Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag.
den Ursachen in Erwegung ziehet.
Weil die Amnestie ein auf ewig festgesetztes
Vergessen des vorhergegangenen Unrechts und
der Beleidigung ist (§. 1056.); so liegt die-
selbe
zwar natürlicher Weise in iedem
Friedensvertrag: damit man doch
aber vollkommen dazu verbunden sey,
so muß man vor allen Dingen sich
darüber vereinigen
(§. 667.).

§. 1222.

Da man in einem Vergleich das, wasWie man
im Frie-
densver-
trag et-
was ver-
abreden
könne.

man unter einander verabredet, halten muß
(§. 764.); so muß man sich im Frie-
densvertrag vergleichen, daß entwe-
der alles wieder auf die Art hergestel-
let werde, wie es vor dem Kriege war,
oder daß es in dem Stande bleibe, wie
es nunmehro ist, oder daß eines und
das andere, so im Kriege weggenom-
men worden, wieder ersetzet, das übri-
ge aber behalten, und daß überdem
noch einige andere Dinge geleistet wer-
den.
Daraus folgt, daß alles das, wo-
von nichts gesagt worden, bleiben müs-
se, wie es ist.
Unterdessen weil der Han-
del kein Ende haben würde, wenn auch be-
wegliche Sachen wiederum hergestellet wer-
den sollten; so werden, wenn gleich ver-
glichen ist, daß das weggenommene
wiedergegeben werden soll, darunter
die beweglichen nicht mit begriffen,

wo
L l l 3

Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag.
den Urſachen in Erwegung ziehet.
Weil die Amneſtie ein auf ewig feſtgeſetztes
Vergeſſen des vorhergegangenen Unrechts und
der Beleidigung iſt (§. 1056.); ſo liegt die-
ſelbe
zwar natuͤrlicher Weiſe in iedem
Friedensvertrag: damit man doch
aber vollkommen dazu verbunden ſey,
ſo muß man vor allen Dingen ſich
daruͤber vereinigen
(§. 667.).

§. 1222.

Da man in einem Vergleich das, wasWie man
im Frie-
densver-
trag et-
was ver-
abreden
koͤnne.

man unter einander verabredet, halten muß
(§. 764.); ſo muß man ſich im Frie-
densvertrag vergleichen, daß entwe-
der alles wieder auf die Art hergeſtel-
let werde, wie es vor dem Kriege war,
oder daß es in dem Stande bleibe, wie
es nunmehro iſt, oder daß eines und
das andere, ſo im Kriege weggenom-
men worden, wieder erſetzet, das uͤbri-
ge aber behalten, und daß uͤberdem
noch einige andere Dinge geleiſtet wer-
den.
Daraus folgt, daß alles das, wo-
von nichts geſagt worden, bleiben muͤſ-
ſe, wie es iſt.
Unterdeſſen weil der Han-
del kein Ende haben wuͤrde, wenn auch be-
wegliche Sachen wiederum hergeſtellet wer-
den ſollten; ſo werden, wenn gleich ver-
glichen iſt, daß das weggenommene
wiedergegeben werden ſoll, darunter
die beweglichen nicht mit begriffen,

wo
L l l 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0937" n="901"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">den Ur&#x017F;achen in Erwegung ziehet.</hi><lb/>
Weil die Amne&#x017F;tie ein auf ewig fe&#x017F;tge&#x017F;etztes<lb/>
Verge&#x017F;&#x017F;en des vorhergegangenen Unrechts und<lb/>
der Beleidigung i&#x017F;t (§. 1056.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o liegt die-<lb/>
&#x017F;elbe</hi> zwar <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rlicher Wei&#x017F;e in iedem<lb/>
Friedensvertrag: damit man doch<lb/>
aber vollkommen dazu verbunden &#x017F;ey,<lb/>
&#x017F;o muß man vor allen Dingen &#x017F;ich<lb/>
daru&#x0364;ber vereinigen</hi> (§. 667.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1222.</head><lb/>
              <p>Da man in einem Vergleich das, was<note place="right">Wie man<lb/>
im Frie-<lb/>
densver-<lb/>
trag et-<lb/>
was ver-<lb/>
abreden<lb/>
ko&#x0364;nne.</note><lb/>
man unter einander verabredet, halten muß<lb/>
(§. 764.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß man &#x017F;ich im Frie-<lb/>
densvertrag vergleichen, daß entwe-<lb/>
der alles wieder auf die Art herge&#x017F;tel-<lb/>
let werde, wie es vor dem Kriege war,<lb/>
oder daß es in dem Stande bleibe, wie<lb/>
es nunmehro i&#x017F;t, oder daß eines und<lb/>
das andere, &#x017F;o im Kriege weggenom-<lb/>
men worden, wieder er&#x017F;etzet, das u&#x0364;bri-<lb/>
ge aber behalten, und daß u&#x0364;berdem<lb/>
noch einige andere Dinge gelei&#x017F;tet wer-<lb/>
den.</hi> Daraus folgt, <hi rendition="#fr">daß alles das, wo-<lb/>
von nichts ge&#x017F;agt worden, bleiben mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, wie es i&#x017F;t.</hi> Unterde&#x017F;&#x017F;en weil der Han-<lb/>
del kein Ende haben wu&#x0364;rde, wenn auch be-<lb/>
wegliche Sachen wiederum herge&#x017F;tellet wer-<lb/>
den &#x017F;ollten; <hi rendition="#fr">&#x017F;o werden, wenn gleich ver-<lb/>
glichen i&#x017F;t, daß das weggenommene<lb/>
wiedergegeben werden &#x017F;oll, darunter<lb/>
die beweglichen nicht mit begriffen,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l l 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wo</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[901/0937] Von dem Frieden u. dem Friedensvertrag. den Urſachen in Erwegung ziehet. Weil die Amneſtie ein auf ewig feſtgeſetztes Vergeſſen des vorhergegangenen Unrechts und der Beleidigung iſt (§. 1056.); ſo liegt die- ſelbe zwar natuͤrlicher Weiſe in iedem Friedensvertrag: damit man doch aber vollkommen dazu verbunden ſey, ſo muß man vor allen Dingen ſich daruͤber vereinigen (§. 667.). §. 1222. Da man in einem Vergleich das, was man unter einander verabredet, halten muß (§. 764.); ſo muß man ſich im Frie- densvertrag vergleichen, daß entwe- der alles wieder auf die Art hergeſtel- let werde, wie es vor dem Kriege war, oder daß es in dem Stande bleibe, wie es nunmehro iſt, oder daß eines und das andere, ſo im Kriege weggenom- men worden, wieder erſetzet, das uͤbri- ge aber behalten, und daß uͤberdem noch einige andere Dinge geleiſtet wer- den. Daraus folgt, daß alles das, wo- von nichts geſagt worden, bleiben muͤſ- ſe, wie es iſt. Unterdeſſen weil der Han- del kein Ende haben wuͤrde, wenn auch be- wegliche Sachen wiederum hergeſtellet wer- den ſollten; ſo werden, wenn gleich ver- glichen iſt, daß das weggenommene wiedergegeben werden ſoll, darunter die beweglichen nicht mit begriffen, wo Wie man im Frie- densver- trag et- was ver- abreden koͤnne. L l l 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/937
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 901. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/937>, abgerufen am 21.11.2024.