Von dem ursprüng- lichen Za- wachs des Ge- bietes.
Weil ein Volck nebst dem Eigenthum zu- gleich die Herrschaft annimmt (§. 1125.); so folgt, daß, wenn ein Volck eine Jnsul, oder ein bewohntes Land, oder einen am festen Lande anliegenden Theil des Meeres einnimmt, dasjenige, was es einnimmt, ein Zuwachs desselben Vol- ckes sey, es mag so weit davon entfer- net seyn als es will (§. 1125.).
§. 1128.
Von ver- schiede- nen Be- nennun- gen der in Besitz genom- menen Sachen.
Diejenigen Dinge, so nach geschehener Be- sitznehmung in der ursprünglichen Gemein- schaft gelassen werden, nennen die Römi- schen Rechtsgelehrten gemeinschaftliche Dinge(res communes); diejenigen aber, welche man in die vermischte Gemeinschaft des gantzen Volcks gebracht hat, und darinn geblieben sind, nennen sie öffentliche Din- ge(res publicae); ferner, die in eine ver- mischte Gemeinschaft gewisser besonderer Hau- fen gekommen sind, heissen sie Sachen der Gemeinheit(res universitatis); endlich welche Dinge dem Eigenthum eintzelner Per- sonen unterworfen sind, die haben sie mit dem Nahmen der Dinge eintzelner Personen (res singulorum) belegt. Da ein Herr das Eigenthum einer ihm zustehenden Sache un- ter einer ihm beliebigen Bedingung auf einen andern bringen kann (§. 314.); so kann ein ieder aus dem seinigen eine Sache der Gemeinheit beydes offenbarlich
als
IV.Theil 4. Hauptſtuͤck.
§. 1127.
Von dem urſpꝛuͤng- lichen Za- wachs des Ge- bietes.
Weil ein Volck nebſt dem Eigenthum zu- gleich die Herrſchaft annimmt (§. 1125.); ſo folgt, daß, wenn ein Volck eine Jnſul, oder ein bewohntes Land, oder einen am feſten Lande anliegenden Theil des Meeres einnimmt, dasjenige, was es einnimmt, ein Zuwachs deſſelben Vol- ckes ſey, es mag ſo weit davon entfer- net ſeyn als es will (§. 1125.).
§. 1128.
Von ver- ſchiede- nen Be- nennun- gen der in Beſitz genom- menen Sachen.
Diejenigen Dinge, ſo nach geſchehener Be- ſitznehmung in der urſpruͤnglichen Gemein- ſchaft gelaſſen werden, nennen die Roͤmi- ſchen Rechtsgelehrten gemeinſchaftliche Dinge(res communes); diejenigen aber, welche man in die vermiſchte Gemeinſchaft des gantzen Volcks gebracht hat, und darinn geblieben ſind, nennen ſie oͤffentliche Din- ge(res publicæ); ferner, die in eine ver- miſchte Gemeinſchaft gewiſſer beſonderer Hau- fen gekommen ſind, heiſſen ſie Sachen der Gemeinheit(res univerſitatis); endlich welche Dinge dem Eigenthum eintzelner Per- ſonen unterworfen ſind, die haben ſie mit dem Nahmen der Dinge eintzelner Perſonen (res ſingulorum) belegt. Da ein Herr das Eigenthum einer ihm zuſtehenden Sache un- ter einer ihm beliebigen Bedingung auf einen andern bringen kann (§. 314.); ſo kann ein ieder aus dem ſeinigen eine Sache der Gemeinheit beydes offenbarlich
als
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0858"n="822"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#aq">IV.</hi><hirendition="#b">Theil 4. Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 1127.</head><lb/><noteplace="left">Von dem<lb/>
urſpꝛuͤng-<lb/>
lichen Za-<lb/>
wachs<lb/>
des Ge-<lb/>
bietes.</note><p>Weil ein Volck nebſt dem Eigenthum zu-<lb/>
gleich die Herrſchaft annimmt (§. 1125.); ſo<lb/>
