<lb/>
innerlichen Gliedern/ inſonderheit der Leber<lb/>
und deß Miltzes/ wenn ein dienliches Laxier-<lb/>ſaͤcklein darauß gemacht wird.</p><lb/><p>Welcher zu den verſtopffungen deß Leibs<lb/>
geneigt iſt/ der gebrauche nachfolgendes<lb/><noteplace="left">Verſtopf-<lb/>
fung des<lb/>
Leibs.</note>Mittel. Nim außerleſene Senet-blaͤtter zwey<lb/>
loth/ pr<hirendition="#aq">æ</hi>parirten Weinſtein ein halb loth/<lb/>
Anis 1. quintlein/ binde alles in ein Saͤck-<lb/>
lein/ ſchuͤtte daruͤber ein halb quartal fri-<lb/>ſches Brunnenwaſſers/ und ſo viel weiſſen<lb/>
Wein/ lege darzu ein vierling ſuͤſſer Quet-<lb/>ſchen/ laſſe es bey einem Feuerlein langſam<lb/>ſieden/ biß ſchier der dritte theil eingeſotten/<lb/>
alßdann nimme es vom Feuer/ thue darzu<lb/>
2. loth Zucker/ und ein halb quintlein geſtoſ-<lb/>ſenen Zimmet. Von dieſen Quetſchen nim̃<lb/>
4. oder 5. und ſo viel Loͤffel voll Bruͤhe/ ein<lb/>ſtund vor dem Mittageſſen. Solche Artzney<lb/>
wird nutzlich in den Baden- und Saur-<lb/>
bruñen-Curen gebraucht/ dadurch den Leib<lb/>
in oͤffnung zu erhalten.</p><lb/><p>Es iſt aber ins gemein bey dem gebrauch<lb/>
der Senet zu beobachten/ daß man allezeit<lb/>
zubereiteten Weinſtein/ oder deſſen ſaltz mit<lb/>
den Blaͤtteren vermiſchen ſoll/ als dadurch<lb/>ſonderlich verhinderet wird/ daß das ſchlei-<lb/>
micht-ſcharffe ſaltz der Senet ſich an die ge-<lb/>
daͤrme iñerlich nicht anhencke/ und dadurch<lb/>ſchmertzliches Grimmen erwecke. Man ſoll<lb/>
auch allwegen die friſchen von den ſtielen<lb/>
wohl erleſenen blaͤtter außwehlen.</p><lb/><p>Jn dem pulver kan man die blaͤtter von<lb/>
30. biß 60. gran eingeben/ aber mit Wein-<lb/>ſtein vermiſcht; und mit Zimmet/ Jngwer/<lb/>
Aniß/ Fenchel-ſamen/ oder Galangen-<lb/>
wurtzel corꝛigiert.</p><lb/><p>Das Extract und die Tinctur von den<lb/>
Senet-blaͤttern/ iſt zimlich ſchwach an kraͤf-<lb/>
ten/ dahero ſie auch wenig gebraucht wer-<lb/>
den.</p><lb/><noteplace="left">Laxier-<lb/>
Roſeinlin/<lb/>
oder<lb/>
Zwetſch-<lb/>
gen.</note><p>Es werden aber ſehr nutzliche Laxier-Ro-<lb/>ſeinlein auff folgende weiß bereitet. Nemt<lb/>
8. loth außerleſene Alexandriniſche Senet-<lb/>
blaͤtter/ guten Zimmet/ Jngwer jedes 80.<lb/>
gran/ pr<hirendition="#aq">æ</hi>parierten Weinſtein 1. quintlein<lb/>
Endivien-waſſer zwey und ein halb pfund/<lb/>
zerhackt und miſcht alles under einander/<lb/>
laßts 8. ſtund in der ſtille ſtehen; demnach<lb/>
kocht es/ und truckts durch ein tuch/ mit<lb/>
dem gekochten ſafft vermiſcht annoch 8. loth<lb/><cb/>
weiſſen Zucker/ und kleine wolgewaſchene<lb/>
Roſeinlein/ oder ſaubere von ſteinen erledig-<lb/>
te Zwetſchgen ein pfund/ kochts noch ein<lb/>
wenig/ biß es recht iſt/ alßdann faßt ſolche<lb/>
Artzney in glaͤſerne Geſchirꝛ auff. Man kan<lb/>
davon biß auff ein und ein halb loth oder<lb/>
gar 2. loth einem ſtarcken Menſchen einge-<lb/>
ben; laxiert ſehr gelind und wohl.</p><lb/><p>Die Senet-blaͤtter werden ſonſten an-<lb/>
