Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.Dis ist die heilge Stadt/ da Gottes quell entsprungen/ und durch das Deutsche Land mit vollen strömen dringt/ hier ists zum ersten mahl der Christenheit gelungen/ hier ist dieselbe Burg so alle Ketzer zwingt. Ja freylich ist es war; daß hier des HErren Tempel/ doch sol man dencken nicht/ daß wir von straffen frey/ wann wir verbrochen uns: Ein trauriges Exempel stellt uns der Höchste für; wie er so zornig sey/ doch ist es nicht fein ernst/ er will uns so nur leiten zur rechten Gottesfurcht/ zur wahren frömmigkeit/ und daß wir unsre schuld erkennten ja bey zeiten/ und nicht so lebten fort in solcher sicherheit: Dis war des Höchsten Sinn. Drümb wir Jhn Va- ter nennen/ und billich danckbar seyn/ daß er nicht also gar/ wie wir es wohl verdient/ hatt laßen ferner brennen/ den angeflammten zorn. Daß er uns noch bewar vor feuersnoth und krieg/ last uns ein frommes Leben hinfüro stellen an/ daß Gott dem HErrn allein stets unser Seel und Leib und alles sey ergeben/ so wird er unser Gott und treüer Vater seyn. IX. Quadrain oder vierzeilich gesetze/ so sich von weiblichen Alexandrinischen anfäht. Dein vers ist lobens werth; er wird fein lange tauren/ weil sich ein jedes wort hart in einander schraubt/ daß einer wer jhn liest/ vor schweren worten schnaubt/ wie ein Soldate thut/ wenn er ersteigt die mauren. X. Qua-
Dis iſt die heilge Stadt/ da Gottes quell entſprungen/ und durch das Deutſche Land mit vollen ſtroͤmen dringt/ hier iſts zum erſten mahl der Chriſtenheit gelungen/ hier iſt dieſelbe Burg ſo alle Ketzer zwingt. Ja freylich iſt es war; daß hier des HErren Tempel/ doch ſol man dencken nicht/ daß wir võ ſtraffen frey/ wann wir verbrochen uns: Ein trauriges Exempel ſtellt uns der Hoͤchſte fuͤr; wie er ſo zornig ſey/ doch iſt es nicht fein ernſt/ er will uns ſo nur leiten zur rechten Gottesfurcht/ zur wahren froͤmmigkeit/ und daß wir unſre ſchuld erkennten ja bey zeiten/ und nicht ſo lebten fort in ſolcher ſicherheit: Dis war des Hoͤchſten Sinn. Druͤmb wir Jhn Va- ter nennen/ und billich danckbar ſeyn/ daß er nicht alſo gar/ wie wir es wohl verdient/ hatt laßen ferner brennen/ den angeflam̃ten zorn. Daß er uns noch bewar vor feuersnoth und krieg/ laſt uns ein frommes Leben hinfuͤro ſtellen an/ daß Gott dem HErrn allein ſtets unſer Seel und Leib und alles ſey ergeben/ ſo wird er unſer Gott und treuͤer Vater ſeyn. IX. Quadrain oder vierzeilich geſetze/ ſo ſich von weiblichen Alexandriniſchen anfaͤht. Dein vers iſt lobens werth; er wird fein lange tauren/ weil ſich ein jedes wort hart in einander ſchraubt/ daß einer wer jhn lieſt/ vor ſchweren worten ſchnaubt/ wie ein Soldate thut/ wenn er erſteigt die mauren. X. Qua-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0029" n="13."/> <l>Dis iſt die heilge Stadt/ da Gottes quell entſprungen/</l><lb/> <l>und durch das Deutſche Land mit vollen ſtroͤmen</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">dringt/</hi> </l><lb/> <l>hier iſts zum erſten mahl der Chriſtenheit gelungen/</l><lb/> <l>hier iſt dieſelbe Burg ſo alle Ketzer zwingt.