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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch]
Namen.

LIndenbaum heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt].
Lateinisch/ Tilia. Jtaliänisch/ Tiglia.
Frantzösisch/ Tillet, Til. Spanisch/
Teja. Englisch/ Linden or teile tree. Dänisch/
Lind/ Lindetroee. Niderländisch/ Linden-
boom/ Linde.

Geschlecht und Gestalt.

Der Lindenbaum ist zweyerley/ das
Männlein und Weiblein. Sie sind under-
scheiden am Stamme und an der gestalt.
Der Stamm oder das holtz im Männlein ist
härter/ knorrichter/ gröber und rothgelblicht/
im Weiblein aber weißlichter. Die rinde des
Männleins ist dicker/ läßt sich auch wegen
seiner härte nicht biegen/ aber des Weib-
leins rinde ist biegiger und weißlichter/ auß
welcher man Kästlein und Basten zum bin-
sten macht. Das Männlein traget weder
Blumen noch Frucht. Dargegen hat das
Weiblein beydes Blumen und Frucht. Die
auff fünff blättlein bestehend und wohlrie-
chende Blume ist mit einer hülsen einge-
deckt/ und dieweil sie in dem deckel steckt/ ist
sie grün/ so man sie entblößt/ sihet sie weiß-
licht oder doch bleichgelb. Das Weiblein
blühet im Mäyen und Brachmonat/ tragt
ein länglichte frucht in grösse der Bohnen/
mit fünff erhabenen und streimeten ecken/ in
welcher frucht kleine körnlein/ gleich wie im
Metlen/ verschlossen sind. Es hat blätter wie
Ephew oder Wintergrün/ doch sind sie wei-
cher in der ründe mehr gespitzt und zerkerft.

Der Lindenbaum wächst in Gebürgen/
Gründen/ Dörfferen/ vor den Kirchen und
Klösteren/ denn er breitet seine äste weit auß/
gibt einen dicken und lieblichen schatten/ da-
runter man sich im heissen Sommer erküh-
len kan.

Es werden in den Stätten die Linden-
bäum zu einer sonderlichen Zier gepflantzet.
Conradus Gesnerus in hort. German. p. m. 284.
hat vor 100. Jahren von der Lustbarkeit di-
ser Bäumen sein wertes Vatterland/ eine
hochlöbliche Statt Zürich also gerühmet.
Jn vnserer Statt zieren viel hohe Linden-
bäum den Pfältzischen Bühel/ welchen
man gemeiniglich den Hoff nennet/ als von
schönster Linden-busch/ es werden auch aus-
ser der Statt/ bey den Ring-mauren schöne
grosse Lindenbäum gesehen/ neben welchen
Bäncke gemacht sind/ auff denen diejeni-
ge/ so under jhrem Schatten mit spatzieren
sich erlustigen/ insonderheit alte Leuth ruhen
können. Der gröste hat ein solchen dicken
Stamm nidsich/ welcher von zween Män-
nern bey weitem nicht umbfaßt wird. Jn-
sonderheit werden zween ansehnliche Linden-
bäum under der Statt/ bey der Limmet ge-
sehen/ in derer mitte stehet ein Hauß/ auff des-
sen beyden seiten ebene bretter zusammen gehen/
allda versamlen sich die/ so übung suchen/
mit den Mußqueten zu schiessen/ man beret-
tet allda etliche Tisch/ bey denen sich grosse
anzahl der Gästen/ als in einem Eß-saal
erlustiren können/ welche von den ästen und
zweigen der Lindenbäumen gleichsam umb-
fangen werden.

