Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

IV. Theil 7. Hauptstück.
der öffentlichen Ruhe zu zwingen, daß er sie
nicht stören dürfe (§. 1090.), der öffent-
lichen Sicherheit zu rathen, und die
anwachsende Macht zu schwächen.

Alsdenn ist nämlich der Krieg, der in dieser
Absicht ein Vertheidigungskrieg ist, gerecht
(§. 1169.).

§. 1173.
Von den
Lastern
der Got-
tesver-
lengnung
und der
Abgöt-
terey ei-
nes Vol-
ckes.

Weil ein Uebel an sich selbst nicht so be-
schaffen ist, daß es gestrafet werden müste (§.
1049.), und auch niemand wegen eines Jrr-
thums gestrafet werden kann (§. 1050.); so
ist ein strafender Krieg wider ein Volck
nicht erlaubt, dieweil es das Recht
der Natur unmenschlich verletzet, oder
wider GOtt sündiget, oder die Got-
tesverleugnung, oder die Deisterey be-
kennet, oder abgöttisch ist.

§. 1174.
Von
Solda-
ten und
dem
Rechte
Solda-
ten zu
werben.

Soldaten nennt man Personen, durch
welche der Urheber des Krieges dem andern
Theil, mit welchem er Krieg führet, Gewalt
anbringet: Waffen aber sind alle Sachen,
deren man sich andern Gewalt anzubringen,
oder sie von sich abzuwenden bedienet. Da
den höchsten Mächten das Recht zu krie-
gen zukommt (§. 1066.); so haben sie auch
das Recht Soldaten zu werben, und
dies gehöret unter die Majestätsrech-
te
(angef. §.), welches der Oberherr
ausüben kann, wie es ihm gut deuch-

tet,

IV. Theil 7. Hauptſtuͤck.
der oͤffentlichen Ruhe zu zwingen, daß er ſie
nicht ſtoͤren duͤrfe (§. 1090.), der oͤffent-
lichen Sicherheit zu rathen, und die
anwachſende Macht zu ſchwaͤchen.

Alsdenn iſt naͤmlich der Krieg, der in dieſer
Abſicht ein Vertheidigungskrieg iſt, gerecht
(§. 1169.).

§. 1173.
Von den
Laſtern
der Got-
tesver-
lengnung
und der
Abgoͤt-
terey ei-
nes Vol-
ckes.

Weil ein Uebel an ſich ſelbſt nicht ſo be-
ſchaffen iſt, daß es geſtrafet werden muͤſte (§.
1049.), und auch niemand wegen eines Jrr-
thums geſtrafet werden kann (§. 1050.); ſo
iſt ein ſtrafender Krieg wider ein Volck
nicht erlaubt, dieweil es das Recht
der Natur unmenſchlich verletzet, oder
wider GOtt ſuͤndiget, oder die Got-
tesverleugnung, oder die Deiſterey be-
kennet, oder abgoͤttiſch iſt.

§. 1174.
Von
Solda-
ten und
dem
Rechte
Solda-
ten zu
werben.

Soldaten nennt man Perſonen, durch
welche der Urheber des Krieges dem andern
Theil, mit welchem er Krieg fuͤhret, Gewalt
anbringet: Waffen aber ſind alle Sachen,
deren man ſich andern Gewalt anzubringen,
oder ſie von ſich abzuwenden bedienet. Da
den hoͤchſten Maͤchten das Recht zu krie-
gen zukommt (§. 1066.); ſo haben ſie auch
das Recht Soldaten zu werben, und
dies gehoͤret unter die Majeſtaͤtsrech-
te
(angef. §.), welches der Oberherr
ausuͤben kann, wie es ihm gut deuch-

