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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von den Geräuschen.
in der deutschen Sprache gebräuchlichen Consonanten aufzustellen,
welche theils auf den Ort des Verschlusses theils auf die Art, wie der
Luftstrom hindurchgetrieben wird, Rücksicht nimmt.


A. Geräusche, die durch plötz-
liches Schliessen oder Oeffnen
entstehen.
B. Geräusche, die während des
Verschlusses entstehen.

1) Der Verschluss durch die beiden Lippen gebildet

P, B, WM
(Luftstrom durch die Nase)
2) Der Verschluss durch Anlegen einer Zahnreihe an die entgegen-
stehende Lippe gebildet

F, V
3) Der Verschluss durch Anlegen des vordern Theils der Zunge gegen
Zähne oder Gaumen gebildet

T, DS, L
(Luftstrom durch die Mundhöhle)
N
(Luftstrom durch die Nase)
4) Der Verschluss durch Anlegen des hintern Theils der Zunge gegen
den Gaumen gebildet

K, GCh, J
(Luftstrom durch die Mundhöhle)
Ng
(Luftstrom durch die Nase)
R
(die Ränder des Verschlussses vib-
riren).

Gleichfalls noch mangelhaft erkannt nach ihrer physikalischen122
Geräusche in
den Respira-
tionsorganen.

Natur und sogar nach ihrer Entstehungsweise sind diejenigen Ge-
räusche, die man bei der Auscultation der Respirations- und
Circulationsorgane
theils im normalen Zustand theils bei patho-
logischen Veränderungen wahrnimmt. Blasende und zischende Ge-
räusche entstehen, wie oben bemerkt, wenn ein Luftstrom durch eine
weitere oder engere Oeffnung getrieben wird, und gerade so wie eine
Oeffnung wirkt auch eine plötzliche beträchtliche Querschnittsänderung
einer Röhre, durch welche Luft streicht. Innerhalb der Respirations-
organe giebt es namentlich zwei Stellen, an denen solche plötzliche
Querschnittsänderungen vorkommen: eine Verengerung beim Ueber-
gang aus dem Rachen in den Kehlkopf und eine Erweiterung beim
Uebergang der feinsten Bronchialäste in die Lungenbläschen. Das
Geräusch an der ersteren Stelle ist ein schärferes Blasen, ähnlich
dem Geräusch, welches man erhält, wenn man über eine Röhre von

Von den Geräuschen.
in der deutschen Sprache gebräuchlichen Consonanten aufzustellen,
welche theils auf den Ort des Verschlusses theils auf die Art, wie der
Luftstrom hindurchgetrieben wird, Rücksicht nimmt.


A. Geräusche, die durch plötz-
liches Schliessen oder Oeffnen
entstehen.
B. Geräusche, die während des
Verschlusses entstehen.

1) Der Verschluss durch die beiden Lippen gebildet

P, B, WM
(Luftstrom durch die Nase)
2) Der Verschluss durch Anlegen einer Zahnreihe an die entgegen-
stehende Lippe gebildet

F, V
3) Der Verschluss durch Anlegen des vordern Theils der Zunge gegen
Zähne oder Gaumen gebildet

T, DS, L
(Luftstrom durch die Mundhöhle)
N
(Luftstrom durch die Nase)
4) Der Verschluss durch Anlegen des hintern Theils der Zunge gegen
den Gaumen gebildet

K, GCh, J
(Luftstrom durch die Mundhöhle)
Ng
(Luftstrom durch die Nase)
R
(die Ränder des Verschlussses vib-
riren).

Gleichfalls noch mangelhaft erkannt nach ihrer physikalischen122
Geräusche in
den Respira-
tionsorganen.

Natur und sogar nach ihrer Entstehungsweise sind diejenigen Ge-
räusche, die man bei der Auscultation der Respirations- und
Circulationsorgane
theils im normalen Zustand theils bei patho-
logischen Veränderungen wahrnimmt. Blasende und zischende Ge-
räusche entstehen, wie oben bemerkt, wenn ein Luftstrom durch eine
weitere oder engere Oeffnung getrieben wird, und gerade so wie eine
Oeffnung wirkt auch eine plötzliche beträchtliche Querschnittsänderung
einer Röhre, durch welche Luft streicht. Innerhalb der Respirations-
organe giebt es namentlich zwei Stellen, an denen solche plötzliche
Querschnittsänderungen vorkommen: eine Verengerung beim Ueber-
gang aus dem Rachen in den Kehlkopf und eine Erweiterung beim
Uebergang der feinsten Bronchialäste in die Lungenbläschen. Das
Geräusch an der ersteren Stelle ist ein schärferes Blasen, ähnlich
dem Geräusch, welches man erhält, wenn man über eine Röhre von

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[181/0203] Von den Geräuschen. in der deutschen Sprache gebräuchlichen Consonanten aufzustellen, welche theils auf den Ort des Verschlusses theils auf die Art, wie der Luftstrom hindurchgetrieben wird, Rücksicht nimmt. A. Geräusche, die durch plötz- liches Schliessen oder Oeffnen entstehen. B. Geräusche, die während des Verschlusses entstehen. 1) Der Verschluss durch die beiden Lippen gebildet P, B, W M (Luftstrom durch die Nase) 2) Der Verschluss durch Anlegen einer Zahnreihe an die entgegen- stehende Lippe gebildet F, V 3) Der Verschluss durch Anlegen des vordern Theils der Zunge gegen Zähne oder Gaumen gebildet T, D S, L (Luftstrom durch die Mundhöhle) N (Luftstrom durch die Nase) 4) Der Verschluss durch Anlegen des hintern Theils der Zunge gegen den Gaumen gebildet K, G Ch, J (Luftstrom durch die Mundhöhle) Ng (Luftstrom durch die Nase) R (die Ränder des Verschlussses vib- riren). Gleichfalls noch mangelhaft erkannt nach ihrer physikalischen Natur und sogar nach ihrer Entstehungsweise sind diejenigen Ge- räusche, die man bei der Auscultation der Respirations- und Circulationsorgane theils im normalen Zustand theils bei patho- logischen Veränderungen wahrnimmt. Blasende und zischende Ge- räusche entstehen, wie oben bemerkt, wenn ein Luftstrom durch eine weitere oder engere Oeffnung getrieben wird, und gerade so wie eine Oeffnung wirkt auch eine plötzliche beträchtliche Querschnittsänderung einer Röhre, durch welche Luft streicht. Innerhalb der Respirations- organe giebt es namentlich zwei Stellen, an denen solche plötzliche Querschnittsänderungen vorkommen: eine Verengerung beim Ueber- gang aus dem Rachen in den Kehlkopf und eine Erweiterung beim Uebergang der feinsten Bronchialäste in die Lungenbläschen. Das Geräusch an der ersteren Stelle ist ein schärferes Blasen, ähnlich dem Geräusch, welches man erhält, wenn man über eine Röhre von 122 Geräusche in den Respira- tionsorganen.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/203>, abgerufen am 26.04.2024.