</l><lb/> <l>Ja freylich iſt es war; daß hier des HErren Tempel/</l><lb/> <l>doch ſol man dencken nicht/ daß wir võ ſtraffen frey/</l><lb/> <l>wann wir verbrochen uns: Ein trauriges Exempel</l><lb/> <l>ſtellt uns der Hoͤchſte fuͤr; wie er ſo zornig ſey/</l><lb/> <l>doch iſt es nicht fein ernſt/ er will uns ſo nur leiten</l><lb/> <l>zur rechten Gottesfurcht/ zur wahren froͤmmigkeit/</l><lb/> <l>und daß wir unſre ſchuld erkennten ja bey zeiten/</l><lb/> <l>und nicht ſo lebten fort in ſolcher ſicherheit:</l><lb/> <l>Dis war des Hoͤchſten Sinn. Druͤmb wir Jhn Va-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">ter nennen/</hi> </l><lb/> <l>und billich danckbar ſeyn/ daß er nicht alſo gar/</l><lb/> <l>wie wir es wohl verdient/ hatt laßen ferner brennen/</l><lb/> <l>den angeflam̃ten zorn. Daß er uns noch bewar</l><lb/> <l>vor feuersnoth und krieg/ laſt uns ein frommes Leben</l><lb/> <l>hinfuͤro ſtellen an/ daß Gott dem HErrn allein</l><lb/> <l>ſtets unſer Seel und Leib und alles ſey ergeben/</l><lb/> <l>ſo wird er unſer Gott und treuͤer Vater ſeyn.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">IX</hi>.</hi><lb/> Quadrain oder vierzeilich geſetze/</hi><lb/> ſo ſich von weiblichen Alexandriniſchen<lb/> anfaͤht.</head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ein vers iſt lobens werth; er wird fein lange tauren/</l><lb/> <l>weil ſich ein jedes wort hart in einander ſchraubt/</l><lb/> <l>daß einer wer jhn lieſt/ vor ſchweren worten ſchnaubt/</l><lb/> <l>wie ein Soldate thut/ wenn er erſteigt die mauren.</l> </lg> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">X.</hi> Qua-</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [13./0029]
Dis iſt die heilge Stadt/ da Gottes quell entſprungen/
und durch das Deutſche Land mit vollen ſtroͤmen
dringt/
hier iſts zum erſten mahl der Chriſtenheit gelungen/
hier iſt dieſelbe Burg ſo alle Ketzer zwingt.
Ja freylich iſt es war; daß hier des HErren Tempel/
doch ſol man dencken nicht/ daß wir võ ſtraffen frey/
wann wir verbrochen uns: Ein trauriges Exempel
ſtellt uns der Hoͤchſte fuͤr; wie er ſo zornig ſey/
doch iſt es nicht fein ernſt/ er will uns ſo nur leiten
zur rechten Gottesfurcht/ zur wahren froͤmmigkeit/
und daß wir unſre ſchuld erkennten ja bey zeiten/
und nicht ſo lebten fort in ſolcher ſicherheit:
Dis war des Hoͤchſten Sinn. Druͤmb wir Jhn Va-
ter nennen/
und billich danckbar ſeyn/ daß er nicht alſo gar/
wie wir es wohl verdient/ hatt laßen ferner brennen/
den angeflam̃ten zorn. Daß er uns noch bewar
vor feuersnoth und krieg/ laſt uns ein frommes Leben
hinfuͤro ſtellen an/ daß Gott dem HErrn allein
ſtets unſer Seel und Leib und alles ſey ergeben/
ſo wird er unſer Gott und treuͤer Vater ſeyn.
IX.
Quadrain oder vierzeilich geſetze/
ſo ſich von weiblichen Alexandriniſchen
anfaͤht.
Dein vers iſt lobens werth; er wird fein lange tauren/
weil ſich ein jedes wort hart in einander ſchraubt/
daß einer wer jhn lieſt/ vor ſchweren worten ſchnaubt/
wie ein Soldate thut/ wenn er erſteigt die mauren.
X. Qua-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |