Dieweil die Geschäfte unter den VölckernVon dem will kühr- lichen Recht der Völ- cker im Kriege. endlich einmal einen Ausgang gewinnen müs- sen, beyde kriegerische Theile aber eine recht- mäßige Ursach zum Kriege gehabt zu haben verlangeu, und die Völcker, vermöge der na- türlichen Freyheit, so ihnen zukommt (§. 1089.), einander zu gestatten verbunden sind, daß ein iegliches bey seiner Meynung bleibe (§. 78.), ja es auch in gemeiniglich zweifel- haften Sachen nicht leicht kann entschieden werden, und der Krieg doch nicht geschickt ist eine solche Streitigkeit auszumachen (§. 1159.), und es überdem noch viel schwerer zu bestim- men ist, ob sich auch ein Kriegführender, wenn er gleich einen rechtmäßigen Krieg führet, nicht seines Rechts im Kriege misbrauche (§. 1190. u. f.), und dies folglich seinem Gewissen an- heim gestellet bleiben muß (§. 78.); so ist nöthig, daß ein Werth von beyden Theilen in Absicht auf die Würckun- gen für gerecht gehalten werde, daß nämlich sich ein ieglicher einerley Rechts be- diene, und man derowegen auch iedwedes Gewissen überlasse, was ihm zur Er- haltung seines Rechts nöthig zu seyn scheinet. Und eben darinn besteht das will- kührliche Völckerrecht im Kriege (§. 1090.).
§. 1216.
Weil diejenigen Völcker, welche sich zuVon dem Recht der Wie- derkunft keinem Theil im Kriege schlagen, kein Recht haben die Ursach des Krieges, oder ob dies,
oder
Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
§. 1215.
Dieweil die Geſchaͤfte unter den VoͤlckernVon dem will kuͤhr- lichen Recht der Voͤl- cker im Kriege. endlich einmal einen Ausgang gewinnen muͤſ- ſen, beyde kriegeriſche Theile aber eine recht- maͤßige Urſach zum Kriege gehabt zu haben verlangeu, und die Voͤlcker, vermoͤge der na- tuͤrlichen Freyheit, ſo ihnen zukommt (§. 1089.), einander zu geſtatten verbunden ſind, daß ein iegliches bey ſeiner Meynung bleibe (§. 78.), ja es auch in gemeiniglich zweifel- haften Sachen nicht leicht kann entſchieden werden, und der Krieg doch nicht geſchickt iſt eine ſolche Streitigkeit auszumachen (§. 1159.), und es uͤberdem noch viel ſchwerer zu beſtim- men iſt, ob ſich auch ein Kriegfuͤhrender, wenn er gleich einen rechtmaͤßigen Krieg fuͤhret, nicht ſeines Rechts im Kriege misbrauche (§. 1190. u. f.), und dies folglich ſeinem Gewiſſen an- heim geſtellet bleiben muß (§. 78.); ſo iſt noͤthig, daß ein Werth von beyden Theilen in Abſicht auf die Wuͤrckun- gen fuͤr gerecht gehalten werde, daß naͤmlich ſich ein ieglicher einerley Rechts be- diene, und man derowegen auch iedwedes Gewiſſen uͤberlaſſe, was ihm zur Er- haltung ſeines Rechts noͤthig zu ſeyn ſcheinet. Und eben darinn beſteht das will- kuͤhrliche Voͤlckerrecht im Kriege (§. 1090.).
§. 1216.
