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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Haut, wie die Muscaten umgeben, sehen an einer Seiten, wo der Stiel
gewachsen, wie kleine Nieren aus, und haben einen bittern Geschmack,
werden aus Malabar und Egypten heraus gebracht: es hängen viel
Körner an einem Stiel, und wachsen an einer wilden und rauhen Rancke,
Tuba baccifera genannt. Die besten sind, welche noch frisch, schwer und
hoch von Farbe, so groß, als sie seyn können, und mit keinem Unrath
vermischet. Sie haben etwas Gifftmäßiges an sich, und werden des-
wegen in der Medicin innerlich nicht gebrauchet, äusserlich aber werden
sie mit den Stephans-Körnern zu den Läuse-Salben gemischet. Es be-
dienen sich auch derer die Knaben zu dem Fischfangen, indem sie diese
Körner mit faulen Käse, Campher etc. zu Pillen mischen, und in das
Wasser werffen, da denn die Fische toll werden, und oben mit den
Händen gegriffen werden können.

Coccyx, siehe Cauda.

Cochlea, heist insgemein eine Winde oder Windel-Treppe:
wegen dieser Aehnlichkeit kommt in der Anatomie vor Cochlea auris, der
innerste Schnecken-Gang im Ohr. So heist auch Cochlea eine
Schnecke: die werden sehr wider Podagram recommandiret, sonderlich
die rothen Weg-Schnecken.

Cochia, ist ein Zuwort einer gebräuchlichen Officinal-Pillen; sie
scheinen von der Gestalt also genennet zu werden, weil sie gleichsam Kör-
ner oder Beeren bilden.

Cochinella, Cochinilla, Coccionellen oder Kutzenellen, sind
kleine, platte, zum theil vier- zum theil dreyeckigte Körner, auswendig sil-
ber-farb und rauhlicht, inwendig aber roth wie Ochsen-Blut anzusehen,
pflegen aus West-Jndien über Cadix nach Marseille, Holl- und Engeland,
auch von dorten in andere Länder gebracht, und in hohen Preiß verhandelt zu
werden. Sie finden sich auf den Ost-Jndianischen Feigen, und werden von
den Einwohnern in Peru sorgfältig gesammlet, und von den Spaniern
mit der Silber-Flotte in Europam gebracht. Tyson, ein Engeländer,
hält diese Kutzenellen für eine Art kleiner Schröter oder Käfer, welche an
den Feigen-Blättern kleben: man findet bey den Materialisten wohl drey-
diß viererley Sorten der Cochinellen, davon die erste la Cochenille Me-
steque
von den Frantzosen genennet wird, und die ietzt beschriebene ist; die
andere, Coccionella Campeschana genannt, bestehet aus lauter Stücklein
von der vorigen, worunter andere Körner, Hülsen und rothe Thierlein,

auch

CO
Haut, wie die Muſcaten umgeben, ſehen an einer Seiten, wo der Stiel
gewachſen, wie kleine Nieren aus, und haben einen bittern Geſchmack,
werden aus Malabar und Egypten heraus gebracht: es haͤngen viel
Koͤrner an einem Stiel, und wachſen an einer wilden und rauhen Rancke,
Tuba baccifera genannt. Die beſten ſind, welche noch friſch, ſchwer und
hoch von Farbe, ſo groß, als ſie ſeyn koͤnnen, und mit keinem Unrath
vermiſchet. Sie haben etwas Gifftmaͤßiges an ſich, und werden des-
wegen in der Medicin innerlich nicht gebrauchet, aͤuſſerlich aber werden
ſie mit den Stephans-Koͤrnern zu den Laͤuſe-Salben gemiſchet. Es be-
dienen ſich auch derer die Knaben zu dem Fiſchfangen, indem ſie dieſe
Koͤrner mit faulen Kaͤſe, Campher ꝛc. zu Pillen miſchen, und in das
Waſſer werffen, da denn die Fiſche toll werden, und oben mit den
Haͤnden gegriffen werden koͤnnen.

Coccyx, ſiehe Cauda.

Cochlea, heiſt insgemein eine Winde oder Windel-Treppe:
wegen dieſer Aehnlichkeit kommt in der Anatomie vor Cochlea auris, der
innerſte Schnecken-Gang im Ohr. So heiſt auch Cochlea eine
Schnecke: die werden ſehr wider Podagram recommandiret, ſonderlich
die rothen Weg-Schnecken.

Cochia, iſt ein Zuwort einer gebraͤuchlichen Officinal-Pillen; ſie
ſcheinen von der Geſtalt alſo genennet zu werden, weil ſie gleichſam Koͤr-
ner oder Beeren bilden.