folgt, <hirendition="#fr">daß, wenn ein Volck eine Jnſul,<lb/>
oder ein bewohntes Land, oder einen<lb/>
am feſten Lande anliegenden Theil des<lb/>
Meeres einnimmt, dasjenige, was es<lb/>
einnimmt, ein Zuwachs deſſelben Vol-<lb/>
ckes ſey, es mag ſo weit davon entfer-<lb/>
net ſeyn als es will</hi> (§. 1125.).</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 1128.</head><lb/><noteplace="left">Von ver-<lb/>ſchiede-<lb/>
nen Be-<lb/>
nennun-<lb/>
gen der<lb/>
in Beſitz<lb/>
genom-<lb/>
menen<lb/>
Sachen.</note><p>Diejenigen Dinge, ſo nach geſchehener Be-<lb/>ſitznehmung in der urſpruͤnglichen Gemein-<lb/>ſchaft gelaſſen werden, nennen die Roͤmi-<lb/>ſchen Rechtsgelehrten <hirendition="#fr">gemeinſchaftliche<lb/>
Dinge</hi><hirendition="#aq">(res communes);</hi> diejenigen aber,<lb/>
welche man in die vermiſchte Gemeinſchaft<lb/>
des gantzen Volcks gebracht hat, und darinn<lb/>
geblieben ſind, nennen ſie <hirendition="#fr">oͤffentliche Din-<lb/>
ge</hi><hirendition="#aq">(res publicæ);</hi> ferner, die in eine ver-<lb/>
miſchte Gemeinſchaft gewiſſer beſonderer Hau-<lb/>
fen gekommen ſind, heiſſen ſie <hirendition="#fr">Sachen der<lb/>
Gemeinheit</hi><hirendition="#aq">(res univerſitatis);</hi> endlich<lb/>
welche Dinge dem Eigenthum eintzelner Per-<lb/>ſonen unterworfen ſind, die haben ſie mit dem<lb/>
Nahmen der <hirendition="#fr">Dinge eintzelner Perſonen</hi><lb/><hirendition="#aq">(res ſingulorum)</hi> belegt. Da ein Herr das<lb/>
Eigenthum einer ihm zuſtehenden Sache un-<lb/>
ter einer ihm beliebigen Bedingung auf einen<lb/>
andern bringen kann (§. 314.); <hirendition="#fr">ſo kann<lb/>
ein ieder aus dem ſeinigen eine Sache<lb/>
der Gemeinheit beydes offenbarlich</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">als</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[822/0858]
IV. Theil 4. Hauptſtuͤck.
§. 1127.
Weil ein Volck nebſt dem Eigenthum zu-
gleich die Herrſchaft annimmt (§. 1125.); ſo
folgt, daß, wenn ein Volck eine Jnſul,
oder ein bewohntes Land, oder einen
am feſten Lande anliegenden Theil des
Meeres einnimmt, dasjenige, was es
einnimmt, ein Zuwachs deſſelben Vol-
ckes ſey, es mag ſo weit davon entfer-
net ſeyn als es will (§. 1125.).
§. 1128.
Diejenigen Dinge, ſo nach geſchehener Be-
ſitznehmung in der urſpruͤnglichen Gemein-
ſchaft gelaſſen werden, nennen die Roͤmi-
ſchen Rechtsgelehrten gemeinſchaftliche
Dinge (res communes); diejenigen aber,
welche man in die vermiſchte Gemeinſchaft
des gantzen Volcks gebracht hat, und darinn
geblieben ſind, nennen ſie oͤffentliche Din-
ge (res publicæ); ferner, die in eine ver-
miſchte Gemeinſchaft gewiſſer beſonderer Hau-
fen gekommen ſind, heiſſen ſie Sachen der
Gemeinheit (res univerſitatis); endlich
welche Dinge dem Eigenthum eintzelner Per-
ſonen unterworfen ſind, die haben ſie mit dem
Nahmen der Dinge eintzelner Perſonen
(res ſingulorum) belegt. Da ein Herr das
Eigenthum einer ihm zuſtehenden Sache un-
ter einer ihm beliebigen Bedingung auf einen
andern bringen kann (§. 314.); ſo kann
ein ieder aus dem ſeinigen eine Sache
der Gemeinheit beydes offenbarlich
als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/858>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.