Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die LXXVI. Frag. gen er Red/ und Antwort zu geben hätte/ auch dar-umen ihme entweder die Ehr/ oder Spott/ und Verweisung/ gebürete: So hat er um das/ was die Seinige thun/ sich nicht zu schämen; ob es ih- me wol wehe thut/ wann seine Nächstverwandte sich gröblich vergreiffen. Wann aber je (wie dann sündigen/ und irren/ Menschlich ist) etwas einer selbsten begienge/ dardurch er den Namen eines ehrlichen Manns/ oder/ wie man zu reden pflegt/ Bidermanns/ verlieren thäte/ so ist es rahtsamer/ und besser; daß er sich dessen schäme/ und Leyd dar- über trage; als daß er solches unterlassen solte. Dann dergestalt wurde er eines unverschamten Menschen Namen auff sich laden. Die LXXVII. Frag. Warum werden in der Traurigkeit die Zäher vergossen? Und warum er- bleichet man in der Forcht/ oder im Schrecken? DJe Betrübnus machet/ daß gemin-
Die LXXVI. Frag. gen er Red/ und Antwort zu geben haͤtte/ auch dar-umen ihme entweder die Ehr/ oder Spott/ und Verweiſung/ gebuͤrete: So hat er um das/ was die Seinige thun/ ſich nicht zu ſchaͤmen; ob es ih- me wol wehe thut/ wann ſeine Naͤchſtverwandte ſich groͤblich vergreiffen. Wann aber je (wie dann ſuͤndigen/ und irren/ Menſchlich iſt) etwas einer ſelbſten begienge/ dardurch er den Namen eines ehrlichen Manns/ oder/ wie man zu reden pflegt/ Bidermanns/ verlieren thaͤte/ ſo iſt es rahtſamer/ und beſſer; daß er ſich deſſen ſchaͤme/ und Leyd dar- uͤber trage; als daß er ſolches unterlaſſen ſolte. Dann dergeſtalt wurde er eines unverſchamten Menſchen Namen auff ſich laden. Die LXXVII. Frag. Warum werden in der Traurigkeit die Zaͤher vergoſſen? Und warum er- bleichet man in der Forcht/ oder im Schrecken? DJe Betruͤbnus machet/ daß gemin-
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Die LXXVI. Frag.
gen er Red/ und Antwort zu geben haͤtte/ auch dar-
umen ihme entweder die Ehr/ oder Spott/ und
Verweiſung/ gebuͤrete: So hat er um das/ was
die Seinige thun/ ſich nicht zu ſchaͤmen; ob es ih-
me wol wehe thut/ wann ſeine Naͤchſtverwandte
ſich groͤblich vergreiffen. Wann aber je (wie dann
ſuͤndigen/ und irren/ Menſchlich iſt) etwas einer
ſelbſten begienge/ dardurch er den Namen eines
ehrlichen Manns/ oder/ wie man zu reden pflegt/
Bidermanns/ verlieren thaͤte/ ſo iſt es rahtſamer/
und beſſer; daß er ſich deſſen ſchaͤme/ und Leyd dar-
uͤber trage; als daß er ſolches unterlaſſen ſolte.
Dann dergeſtalt wurde er eines unverſchamten
Menſchen Namen auff ſich laden.
Die LXXVII. Frag.
Warum werden in der Traurigkeit
die Zaͤher vergoſſen? Und warum er-
bleichet man in der Forcht/ oder
im Schrecken?
DJe Betruͤbnus machet/ daß
die Waͤrme ſich einwarts begibet/ die
Glieder ſchwaͤchet/ ſie niderwirffet/ und
die Verrichtungen groͤſten Theils verhindert.
Dann alles/ ſo ſchaͤdlich/ wann es verhalten wird/
mehr bekuͤmmert/ weiln der Seelen Vorhaben
mehrers vermehret wird; wann aber ſolches ſich
auslaſſet/ ſo wird auch das Vorhaben etlicher
maſſen getheilet/ und dardurch der innere Schmertz
gemin-
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