Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.Praktische Winke. 3. Für den Kutscher. Die Kapitelüberschrift "Praktische Winke" besagt schon, Was zunächst die Haltung des Kutschers anbelangt, so Auf sein Äusseres verwende er die grösste Sorgfalt. Wer Auch sein Sitz gebe zu erkennen, dass er eine hohe Mei- Praktische Winke. 3. Für den Kutscher. Die Kapitelüberschrift „Praktische Winke“ besagt schon, Was zunächst die Haltung des Kutschers anbelangt, so Auf sein Äusseres verwende er die grösste Sorgfalt. Wer Auch sein Sitz gebe zu erkennen, dass er eine hohe Mei- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0195" n="181"/> <fw place="top" type="header">Praktische Winke.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">3. Für den Kutscher.</hi> </head><lb/> <p>Die Kapitelüberschrift „<hi rendition="#g">Praktische Winke</hi>“ besagt schon,<lb/> dass wir nicht beabsichtigen, uns hier mit den ebenso zahl-<lb/> reichen wie vielseitigen Berufspflichten des Kutschers zu be-<lb/> schäftigen. Wollten wir uns auch auf eine Besprechung des<lb/> Stalldienstes und der Fahrkunst einlassen, so müssten wir die<lb/> Grenzen, die wir uns für vorliegende kleine Arbeit gesteckt,<lb/> weit überschreiten. Unsere Aufgabe war und ist eben nur, den<lb/> Lesern über die äusseren Merkmale oder „<hi rendition="#g">Points</hi>“ der korrekt,<lb/> d. h. dem jeweiligen Zwecke entsprechend, zusammengestellten<lb/> Luxus-Equipagen zu orientieren. Auch im Nachstehenden werden<lb/> wir daher ausschliesslich diejenigen Äusserlichkeiten hervorheben,<lb/> die im Verein mit grosser Eleganz und Sicherheit im Fahren,<lb/> den korrekten Kutscher so scharf und vorteilhaft von seinem<lb/> ungeschulten Berufsgenossen unterscheiden. Es erscheint dies<lb/> umso notwendiger, als jene Äusserlichkeiten von entscheidendem<lb/> Einfluss auf die Gestaltung des Gesamtbildes sind, das die mit<lb/> bedeutendem Aufwand von Mühe und Kosten zusammengestellte<lb/> Equipage dem Auge des Kenners darbieten soll.</p><lb/> <p>Was zunächst die Haltung des Kutschers anbelangt, so<lb/> muss dieselbe bei jeder Gelegenheit den Beweis liefern, dass<lb/> der Mann ein überzeugter Anhänger der in vornehmen Häusern<lb/> herrschenden Etikette ist. Sollte er nicht imstande sein oder<lb/> es für überflüssig erachten, sich den Ton, die Manieren und<lb/> den Takt eines in strenger Zucht und feiner Umgebung auf-<lb/> gewachsenen Dieners anzueignen, so besteige er lieber den<lb/> Bock einer Droschke oder eines Bierwagens.</p><lb/> <p>Auf sein Äusseres verwende er die grösste Sorgfalt. Wer<lb/> ihn ansieht, muss sich sagen können: „Der Mann hält etwas<lb/> auf sich, er will repräsentieren, will den Herrn, dem er dient,<lb/> sich selbst und seinen Beruf ehren.“</p><lb/> <p>Auch sein Sitz gebe zu erkennen, dass er eine hohe Mei-<lb/> nung von der Würde und den Pflichten eines herrschaftlichen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0195]
Praktische Winke.
3. Für den Kutscher.
Die Kapitelüberschrift „Praktische Winke“ besagt schon,
dass wir nicht beabsichtigen, uns hier mit den ebenso zahl-
reichen wie vielseitigen Berufspflichten des Kutschers zu be-
schäftigen. Wollten wir uns auch auf eine Besprechung des
Stalldienstes und der Fahrkunst einlassen, so müssten wir die
Grenzen, die wir uns für vorliegende kleine Arbeit gesteckt,
weit überschreiten. Unsere Aufgabe war und ist eben nur, den
Lesern über die äusseren Merkmale oder „Points“ der korrekt,
d. h. dem jeweiligen Zwecke entsprechend, zusammengestellten
Luxus-Equipagen zu orientieren. Auch im Nachstehenden werden
wir daher ausschliesslich diejenigen Äusserlichkeiten hervorheben,
die im Verein mit grosser Eleganz und Sicherheit im Fahren,
den korrekten Kutscher so scharf und vorteilhaft von seinem
ungeschulten Berufsgenossen unterscheiden. Es erscheint dies
umso notwendiger, als jene Äusserlichkeiten von entscheidendem
Einfluss auf die Gestaltung des Gesamtbildes sind, das die mit
bedeutendem Aufwand von Mühe und Kosten zusammengestellte
Equipage dem Auge des Kenners darbieten soll.
Was zunächst die Haltung des Kutschers anbelangt, so
muss dieselbe bei jeder Gelegenheit den Beweis liefern, dass
der Mann ein überzeugter Anhänger der in vornehmen Häusern
herrschenden Etikette ist. Sollte er nicht imstande sein oder
es für überflüssig erachten, sich den Ton, die Manieren und
den Takt eines in strenger Zucht und feiner Umgebung auf-
gewachsenen Dieners anzueignen, so besteige er lieber den
Bock einer Droschke oder eines Bierwagens.
Auf sein Äusseres verwende er die grösste Sorgfalt. Wer
ihn ansieht, muss sich sagen können: „Der Mann hält etwas
auf sich, er will repräsentieren, will den Herrn, dem er dient,
sich selbst und seinen Beruf ehren.“
Auch sein Sitz gebe zu erkennen, dass er eine hohe Mei-
nung von der Würde und den Pflichten eines herrschaftlichen
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