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Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690.

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Das Erste Buch/
[Spaltenumbruch] am 17. Cap. guten theils also. Er ist ein
hoher und grosser Baum/ welcher sich mit
seinen zierlichen Aesten rund und weit auß-
breitet/ die Rinde ist etwas röthlicht/ wel-
che aber im alter schwartz wird. Der Stamm
wachset hoh und gerad auff: Die Blätter
sind breit wie das Weinlaub/ haben gemein-
lich 5. einschnitte/ obenher schwartz-grün/
unden grawlicht/ und auf beyden seiten wol-
licht/ sonsten eines zusammenziehenden bit-
terlichten Geschmacks. Solche Blätter ver-
gleichen sich grösse und gestalt halben/ den
Blättern deß frembden Ahorns. Es gibt
aber auch eine art dieses Baums/ an wel-
chem die Blätter klein/ und fast wie Ephew
gebildet/ hat auch kleinere Aeste und Stam-
men/ und wird Acer campestre & minus,
kleiner Ahorn genennet. So hat es auch
andere gattungen/ da die Blätter nur drey
einschnitte haben/ Acer trifolium, C. B. oder
da die Blätter groß/ rund/ und nicht so
tieff eingeschnitten. Acer majus folio rotun-
diore minus laciniato, an opalus Italorum?
Die
Blüthe lasset sich im Meyen sehen/ ist mo-
sicht und weiß-grün. Die Früchte/ so her-
nach solgen/ und im Herbstmonat zeitigen/
sind gleich zweyen Flügeln an den Wasser-
Sommer-vögeln/ (Papilionibus aquaticis)
in der mitte aber sind zwey weisse Kernlein
eines lieblichen Geschmacks. Das Holtz
wird zu zierlichem und kunstlichem Schrei-
ner-werck angewendet.



CAPUT LXXXII.
[Abbildung] Eschbaum. Fraxinus.
Namen.

ESchbaum oder Eschern heißt Grie-
chisch/ [fremdsprachliches Material - 1 Wort fehlt]. Lateinisch/ Fraxinus.
Jtaliänisch/ Frassino. Frantzösisch/
Fresne, Fraine, Fraisne. Spanisch/ Fresno,
Freno.
Englisch/ Ashtree. Dänisch/ Ask/
[Spaltenumbruch] Esketroe. Niderländisch/ Eschenboom/
Esch.

Geschlecht und Gestalt.

Der Eschbaum ist zweyer Geschlecht. Der
erste Fraxinus vulgaris excelsior, C. B. wächst
mit einem geraden/ einfachen/ dicken stam-
men hoh auff/ hat ein weiß/ dick/ ädericht
holtz/ ohne knoden/ leicht und krauß. Der
ander wächst nidriger/ rauher/ härter und
gelber. Jeder Baum hat eine weisse Rinde.
Die blätter vergleichen sich dem Lorbeer-
baum/ sind umbher zerkerfft/ oben etwas spi-
tzig/ hangen in 5. oder 6. facher ordnung an
den zweiglein gerad gegen einander über/ zu
ausserst aber ist nur ein blat/ eines bitter-
lichten/ scharffen geschmacks.

Die Aeste stehen auff beyden seiten zin-
nicht/ weiß und haarig ist die Blüth. Oben
stecken die Früchte in kleinen länglichten
außgespitzten hülsen. Jn der Frucht liget
ein kleiner Kern oder samen verschlossen/
gleich einen Haberkörnlein/ roth/ fett/ scharf/
mit einer mercklichen bitterkeit: wird seiner
gestalt halben in den Apothecken Lingua A-
vis
genennet. Neben dem Ast des Eschbaums/
hat der Mahler das zusammen gerümpfft
Gewächs/ oder Knollen abgebildet/ welches
gemeiniglich an den zweigen desselben/ wenn
die Frucht nicht auß-sonderen miß-wachset/
wie viel aneinander gewachsene Pillen ge-
funden wird. Conradus Gesnerus in hort. Ger-
man.
berichtet/ daß die Schweitzerische Esch-
bäum/ welche umb Wallenstatt wachsen/ gar
viel Frücht tragen.

