[Spaltenumbruch]
wirfft es auch flammen auß. Das frische grüne Holtz soll/ nach etwelcher fürgeben/ solchen geruch nicht haben/ sondern allein/ wenn es dörr und trucken ist. Dieser liebli- che geruch/ wie auch/ wenn es auff dem Wasser empor schwimmet/ ist ein zeichen der güte dieses Holtzes. Das beste aber wachset in Malacca und Sumatra/ wie auch in Cambaja und Siana.
Der weltberümte Casparus Bauhinus mel- det von dreyerley gattungen deß Paradieß- holtzes/ deren erste ist das fürtrefflichste/ so Calampart genennet wird/ und wird allein den Jndianischen Königen außgetheilet: wenn ein stuck davon nur in den warmen Händen gehalten wird/ so gibt es einen ü- ber alle massen lieblichen geruch von sich. Daher es auch/ wie Linschotanus vorgibt/ mit gleichem gewicht Goldes bezahlet wird. Die andere gattung ist das gemeine Para- dießholtz/ Palo de Aquilla, Linschot. welches bereits oben beschrieben worden. Die dritte gattung ist endlich das Wilde Paradieß- holtz/ Aquilai brava, welches auch wolrie- chend und theur ist/ und daher Pater noster- Kügelein darauß gedrechßlet werden.
Eigenschafft.
Das Paradießholtz hat gleich den bißher beschriebenen Höltzeren einen saurlichten geist/ neben hartzichtem zimlichem öl/ und etwas flüchtigem bitteren saltz bey sich. Daher jhme die Eigenschafft zuge- wachsen/ zu erwärmen/ zu tröcknen/ die in- nerliche Glieder/ sonderlich das Gehirn/ Hertz/ Magen und Mutter zu stärcken/ den Ohnmachten zu steuren/ verstopffung deß Kröses zu eröffnen/ die Würm zu tö- den/ und fortzutreiben/ auch dem Gifft zu widerstehen. Je hartzichter und fetter dieß Holtz ist/ je besser es seyn soll.
Gebrauch.
Auß diesem Holtz kan man eben wie auß Sassafras-holtz einen Spiritum, Oel und Saltz ziehen/ auch auff gleiche weiß ein Es- sentz und Extract davon machen/ welche denn einerley kräfften mit selbigen Artzneyen haben. Sonderlich aber hat das hartzichte Gummi/ und das Extract dieses Holtz auff 10. biß 15. gran schwer/ offt in form Pillu- lein eingenommen/ treffliche Tugenden den Schwa- cher Ma- gen und Mutter. Schlag- flüß/ schwach ge- dächtniß.schwachen erkalteten Magen und Mutter zu erwärmen und zu stärcken/ das Hertz zu erquicken/ die ermatteten Lebens-geister zu erfrischen/ vor kalten Schlagflüssen den Menschen zu bewahren/ die Gedächtniß zu stärcken.
Ausserlich das grobe Pulver dieses Hol- tzes auff die Gluth gestrewet/ und den rauch Ohn- macht. Mutter- gicht.davon in die Nasen gelassen/ vertreibt die Ohnmachten/ und Muttergichter gar ge- waltig.
Dieses Pulver wird auch nutzlich zu den Hauptstärckenden Kräuter-käpplein ge- Kräuter- käpplein:brauchet/ als nemt Paradieß-holtz ein und ein halb quintl. gelben Santal/ gelben Ag- stein/ Storax/ Zimmet/ rothe Rosen/ jedes ein quintlein/ Weyrauch/ Myrrhen/ Beto- nienblümlein/ Salbeyenblümlein/ Laven- delblümlein/ Meyenblümlein/ jedes 1. halb quintlin/ zerhackt und zerstoßt alles zu einem [Spaltenumbruch]
groblichten pulver zusammen/ und nähets in ein Haupt-käpplein wol ein: solch Käp-Kaltes Hirn. Schlag- flüß. Schwin- del/ haupt- schmertzen. plein auff dem Haupt fleissig getragen/ er- wärmet das Gehirn/ bewahret vor Schlag- flüssen/ stärcket die Gedächtniß/ vertreibet den Schwindel und schmertzen des Haupts.
Quercetanus hat das Extractum dieses hol- tzes mit dem destillierten St. Johannes- kraut/ oder Tausendgulden-kraut-wasser/ nach außgezogener Essentz/ bereitet/ und es sehr zu tödung und außtreibung der Wür-Würm. men/ auch reinigung und bewahrung deß Geblüts vor aller fäulung gerühmet.
Jn den Apotecken hat man die Species dia- xylaloes Mesue, welche vor diesem zu obigen Kranckheiten gebraucht worden.
Das Holtz in Wasser gekocht/ und damitMund- fäule. den Mund außgewaschen/ bewahret vor fäulung/ und erweckt einen guten Geruch.
Das Pulver deß Holtzes mit Storax/ Zimmet/ Benzoin/ Gewürtz-Nägelein und Rosenholtz vermischet/ in taffete Säcklein eingenähet/ und solche Säcklein bey die Kleider gelegt/ oder in dem Sack getragen/ erweckt einen guten Geruch.
CAPUT CXIII. Rosenholtz.Lignum Rhodium.
Namen.
ROsenholtz trägt den Namen/ weilen es den lieblichen Rosen-geruch bey nahem vollkommen hat. Sonsten a- ber heißt es Rodiser-holtz/ von der Jnsul Rodis/ darinnen es wächst: Auff Latei- nisch/ Lignum Rhodium, Aspalathus colore Buxi, item Aspalathus albicans torulo citreo, C. B. Lignum Rosae odore, aliis Lignum Thu- ris, aliis Aspalathus, I. B. Englisch/ Rosenwod. Niderländisch/ Rosenhout/ of Rhodium. Frantzösisch/ Bois des Roses.
Under den Kräuter-beschreiberen ist ein streit/ was eigentlich Aspalathus seye/ in dem einer dieses/ der ander was anders davon glaubet/ jedoch gibt keiner desselben rechte Beschreibung an den tag: daher wir es auch mit denen halten/ welche den Aspala- thum und Lignum Rhodium für eines halten.
Geschlecht und Gestalt.
Es gibt dieser wohlriechenden Rodiser- höltzeren underschiedliche Gattungen und Geschlecht.
I. Das erste Geschlecht/ welches in unse- ren Apotecken gemein und bekant ist/ Aspa- lathus albicans communis, ist ein hartes/ fe- stes/ schweres und nach Rosen riechendes Holtz; zweyfärbig/ wie das Frantzosenholtz/ in der mitte dunckelroth/ an dem umbkreiß weiß/ bißweilen annoch mit der Rinde ver- sehen/ welche dann dick/ rauch/ und graw- äschfarbig/ eines scharfflichten etwas bitteren Geschmacks: wenn es auff die Gluth ge- worffen wird/ kommet es gleich in flammen/ und läßt kein hartzichtes Gummi von sich fliessen: worinnen es demnach von dem obi- gen Aloesholtz underscheiden ist.
II. Das andere Geschlecht/ Aspalathus ru- beus, C. B. Aspalathus Rhodius rubens, odora- tissimus, I. B. ist ein rothes/ dem Eibenbaum
gleich-
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
wirfft es auch flammen auß. Das friſche gruͤne Holtz ſoll/ nach etwelcher fuͤrgeben/ ſolchen geruch nicht haben/ ſondern allein/ wenn es doͤrꝛ und trucken iſt. Dieſer liebli- che geruch/ wie auch/ wenn es auff dem Waſſer empor ſchwim̃et/ iſt ein zeichen der guͤte dieſes Holtzes. Das beſte aber wachſet in Malacca und Sumatra/ wie auch in Cambaja und Siana.
