Zeiller, Martin: Centuria II. Variarvm Quæstionum. Bd. 2. Ulm, 1659.Die XXIX. Frag. Jst nicht das allzuscharffe Recht/ oder das höchste Recht/ bisweilen das höchste Unrecht? JA/ Wann namlich solches mehr
Die XXIX. Frag. Jſt nicht das allzuſcharffe Recht/ oder das hoͤchſte Recht/ bisweilen das hoͤchſte Unrecht? JA/ Wann namlich ſolches mehr
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Die XXIX. Frag.
Jſt nicht das allzuſcharffe Recht/
oder das hoͤchſte Recht/ bisweilen
das hoͤchſte Unrecht?
JA/ Wann namlich ſolches
ſeine vorgeſchriebne Grentzen uͤber-
ſchreitet/ die Weisheit nicht zu Raht
ziehet/ und des Geſaͤtz-Gebers Will/ und Mei-
nung/ nicht recht verſtehet/ und die allgemeine Ge-
ſaͤtz nicht/ nach den ſonderbaren Umſtaͤnden des
Orts/ der Zeit/ und der Perſonen/ examiniret/
noch auch die Billichkeit in Acht nimmet. Sihe
Ariſtotelem lib. 5. Eth. Nic. c. 10. Terent. in Heau-
tontimor. Es ſollen die Richter nicht ſo ſcharff
ſeyn/ daß ſie allezeit auch die geringe Fehler ſo
hoch erheben wolten; ſondern/ weil irren Menſch-
lich iſt/ mit den Menſchlichen Schwachheiten
Mitleiden bisweilen haben/ und daruͤber ſeufftzen.
Die Poeten haben/ vor Zeiten/ gedichtet/ daß des
Herculis Keul feucht von Oel ſeye/ damit anzu-
deuten/ daß die Streich der Gerechtigkeit/ mit dem
Oel der Barmhertzigkeit/ zu lindern ſeyen; und
die Gerechtigkeit/ mit der Barmhertzigkeit/ herein-
tretten ſolle. Und daher thun die Geſaͤtze ſelbſten
einem Richter die Billichkeit befehlen/ L. placuit
3. C. de judic. l. 4. §. interdum ff. de eo, quod certo
loco, l. 14. §. 13. ff. de relig. & ſumpt. fun. l. in omni-
bus quidem 90. ff. de R. J. Wer wolte nicht viel-
mehr
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