Eigenschafft.

Die Blätter/ Rinden/ Holtz und Samen
dieses Baums/ welche zun Artzneyen ge-
braucht werden/ haben ein etwas hartzich-
tes/ durchtringendes/ mit einem saurlicht/
flüchtigen saltz vermischtes öl bey sich/ da-
von nicht nur ein bitterkeit dieser theilen her-
rühret/ sonderen auch die Eigenschafft/
allen in dem Leib versessenen Schleim auff-
zulösen/ die verstopffungen zu eröffnen/ das
allzu dicke Geblüt widerumb in seine natür-
liche consistentz zu bringen; die Nieren- und
Samengefäß wol zu reinigen; allerhand
Schäden und Wunden zu säuberen und zu
heilen. Gelind zu wärmen und zu trucknen.

Gebrauch.

Auß den zarten verhackten schößlein die-
ses Baums destilliert man das Wasser/ wel-
ches sehr kräfftig/ das verlohrene Gehör wi-
der zu bringen/ und den in den Ohren stecken-Ohren-
wehe.

den fluß zu zertheilen; die Ohren damit
warm außgewaschen/ auch bißweilen davonZittern
der Hän-
den.

getruncken. Dieses Wasser wird gerühmet/
das zitteren der Händen zu vertreiben/ sol-
che damit warm offt gewaschen.

Man kan auch die frisch zerhackte Rin-
den in Cardenbenedickten-wasser/ worinnen
etwas wenigs von dem Spiritu salis vermi-
schet/ wol sieden/ das gesottene Wasser
auff der gluth biß zur dicke eines Honigs
einkochen/ so hat man ein Extractum, wel-
ches sehr gut zu den drey oder viertägigen
Fieberen ist: man kan darvon biß auff 15. o-
der mehr gran mit anderen sachen zu pilu-
lein vermischt einnehmen.

Die

Das Erſte Buch/
[Spaltenumbruch] am 17. Cap. guten theils alſo. Er iſt ein
hoher und groſſer Baum/ welcher ſich mit
ſeinen zierlichen Aeſten rund und weit auß-
breitet/ die Rinde iſt etwas roͤthlicht/ wel-
che aber im alter ſchwartz wird. Der Stamm
wachſet hoh und gerad auff: Die Blaͤtter
ſind breit wie das Weinlaub/ haben gemein-
lich 5. einſchnitte/ obenher ſchwartz-gruͤn/
unden grawlicht/ und auf beyden ſeiten wol-
licht/ ſonſten eines zuſammenziehenden bit-
terlichten Geſchmacks. Solche Blaͤtter ver-
gleichen ſich groͤſſe und geſtalt halben/ den
Blaͤttern deß frembden Ahorns. Es gibt
aber auch eine art dieſes Baums/ an wel-
chem die Blaͤtter klein/ und faſt wie Ephew
gebildet/ hat auch kleinere Aeſte und Stam-
men/ und wird Acer campeſtre & minus,
kleiner Ahorn genennet. So hat es auch
andere gattungen/ da die Blaͤtter nur drey
einſchnitte haben/ Acer trifolium, C. B. oder
da die Blaͤtter groß/ rund/ und nicht ſo
tieff eingeſchnitten. Acer majus folio rotun-
diore minus laciniato, an opalus Italorum?
Die
Bluͤthe laſſet ſich im Meyen ſehen/ iſt mo-
ſicht und weiß-gruͤn. Die Fruͤchte/ ſo her-
nach ſolgen/ und im Herbſtmonat zeitigen/
ſind gleich zweyen Fluͤgeln an den Waſſer-
Sommer-voͤgeln/ (Papilionibus aquaticis)
in der mitte aber ſind zwey weiſſe Kernlein
eines lieblichen Geſchmacks. Das Holtz
wird zu zierlichem und kunſtlichem Schrei-
ner-werck angewendet.



