Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Th. 3. H. Von der allgem. Verbindl.
lichkeit,
die einer
sich zuzie-
het, und
dem er-
worbenen
Rechte.
erhellet, daß ausser den angebohrnen Ver-
bindlichkeiten und Rechten, noch andere ange-
troffen werden, da die Verbindlichkeiten durch
eine dazu kommende Handlung der Menschen
entstehen, und die Rechte durch dieselben er-
langt werden (§. 95.), jene nennt man Ver-
bindlichkeiten, die einer sich zuzieht
(ob-
ligationes contractas)
, die daraus entsprin-
gende Rechte aber, werden erworbene
Rechte
(jura acquisita) genannt. Es ist
klar, daß niemand sich selbst von der
Verbindlichkeit, die er sich zugezogen
hat, befreyen könne (§. 97.); und daß
also daß erworbene Recht,
das aus der-
selben entstanden ist, niemanden wieder
seinen Willen genommen werden kön-
ne:
welches wir auch oben von der ange-
bohrnen Verbindlichkeit und von dem ange-
bohrnen Rechte erwiesen (§. 42. 74.). Weil
also die Verbindlichkeiten entweder angeboh-
ren, oder zugezogen werden, und die Rech-
te entweder angebohrne, oder erworbene Rech-
te sind; so ist überhaupt klar, daß nie-
mand sich von seiner Verbindlichkeit
befreyen, noch das Recht jemanden
wieder seinen Willen genommen wer-
den kan.

§. 101.
Vom all-
gemeinen
und eige-
nen Rech-
te.

Es giebt so wohl Rechte, welche allen oh-
ne Unterschied zukommen, als auch Rechte,
die einem allein, oder mehreren zusammen
genommen, im Gegensatz gegen alle, zukommen;

und

I. Th. 3. H. Von der allgem. Verbindl.
lichkeit,
die einer
ſich zuzie-
het, und
dem er-
woꝛbenen
Rechte.
erhellet, daß auſſer den angebohrnen Ver-
bindlichkeiten und Rechten, noch andere ange-
troffen werden, da die Verbindlichkeiten durch
eine dazu kommende Handlung der Menſchen
entſtehen, und die Rechte durch dieſelben er-
langt werden (§. 95.), jene nennt man Ver-
bindlichkeiten, die einer ſich zuzieht
(ob-
ligationes contractas)
, die daraus entſprin-
gende Rechte aber, werden erworbene
Rechte
(jura acquiſita) genannt. Es iſt
klar, daß niemand ſich ſelbſt von der
Verbindlichkeit, die er ſich zugezogen
hat, befreyen koͤnne (§. 97.); und daß
alſo daß erworbene Recht,
das aus der-
ſelben entſtanden iſt, niemanden wieder
ſeinen Willen genommen werden koͤn-
ne:
welches wir auch oben von der ange-
bohrnen Verbindlichkeit und von dem ange-
bohrnen Rechte erwieſen (§. 42. 74.). Weil
alſo die Verbindlichkeiten entweder angeboh-
ren, oder zugezogen werden, und die Rech-
te entweder angebohrne, oder erworbene Rech-
te ſind; ſo iſt uͤberhaupt klar, daß nie-
mand ſich von ſeiner Verbindlichkeit
befreyen, noch das Recht jemanden
wieder ſeinen Willen genommen wer-
den kan.

§. 101.
Vom all-
gemeinen
und eige-
nen Rech-
te.

Es giebt ſo wohl Rechte, welche allen oh-
ne Unterſchied zukommen, als auch Rechte,
die einem allein, oder mehreren zuſammen
genommen, im Gegenſatz gegen alle, zukommen;

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0098" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Th. 3. H. Von der allgem. Verbindl.</hi></fw><lb/><note place="left">lichkeit,<lb/>
die einer<lb/>
&#x017F;ich zuzie-<lb/>
het, und<lb/>
dem er-<lb/>
wo&#xA75B;benen<lb/>
Rechte.</note>erhellet, daß au&#x017F;&#x017F;er den angebohrnen Ver-<lb/>
bindlichkeiten und Rechten, noch andere ange-<lb/>
troffen werden, da die Verbindlichkeiten durch<lb/>
eine dazu kommende Handlung der Men&#x017F;chen<lb/>
ent&#x017F;tehen, und die Rechte durch die&#x017F;elben er-<lb/>
langt werden (§. 95.), jene nennt man <hi rendition="#fr">Ver-<lb/>
bindlichkeiten, die einer &#x017F;ich zuzieht</hi> <hi rendition="#aq">(ob-<lb/>
ligationes contractas)</hi>, die daraus ent&#x017F;prin-<lb/>
gende Rechte aber, werden <hi rendition="#fr">erworbene<lb/>
Rechte</hi> <hi rendition="#aq">(jura acqui&#x017F;ita)</hi> genannt. Es i&#x017F;t<lb/>
klar, <hi rendition="#fr">daß niemand &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t von der<lb/>
Verbindlichkeit, die er &#x017F;ich zugezogen<lb/>
hat, befreyen ko&#x0364;nne (§. 97.); und daß<lb/>
al&#x017F;o daß erworbene Recht,</hi> das aus der-<lb/>
&#x017F;elben ent&#x017F;tanden i&#x017F;t, <hi rendition="#fr">niemanden wieder<lb/>
&#x017F;einen Willen genommen werden ko&#x0364;n-<lb/>
ne:</hi> welches wir auch oben von der ange-<lb/>
bohrnen Verbindlichkeit und von dem ange-<lb/>
bohrnen Rechte erwie&#x017F;en (§. 42. 74.). Weil<lb/>
al&#x017F;o die Verbindlichkeiten entweder angeboh-<lb/>
ren, oder zugezogen werden, und die Rech-<lb/>
te entweder angebohrne, oder erworbene Rech-<lb/>
te &#x017F;ind; &#x017F;o i&#x017F;t u&#x0364;berhaupt klar, <hi rendition="#fr">daß nie-<lb/>
mand &#x017F;ich von &#x017F;einer Verbindlichkeit<lb/>
befreyen, noch das Recht jemanden<lb/>
wieder &#x017F;einen Willen genommen wer-<lb/>
den kan.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 101.</head><lb/>
              <note place="left">Vom all-<lb/>
gemeinen<lb/>
und eige-<lb/>
nen Rech-<lb/>
te.</note>
              <p>Es giebt &#x017F;o wohl Rechte, welche allen oh-<lb/>
ne Unter&#x017F;chied zukommen, als auch Rechte,<lb/>
die einem allein, oder mehreren zu&#x017F;ammen<lb/>
genommen, im Gegen&#x017F;atz gegen alle, zukommen;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0098] I. Th. 3. H. Von der allgem. Verbindl. erhellet, daß auſſer den angebohrnen Ver- bindlichkeiten und Rechten, noch andere ange- troffen werden, da die Verbindlichkeiten durch eine dazu kommende Handlung der Menſchen entſtehen, und die Rechte durch dieſelben er- langt werden (§. 95.), jene nennt man Ver- bindlichkeiten, die einer ſich zuzieht (ob- ligationes contractas), die daraus entſprin- gende Rechte aber, werden erworbene Rechte (jura acquiſita) genannt. Es iſt klar, daß niemand ſich ſelbſt von der Verbindlichkeit, die er ſich zugezogen hat, befreyen koͤnne (§. 97.); und daß alſo daß erworbene Recht, das aus der- ſelben entſtanden iſt, niemanden wieder ſeinen Willen genommen werden koͤn- ne: welches wir auch oben von der ange- bohrnen Verbindlichkeit und von dem ange- bohrnen Rechte erwieſen (§. 42. 74.). Weil alſo die Verbindlichkeiten entweder angeboh- ren, oder zugezogen werden, und die Rech- te entweder angebohrne, oder erworbene Rech- te ſind; ſo iſt uͤberhaupt klar, daß nie- mand ſich von ſeiner Verbindlichkeit befreyen, noch das Recht jemanden wieder ſeinen Willen genommen wer- den kan. lichkeit, die einer ſich zuzie- het, und dem er- woꝛbenen Rechte. §. 101. Es giebt ſo wohl Rechte, welche allen oh- ne Unterſchied zukommen, als auch Rechte, die einem allein, oder mehreren zuſammen genommen, im Gegenſatz gegen alle, zukommen; und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/98
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/98>, abgerufen am 21.11.2024.