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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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und dem allgem. Recht der Menschen.
Personen, die gleich sind, kein Rang statt fin-
det (§. 70.), so kömmt auch keinen Men-
schen von Natur ein Rang zu.

§. 76.

Von Natur haben alle Menschen einerleyVon dem
Recht
über die
Hand-
lungen
eines an-
dern.

Rechte (§. 69.). Wenn wir also ein Recht
über die Handlungen des andern haben solten,
so, daß er seine Handlungen nach unserm Wil-
len einrichten müste, und das nicht thun kön-
te, was ihm gefiele; so würde er wieder ein
Recht über unsere Handlungen haben: da
nun dieses offenbahr wiedersprechend ist, in-
dem es ohne Unterschied, von allen Menschen
gelten müste; so hat niemand von Natur
ein Recht über die Handlungen
(in
actiones)
eines andern. Jn dem Wesen
und in der Natur des Menschen, worinn
das Gesetz der Natur, und also eine jede Ver-
bindlichkeit und jedes Recht, das aus derselben
entstehet, seinen hinreichenden Grund hat, ist
kein Grund enthalten, warum diesem oder jenem
Menschen ein Recht über dieses oder eines andern
Menschen Handlungen zukommen sollte.

§. 77.

Es sind also von Natur die Hand-Von der
natür-
lichen
Freyheit

lungen des Menschen gar nicht dem
Willen eines andern, er sey wer er
wolle, unterworffen;
und er darf in sei-
nen Handlungen
niemanden als sich
selbst folgen.
Und diese Unabhänglichkeit
bey den Handlungen von dem Willen eines
andern, oder die Einrichtung (dependen-

tia)

und dem allgem. Recht der Menſchen.
Perſonen, die gleich ſind, kein Rang ſtatt fin-
det (§. 70.), ſo koͤmmt auch keinen Men-
ſchen von Natur ein Rang zu.

§. 76.

Von Natur haben alle Menſchen einerleyVon dem
Recht
uͤber die
Hand-
lungen
eines an-
dern.

Rechte (§. 69.). Wenn wir alſo ein Recht
uͤber die Handlungen des andern haben ſolten,
ſo, daß er ſeine Handlungen nach unſerm Wil-
len einrichten muͤſte, und das nicht thun koͤn-
te, was ihm gefiele; ſo wuͤrde er wieder ein
Recht uͤber unſere Handlungen haben: da
nun dieſes offenbahr wiederſprechend iſt, in-
dem es ohne Unterſchied, von allen Menſchen
gelten muͤſte; ſo hat niemand von Natur
ein Recht uͤber die Handlungen
(in
actiones)
eines andern. Jn dem Weſen
und in der Natur des Menſchen, worinn
das Geſetz der Natur, und alſo eine jede Ver-
bindlichkeit und jedes Recht, das aus derſelben
entſtehet, ſeinen hinreichenden Grund hat, iſt
kein Grund enthalten, warum dieſem oder jenem
Menſchen ein Recht uͤber dieſes oder eines andeꝛn
Menſchen Handlungen zukommen ſollte.

§. 77.

Es ſind alſo von Natur die Hand-Von der
natuͤr-
lichen
Freyheit

lungen des Menſchen gar nicht dem
Willen eines andern, er ſey wer er
wolle, unterworffen;
und er darf in ſei-
nen Handlungen
niemanden als ſich
ſelbſt folgen.
Und dieſe Unabhaͤnglichkeit
bey den Handlungen von dem Willen eines
andern, oder die Einrichtung (dependen-

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[47/0083] und dem allgem. Recht der Menſchen. Perſonen, die gleich ſind, kein Rang ſtatt fin- det (§. 70.), ſo koͤmmt auch keinen Men- ſchen von Natur ein Rang zu. §. 76. Von Natur haben alle Menſchen einerley Rechte (§. 69.). Wenn wir alſo ein Recht uͤber die Handlungen des andern haben ſolten, ſo, daß er ſeine Handlungen nach unſerm Wil- len einrichten muͤſte, und das nicht thun koͤn- te, was ihm gefiele; ſo wuͤrde er wieder ein Recht uͤber unſere Handlungen haben: da nun dieſes offenbahr wiederſprechend iſt, in- dem es ohne Unterſchied, von allen Menſchen gelten muͤſte; ſo hat niemand von Natur ein Recht uͤber die Handlungen (in actiones) eines andern. Jn dem Weſen und in der Natur des Menſchen, worinn das Geſetz der Natur, und alſo eine jede Ver- bindlichkeit und jedes Recht, das aus derſelben entſtehet, ſeinen hinreichenden Grund hat, iſt kein Grund enthalten, warum dieſem oder jenem Menſchen ein Recht uͤber dieſes oder eines andeꝛn Menſchen Handlungen zukommen ſollte. Von dem Recht uͤber die Hand- lungen eines an- dern. §. 77. