Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
Entschluß, vor Gott


XII.
Entschluß, vor Gott und in seiner
Gegenwart zu wandeln.
Des Morgens.

Gott, wenn ich erwache, so denke ich an dich,
und wenn ich schlafe, so ruhe ich in dir.
Und welcher Gedanke kann mir wichtiger und
seliger seyn, als der Gedanke an dich? Wel-
ches Gefühl kann mich mehr stärken und er-
freuen als das Gefühl deiner Gegenwart?

Ja, Gott, du siehst, du kennest mich, du
umgiebst mich allenthalben mit den Wirkungen
deiner Macht und Güte. Du bist nirgends
ferne von mir. Denn ich bin dein Geschöpf,
dein Kind. Ich bestehe blos durch dich. Dein
Odem belebet mich; deine Kraft wirket in mir
und durch mich; du bist alles in allem. Ja,
jeder Gedanke, der in mir entsteht, jede Be-
gierde, die sich in mir reget, jeder Entschluß,
den ich fasse, jedes Wort, das ich rede, jede
That, die ich verrichte, jeder noch so leise
Wunsch meines Herzens, jede Bewegung mei-
nes Körpers, jede noch so unbedeutende Ver-
änderung meines Zustandes und meiner Ge-

müths-
Entſchluß, vor Gott


XII.
Entſchluß, vor Gott und in ſeiner
Gegenwart zu wandeln.
Des Morgens.

Gott, wenn ich erwache, ſo denke ich an dich,
und wenn ich ſchlafe, ſo ruhe ich in dir.
Und welcher Gedanke kann mir wichtiger und
ſeliger ſeyn, als der Gedanke an dich? Wel-
ches Gefühl kann mich mehr ſtärken und er-
freuen als das Gefühl deiner Gegenwart?

Ja, Gott, du ſiehſt, du kenneſt mich, du
umgiebſt mich allenthalben mit den Wirkungen
deiner Macht und Güte. Du biſt nirgends
ferne von mir. Denn ich bin dein Geſchöpf,
dein Kind. Ich beſtehe blos durch dich. Dein
Odem belebet mich; deine Kraft wirket in mir
und durch mich; du biſt alles in allem. Ja,
jeder Gedanke, der in mir entſteht, jede Be-
gierde, die ſich in mir reget, jeder Entſchluß,
den ich faſſe, jedes Wort, das ich rede, jede
That, die ich verrichte, jeder noch ſo leiſe
Wunſch meines Herzens, jede Bewegung mei-
nes Körpers, jede noch ſo unbedeutende Ver-
änderung meines Zuſtandes und meiner Ge-

müths-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0236" n="214"/>
          <fw place="top" type="header">Ent&#x017F;chluß, vor Gott</fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq">XII.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>Ent&#x017F;chluß, vor Gott und in &#x017F;einer<lb/>
Gegenwart zu wandeln.<lb/><hi rendition="#g">Des Morgens.</hi></head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">G</hi>ott, wenn ich erwache, &#x017F;o denke ich an dich,<lb/>
und wenn ich &#x017F;chlafe, &#x017F;o ruhe ich in dir.<lb/>
Und welcher Gedanke kann mir wichtiger und<lb/>
&#x017F;eliger &#x017F;eyn, als der Gedanke an dich? Wel-<lb/>
ches Gefühl kann mich mehr &#x017F;tärken und er-<lb/>
freuen als das Gefühl deiner Gegenwart?</p><lb/>
              <p>Ja, Gott, du &#x017F;ieh&#x017F;t, du kenne&#x017F;t mich, du<lb/>
umgieb&#x017F;t mich allenthalben mit den Wirkungen<lb/>
deiner Macht und Güte. Du bi&#x017F;t nirgends<lb/>
ferne von mir. Denn ich bin dein Ge&#x017F;chöpf,<lb/>
dein Kind. Ich be&#x017F;tehe blos durch dich. Dein<lb/>
Odem belebet mich; deine Kraft wirket in mir<lb/>
und durch mich; du bi&#x017F;t alles in allem. Ja,<lb/>
jeder Gedanke, der in mir ent&#x017F;teht, jede Be-<lb/>
gierde, die &#x017F;ich in mir reget, jeder Ent&#x017F;chluß,<lb/>
den ich fa&#x017F;&#x017F;e, jedes Wort, das ich rede, jede<lb/>
That, die ich verrichte, jeder noch &#x017F;o lei&#x017F;e<lb/>
Wun&#x017F;ch meines Herzens, jede Bewegung mei-<lb/>
nes Körpers, jede noch &#x017F;o unbedeutende Ver-<lb/>
änderung meines Zu&#x017F;tandes und meiner Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">müths-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0236] Entſchluß, vor Gott XII. Entſchluß, vor Gott und in ſeiner Gegenwart zu wandeln. Des Morgens. Gott, wenn ich erwache, ſo denke ich an dich, und wenn ich ſchlafe, ſo ruhe ich in dir. Und welcher Gedanke kann mir wichtiger und ſeliger ſeyn, als der Gedanke an dich? Wel- ches Gefühl kann mich mehr ſtärken und er- freuen als das Gefühl deiner Gegenwart? Ja, Gott, du ſiehſt, du kenneſt mich, du umgiebſt mich allenthalben mit den Wirkungen deiner Macht und Güte. Du biſt nirgends ferne von mir. Denn ich bin dein Geſchöpf, dein Kind. Ich beſtehe blos durch dich. Dein Odem belebet mich; deine Kraft wirket in mir und durch mich; du biſt alles in allem. Ja, jeder Gedanke, der in mir entſteht, jede Be- gierde, die ſich in mir reget, jeder Entſchluß, den ich faſſe, jedes Wort, das ich rede, jede That, die ich verrichte, jeder noch ſo leiſe Wunſch meines Herzens, jede Bewegung mei- nes Körpers, jede noch ſo unbedeutende Ver- änderung meines Zuſtandes und meiner Ge- müths-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/236
Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/236>, abgerufen am 24.08.2024.