noch zu vielen <hirendition="#aq">compoſitionen</hi> gebraucht/ als<lb/>
zu dem <hirendition="#aq">Diacydonio ſolutivo, Electuario de Se-<lb/>
na Nicolai, Electuario de Pſyllio Montagnanæ,<lb/>
Confectione Hamech, Electuario lenitivo è<lb/>
Tamarindis, Electuario diacatholico, Syrupo<lb/>
Zibebarum, Syrupo de Rhabarb. ſolut. Syrupo<lb/>
Laxativ. de Mannâ, Syrupo roſar. ſolut. com-<lb/>
poſ. cum Rhab. Agar. & Sena,</hi> und anderen<lb/>
mehr.</p></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#aq"><hirendition="#g">CAPUT CLXII</hi>.</hi></head><lb/><figure><head><hirendition="#c"><hirendition="#fr">Schafflinſen.</hi><hirendition="#aq">Colutea Veſicaria.</hi></hi></head><lb/></figure><divn="3"><head><hirendition="#b">Namen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">S</hi>Chafflinſen oder welſche Linſen heißt<lb/>
Griechiſch/ <foreignxml:lang="ell"><gapreason="fm"unit="words"quantity="1"/></foreign>. Lateiniſch/ <hirendition="#aq">Co-<lb/>
lutea.</hi> Jtaliaͤniſch/ <hirendition="#aq">Colutea.</hi> Fran-<lb/>
tzoͤſiſch/ <hirendition="#aq">Baguenaudier, Baguenaude.</hi> Spa-<lb/>
niſch/ <hirendition="#aq">Eſpantalobos.</hi> Niderlaͤndiſch/ Lom-<lb/>
baertſche Linſen/ Seneboom. Engliſch/ Ba-<lb/>ſtard Sena. Jn Schweitzerland nennet man<lb/>ſie Verbruͤhte Kuͤchle.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Geſtalt.</hi></head><lb/><p>Die Schafflinſen/ <hirendition="#aq">Colutea veſicaria, <hirendition="#i">C. B.<lb/>
J. B.</hi></hi> iſt ein Baͤumlein hoͤher als ein Mann/<lb/>
gleichet mit dem Stamm und Holtz dem<lb/>
Ginſt/ daran ſtehen die blaͤtter an ſtielen/ an<lb/>
jedem ſtiel gemeiniglich 6. paar/ und an der<lb/>ſpitze deß ſtiels ein blaͤttlein/ ſind allerdings<lb/>
den Senet-blaͤttern gleich/ doch ein wenig<lb/>
zarter. Bringt auch gelbe Blumen wie der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Senet/</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[282/0298]
Das Erſte Buch/
Eigenſchafft.
Der Senet hat ein etzendes miltes ſaltz/
mit vielen mucilaginoſiſch/ ſchleimichten
theilen in ſich. Es werden aber allein die von
jhren ſtielein (ſo durch jhre anhaltende krafft
Wind und Grim̃en in dem Leib erwecken)
wol geſaͤuberte blaͤtter/ ohne die Schoten
gebraucht/ und wegen jhrer milt-purgieren-
den krafft taͤglich bey jungen und alten zu
nutz gezogen. Nach der alten meinung ſind
ſie warm im anderen/ und trucken im erſten
grad.
Gebrauch.
Die Senet-blaͤtter haben das groͤſte Lob
unter allen purgierenden Artzneyen/ dieweil
ſie ſicherlich von allen Menſchen/ ja auch
von den ſchwangeren Weibern/ koͤnnen ge-
braucht werben. Sie reinigen das grobe ver-
brandte melancholiſche Gebluͤth/ fuͤhren
auß die Gall/ eroͤffnen die verſtopffung der
innerlichen Gliedern/ inſonderheit der Leber
und deß Miltzes/ wenn ein dienliches Laxier-
ſaͤcklein darauß gemacht wird.
Grob ver-
braͤndt
melancho-
liſch Ge-
bluͤt/ Gall.
verſtopf-
fung der
innerlichẽ
Glieder/
Leber und
Miltz.