Der Fürstliche Wirtenbergische Archia-
ter, Johannes Bauhinus tom. 1. histor. plantar.
univers. lib. 8. cap.
1. Lobet unser Statt Basel
[Spaltenumbruch] wegen jhrer schönen Lindenbäumen also.
Die Statt Basel triumphieret mit der an-
zahl und lust jhrer Lindenbäumen neben
den edelsten Gaben der Natur/ die sie besi-
tzet. Alda sihet man etliche Schau-plätz mit
solchen Bäumen besetzt/ als die fürnemste
Zier dieser anmütigsten Statt/ denn der
gantze Brachmonat/ mit dem halben theil
des Meyens/ treibet öffters den lieblichen
geruch der Blumen durch die Statt/ nicht
ohne grosse erlustigung der Jnwohneren
und Außländischen. Vor anderen aber ist
derjenige Lindenbaum als ein sonderliches
Gartner-Kunst-stuck bereitet/ welcher neben
der Thumkirch als in einem Königlichen
Lust-garten/ oder mächtigen Bollwerck (so
man gemeiniglich die Pfaltz nennt) in der
mitte stehet/ alda jederman/ nicht allein die
herumbligende Landschafften/ sondern auch
den Rhein/ wie er beyde Stätt scheidende
vorbey fliesset/ mit sonderbahrer ergetzlich-
keit anschawet.

Jn vielen orten Teutschlands pflegt man
die äste des Lindenbaums nach der ordnung
in die weite außzubreiten/ und mit pfälen
zubefestigen/ damit under jhrem schatten/
welcher vor allen Bäumen der gesundeste
seyn soll/ die Menschen in dem Sommer sich
erlustigen können/ daher der Lateine verß
lautet:

Filia sub tilia ducit subtilia fila.

Adamus Lonicerus im vierten Theil seines
Kräuterbuchs im 46. cap. berichtet/ daß zu
seiner zeit in dem Closter St. Alban/ in der
Churfürstl. Statt Mäintz/ ein Lindenbaum
mit 22. grossen steineren Säulen underba-
wet gestanden seye/ welcher doch jährlich
beschnitten wurde.

Für ein ander Geschlecht wird gehalten
der Lindenbaum-Männlein/ Tilia mas Mat-
thioli, Tilia maximo folio, I. B. Tilia montana
maximo folio an mas Theophrasti, C. B.
Dieser
Baum hat ein dicken Stamm/ viel äste/ ein
haarige und röhtlichte Rinde. Er tragt
grosse blätter/ welche nicht bald rund wie
an dem Weiblein scheinen/ sondern in ein
spitzig eck außgehen/ die gestalt der blättern
vergleicht sich des zahmen Maulbeer-
baums-blättern/ oben sind sie tieff zerkerfft/
grün-schwartz/ an dem underen theil gleis-
send/ und drey- oder vier mahl grösser/ als
die blätter des Weibleins. Dr. Casparus Bau-
hinus
hat niemahl keine Blum oder Frucht
an jhr wargenommen/ ob wohl er jhne auff
dem Muttentzer-berg/ dahin er alle Jahr
mit der in der Artzney und Kräuter-kunst
studierenden Jugend/ als zu einer außgerü-
steten Schatz-kammeren ohnzahlbarer Ge-
wächsen spatzieret/ öffters besichtiget hat.

Eigenschafft.

Der Lindenbaum ist warmer und trocke-
ner Natur/ hat in seinem Blust/ und ande-
ren theilen einen schwefelichten/ mit tempe-
riert säurlicht-flüchtigem saltz vermischten
Geist bey sich/ und hiemit die Eigenschafft
das Haupt und Nerven zu stärcken/ das
Geblüt zu reinigen/ alle sauren scharffen
feuchtigkeiten zuversüssen Schlagflüssen und
Gichtern zu steuren/ den unordenlichen
Lauff der Lebens-geisteren zu hemmen/ und

schmer-
Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch]
Namen.

