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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Absorption und Diffusion der Gase.
Höhebestimmung aus dem Barometerstand, bei der Druckmessung
durch die Verminderung eines Luftvolums), vernachlässigt werden
können.

Viele unter den Gasen der ersten Gruppe, deren Volumvermin-
derung mit dem Drucke wächst, gehen, wenn sie bis zu einem bedeu-
tenden Grade verdichtet sind, in den flüssigen Aggregatzustand über;
dieser Uebergang wird stets dadurch angezeigt, dass die Zusammendrück-
barkeit plötzlich sehr rasch zunimmt, um dann, wenn die Aenderung
des Aggregatzustandes erfolgt ist, fast ganz zu verschwinden. Unter-
stützt wird diese Wirkung durch Temperaturerniedrigung, da letztere
die Zusammendrückbarkeit der fraglichen Gase vergrössert. So geht
bei einer Temperatur von ungefähr 0° die Kohlensäure unter einem
Druck von 37 Atmosphären, der Schwefelwasserstoff bei 10, das Am-
moniakgas bei 4,4 und die schweflige Säure bei nur 1,5 Atmosphären
in den flüssigen Zustand über. Viele Gase der ersten Gruppe, wie
Sauerstoff und Stickstoff, die Bestandtheile der Luft, hat man bis jetzt
noch nicht zu verflüssigen vermocht; der Wasserstoff kann, da er die
entgegengesetzte Abweichung von dem Mariotte'schen Gesetze zeigt,
wahrscheinlich gar nicht in den flüssigen Zustand übergeführt werden.

Dreizehntes Capitel.
Absorption und Diffusion der Gase.

In dem Verhalten der Gase gegen äussere Druckkräfte geben101
Absorption der
Gase.

sich eigenthümliche Verschiedenheiten in deren Moleculareigenschaften
zu erkennen, die bei den jetzt noch zu betrachtenden Erscheinungen
der Absorption und der Diffusion eine wichtige Rolle spielen.

Bei der Absorption der Gase findet, wie bei der Compres-
sion derselben, eine Verdichtung statt; nur wird die Verdichtung
in diesem Fall nicht durch eine äussere Druckkraft, sondern durch die
Umgebung eines tropfbar flüssigen oder festen Körpers bewirkt. Die
Grösse der Absorption ist daher abhängig theils von der Beschaffen-
heit des in Frage stehenden Gases, theils von der Beschaffenheit des
flüssigen oder festen Körpers, durch welchen die Absorption geschieht.
Was die Gase selbst betrifft, so zeigen dieselben hinsichtlich ihrer Ab-
sorption die nämlichen Unterschiede wie in Bezug auf ihre Zusam-
mendrückbarkeit. Allgemein werden die Gase um so leichter absor-
birt, je eher sie durch Druck flüssig gemacht werden können. So
gehören Kohlensäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff u. s. w. zu den
leicht absorbirbaren Gasen, während dagegen Sauerstoff, Stickstoff oder
gar Wasserstoff nur in geringeren Mengen absorbirt werden können.
Die Flüssigkeiten nehmen, wie die Beobachtung zeigt, von einem be-
stimmten Gas stets ein relativ gleich grosses Volumen auf, welches

Wundt, medicinische Physik. 10

Absorption und Diffusion der Gase.
Höhebestimmung aus dem Barometerstand, bei der Druckmessung
durch die Verminderung eines Luftvolums), vernachlässigt werden
können.

Viele unter den Gasen der ersten Gruppe, deren Volumvermin-
derung mit dem Drucke wächst, gehen, wenn sie bis zu einem bedeu-
tenden Grade verdichtet sind, in den flüssigen Aggregatzustand über;
dieser Uebergang wird stets dadurch angezeigt, dass die Zusammendrück-
barkeit plötzlich sehr rasch zunimmt, um dann, wenn die Aenderung
des Aggregatzustandes erfolgt ist, fast ganz zu verschwinden. Unter-
stützt wird diese Wirkung durch Temperaturerniedrigung, da letztere
die Zusammendrückbarkeit der fraglichen Gase vergrössert. So geht
bei einer Temperatur von ungefähr 0° die Kohlensäure unter einem
Druck von 37 Atmosphären, der Schwefelwasserstoff bei 10, das Am-
moniakgas bei 4,4 und die schweflige Säure bei nur 1,5 Atmosphären
in den flüssigen Zustand über. Viele Gase der ersten Gruppe, wie
Sauerstoff und Stickstoff, die Bestandtheile der Luft, hat man bis jetzt
noch nicht zu verflüssigen vermocht; der Wasserstoff kann, da er die
entgegengesetzte Abweichung von dem Mariotte’schen Gesetze zeigt,
wahrscheinlich gar nicht in den flüssigen Zustand übergeführt werden.

Dreizehntes Capitel.
Absorption und Diffusion der Gase.