Welcher zu den verſtopffungen deß Leibs
geneigt iſt/ der gebrauche nachfolgendes
Mittel. Nim außerleſene Senet-blaͤtter zwey
loth/ præparirten Weinſtein ein halb loth/
Anis 1. quintlein/ binde alles in ein Saͤck-
lein/ ſchuͤtte daruͤber ein halb quartal fri-
ſches Brunnenwaſſers/ und ſo viel weiſſen
Wein/ lege darzu ein vierling ſuͤſſer Quet-
ſchen/ laſſe es bey einem Feuerlein langſam
ſieden/ biß ſchier der dritte theil eingeſotten/
alßdann nimme es vom Feuer/ thue darzu
2. loth Zucker/ und ein halb quintlein geſtoſ-
ſenen Zimmet. Von dieſen Quetſchen nim̃
4. oder 5. und ſo viel Loͤffel voll Bruͤhe/ ein
ſtund vor dem Mittageſſen. Solche Artzney
wird nutzlich in den Baden- und Saur-
bruñen-Curen gebraucht/ dadurch den Leib
in oͤffnung zu erhalten.
Verſtopf-
fung des
Leibs.
Es iſt aber ins gemein bey dem gebrauch
der Senet zu beobachten/ daß man allezeit
zubereiteten Weinſtein/ oder deſſen ſaltz mit
den Blaͤtteren vermiſchen ſoll/ als dadurch
ſonderlich verhinderet wird/ daß das ſchlei-
micht-ſcharffe ſaltz der Senet ſich an die ge-
daͤrme iñerlich nicht anhencke/ und dadurch
ſchmertzliches Grimmen erwecke. Man ſoll
auch allwegen die friſchen von den ſtielen
wohl erleſenen blaͤtter außwehlen.
Jn dem pulver kan man die blaͤtter von
30. biß 60. gran eingeben/ aber mit Wein-
ſtein vermiſcht; und mit Zimmet/ Jngwer/
Aniß/ Fenchel-ſamen/ oder Galangen-
wurtzel corꝛigiert.
Das Extract und die Tinctur von den
Senet-blaͤttern/ iſt zimlich ſchwach an kraͤf-
ten/ dahero ſie auch wenig gebraucht wer-
den.
Es werden aber ſehr nutzliche Laxier-Ro-
ſeinlein auff folgende weiß bereitet. Nemt
8. loth außerleſene Alexandriniſche Senet-
blaͤtter/ guten Zimmet/ Jngwer jedes 80.
gran/ præparierten Weinſtein 1. quintlein
Endivien-waſſer zwey und ein halb pfund/
zerhackt und miſcht alles under einander/
laßts 8. ſtund in der ſtille ſtehen; demnach
kocht es/ und truckts durch ein tuch/ mit
dem gekochten ſafft vermiſcht annoch 8. loth
weiſſen Zucker/ und kleine wolgewaſchene
Roſeinlein/ oder ſaubere von ſteinen erledig-
te Zwetſchgen ein pfund/ kochts noch ein
wenig/ biß es recht iſt/ alßdann faßt ſolche
Artzney in glaͤſerne Geſchirꝛ auff. Man kan
davon biß auff ein und ein halb loth oder
gar 2. loth einem ſtarcken Menſchen einge-
ben; laxiert ſehr gelind und wohl.
Die Senet-blaͤtter werden ſonſten an-
noch zu vielen compoſitionen gebraucht/ als
zu dem Diacydonio ſolutivo, Electuario de Se-
na Nicolai, Electuario de Pſyllio Montagnanæ,
Confectione Hamech, Electuario lenitivo è
Tamarindis, Electuario diacatholico, Syrupo
Zibebarum, Syrupo de Rhabarb. ſolut. Syrupo
Laxativ. de Mannâ, Syrupo roſar. ſolut. com-
poſ. cum Rhab. Agar. & Sena, und anderen
mehr.
CAPUT CLXII.
[Abbildung Schafflinſen. Colutea Veſicaria.
]
Namen.
SChafflinſen oder welſche Linſen heißt
Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Co-
lutea. Jtaliaͤniſch/ Colutea. Fran-
tzoͤſiſch/ Baguenaudier, Baguenaude. Spa-
niſch/ Eſpantalobos. Niderlaͤndiſch/ Lom-
baertſche Linſen/ Seneboom. Engliſch/ Ba-
ſtard Sena. Jn Schweitzerland nennet man
ſie Verbruͤhte Kuͤchle.
Geſtalt.
Die Schafflinſen/ Colutea veſicaria, C. B.
J. B. iſt ein Baͤumlein hoͤher als ein Mann/
gleichet mit dem Stamm und Holtz dem
Ginſt/ daran ſtehen die blaͤtter an ſtielen/ an
jedem ſtiel gemeiniglich 6. paar/ und an der
ſpitze deß ſtiels ein blaͤttlein/ ſind allerdings
den Senet-blaͤttern gleich/ doch ein wenig
zarter. Bringt auch gelbe Blumen wie der
Senet/
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/298>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.