LIndenbaum heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt].
Lateiniſch/ Tilia. Jtaliaͤniſch/ Tiglia.
Frantzoͤſiſch/ Tillet, Til. Spaniſch/
Teja. Engliſch/ Linden or teile tree. Daͤniſch/
Lind/ Lindetroee. Niderlaͤndiſch/ Linden-
boom/ Linde.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der Lindenbaum iſt zweyerley/ das
Maͤnnlein und Weiblein. Sie ſind under-
ſcheiden am Stamme und an der geſtalt.
Der Stam̃ oder das holtz im Maͤnnlein iſt
haͤrter/ knorꝛichter/ groͤber und rothgelblicht/
im Weiblein aber weißlichter. Die rinde des
Maͤnnleins iſt dicker/ laͤßt ſich auch wegen
ſeiner haͤrte nicht biegen/ aber des Weib-
leins rinde iſt biegiger und weißlichter/ auß
welcher man Kaͤſtlein und Baſten zum bin-
ſten macht. Das Maͤnnlein traget weder
Blumen noch Frucht. Dargegen hat das
Weiblein beydes Blumen und Frucht. Die
auff fuͤnff blaͤttlein beſtehend und wohlrie-
chende Blume iſt mit einer huͤlſen einge-
deckt/ und dieweil ſie in dem deckel ſteckt/ iſt
ſie gruͤn/ ſo man ſie entbloͤßt/ ſihet ſie weiß-
licht oder doch bleichgelb. Das Weiblein
bluͤhet im Maͤyen und Brachmonat/ tragt
ein laͤnglichte frucht in groͤſſe der Bohnen/
mit fuͤnff erhabenen und ſtreimeten ecken/ in
welcher frucht kleine koͤrnlein/ gleich wie im
Metlen/ verſchloſſen ſind. Es hat blaͤtter wie
Ephew oder Wintergruͤn/ doch ſind ſie wei-
cher in der ruͤnde mehr geſpitzt und zerkerft.

Der Lindenbaum waͤchſt in Gebuͤrgen/
Gruͤnden/ Doͤrfferen/ vor den Kirchen und
Kloͤſteren/ denn er breitet ſeine aͤſte weit auß/
gibt einen dicken und lieblichen ſchatten/ da-
runter man ſich im heiſſen Sommer erkuͤh-
len kan.

Es werden in den Staͤtten die Linden-
baͤum zu einer ſonderlichen Zier gepflantzet.
Conradus Geſnerus in hort. German. p. m. 284.
hat vor 100. Jahren von der Luſtbarkeit di-
ſer Baͤumen ſein wertes Vatterland/ eine
hochloͤbliche Statt Zuͤrich alſo geruͤhmet.
Jn vnſerer Statt zieren viel hohe Linden-
baͤum den Pfaͤltziſchen Buͤhel/ welchen
man gemeiniglich den Hoff nennet/ als von
ſchoͤnſter Linden-buſch/ es werden auch auſ-
ſer der Statt/ bey den Ring-mauren ſchoͤne
groſſe Lindenbaͤum geſehen/ neben welchen
Baͤncke gemacht ſind/ auff denen diejeni-
ge/ ſo under jhrem Schatten mit ſpatzieren
ſich erluſtigen/ inſonderheit alte Leuth ruhen
koͤnnen. Der groͤſte hat ein ſolchen dicken
Stam̃ nidſich/ welcher von zween Maͤn-
nern bey weitem nicht umbfaßt wird. Jn-
ſonderheit werden zween anſehnliche Linden-
baͤum under der Statt/ bey der Limmet ge-
ſehen/ in derer mitte ſtehet ein Hauß/ auff deſ-
ſen beyden ſeiten ebene bretter zuſam̃en gehen/
allda verſamlen ſich die/ ſo uͤbung ſuchen/
mit den Mußqueten zu ſchieſſen/ man beret-
tet allda etliche Tiſch/ bey denen ſich groſſe
anzahl der Gaͤſten/ als in einem Eß-ſaal
erluſtiren koͤnnen/ welche von den aͤſten und
zweigen der Lindenbaͤumen gleichſam umb-
fangen werden.

