zuwider sind (§. 86.). Und derowegen werden die ältern, das ist, vorher schon ge- schlossene, Bündnisse denen letztern vor- gezogen.
§. 1143.
Weil kein Volck das andere beleidigen sollVon Freund- schafts- bündnis- sen. (§. 1089.); so ist nicht nöthig, daß man noch Bündnisse um einander keine Be- leidigung zuzufügen, welche man gemei- niglich Freundschaftsbündnisse nennet, aufrichte. Unterdessen wenn ein Volck der Meynung seyn sollte, daß es aus- wärtige Völcker nach eignem Gefal- len beleidigen dürfe, so schliesset man mit Recht Bündnisse einander nicht zu beleidigen (angef. §.).
§. 1144.
Gleiche Bündnisse(foedera aequalia)Von der Gleich- heit und Ungleich- heit der Bünd- nisse. werden genennet, in welchen sich die einen Vertrag errichtende Theile einander einerley, oder gleichviel geltende Dinge versprechen: ungleiche aber sind, worinn sie einander nicht einerley, oder gleich geltende Dinge ver- sprechen. Es giebt aber ungleiche auf Seiten des würdigern Theils(inaequa- lia ex parte digniori), wenn derjenige, so mehr leisten kann, entweder etwas gantz um- sonst, oder etwas wichtigers zu leisten ver- spricht: Hingegen giebt es auch ungleiche auf Seiten des geringern Theils(inaequa- lia ex parte minus digna), wenn derjenige, so ohnmächtiger ist, oder durch eine Gewährung
einer
Nat. u. Völckerrecht. G g g
und Zuſagen ohne Vollmacht.
zuwider ſind (§. 86.). Und derowegen werden die aͤltern, das iſt, vorher ſchon ge- ſchloſſene, Buͤndniſſe denen letztern vor- gezogen.
§. 1143.
Weil kein Volck das andere beleidigen ſollVon Freund- ſchafts- buͤndniſ- ſen. (§. 1089.); ſo iſt nicht noͤthig, daß man noch Buͤndniſſe um einander keine Be- leidigung zuzufuͤgen, welche man gemei- niglich Freundſchaftsbuͤndniſſe nennet, aufrichte. Unterdeſſen wenn ein Volck der Meynung ſeyn ſollte, daß es aus- waͤrtige Voͤlcker nach eignem Gefal- len beleidigen duͤrfe, ſo ſchlieſſet man mit Recht Buͤndniſſe einander nicht zu beleidigen (angef. §.).
§. 1144.
Gleiche Buͤndniſſe(fœdera æqualia)Von der Gleich- heit und Ungleich- heit der Buͤnd- niſſe. werden genennet, in welchen ſich die einen Vertrag errichtende Theile einander einerley, oder gleichviel geltende Dinge verſprechen: ungleiche aber ſind, worinn ſie einander nicht einerley, oder gleich geltende Dinge ver- ſprechen. Es giebt aber ungleiche auf Seiten des wuͤrdigern Theils(inæqua- lia ex parte digniori), wenn derjenige, ſo mehr leiſten kann, entweder etwas gantz um- ſonſt, oder etwas wichtigers zu leiſten ver- ſpricht: Hingegen giebt es auch ungleiche auf Seiten des geringern Theils(inæqua- lia ex parte minus digna), wenn derjenige, ſo ohnmaͤchtiger iſt, oder durch eine Gewaͤhrung
einer
Nat. u. Voͤlckerrecht. G g g
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0869"n="833"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und Zuſagen ohne Vollmacht.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">zuwider ſind</hi> (§. 86.). Und derowegen<lb/>
werden <hirendition="#fr">die aͤltern,</hi> das iſt, vorher ſchon ge-<lb/>ſchloſſene, <hirendition="#fr">Buͤndniſſe denen letztern vor-<lb/>
gezogen.</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1143.</head><lb/><p>Weil kein Volck das andere beleidigen ſoll<noteplace="right">Von<lb/>
Freund-<lb/>ſchafts-<lb/>
buͤndniſ-<lb/>ſen.</note><lb/>
