Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.Das Erste Buch/ [Spaltenumbruch]
deren sich gantz Egypten und Arabien bedie-net/ man machet auch auß dem holtz viel ge- fäß für die krancken. Die Blätter verglei- chen sich den gemeinen Tamariscken-blät- tern/ sind aber länger und rahner: Es er- scheinen daran viel grüne fäserlein wie an etlichen Schaffthew/ sie hangen an den Ae- sten/ und grünen stäts. Seine wenige Frücht sind grün/ hart/ in der grösse der Nüß/ ohne Kern/ und den Galläpfeln ähn- lich: an der gestalt kommen sie nicht über- ein/ denn etliche sind lang/ kurtz/ rund/ breit/ dick/ und andere rahn. Weilen dieser Baum in und ob Egypten in grosser mänge [Spaltenumbruch] wachset/ brauchet man sein holtz meisten- theils zum fewr/ denn man allda an ande- rem brenn-holtz mangel leidet. Die Ein- wohner bedienen sich der Blätter wider die Verstopffung des Miltzes/ und trincken deß-Verstopf- fung deß Miltzes. halben auch auß den Gefässen/ welche von dem Tamariscken-holtz gemacht sind. Die Egyptischen Weiber sieden die Rinde im wasser/ und trincken solches für die starke mo-Vberflüßi- ge Monat- zeit. natliche Reinigung/ darzu auch die Frucht dienet. Das holtz wird wider die ansteckende Raud/ Aussatz und die Frantzösische Seuch/Raud/ Aussatz. an statt des Frantzosen-holtz von vielen ge- braucht. Die Egyptier nennen den Baum Atle. CAPUT XCI. [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Weiden. Salix.Namen. WEiden heißt Griechisch/ [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen]. Geschlecht und Gestalt. Jns gemein haben die Weiden einen kur- Es gibt der Weiden vielerley Geschlech- I. Jst der grosse weisse/ zerbrüchliche Wei- die
Das Erſte Buch/ [Spaltenumbruch]
deren ſich gantz Egypten und Arabien bedie-net/ man machet auch auß dem holtz viel ge- faͤß fuͤr die krancken. Die Blaͤtter verglei- chen ſich den gemeinen Tamariſcken-blaͤt- tern/ ſind aber laͤnger und rahner: Es er- ſcheinen daran viel gruͤne faͤſerlein wie an etlichen Schaffthew/ ſie hangen an den Ae- ſten/ und gruͤnen ſtaͤts. Seine wenige Fruͤcht ſind gruͤn/ hart/ in der groͤſſe der Nuͤß/ ohne Kern/ und den Gallaͤpfeln aͤhn- lich: an der geſtalt kommen ſie nicht uͤber- ein/ denn etliche ſind lang/ kurtz/ rund/ breit/ dick/ und andere rahn. Weilen dieſer Baum in und ob Egypten in groſſer maͤnge [Spaltenumbruch] wachſet/ brauchet man ſein holtz meiſten- theils zum fewr/ denn man allda an ande- rem brenn-holtz mangel leidet. Die Ein- wohner bedienen ſich der Blaͤtter wider die Verſtopffung des Miltzes/ und trincken deß-Verſtopf- fung deß Miltzes. halben auch auß den Gefaͤſſen/ welche von dem Tamariſcken-holtz gemacht ſind. Die Egyptiſchen Weiber ſieden die Rinde im waſſer/ und trincken ſolches fuͤr die ſtarke mo-Vberfluͤßi- ge Monat- zeit. natliche Reinigung/ darzu auch die Frucht dienet. Das holtz wird wider die anſteckende Raud/ Auſſatz und die Frantzoͤſiſche Seuch/Raud/ Auſſatz. an ſtatt des Frantzoſen-holtz von vielen ge- braucht. Die Egyptier neñen den Baum Atle. CAPUT XCI. [Spaltenumbruch]
[Abbildung]
Weiden. Salix.Namen. WEiden heißt Griechiſch/ [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen]. Geſchlecht und Geſtalt. Jns gemein haben die Weiden einen kur- Es gibt der Weiden vielerley Geſchlech- I. Jſt der groſſe weiſſe/ zerbruͤchliche Wei- die
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Das Erſte Buch/
deren ſich gantz Egypten und Arabien bedie-
net/ man machet auch auß dem holtz viel ge-
faͤß fuͤr die krancken. Die Blaͤtter verglei-
chen ſich den gemeinen Tamariſcken-blaͤt-
tern/ ſind aber laͤnger und rahner: Es er-
ſcheinen daran viel gruͤne faͤſerlein wie an
etlichen Schaffthew/ ſie hangen an den Ae-
ſten/ und gruͤnen ſtaͤts. Seine wenige
Fruͤcht ſind gruͤn/ hart/ in der groͤſſe der
Nuͤß/ ohne Kern/ und den Gallaͤpfeln aͤhn-
lich: an der geſtalt kommen ſie nicht uͤber-
ein/ denn etliche ſind lang/ kurtz/ rund/
breit/ dick/ und andere rahn. Weilen dieſer
Baum in und ob Egypten in groſſer maͤnge
wachſet/ brauchet man ſein holtz meiſten-
theils zum fewr/ denn man allda an ande-
rem brenn-holtz mangel leidet. Die Ein-
wohner bedienen ſich der Blaͤtter wider die
Verſtopffung des Miltzes/ und trincken deß-
halben auch auß den Gefaͤſſen/ welche von
dem Tamariſcken-holtz gemacht ſind. Die
Egyptiſchen Weiber ſieden die Rinde im
waſſer/ und trincken ſolches fuͤr die ſtarke mo-
natliche Reinigung/ darzu auch die Frucht
dienet. Das holtz wird wider die anſteckende
Raud/ Auſſatz und die Frantzoͤſiſche Seuch/
an ſtatt des Frantzoſen-holtz von vielen ge-
braucht. Die Egyptier neñen den Baum Atle.
Verſtopf-
fung deß
Miltzes.
Vberfluͤßi-
ge Monat-
zeit.
Raud/
Auſſatz.
CAPUT XCI.
[Abbildung Weiden. Salix.
]
Namen.
WEiden heißt Griechiſch/ __.
Lateiniſch/ Salix. Jtaliaͤniſch/ Sal-
ce, Salice. Frantzoͤſiſch/ Seaux.
Spaniſch/ Sauze. Engliſch/ Willowor/
Sallowtree. Daͤniſch/ Pyl/ Pylletroe.
Niderlaͤndiſch/ Wilgfeboom. Jn Teutſcher
Sprach wird er auch genennt Weiden-
baum/ Wilgenbaum/ Welge/ Felber und
Felbinger.
Geſchlecht und Geſtalt.
Jns gemein haben die Weiden einen kur-
tzen Stammen mit langen aͤſten: die zu o-
berſt auß dem Stamme/ gleich als auß ei-
nem Haupt/ heraußkommen/ die ſind zaͤhe/
und laſſen ſich biegen. Die Blaͤtter wach-
ſen lang und ſchmal/ unden aber aſchenfarb.
Jhre Blumen ſtehen gleich wie die Schuͤpen
zuſammen geſetzt/ und ſo ſie ſich auffthun/
ſind ſie haarig und wollicht/ darumb man
ſie kaͤtzlein nennet. Dieſe kaͤtzlein bluͤhen
gelb/ und die Bluͤht riehet wohl/ ſo die Wei-
[Abbildung Erdweiden. Salicula repens.
]
den verbluͤhet haben/ fallen die langen zaͤp-
flein ab/ ſind zu grawer Wolle worden/
und fliegen darvon/ wenn ſie vom Wind
getrieben werden.
Es gibt der Weiden vielerley Geſchlech-
te/ deren
I. Jſt der groſſe weiſſe/ zerbruͤchliche Wei-
denbaum/ Salix vulgaris alba arboreſcens, C. B.
Salix maxima fragilis, alba, hirſuta, J. B. Sa-
lix arborea anguſtifolia alba vulgaris, Park.
waͤchſt zu einem groſſen Baum/ ſeine Blaͤt-
ter ſind eines halben Zolls breit/ und dritt-
halb Zoll ohngeferd lang/ beyderſeits weiß
wollicht/ und bißweilen ein wenig zerkerfft/
hangen eines umb das ander an den Gerten.
Traͤgt laͤnglichte zaͤpflein/ deren eine nur
Blumen/ die andern aber nur Samen tra-
gen. Die Bluſt-tragende zaͤpflein ſind un-
fruchtbar/ und wenn ſie ihre zaſerichte Bluͤ-
the außgebreitet haben/ fallen ſie wider ab/
und doͤrꝛen auß. Die Samen-reiche zaͤpflein
aber haben keine Faden-kleine Bluͤthe/ ſon-
dern nur allein Samen-gefaͤßlein/ darinnen
die
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Zitationshilfe: | Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/196>, abgerufen am 22.07.2024. |