CAPUT LXXXII.
[Abbildung] Eſchbaum. Fraxinus.
Namen.

ESchbaum oder Eſchern heißt Grie-
chiſch/ [fremdsprachliches Material – 1 Wort fehlt]. Lateiniſch/ Fraxinus.
Jtaliaͤniſch/ Fraſſino. Frantzoͤſiſch/
Freſne, Fraine, Fraiſne. Spaniſch/ Freſno,
Freno.
Engliſch/ Ashtree. Daͤniſch/ Ask/
[Spaltenumbruch] Esketroe. Niderlaͤndiſch/ Eschenboom/
Esch.

Geſchlecht und Geſtalt.

Der Eſchbaum iſt zweyer Geſchlecht. Der
erſte Fraxinus vulgaris excelſior, C. B. waͤchſt
mit einem geraden/ einfachen/ dicken ſtam-
men hoh auff/ hat ein weiß/ dick/ aͤdericht
holtz/ ohne knoden/ leicht und krauß. Der
ander waͤchſt nidriger/ rauher/ haͤrter und
gelber. Jeder Baum hat eine weiſſe Rinde.
Die blaͤtter vergleichen ſich dem Lorbeer-
baum/ ſind umbher zerkerfft/ oben etwas ſpi-
tzig/ hangen in 5. oder 6. facher ordnung an
den zweiglein gerad gegen einander uͤber/ zu
auſſerſt aber iſt nur ein blat/ eines bitter-
lichten/ ſcharffen geſchmacks.

Die Aeſte ſtehen auff beyden ſeiten zin-
nicht/ weiß und haarig iſt die Bluͤth. Oben
ſtecken die Fruͤchte in kleinen laͤnglichten
außgeſpitzten huͤlſen. Jn der Frucht liget
ein kleiner Kern oder ſamen verſchloſſen/
gleich einẽ Haberkoͤrnlein/ roth/ fett/ ſcharf/
mit einer mercklichen bitterkeit: wird ſeiner
geſtalt halben in den Apothecken Lingua A-
vis
geneñet. Neben dem Aſt des Eſchbaums/
hat der Mahler das zuſammen geruͤmpfft
Gewaͤchs/ oder Knollen abgebildet/ welches
gemeiniglich an den zweigen deſſelben/ wenn
die Frucht nicht auß-ſonderen miß-wachſet/
wie viel aneinander gewachſene Pillen ge-
funden wird. Conradus Geſnerus in hort. Ger-
man.
berichtet/ daß die Schweitzeriſche Eſch-
baͤum/ welche umb Wallenſtatt wachſen/ gar
viel Fruͤcht tragen.

Eigenſchafft.

Die Blaͤtter/ Rinden/ Holtz und Samen
dieſes Baums/ welche zun Artzneyen ge-
braucht werden/ haben ein etwas hartzich-
tes/ durchtringendes/ mit einem ſaurlicht/
fluͤchtigen ſaltz vermiſchtes oͤl bey ſich/ da-
von nicht nur ein bitterkeit dieſer theilen her-
ruͤhret/ ſonderen auch die Eigenſchafft/
allen in dem Leib verſeſſenen Schleim auff-
zuloͤſen/ die verſtopffungen zu eroͤffnen/ das
allzu dicke Gebluͤt widerumb in ſeine natuͤr-
liche conſiſtentz zu bringen; die Nieren- und
Samengefaͤß wol zu reinigen; allerhand
Schaͤden und Wunden zu ſaͤuberen und zu
heilen. Gelind zu waͤrmen und zu trucknen.

Gebrauch.