Der Fuͤrſtliche Wirtenbergiſche Archia-
ter, Johannes Bauhinus tom. 1. hiſtor. plantar.
univerſ. lib. 8. cap.
1. Lobet unſer Statt Baſel
[Spaltenumbruch] wegen jhrer ſchoͤnen Lindenbaͤumen alſo.
Die Statt Baſel triumphieret mit der an-
zahl und luſt jhrer Lindenbaͤumen neben
den edelſten Gaben der Natur/ die ſie beſi-
tzet. Alda ſihet man etliche Schau-plaͤtz mit
ſolchen Baͤumen beſetzt/ als die fuͤrnemſte
Zier dieſer anmuͤtigſten Statt/ denn der
gantze Brachmonat/ mit dem halben theil
des Meyens/ treibet oͤffters den lieblichen
geruch der Blumen durch die Statt/ nicht
ohne groſſe erluſtigung der Jnwohneren
und Außlaͤndiſchen. Vor anderen aber iſt
derjenige Lindenbaum als ein ſonderliches
Gartner-Kunſt-ſtuck bereitet/ welcher neben
der Thumkirch als in einem Koͤniglichen
Luſt-garten/ oder maͤchtigen Bollwerck (ſo
man gemeiniglich die Pfaltz nennt) in der
mitte ſtehet/ alda jederman/ nicht allein die
herumbligende Landſchafften/ ſondern auch
den Rhein/ wie er beyde Staͤtt ſcheidende
vorbey flieſſet/ mit ſonderbahrer ergetzlich-
keit anſchawet.

Jn vielen orten Teutſchlands pflegt man
die aͤſte des Lindenbaums nach der ordnung
in die weite außzubreiten/ und mit pfaͤlen
zubefeſtigen/ damit under jhrem ſchatten/
welcher vor allen Baͤumen der geſundeſte
ſeyn ſoll/ die Menſchen in dem Som̃er ſich
erluſtigen koͤnnen/ daher der Lateine verß
lautet:

Filia ſub tilia ducit ſubtilia fila.

Adamus Lonicerus im vierten Theil ſeines
Kraͤuterbuchs im 46. cap. berichtet/ daß zu
ſeiner zeit in dem Cloſter St. Alban/ in der
Churfuͤrſtl. Statt Maͤintz/ ein Lindenbaum
mit 22. groſſen ſteineren Saͤulen underba-
wet geſtanden ſeye/ welcher doch jaͤhrlich
beſchnitten wurde.

Fuͤr ein ander Geſchlecht wird gehalten
der Lindenbaum-Maͤnnlein/ Tilia mas Mat-
thioli, Tilia maximo folio, I. B. Tilia montana
maximo folio an mas Theophraſti, C. B.
Dieſer
Baum hat ein dicken Stam̃/ viel aͤſte/ ein
haarige und roͤhtlichte Rinde. Er tragt
groſſe blaͤtter/ welche nicht bald rund wie
an dem Weiblein ſcheinen/ ſondern in ein
ſpitzig eck außgehen/ die geſtalt der blaͤttern
vergleicht ſich des zahmen Maulbeer-
baums-blaͤttern/ oben ſind ſie tieff zerkerfft/
gruͤn-ſchwartz/ an dem underen theil gleiſ-
ſend/ und drey- oder vier mahl groͤſſer/ als
die blaͤtter des Weibleins. Dr. Caſparus Bau-
hinus
hat niemahl keine Blum oder Frucht
an jhr wargenommen/ ob wohl er jhne auff
dem Muttentzer-berg/ dahin er alle Jahr
mit der in der Artzney und Kraͤuter-kunſt
ſtudierenden Jugend/ als zu einer außgeruͤ-
ſteten Schatz-kammeren ohnzahlbarer Ge-
waͤchſen ſpatzieret/ oͤffters beſichtiget hat.

Eigenſchafft.

Der Lindenbaum iſt warmer und trocke-
ner Natur/ hat in ſeinem Bluſt/ und ande-
ren theilen einen ſchwefelichten/ mit tempe-
riert ſaͤurlicht-fluͤchtigem ſaltz vermiſchten
Geiſt bey ſich/ und hiemit die Eigenſchafft
das Haupt und Nerven zu ſtaͤrcken/ das
Gebluͤt zu reinigen/ alle ſauren ſcharffen
feuchtigkeiten zuverſuͤſſen Schlagfluͤſſen uñ
Gichtern zu ſteuren/ den unordenlichen
Lauff der Lebens-geiſteren zu hemmen/ und

