Die festliche Mittagsstunde war ietzt vorüber ge- gangen. Vierzig hungrige Mägen waren gefüllt, und vierzig blühende Jünglinge stiegen auf einmal von ihren künstlich geflochtnen Rohrstühlen auf, und vertheilten sich in Banden, oder einzeln, jeder, wohin ihn seine Neigung, oder Wahl, leitete, die langen Stunden zu verkürzen; entweder auf einer grünen Tafel an elfenbeinernen Kugeln der Bewegung ver- borgne Gesetze auszuspähen, oder auf dem anmuthi- gen Walle, und in den langen Alleen, die ersten Frühlingslüfte zu athmen. Einige unterhielten sich von den Abentheuern der letzten Mummerey, und
gien-
Y 4
Lagoſiade. Zweyter Geſang.
Die feſtliche Mittagsſtunde war ietzt voruͤber ge- gangen. Vierzig hungrige Maͤgen waren gefuͤllt, und vierzig bluͤhende Juͤnglinge ſtiegen auf einmal von ihren kuͤnſtlich geflochtnen Rohrſtuͤhlen auf, und vertheilten ſich in Banden, oder einzeln, jeder, wohin ihn ſeine Neigung, oder Wahl, leitete, die langen Stunden zu verkuͤrzen; entweder auf einer gruͤnen Tafel an elfenbeinernen Kugeln der Bewegung ver- borgne Geſetze auszuſpaͤhen, oder auf dem anmuthi- gen Walle, und in den langen Alleen, die erſten Fruͤhlingsluͤfte zu athmen. Einige unterhielten ſich von den Abentheuern der letzten Mummerey, und
gien-
Y 4
<TEI><text><body><pbfacs="#f0407"n="343"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Lagoſiade.</hi></hi><lb/>
Zweyter Geſang.</head><lb/><p><hirendition="#in">D</hi>ie feſtliche Mittagsſtunde war ietzt voruͤber ge-<lb/>
gangen. Vierzig hungrige Maͤgen waren gefuͤllt,<lb/>
und vierzig bluͤhende Juͤnglinge ſtiegen auf einmal<lb/>
von ihren kuͤnſtlich geflochtnen Rohrſtuͤhlen auf, und<lb/>
vertheilten ſich in Banden, oder einzeln, jeder, wohin<lb/>
ihn ſeine Neigung, oder Wahl, leitete, die langen<lb/>
Stunden zu verkuͤrzen; entweder auf einer gruͤnen<lb/>
Tafel an elfenbeinernen Kugeln der Bewegung ver-<lb/>
borgne Geſetze auszuſpaͤhen, oder auf dem anmuthi-<lb/>
gen Walle, und in den langen Alleen, die erſten<lb/>
Fruͤhlingsluͤfte zu athmen. Einige unterhielten ſich<lb/>
von den Abentheuern der letzten Mummerey, und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">gien-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[343/0407]
Lagoſiade.
Zweyter Geſang.
Die feſtliche Mittagsſtunde war ietzt voruͤber ge-
gangen. Vierzig hungrige Maͤgen waren gefuͤllt,
und vierzig bluͤhende Juͤnglinge ſtiegen auf einmal
von ihren kuͤnſtlich geflochtnen Rohrſtuͤhlen auf, und
vertheilten ſich in Banden, oder einzeln, jeder, wohin
ihn ſeine Neigung, oder Wahl, leitete, die langen
Stunden zu verkuͤrzen; entweder auf einer gruͤnen
Tafel an elfenbeinernen Kugeln der Bewegung ver-
borgne Geſetze auszuſpaͤhen, oder auf dem anmuthi-
gen Walle, und in den langen Alleen, die erſten
Fruͤhlingsluͤfte zu athmen. Einige unterhielten ſich
von den Abentheuern der letzten Mummerey, und
gien-
Y 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/407>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.