Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.Die zweispännigen Luxus-Equipagen. Die Leute, die vierspännig fahren, sind verhältnismässig Die zweispännigen Luxus-Equipagen. Die Leute, die vierspännig fahren, sind verhältnismässig <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0077" n="[63]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die zweispännigen Luxus-Equipagen.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie Leute, die vierspännig fahren, sind verhältnismässig<lb/> leicht gezählt. Anders verhält es sich mit den viel beneideten<lb/> Sterblichen, die es sich leisten können, in zweispänniger Equi-<lb/> page durch die Strassen zu fahren. Will man von diesen reden,<lb/> so passt die abgedroschene Redensart „Die oberen Zehntausend“<lb/> schon längst nicht mehr. Da muss man zu weit imposanteren<lb/> Zahlen greifen. Um so bedauerlicher ist es, dass so wenige<lb/> jener Fuhrwerke dem Strassenbilde zur Zierde gereichen. Mit<lb/> einem Hinweis auf die leidige Geldfrage lässt sich diese That-<lb/> sache wohl nur ganz ausnahmsweise erklären. Denn erstens<lb/> sind Geschmacklosigkeit und Billigkeit nicht synonyme Begriffe,<lb/> und zweitens hat manche zum Davonlaufen hässliche Equipage<lb/> ihrem Besitzer ein Heidengeld gekostet. Da man aber nun von<lb/> keinem vernünftigen Menschen voraussetzen darf, dass es ihm<lb/> Spass machen könne, das Gegenteil von dem zu erreichen, was<lb/> er mit einer bedeutenden Ausgabe angestrebt, so würde man<lb/> auch fehlgreifen, wenn man jeden, der für schöne Bankscheine<lb/> eine in ihrem Gesamtbilde wie in ihren Einzelnheiten misslungene<lb/> Equipage eingetauscht, ohne weiteres des <hi rendition="#g">bewussten</hi> Frevels<lb/> gegen den guten Geschmack beschuldigen wollte. Die Mehrzahl<lb/> dieser Missethäter sündigt ahnungslos, und verschwindend klein<lb/> ist das Häuflein derjenigen Fuhrwerkbesitzer, denen es voll-<lb/> kommen gleichgültig, ob ihre Wagen, Pferde und Livreen den<lb/> Beifall des Kenners finden, oder nicht. Trotz der heutzutage<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [[63]/0077]
Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
Die Leute, die vierspännig fahren, sind verhältnismässig
leicht gezählt. Anders verhält es sich mit den viel beneideten
Sterblichen, die es sich leisten können, in zweispänniger Equi-
page durch die Strassen zu fahren. Will man von diesen reden,
so passt die abgedroschene Redensart „Die oberen Zehntausend“
schon längst nicht mehr. Da muss man zu weit imposanteren
Zahlen greifen. Um so bedauerlicher ist es, dass so wenige
jener Fuhrwerke dem Strassenbilde zur Zierde gereichen. Mit
einem Hinweis auf die leidige Geldfrage lässt sich diese That-
sache wohl nur ganz ausnahmsweise erklären. Denn erstens
sind Geschmacklosigkeit und Billigkeit nicht synonyme Begriffe,
und zweitens hat manche zum Davonlaufen hässliche Equipage
ihrem Besitzer ein Heidengeld gekostet. Da man aber nun von
keinem vernünftigen Menschen voraussetzen darf, dass es ihm
Spass machen könne, das Gegenteil von dem zu erreichen, was
er mit einer bedeutenden Ausgabe angestrebt, so würde man
auch fehlgreifen, wenn man jeden, der für schöne Bankscheine
eine in ihrem Gesamtbilde wie in ihren Einzelnheiten misslungene
Equipage eingetauscht, ohne weiteres des bewussten Frevels
gegen den guten Geschmack beschuldigen wollte. Die Mehrzahl
dieser Missethäter sündigt ahnungslos, und verschwindend klein
ist das Häuflein derjenigen Fuhrwerkbesitzer, denen es voll-
kommen gleichgültig, ob ihre Wagen, Pferde und Livreen den
Beifall des Kenners finden, oder nicht. Trotz der heutzutage
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