Der weltberuͤmte Caſparus Bauhinus mel- det von dreyerley gattungen deß Paradieß- holtzes/ deren erſte iſt das fuͤrtrefflichſte/ ſo Calampart genennet wird/ und wird allein den Jndianiſchen Koͤnigen außgetheilet: wenn ein ſtuck davon nur in den warmen Haͤnden gehalten wird/ ſo gibt es einen uͤ- ber alle maſſen lieblichen geruch von ſich. Daher es auch/ wie Linſchotanus vorgibt/ mit gleichem gewicht Goldes bezahlet wird. Die andere gattung iſt das gemeine Para- dießholtz/ Palo de Aquilla, Linſchot. welches bereits oben beſchrieben worden. Die dritte gattung iſt endlich das Wilde Paradieß- holtz/ Aquilai brava, welches auch wolrie- chend und theur iſt/ und daher Pater noſter- Kuͤgelein darauß gedrechßlet werden.
Eigenſchafft.
Das Paradießholtz hat gleich den bißher beſchriebenen Hoͤltzeren einen ſaurlichten geiſt/ neben hartzichtem zimlichem oͤl/ und etwas fluͤchtigem bitteren ſaltz bey ſich. Daher jhme die Eigenſchafft zuge- wachſen/ zu erwaͤrmen/ zu troͤcknen/ die in- nerliche Glieder/ ſonderlich das Gehirn/ Hertz/ Magen und Mutter zu ſtaͤrcken/ den Ohnmachten zu ſteuren/ verſtopffung deß Kroͤſes zu eroͤffnen/ die Wuͤrm zu toͤ- den/ und fortzutreiben/ auch dem Gifft zu widerſtehen. Je hartzichter und fetter dieß Holtz iſt/ je beſſer es ſeyn ſoll.
Gebrauch.
Auß dieſem Holtz kan man eben wie auß Saſſafras-holtz einen Spiritum, Oel und Saltz ziehen/ auch auff gleiche weiß ein Eſ- ſentz und Extract davon machen/ welche deñ einerley kraͤfften mit ſelbigen Artzneyen haben. Sonderlich aber hat das hartzichte Gummi/ und das Extract dieſes Holtz auff 10. biß 15. gran ſchwer/ offt in form Pillu- lein eingenommen/ treffliche Tugenden den Schwa- cher Ma- gen und Mutter. Schlag- fluͤß/ ſchwach ge- daͤchtniß.ſchwachen erkalteten Magen und Mutter zu erwaͤrmen und zu ſtaͤrcken/ das Hertz zu erquicken/ die ermatteten Lebens-geiſter zu erfriſchen/ vor kalten Schlagfluͤſſen den Menſchen zu bewahren/ die Gedaͤchtniß zu ſtaͤrcken.
Auſſerlich das grobe Pulver dieſes Hol- tzes auff die Gluth geſtrewet/ und den rauch Ohn- macht. Mutter- gicht.davon in die Naſen gelaſſen/ vertreibt die Ohnmachten/ und Muttergichter gar ge- waltig.
Dieſes Pulver wird auch nutzlich zu den Hauptſtaͤrckenden Kraͤuter-kaͤpplein ge- Kraͤuter- kaͤpplein:brauchet/ als nemt Paradieß-holtz ein und ein halb quintl. gelben Santal/ gelben Ag- ſtein/ Storax/ Zimmet/ rothe Roſen/ jedes ein quintlein/ Weyrauch/ Myrꝛhen/ Beto- nienbluͤmlein/ Salbeyenbluͤmlein/ Laven- delbluͤmlein/ Meyenbluͤmlein/ jedes 1. halb quintlin/ zerhackt und zerſtoßt alles zu einem [Spaltenumbruch]
groblichten pulver zuſammen/ und naͤhets in ein Haupt-kaͤpplein wol ein: ſolch Kaͤp-Kaltes Hirn. Schlag- fluͤß. Schwin- del/ haupt- ſchmertzen. plein auff dem Haupt fleiſſig getragen/ er- waͤrmet das Gehirn/ bewahret vor Schlag- fluͤſſen/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtniß/ vertreibet den Schwindel und ſchmertzen des Haupts.