Weil diejenigen Voͤlcker, welche ſich zuVon dem Recht der Wie- derkunft keinem Theil im Kriege ſchlagen, kein Recht haben die Urſach des Krieges, oder ob dies,
oder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0931"n="895"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 1215.</head><lb/><p>Dieweil die Geſchaͤfte unter den Voͤlckern<noteplace="right">Von dem<lb/>
will kuͤhr-<lb/>
lichen<lb/>
Recht<lb/>
der Voͤl-<lb/>
cker im<lb/>
Kriege.</note><lb/>
endlich einmal einen Ausgang gewinnen muͤſ-<lb/>ſen, beyde kriegeriſche Theile aber eine recht-<lb/>
maͤßige Urſach zum Kriege gehabt zu haben<lb/>
verlangeu, und die Voͤlcker, vermoͤge der na-<lb/>
tuͤrlichen Freyheit, ſo ihnen zukommt (§.<lb/>
1089.), einander zu geſtatten verbunden ſind,<lb/>
daß ein iegliches bey ſeiner Meynung bleibe<lb/>
(§. 78.), ja es auch in gemeiniglich zweifel-<lb/>
haften Sachen nicht leicht kann entſchieden<lb/>
werden, und der Krieg doch nicht geſchickt iſt<lb/>
eine ſolche Streitigkeit auszumachen (§. 1159.),<lb/>
und es uͤberdem noch viel ſchwerer zu beſtim-<lb/>
men iſt, ob ſich auch ein Kriegfuͤhrender, wenn<lb/>
er gleich einen rechtmaͤßigen Krieg fuͤhret, nicht<lb/>ſeines Rechts im Kriege misbrauche (§. 1190.<lb/>
u. f.), und dies folglich ſeinem Gewiſſen an-<lb/>
heim geſtellet bleiben muß (§. 78.); <hirendition="#fr">ſo iſt<lb/>
noͤthig, daß ein Werth von beyden<lb/>
Theilen in Abſicht auf die Wuͤrckun-<lb/>
gen fuͤr gerecht gehalten werde,</hi> daß<lb/>
naͤmlich ſich ein ieglicher einerley Rechts be-<lb/>
diene, und man derowegen auch <hirendition="#fr">iedwedes<lb/>
Gewiſſen uͤberlaſſe, was ihm zur Er-<lb/>
haltung ſeines Rechts noͤthig zu ſeyn<lb/>ſcheinet.</hi> Und eben darinn beſteht das will-<lb/>
kuͤhrliche Voͤlckerrecht im Kriege (§. 1090.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1216.</head><lb/><p>Weil diejenigen Voͤlcker, welche ſich zu<noteplace="right">Von dem<lb/>
Recht<lb/>
der Wie-<lb/>
derkunft</note><lb/>
keinem Theil im Kriege ſchlagen, kein Recht<lb/>
haben die Urſach des Krieges, oder ob dies,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">oder</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[895/0931]
Von dem Rechte der Voͤlcker im Kriege.
§. 1215.
Dieweil die Geſchaͤfte unter den Voͤlckern
endlich einmal einen Ausgang gewinnen muͤſ-
ſen, beyde kriegeriſche Theile aber eine recht-
maͤßige Urſach zum Kriege gehabt zu haben
verlangeu, und die Voͤlcker, vermoͤge der na-
tuͤrlichen Freyheit, ſo ihnen zukommt (§.
1089.), einander zu geſtatten verbunden ſind,
daß ein iegliches bey ſeiner Meynung bleibe
(§. 78.), ja es auch in gemeiniglich zweifel-
haften Sachen nicht leicht kann entſchieden
werden, und der Krieg doch nicht geſchickt iſt
eine ſolche Streitigkeit auszumachen (§. 1159.),
und es uͤberdem noch viel ſchwerer zu beſtim-
men iſt, ob ſich auch ein Kriegfuͤhrender, wenn
er gleich einen rechtmaͤßigen Krieg fuͤhret, nicht
ſeines Rechts im Kriege misbrauche (§. 1190.
u. f.), und dies folglich ſeinem Gewiſſen an-
heim geſtellet bleiben muß (§. 78.); ſo iſt
noͤthig, daß ein Werth von beyden
Theilen in Abſicht auf die Wuͤrckun-
gen fuͤr gerecht gehalten werde, daß
naͤmlich ſich ein ieglicher einerley Rechts be-
diene, und man derowegen auch iedwedes
Gewiſſen uͤberlaſſe, was ihm zur Er-
haltung ſeines Rechts noͤthig zu ſeyn
ſcheinet. Und eben darinn beſteht das will-
kuͤhrliche Voͤlckerrecht im Kriege (§. 1090.).
Von dem
will kuͤhr-
lichen
Recht
der Voͤl-
cker im
Kriege.
§. 1216.
Weil diejenigen Voͤlcker, welche ſich zu
keinem Theil im Kriege ſchlagen, kein Recht
haben die Urſach des Krieges, oder ob dies,
oder
Von dem
Recht
der Wie-
derkunft
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 895. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/931>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.