In dem Verhalten der Gase gegen äussere Druckkräfte geben101
Absorption der
Gase.

sich eigenthümliche Verschiedenheiten in deren Moleculareigenschaften
zu erkennen, die bei den jetzt noch zu betrachtenden Erscheinungen
der Absorption und der Diffusion eine wichtige Rolle spielen.

Bei der Absorption der Gase findet, wie bei der Compres-
sion derselben, eine Verdichtung statt; nur wird die Verdichtung
in diesem Fall nicht durch eine äussere Druckkraft, sondern durch die
Umgebung eines tropfbar flüssigen oder festen Körpers bewirkt. Die
Grösse der Absorption ist daher abhängig theils von der Beschaffen-
heit des in Frage stehenden Gases, theils von der Beschaffenheit des
flüssigen oder festen Körpers, durch welchen die Absorption geschieht.
Was die Gase selbst betrifft, so zeigen dieselben hinsichtlich ihrer Ab-
sorption die nämlichen Unterschiede wie in Bezug auf ihre Zusam-
mendrückbarkeit. Allgemein werden die Gase um so leichter absor-
birt, je eher sie durch Druck flüssig gemacht werden können. So
gehören Kohlensäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff u. s. w. zu den
leicht absorbirbaren Gasen, während dagegen Sauerstoff, Stickstoff oder
gar Wasserstoff nur in geringeren Mengen absorbirt werden können.
Die Flüssigkeiten nehmen, wie die Beobachtung zeigt, von einem be-
stimmten Gas stets ein relativ gleich grosses Volumen auf, welches

Wundt, medicinische Physik. 10
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[145/0167] Absorption und Diffusion der Gase. Höhebestimmung aus dem Barometerstand, bei der Druckmessung durch die Verminderung eines Luftvolums), vernachlässigt werden können. Viele unter den Gasen der ersten Gruppe, deren Volumvermin- derung mit dem Drucke wächst, gehen, wenn sie bis zu einem bedeu- tenden Grade verdichtet sind, in den flüssigen Aggregatzustand über; dieser Uebergang wird stets dadurch angezeigt, dass die Zusammendrück- barkeit plötzlich sehr rasch zunimmt, um dann, wenn die Aenderung des Aggregatzustandes erfolgt ist, fast ganz zu verschwinden. Unter- stützt wird diese Wirkung durch Temperaturerniedrigung, da letztere die Zusammendrückbarkeit der fraglichen Gase vergrössert. So geht bei einer Temperatur von ungefähr 0° die Kohlensäure unter einem Druck von 37 Atmosphären, der Schwefelwasserstoff bei 10, das Am- moniakgas bei 4,4 und die schweflige Säure bei nur 1,5 Atmosphären in den flüssigen Zustand über. Viele Gase der ersten Gruppe, wie Sauerstoff und Stickstoff, die Bestandtheile der Luft, hat man bis jetzt noch nicht zu verflüssigen vermocht; der Wasserstoff kann, da er die entgegengesetzte Abweichung von dem Mariotte’schen Gesetze zeigt, wahrscheinlich gar nicht in den flüssigen Zustand übergeführt werden. Dreizehntes Capitel. Absorption und Diffusion der Gase. In dem Verhalten der Gase gegen äussere Druckkräfte geben sich eigenthümliche Verschiedenheiten in deren Moleculareigenschaften zu erkennen, die bei den jetzt noch zu betrachtenden Erscheinungen der Absorption und der Diffusion eine wichtige Rolle spielen. 101 Absorption der Gase. Bei der Absorption der Gase findet, wie bei der Compres- sion derselben, eine Verdichtung statt; nur wird die Verdichtung in diesem Fall nicht durch eine äussere Druckkraft, sondern durch die Umgebung eines tropfbar flüssigen oder festen Körpers bewirkt. Die Grösse der Absorption ist daher abhängig theils von der Beschaffen- heit des in Frage stehenden Gases, theils von der Beschaffenheit des flüssigen oder festen Körpers, durch welchen die Absorption geschieht. Was die Gase selbst betrifft, so zeigen dieselben hinsichtlich ihrer Ab- sorption die nämlichen Unterschiede wie in Bezug auf ihre Zusam- mendrückbarkeit. Allgemein werden die Gase um so leichter absor- birt, je eher sie durch Druck flüssig gemacht werden können. So gehören Kohlensäure, Ammoniak, Schwefelwasserstoff u. s. w. zu den leicht absorbirbaren Gasen, während dagegen Sauerstoff, Stickstoff oder gar Wasserstoff nur in geringeren Mengen absorbirt werden können. Die Flüssigkeiten nehmen, wie die Beobachtung zeigt, von einem be- stimmten Gas stets ein relativ gleich grosses Volumen auf, welches Wundt, medicinische Physik. 10

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/167>, abgerufen am 19.11.2024.