Quercetanus hat das Extractum dieſes hol- tzes mit dem deſtillierten St. Johannes- kraut/ oder Tauſendgulden-kraut-waſſer/ nach außgezogener Eſſentz/ bereitet/ und es ſehr zu toͤdung und außtreibung der Wuͤr-Wuͤrm. men/ auch reinigung und bewahrung deß Gebluͤts vor aller faͤulung geruͤhmet.
Jn den Apotecken hat man die Species dia- xylaloës Meſue, welche vor dieſem zu obigen Kranckheiten gebraucht worden.
Das Holtz in Waſſer gekocht/ und damitMund- faͤule. den Mund außgewaſchen/ bewahret vor faͤulung/ und erweckt einen guten Geruch.
Das Pulver deß Holtzes mit Storax/ Zimmet/ Benzoin/ Gewuͤrtz-Naͤgelein und Roſenholtz vermiſchet/ in taffete Saͤcklein eingenaͤhet/ und ſolche Saͤcklein bey die Kleider gelegt/ oder in dem Sack getragen/ erweckt einen guten Geruch.
CAPUT CXIII. Roſenholtz.Lignum Rhodium.
Namen.
ROſenholtz traͤgt den Namen/ weilen es den lieblichen Roſen-geruch bey nahem vollkommen hat. Sonſten a- ber heißt es Rodiſer-holtz/ von der Jnſul Rodis/ darinnen es waͤchſt: Auff Latei- niſch/ Lignum Rhodium, Aſpalathus colore Buxi, item Aſpalathus albicans torulo citreo, C. B. Lignum Roſæ odore, aliis Lignum Thu- ris, aliis Aſpalathus, I. B. Engliſch/ Roſenwod. Niderlaͤndiſch/ Roſenhout/ of Rhodium. Frantzoͤſiſch/ Bois des Roſes.
Under den Kraͤuter-beſchreiberen iſt ein ſtreit/ was eigentlich Aſpalathus ſeye/ in dem einer dieſes/ der ander was anders davon glaubet/ jedoch gibt keiner deſſelben rechte Beſchreibung an den tag: daher wir es auch mit denen halten/ welche den Aſpala- thum und Lignum Rhodium fuͤr eines halten.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es gibt dieſer wohlriechenden Rodiſer- hoͤltzeren underſchiedliche Gattungen und Geſchlecht.
I. Das erſte Geſchlecht/ welches in unſe- ren Apotecken gemein und bekant iſt/ Aſpa- lathus albicans communis, iſt ein hartes/ fe- ſtes/ ſchweres und nach Roſen riechendes Holtz; zweyfaͤrbig/ wie das Frantzoſenholtz/ in der mitte dunckelroth/ an dem umbkreiß weiß/ bißweilen annoch mit der Rinde ver- ſehen/ welche dann dick/ rauch/ und graw- aͤſchfarbig/ eines ſcharfflichten etwas bitterẽ Geſchmacks: wenn es auff die Gluth ge- worffen wird/ kommet es gleich in flam̃en/ und laͤßt kein hartzichtes Gummi von ſich flieſſen: worinnen es demnach von dem obi- gen Aloesholtz underſcheiden iſt.
II. Das andere Geſchlecht/ Aſpalathus ru- beus, C. B. Aſpalathus Rhodius rubens, odora- tiſsimus, I. B. iſt ein rothes/ dem Eibenbaum
gleich-
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[218/0234]
Das Erſte Buch/
wirfft es auch flammen auß. Das friſche
gruͤne Holtz ſoll/ nach etwelcher fuͤrgeben/
ſolchen geruch nicht haben/ ſondern allein/
wenn es doͤrꝛ und trucken iſt. Dieſer liebli-
che geruch/ wie auch/ wenn es auff dem
Waſſer empor ſchwim̃et/ iſt ein zeichen der
guͤte dieſes Holtzes. Das beſte aber wachſet
in Malacca und Sumatra/ wie auch in
Cambaja und Siana.