tet,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0894" n="858"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#b">Theil 7. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/>
der o&#x0364;ffentlichen Ruhe zu zwingen, daß er &#x017F;ie<lb/>
nicht &#x017F;to&#x0364;ren du&#x0364;rfe (§. 1090.), <hi rendition="#fr">der o&#x0364;ffent-<lb/>
lichen Sicherheit zu rathen, und die<lb/>
anwach&#x017F;ende Macht zu &#x017F;chwa&#x0364;chen.</hi><lb/>
Alsdenn i&#x017F;t na&#x0364;mlich der Krieg, der in die&#x017F;er<lb/>
Ab&#x017F;icht ein Vertheidigungskrieg i&#x017F;t, gerecht<lb/>
(§. 1169.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1173.</head><lb/>
              <note place="left">Von den<lb/>
La&#x017F;tern<lb/>
der Got-<lb/>
tesver-<lb/>
lengnung<lb/>
und der<lb/>
Abgo&#x0364;t-<lb/>
terey ei-<lb/>
nes Vol-<lb/>
ckes.</note>
              <p>Weil ein Uebel an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t nicht &#x017F;o be-<lb/>
&#x017F;chaffen i&#x017F;t, daß es ge&#x017F;trafet werden mu&#x0364;&#x017F;te (§.<lb/>
1049.), und auch niemand wegen eines Jrr-<lb/>
thums ge&#x017F;trafet werden kann (§. 1050.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t ein &#x017F;trafender Krieg wider ein Volck<lb/>
nicht erlaubt, dieweil es das Recht<lb/>
der Natur unmen&#x017F;chlich verletzet, oder<lb/>
wider GOtt &#x017F;u&#x0364;ndiget, oder die Got-<lb/>
tesverleugnung, oder die Dei&#x017F;terey be-<lb/>
kennet, oder abgo&#x0364;tti&#x017F;ch i&#x017F;t.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 1174.</head><lb/>
              <note place="left">Von<lb/>
Solda-<lb/>
ten und<lb/>
dem<lb/>
Rechte<lb/>
Solda-<lb/>
ten zu<lb/>
werben.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Soldaten</hi> nennt man Per&#x017F;onen, durch<lb/>
welche der Urheber des Krieges dem andern<lb/>
Theil, mit welchem er Krieg fu&#x0364;hret, Gewalt<lb/>
anbringet: <hi rendition="#fr">Waffen</hi> aber &#x017F;ind alle Sachen,<lb/>
deren man &#x017F;ich andern Gewalt anzubringen,<lb/>
oder &#x017F;ie von &#x017F;ich abzuwenden bedienet. Da<lb/><hi rendition="#fr">den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ma&#x0364;chten</hi> das Recht zu krie-<lb/>
gen zukommt (§. 1066.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o haben &#x017F;ie auch<lb/>
das Recht Soldaten zu werben, und<lb/>
dies geho&#x0364;ret unter die Maje&#x017F;ta&#x0364;tsrech-<lb/>
te</hi> (angef. §.), <hi rendition="#fr">welches der Oberherr<lb/>
ausu&#x0364;ben kann, wie es ihm gut deuch-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">tet,</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[858/0894] IV. Theil 7. Hauptſtuͤck. der oͤffentlichen Ruhe zu zwingen, daß er ſie nicht ſtoͤren duͤrfe (§. 1090.), der oͤffent- lichen Sicherheit zu rathen, und die anwachſende Macht zu ſchwaͤchen. Alsdenn iſt naͤmlich der Krieg, der in dieſer Abſicht ein Vertheidigungskrieg iſt, gerecht (§. 1169.). §. 1173. Weil ein Uebel an ſich ſelbſt nicht ſo be- ſchaffen iſt, daß es geſtrafet werden muͤſte (§. 1049.), und auch niemand wegen eines Jrr- thums geſtrafet werden kann (§. 1050.); ſo iſt ein ſtrafender Krieg wider ein Volck nicht erlaubt, dieweil es das Recht der Natur unmenſchlich verletzet, oder wider GOtt ſuͤndiget, oder die Got- tesverleugnung, oder die Deiſterey be- kennet, oder abgoͤttiſch iſt. §. 1174. Soldaten nennt man Perſonen, durch welche der Urheber des Krieges dem andern Theil, mit welchem er Krieg fuͤhret, Gewalt anbringet: Waffen aber ſind alle Sachen, deren man ſich andern Gewalt anzubringen, oder ſie von ſich abzuwenden bedienet. Da den hoͤchſten Maͤchten das Recht zu krie- gen zukommt (§. 1066.); ſo haben ſie auch das Recht Soldaten zu werben, und dies gehoͤret unter die Majeſtaͤtsrech- te (angef. §.), welches der Oberherr ausuͤben kann, wie es ihm gut deuch- tet,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/894
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/894>, abgerufen am 21.12.2024.