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[202/0218] Das Erſte Buch/ Namen. LIndenbaum heißt Griechiſch/ _. Lateiniſch/ Tilia. Jtaliaͤniſch/ Tiglia. Frantzoͤſiſch/ Tillet, Til. Spaniſch/ Teja. Engliſch/ Linden or teile tree. Daͤniſch/ Lind/ Lindetroee. Niderlaͤndiſch/ Linden- boom/ Linde. Geſchlecht und Geſtalt. Der Lindenbaum iſt zweyerley/ das Maͤnnlein und Weiblein. Sie ſind under- ſcheiden am Stamme und an der geſtalt. Der Stam̃ oder das holtz im Maͤnnlein iſt haͤrter/ knorꝛichter/ groͤber und rothgelblicht/ im Weiblein aber weißlichter. Die rinde des Maͤnnleins iſt dicker/ laͤßt ſich auch wegen ſeiner haͤrte nicht biegen/ aber des Weib- leins rinde iſt biegiger und weißlichter/ auß welcher man Kaͤſtlein und Baſten zum bin- ſten macht. Das Maͤnnlein traget weder Blumen noch Frucht. Dargegen hat das Weiblein beydes Blumen und Frucht. Die auff fuͤnff blaͤttlein beſtehend und wohlrie- chende Blume iſt mit einer huͤlſen einge- deckt/ und dieweil ſie in dem deckel ſteckt/ iſt ſie gruͤn/ ſo man ſie entbloͤßt/ ſihet ſie weiß- licht oder doch bleichgelb. Das Weiblein bluͤhet im Maͤyen und Brachmonat/ tragt ein laͤnglichte frucht in groͤſſe der Bohnen/ mit fuͤnff erhabenen und ſtreimeten ecken/ in welcher frucht kleine koͤrnlein/ gleich wie im Metlen/ verſchloſſen ſind. Es hat blaͤtter wie Ephew oder Wintergruͤn/ doch ſind ſie wei- cher in der ruͤnde mehr geſpitzt und zerkerft. Der Lindenbaum waͤchſt in Gebuͤrgen/ Gruͤnden/ Doͤrfferen/ vor den Kirchen und Kloͤſteren/ denn er breitet ſeine aͤſte weit auß/ gibt einen dicken und lieblichen ſchatten/ da- runter man ſich im heiſſen Sommer erkuͤh- len kan. Es werden in den Staͤtten die Linden- baͤum zu einer ſonderlichen Zier gepflantzet. Conradus Geſnerus in hort. German. p. m. 284. hat vor 100. Jahren von der Luſtbarkeit di- ſer Baͤumen ſein wertes Vatterland/ eine hochloͤbliche Statt Zuͤrich alſo geruͤhmet. Jn vnſerer Statt zieren viel hohe Linden- baͤum den Pfaͤltziſchen Buͤhel/ welchen man gemeiniglich den Hoff nennet/ als von ſchoͤnſter Linden-buſch/ es werden auch auſ- ſer der Statt/ bey den Ring-mauren ſchoͤne groſſe Lindenbaͤum geſehen/ neben welchen Baͤncke gemacht ſind/ auff denen diejeni- ge/ ſo under jhrem Schatten mit ſpatzieren ſich erluſtigen/ inſonderheit alte Leuth ruhen koͤnnen. Der groͤſte hat ein ſolchen dicken Stam̃ nidſich/ welcher von zween Maͤn- nern bey weitem nicht umbfaßt wird. Jn- ſonderheit werden zween anſehnliche Linden- baͤum under der Statt/ bey der Limmet ge- ſehen/ in derer mitte ſtehet ein Hauß/ auff deſ- ſen beyden ſeiten ebene bretter zuſam̃en gehen/ allda verſamlen ſich die/ ſo uͤbung ſuchen/ mit den Mußqueten zu ſchieſſen/ man beret- tet allda etliche Tiſch/ bey denen ſich groſſe anzahl der Gaͤſten/ als in einem Eß-ſaal erluſtiren koͤnnen/ welche von den aͤſten und zweigen der Lindenbaͤumen gleichſam umb- fangen werden. Der Fuͤrſtliche Wirtenbergiſche Archia- ter, Johannes Bauhinus tom. 1. hiſtor. plantar. univerſ. lib. 8. cap. 1. Lobet unſer Statt Baſel wegen jhrer ſchoͤnen Lindenbaͤumen alſo. Die Statt Baſel triumphieret mit der an- zahl und luſt jhrer Lindenbaͤumen neben den edelſten Gaben der Natur/ die ſie beſi- tzet. Alda ſihet man etliche Schau-plaͤtz mit ſolchen Baͤumen beſetzt/ als die fuͤrnemſte Zier dieſer anmuͤtigſten Statt/ denn der gantze Brachmonat/ mit dem halben theil des Meyens/ treibet oͤffters den lieblichen geruch der Blumen durch die Statt/ nicht ohne groſſe erluſtigung der Jnwohneren und Außlaͤndiſchen. Vor anderen aber iſt derjenige Lindenbaum als ein ſonderliches Gartner-Kunſt-ſtuck bereitet/ welcher neben der Thumkirch als in einem Koͤniglichen Luſt-garten/ oder maͤchtigen Bollwerck (ſo man gemeiniglich die Pfaltz nennt) in der mitte ſtehet/ alda jederman/ nicht allein die herumbligende Landſchafften/ ſondern auch den Rhein/ wie er beyde Staͤtt ſcheidende vorbey flieſſet/ mit ſonderbahrer ergetzlich- keit anſchawet. Jn vielen orten Teutſchlands pflegt man die aͤſte des Lindenbaums nach der ordnung in die weite außzubreiten/ und mit pfaͤlen zubefeſtigen/ damit under jhrem ſchatten/ welcher vor allen Baͤumen der geſundeſte ſeyn ſoll/ die Menſchen in dem Som̃er ſich erluſtigen koͤnnen/ daher der Lateine verß lautet: Filia ſub tilia ducit ſubtilia fila. Adamus Lonicerus im vierten Theil ſeines Kraͤuterbuchs im 46. cap. berichtet/ daß zu ſeiner zeit in dem Cloſter St. Alban/ in der Churfuͤrſtl. Statt Maͤintz/ ein Lindenbaum mit 22. groſſen ſteineren Saͤulen underba- wet geſtanden ſeye/ welcher doch jaͤhrlich beſchnitten wurde. Fuͤr ein ander Geſchlecht wird gehalten der Lindenbaum-Maͤnnlein/ Tilia mas Mat- thioli, Tilia maximo folio, I. B. Tilia montana maximo folio an mas Theophraſti, C. B. Dieſer Baum hat ein dicken Stam̃/ viel aͤſte/ ein haarige und roͤhtlichte Rinde. Er tragt groſſe blaͤtter/ welche nicht bald rund wie an dem Weiblein ſcheinen/ ſondern in ein ſpitzig eck außgehen/ die geſtalt der blaͤttern vergleicht ſich des zahmen Maulbeer- baums-blaͤttern/ oben ſind ſie tieff zerkerfft/ gruͤn-ſchwartz/ an dem underen theil gleiſ- ſend/ und drey- oder vier mahl groͤſſer/ als die blaͤtter des Weibleins. Dr. Caſparus Bau- hinus hat niemahl keine Blum oder Frucht an jhr wargenommen/ ob wohl er jhne auff dem Muttentzer-berg/ dahin er alle Jahr mit der in der Artzney und Kraͤuter-kunſt ſtudierenden Jugend/ als zu einer außgeruͤ- ſteten Schatz-kammeren ohnzahlbarer Ge- waͤchſen ſpatzieret/ oͤffters beſichtiget hat. Eigenſchafft. Der Lindenbaum iſt warmer und trocke- ner Natur/ hat in ſeinem Bluſt/ und ande- ren theilen einen ſchwefelichten/ mit tempe- riert ſaͤurlicht-fluͤchtigem ſaltz vermiſchten Geiſt bey ſich/ und hiemit die Eigenſchafft das Haupt und Nerven zu ſtaͤrcken/ das Gebluͤt zu reinigen/ alle ſauren ſcharffen feuchtigkeiten zuverſuͤſſen Schlagfluͤſſen uñ Gichtern zu ſteuren/ den unordenlichen Lauff der Lebens-geiſteren zu hemmen/ und ſchmer-

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/218>, abgerufen am 21.12.2024.