Der weltberuͤmte Caſparus Bauhinus mel-
det von dreyerley gattungen deß Paradieß-
holtzes/ deren erſte iſt das fuͤrtrefflichſte/ ſo
Calampart genennet wird/ und wird allein
den Jndianiſchen Koͤnigen außgetheilet:
wenn ein ſtuck davon nur in den warmen
Haͤnden gehalten wird/ ſo gibt es einen uͤ-
ber alle maſſen lieblichen geruch von ſich.
Daher es auch/ wie Linſchotanus vorgibt/
mit gleichem gewicht Goldes bezahlet wird.
Die andere gattung iſt das gemeine Para-
dießholtz/ Palo de Aquilla, Linſchot. welches
bereits oben beſchrieben worden. Die dritte
gattung iſt endlich das Wilde Paradieß-
holtz/ Aquilai brava, welches auch wolrie-
chend und theur iſt/ und daher Pater noſter-
Kuͤgelein darauß gedrechßlet werden.
Eigenſchafft.
Das Paradießholtz hat gleich den bißher
beſchriebenen Hoͤltzeren einen ſaurlichten
geiſt/ neben hartzichtem zimlichem oͤl/
und etwas fluͤchtigem bitteren ſaltz bey
ſich. Daher jhme die Eigenſchafft zuge-
wachſen/ zu erwaͤrmen/ zu troͤcknen/ die in-
nerliche Glieder/ ſonderlich das Gehirn/
Hertz/ Magen und Mutter zu ſtaͤrcken/
den Ohnmachten zu ſteuren/ verſtopffung
deß Kroͤſes zu eroͤffnen/ die Wuͤrm zu toͤ-
den/ und fortzutreiben/ auch dem Gifft zu
widerſtehen. Je hartzichter und fetter dieß
Holtz iſt/ je beſſer es ſeyn ſoll.
Gebrauch.
Auß dieſem Holtz kan man eben wie auß
Saſſafras-holtz einen Spiritum, Oel und
Saltz ziehen/ auch auff gleiche weiß ein Eſ-
ſentz und Extract davon machen/ welche
deñ einerley kraͤfften mit ſelbigen Artzneyen
haben. Sonderlich aber hat das hartzichte
Gummi/ und das Extract dieſes Holtz auff
10. biß 15. gran ſchwer/ offt in form Pillu-
lein eingenommen/ treffliche Tugenden den
ſchwachen erkalteten Magen und Mutter
zu erwaͤrmen und zu ſtaͤrcken/ das Hertz
zu erquicken/ die ermatteten Lebens-geiſter
zu erfriſchen/ vor kalten Schlagfluͤſſen den
Menſchen zu bewahren/ die Gedaͤchtniß zu
ſtaͤrcken.
Schwa-
cher Ma-
gen und
Mutter.
Schlag-
fluͤß/
ſchwach ge-
daͤchtniß.
Auſſerlich das grobe Pulver dieſes Hol-
tzes auff die Gluth geſtrewet/ und den rauch
davon in die Naſen gelaſſen/ vertreibt die
Ohnmachten/ und Muttergichter gar ge-
waltig.
Ohn-
macht.
Mutter-
gicht.
Dieſes Pulver wird auch nutzlich zu den
Hauptſtaͤrckenden Kraͤuter-kaͤpplein ge-
brauchet/ als nemt Paradieß-holtz ein und
ein halb quintl. gelben Santal/ gelben Ag-
ſtein/ Storax/ Zimmet/ rothe Roſen/ jedes
ein quintlein/ Weyrauch/ Myrꝛhen/ Beto-
nienbluͤmlein/ Salbeyenbluͤmlein/ Laven-
delbluͤmlein/ Meyenbluͤmlein/ jedes 1. halb
quintlin/ zerhackt und zerſtoßt alles zu einem
groblichten pulver zuſammen/ und naͤhets
in ein Haupt-kaͤpplein wol ein: ſolch Kaͤp-
plein auff dem Haupt fleiſſig getragen/ er-
waͤrmet das Gehirn/ bewahret vor Schlag-
fluͤſſen/ ſtaͤrcket die Gedaͤchtniß/ vertreibet
den Schwindel und ſchmertzen des Haupts.
