Ministern, denen diese Besorgung aufge- tragen ist, im Nahmen dessen, der sie sen- det, abthun sollen (§. 1236.); so müssen solche Gesandten geschickt werden, welche in der Republick dessen, der sie schickt, vorzügliche Würden haben (§. 54. 55.). Und so sorgt das natürliche Völckerrecht für die Würde dessen, an den sie geschickt werden.
§. 1241.
Wie man sie em- pfangen solle.
Aus eben der Ursache müssen die Ge- sandten mit gehörigen Ehrenbezeu- gungen empfangen und gehalten wer- den: und indem diese Verbindlichkeit aus dem Gesetz der Natur abstammet (§. 1240.), und sich folglich davon niemand losmachen kann (§. 42.), so gilt eben dies, wenn sie auch gleich vom Feinde kommen. Weil man nun also den Gesandten von den Feinden, oder auch denen, wel- che nicht von Feinden geschickt wer- den, keine Schmach anthun, und sie nicht verachten soll (§. 146. 51.), nicht einmahl aus einem vorgewand- ten Recht der Wiedervergeltung, als welches ohnedem ein Unding ist (§. 156.); so ist die Verachtung und noch viel- mehr die Schmach, womit man den Abgesandten begegnet, ein Unrecht (§. 87.), und man kann dergleichen
nicht
IV. Theil 10. Hauptſtuͤck.
Miniſtern, denen dieſe Beſorgung aufge- tragen iſt, im Nahmen deſſen, der ſie ſen- det, abthun ſollen (§. 1236.); ſo muͤſſen ſolche Geſandten geſchickt werden, welche in der Republick deſſen, der ſie ſchickt, vorzuͤgliche Wuͤrden haben (§. 54. 55.). Und ſo ſorgt das natuͤrliche Voͤlckerrecht fuͤr die Wuͤrde deſſen, an den ſie geſchickt werden.
§. 1241.
Wie man ſie em- pfangen ſolle.
Aus eben der Urſache muͤſſen die Ge- ſandten mit gehoͤrigen Ehrenbezeu- gungen empfangen und gehalten wer- den: und indem dieſe Verbindlichkeit aus dem Geſetz der Natur abſtammet (§. 1240.), und ſich folglich davon niemand losmachen kann (§. 42.), ſo gilt eben dies, wenn ſie auch gleich vom Feinde kommen. Weil man nun alſo den Geſandten von den Feinden, oder auch denen, wel- che nicht von Feinden geſchickt wer- den, keine Schmach anthun, und ſie nicht verachten ſoll (§. 146. 51.), nicht einmahl aus einem vorgewand- ten Recht der Wiedervergeltung, als welches ohnedem ein Unding iſt (§. 156.); ſo iſt die Verachtung und noch viel- mehr die Schmach, womit man den Abgeſandten begegnet, ein Unrecht (§. 87.), und man kann dergleichen
nicht
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IV. Theil 10. Hauptſtuͤck.
Miniſtern, denen dieſe Beſorgung aufge-
tragen iſt, im Nahmen deſſen, der ſie ſen-
det, abthun ſollen (§. 1236.); ſo muͤſſen
ſolche Geſandten geſchickt werden,
welche in der Republick deſſen, der
ſie ſchickt, vorzuͤgliche Wuͤrden haben
(§. 54. 55.). Und ſo ſorgt das natuͤrliche
Voͤlckerrecht fuͤr die Wuͤrde deſſen, an den ſie
geſchickt werden.
§. 1241.
Aus eben der Urſache muͤſſen die Ge-
ſandten mit gehoͤrigen Ehrenbezeu-
gungen empfangen und gehalten wer-
den: und indem dieſe Verbindlichkeit aus
dem Geſetz der Natur abſtammet (§. 1240.),
und ſich folglich davon niemand losmachen
kann (§. 42.), ſo gilt eben dies, wenn
ſie auch gleich vom Feinde kommen.
Weil man nun alſo den Geſandten von
den Feinden, oder auch denen, wel-
che nicht von Feinden geſchickt wer-
den, keine Schmach anthun, und ſie
nicht verachten ſoll (§. 146. 51.),
nicht einmahl aus einem vorgewand-
ten Recht der Wiedervergeltung, als
welches ohnedem ein Unding iſt (§. 156.);
ſo iſt die Verachtung und noch viel-
mehr die Schmach, womit man den
Abgeſandten begegnet, ein Unrecht
(§. 87.), und man kann dergleichen
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 914. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/950>, abgerufen am 21.12.2024.
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