Cochinella, Cochinilla, Coccionellen oder Kutzenellen, ſind
kleine, platte, zum theil vier- zum theil dreyeckigte Koͤrner, auswendig ſil-
ber-farb und rauhlicht, inwendig aber roth wie Ochſen-Blut anzuſehen,
pflegen aus Weſt-Jndien uͤber Cadix nach Marſeille, Holl- und Engeland,
auch von dorten in andere Laͤnder gebracht, und in hohen Preiß verhandelt zu
werden. Sie finden ſich auf den Oſt-Jndianiſchen Feigen, und werden von
den Einwohnern in Peru ſorgfaͤltig geſammlet, und von den Spaniern
mit der Silber-Flotte in Europam gebracht. Tyſon, ein Engelaͤnder,
haͤlt dieſe Kutzenellen fuͤr eine Art kleiner Schroͤter oder Kaͤfer, welche an
den Feigen-Blaͤttern kleben: man findet bey den Materialiſten wohl drey-
diß viererley Sorten der Cochinellen, davon die erſte la Cochenille Me-
ſteque
von den Frantzoſen genennet wird, und die ietzt beſchriebene iſt; die
andere, Coccionella Campeſchana genannt, beſtehet aus lauter Stuͤcklein
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[218/0230] CO Haut, wie die Muſcaten umgeben, ſehen an einer Seiten, wo der Stiel gewachſen, wie kleine Nieren aus, und haben einen bittern Geſchmack, werden aus Malabar und Egypten heraus gebracht: es haͤngen viel Koͤrner an einem Stiel, und wachſen an einer wilden und rauhen Rancke, Tuba baccifera genannt. Die beſten ſind, welche noch friſch, ſchwer und hoch von Farbe, ſo groß, als ſie ſeyn koͤnnen, und mit keinem Unrath vermiſchet. Sie haben etwas Gifftmaͤßiges an ſich, und werden des- wegen in der Medicin innerlich nicht gebrauchet, aͤuſſerlich aber werden ſie mit den Stephans-Koͤrnern zu den Laͤuſe-Salben gemiſchet. Es be- dienen ſich auch derer die Knaben zu dem Fiſchfangen, indem ſie dieſe Koͤrner mit faulen Kaͤſe, Campher ꝛc. zu Pillen miſchen, und in das Waſſer werffen, da denn die Fiſche toll werden, und oben mit den Haͤnden gegriffen werden koͤnnen. Coccyx, ſiehe Cauda. Cochlea, heiſt insgemein eine Winde oder Windel-Treppe: wegen dieſer Aehnlichkeit kommt in der Anatomie vor Cochlea auris, der innerſte Schnecken-Gang im Ohr. So heiſt auch Cochlea eine Schnecke: die werden ſehr wider Podagram recommandiret, ſonderlich die rothen Weg-Schnecken. Cochia, iſt ein Zuwort einer gebraͤuchlichen Officinal-Pillen; ſie ſcheinen von der Geſtalt alſo genennet zu werden, weil ſie gleichſam Koͤr- ner oder Beeren bilden. Cochinella, Cochinilla, Coccionellen oder Kutzenellen, ſind kleine, platte, zum theil vier- zum theil dreyeckigte Koͤrner, auswendig ſil- ber-farb und rauhlicht, inwendig aber roth wie Ochſen-Blut anzuſehen, pflegen aus Weſt-Jndien uͤber Cadix nach Marſeille, Holl- und Engeland, auch von dorten in andere Laͤnder gebracht, und in hohen Preiß verhandelt zu werden. Sie finden ſich auf den Oſt-Jndianiſchen Feigen, und werden von den Einwohnern in Peru ſorgfaͤltig geſammlet, und von den Spaniern mit der Silber-Flotte in Europam gebracht. Tyſon, ein Engelaͤnder, haͤlt dieſe Kutzenellen fuͤr eine Art kleiner Schroͤter oder Kaͤfer, welche an den Feigen-Blaͤttern kleben: man findet bey den Materialiſten wohl drey- diß viererley Sorten der Cochinellen, davon die erſte la Cochenille Me- ſteque von den Frantzoſen genennet wird, und die ietzt beſchriebene iſt; die andere, Coccionella Campeſchana genannt, beſtehet aus lauter Stuͤcklein von der vorigen, worunter andere Koͤrner, Huͤlſen und rothe Thierlein, auch

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/230>, abgerufen am 26.04.2024.