Kraͤuter-
kaͤpplein:
Kaltes
Hirn.
Schlag-
fluͤß.
Schwin-
del/ haupt-
ſchmertzen.
Quercetanus hat das Extractum dieſes hol-
tzes mit dem deſtillierten St. Johannes-
kraut/ oder Tauſendgulden-kraut-waſſer/
nach außgezogener Eſſentz/ bereitet/ und es
ſehr zu toͤdung und außtreibung der Wuͤr-
men/ auch reinigung und bewahrung deß
Gebluͤts vor aller faͤulung geruͤhmet.
Wuͤrm.
Jn den Apotecken hat man die Species dia-
xylaloës Meſue, welche vor dieſem zu obigen
Kranckheiten gebraucht worden.
Das Holtz in Waſſer gekocht/ und damit
den Mund außgewaſchen/ bewahret vor
faͤulung/ und erweckt einen guten Geruch.
Mund-
faͤule.
Das Pulver deß Holtzes mit Storax/
Zimmet/ Benzoin/ Gewuͤrtz-Naͤgelein und
Roſenholtz vermiſchet/ in taffete Saͤcklein
eingenaͤhet/ und ſolche Saͤcklein bey die
Kleider gelegt/ oder in dem Sack getragen/
erweckt einen guten Geruch.
CAPUT CXIII.
Roſenholtz. Lignum Rhodium.
Namen.
ROſenholtz traͤgt den Namen/ weilen
es den lieblichen Roſen-geruch bey
nahem vollkommen hat. Sonſten a-
ber heißt es Rodiſer-holtz/ von der Jnſul
Rodis/ darinnen es waͤchſt: Auff Latei-
niſch/ Lignum Rhodium, Aſpalathus colore
Buxi, item Aſpalathus albicans torulo citreo,
C. B. Lignum Roſæ odore, aliis Lignum Thu-
ris, aliis Aſpalathus, I. B. Engliſch/ Roſenwod.
Niderlaͤndiſch/ Roſenhout/ of Rhodium.
Frantzoͤſiſch/ Bois des Roſes.
Under den Kraͤuter-beſchreiberen iſt ein
ſtreit/ was eigentlich Aſpalathus ſeye/ in dem
einer dieſes/ der ander was anders davon
glaubet/ jedoch gibt keiner deſſelben rechte
Beſchreibung an den tag: daher wir es
auch mit denen halten/ welche den Aſpala-
thum und Lignum Rhodium fuͤr eines halten.
Geſchlecht und Geſtalt.
Es gibt dieſer wohlriechenden Rodiſer-
hoͤltzeren underſchiedliche Gattungen und
Geſchlecht.
I. Das erſte Geſchlecht/ welches in unſe-
ren Apotecken gemein und bekant iſt/ Aſpa-
lathus albicans communis, iſt ein hartes/ fe-
ſtes/ ſchweres und nach Roſen riechendes
Holtz; zweyfaͤrbig/ wie das Frantzoſenholtz/
in der mitte dunckelroth/ an dem umbkreiß
weiß/ bißweilen annoch mit der Rinde ver-
ſehen/ welche dann dick/ rauch/ und graw-
aͤſchfarbig/ eines ſcharfflichten etwas bitterẽ
Geſchmacks: wenn es auff die Gluth ge-
worffen wird/ kommet es gleich in flam̃en/
und laͤßt kein hartzichtes Gummi von ſich
flieſſen: worinnen es demnach von dem obi-
gen Aloesholtz underſcheiden iſt.
II. Das andere Geſchlecht/ Aſpalathus ru-
beus, C. B. Aſpalathus Rhodius rubens, odora-
tiſsimus, I. B. iſt ein rothes/ dem Eibenbaum
gleich-
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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/234>, abgerufen am 21.12.2024.
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