Auß den zarten verhackten ſchoͤßlein die-
ſes Baums deſtilliert man das Waſſer/ wel-
ches ſehr kraͤfftig/ das verlohrene Gehoͤr wi-
der zu bringen/ und den in den Ohren ſtecken-Ohren-
wehe.

den fluß zu zertheilen; die Ohren damit
warm außgewaſchen/ auch bißweilen davonZittern
der Haͤn-
den.

getruncken. Dieſes Waſſer wird geruͤhmet/
das zitteren der Haͤnden zu vertreiben/ ſol-
che damit warm offt gewaſchen.

Man kan auch die friſch zerhackte Rin-
den in Cardenbenedickten-waſſer/ worinnen
etwas wenigs von dem Spiritu ſalis vermi-
ſchet/ wol ſieden/ das geſottene Waſſer
auff der gluth biß zur dicke eines Honigs
einkochen/ ſo hat man ein Extractum, wel-
ches ſehr gut zu den drey oder viertaͤgigen
Fieberen iſt: man kan darvon biß auff 15. o-
der mehr gran mit anderen ſachen zu pilu-
lein vermiſcht einnehmen.

Die
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[168/0184] Das Erſte Buch/ am 17. Cap. guten theils alſo. Er iſt ein hoher und groſſer Baum/ welcher ſich mit ſeinen zierlichen Aeſten rund und weit auß- breitet/ die Rinde iſt etwas roͤthlicht/ wel- che aber im alter ſchwartz wird. Der Stamm wachſet hoh und gerad auff: Die Blaͤtter ſind breit wie das Weinlaub/ haben gemein- lich 5. einſchnitte/ obenher ſchwartz-gruͤn/ unden grawlicht/ und auf beyden ſeiten wol- licht/ ſonſten eines zuſammenziehenden bit- terlichten Geſchmacks. Solche Blaͤtter ver- gleichen ſich groͤſſe und geſtalt halben/ den Blaͤttern deß frembden Ahorns. Es gibt aber auch eine art dieſes Baums/ an wel- chem die Blaͤtter klein/ und faſt wie Ephew gebildet/ hat auch kleinere Aeſte und Stam- men/ und wird Acer campeſtre & minus, kleiner Ahorn genennet. So hat es auch andere gattungen/ da die Blaͤtter nur drey einſchnitte haben/ Acer trifolium, C. B. oder da die Blaͤtter groß/ rund/ und nicht ſo tieff eingeſchnitten. Acer majus folio rotun- diore minus laciniato, an opalus Italorum? Die Bluͤthe laſſet ſich im Meyen ſehen/ iſt mo- ſicht und weiß-gruͤn. Die Fruͤchte/ ſo her- nach ſolgen/ und im Herbſtmonat zeitigen/ ſind gleich zweyen Fluͤgeln an den Waſſer- Sommer-voͤgeln/ (Papilionibus aquaticis) in der mitte aber ſind zwey weiſſe Kernlein eines lieblichen Geſchmacks. Das Holtz wird zu zierlichem und kunſtlichem Schrei- ner-werck angewendet. CAPUT LXXXII. [Abbildung Eſchbaum. Fraxinus. ] Namen. ESchbaum oder Eſchern heißt Grie- chiſch/ _. Lateiniſch/ Fraxinus. Jtaliaͤniſch/ Fraſſino. Frantzoͤſiſch/ Freſne, Fraine, Fraiſne. Spaniſch/ Freſno, Freno. Engliſch/ Ashtree. Daͤniſch/ Ask/ Esketroe. Niderlaͤndiſch/ Eschenboom/ Esch. Geſchlecht und Geſtalt. Der Eſchbaum iſt zweyer Geſchlecht. Der erſte Fraxinus vulgaris excelſior, C. B. waͤchſt mit einem geraden/ einfachen/ dicken ſtam- men hoh auff/ hat ein weiß/ dick/ aͤdericht holtz/ ohne knoden/ leicht und krauß. Der ander waͤchſt nidriger/ rauher/ haͤrter und gelber. Jeder Baum hat eine weiſſe Rinde. Die blaͤtter vergleichen ſich dem Lorbeer- baum/ ſind umbher zerkerfft/ oben etwas ſpi- tzig/ hangen in 5. oder 6. facher ordnung an den zweiglein gerad gegen einander uͤber/ zu auſſerſt aber iſt nur ein blat/ eines bitter- lichten/ ſcharffen geſchmacks. Die Aeſte ſtehen auff beyden ſeiten zin- nicht/ weiß und haarig iſt die Bluͤth. Oben ſtecken die Fruͤchte in kleinen laͤnglichten außgeſpitzten huͤlſen. Jn der Frucht liget ein kleiner Kern oder ſamen verſchloſſen/ gleich einẽ Haberkoͤrnlein/ roth/ fett/ ſcharf/ mit einer mercklichen bitterkeit: wird ſeiner geſtalt halben in den Apothecken Lingua A- vis geneñet. Neben dem Aſt des Eſchbaums/ hat der Mahler das zuſammen geruͤmpfft Gewaͤchs/ oder Knollen abgebildet/ welches gemeiniglich an den zweigen deſſelben/ wenn die Frucht nicht auß-ſonderen miß-wachſet/ wie viel aneinander gewachſene Pillen ge- funden wird. Conradus Geſnerus in hort. Ger- man. berichtet/ daß die Schweitzeriſche Eſch- baͤum/ welche umb Wallenſtatt wachſen/ gar viel Fruͤcht tragen. Eigenſchafft. Die Blaͤtter/ Rinden/ Holtz und Samen dieſes Baums/ welche zun Artzneyen ge- braucht werden/ haben ein etwas hartzich- tes/ durchtringendes/ mit einem ſaurlicht/ fluͤchtigen ſaltz vermiſchtes oͤl bey ſich/ da- von nicht nur ein bitterkeit dieſer theilen her- ruͤhret/ ſonderen auch die Eigenſchafft/ allen in dem Leib verſeſſenen Schleim auff- zuloͤſen/ die verſtopffungen zu eroͤffnen/ das allzu dicke Gebluͤt widerumb in ſeine natuͤr- liche conſiſtentz zu bringen; die Nieren- und Samengefaͤß wol zu reinigen; allerhand Schaͤden und Wunden zu ſaͤuberen und zu heilen. Gelind zu waͤrmen und zu trucknen. Gebrauch. Auß den zarten verhackten ſchoͤßlein die- ſes Baums deſtilliert man das Waſſer/ wel- ches ſehr kraͤfftig/ das verlohrene Gehoͤr wi- der zu bringen/ und den in den Ohren ſtecken- den fluß zu zertheilen; die Ohren damit warm außgewaſchen/ auch bißweilen davon getruncken. Dieſes Waſſer wird geruͤhmet/ das zitteren der Haͤnden zu vertreiben/ ſol- che damit warm offt gewaſchen. Ohren- wehe. Zittern der Haͤn- den. Man kan auch die friſch zerhackte Rin- den in Cardenbenedickten-waſſer/ worinnen etwas wenigs von dem Spiritu ſalis vermi- ſchet/ wol ſieden/ das geſottene Waſſer auff der gluth biß zur dicke eines Honigs einkochen/ ſo hat man ein Extractum, wel- ches ſehr gut zu den drey oder viertaͤgigen Fieberen iſt: man kan darvon biß auff 15. o- der mehr gran mit anderen ſachen zu pilu- lein vermiſcht einnehmen. Die

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Zitationshilfe: Mattioli, Pietro Andrea: Theatrvm Botanicvm, Das ist: Neu Vollkommenes Kräuter-Buch (Übers. Theodor Zwinger). Basel, 1690, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zwinger_theatrum_1690/184>, abgerufen am 21.12.2024.