(§. 1089.); <hirendition="#fr">ſo iſt nicht noͤthig, daß man<lb/>
noch Buͤndniſſe um einander keine Be-<lb/>
leidigung zuzufuͤgen,</hi> welche man gemei-<lb/>
niglich <hirendition="#fr">Freundſchaftsbuͤndniſſe</hi> nennet,<lb/><hirendition="#fr">aufrichte.</hi> Unterdeſſen <hirendition="#fr">wenn ein Volck<lb/>
der Meynung ſeyn ſollte, daß es aus-<lb/>
waͤrtige Voͤlcker nach eignem Gefal-<lb/>
len beleidigen duͤrfe, ſo ſchlieſſet man<lb/>
mit Recht Buͤndniſſe einander nicht zu<lb/>
beleidigen</hi> (angef. §.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1144.</head><lb/><p><hirendition="#fr">Gleiche Buͤndniſſe</hi><hirendition="#aq">(fœdera æqualia)</hi><noteplace="right">Von der<lb/>
Gleich-<lb/>
heit und<lb/>
Ungleich-<lb/>
heit der<lb/>
Buͤnd-<lb/>
niſſe.</note><lb/>
werden genennet, in welchen ſich die einen<lb/>
Vertrag errichtende Theile einander einerley,<lb/>
oder gleichviel geltende Dinge verſprechen:<lb/><hirendition="#fr">ungleiche</hi> aber ſind, worinn ſie einander<lb/>
nicht einerley, oder gleich geltende Dinge ver-<lb/>ſprechen. Es giebt aber <hirendition="#fr">ungleiche auf<lb/>
Seiten des wuͤrdigern Theils</hi><hirendition="#aq">(inæqua-<lb/>
lia ex parte digniori),</hi> wenn derjenige, ſo<lb/>
mehr leiſten kann, entweder etwas gantz um-<lb/>ſonſt, oder etwas wichtigers zu leiſten ver-<lb/>ſpricht: Hingegen giebt es auch <hirendition="#fr">ungleiche<lb/>
auf Seiten des geringern Theils</hi><hirendition="#aq">(inæqua-<lb/>
lia ex parte minus digna),</hi> wenn derjenige, ſo<lb/>
ohnmaͤchtiger iſt, oder durch eine Gewaͤhrung<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Nat. u. Voͤlckerrecht.</hi> G g g</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">einer</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[833/0869]
und Zuſagen ohne Vollmacht.
zuwider ſind (§. 86.). Und derowegen
werden die aͤltern, das iſt, vorher ſchon ge-
ſchloſſene, Buͤndniſſe denen letztern vor-
gezogen.
§. 1143.
Weil kein Volck das andere beleidigen ſoll
(§. 1089.); ſo iſt nicht noͤthig, daß man
noch Buͤndniſſe um einander keine Be-
leidigung zuzufuͤgen, welche man gemei-
niglich Freundſchaftsbuͤndniſſe nennet,
aufrichte. Unterdeſſen wenn ein Volck
der Meynung ſeyn ſollte, daß es aus-
waͤrtige Voͤlcker nach eignem Gefal-
len beleidigen duͤrfe, ſo ſchlieſſet man
mit Recht Buͤndniſſe einander nicht zu
beleidigen (angef. §.).
Von
Freund-
ſchafts-
buͤndniſ-
ſen.
§. 1144.
Gleiche Buͤndniſſe (fœdera æqualia)
werden genennet, in welchen ſich die einen
Vertrag errichtende Theile einander einerley,
oder gleichviel geltende Dinge verſprechen:
ungleiche aber ſind, worinn ſie einander
nicht einerley, oder gleich geltende Dinge ver-
ſprechen. Es giebt aber ungleiche auf
Seiten des wuͤrdigern Theils (inæqua-
lia ex parte digniori), wenn derjenige, ſo
mehr leiſten kann, entweder etwas gantz um-
ſonſt, oder etwas wichtigers zu leiſten ver-
ſpricht: Hingegen giebt es auch ungleiche
auf Seiten des geringern Theils (inæqua-
lia ex parte minus digna), wenn derjenige, ſo
ohnmaͤchtiger iſt, oder durch eine Gewaͤhrung
einer
Von der
Gleich-
heit und
Ungleich-
heit der
Buͤnd-
niſſe.
Nat. u. Voͤlckerrecht. G g g
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 833. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/869>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.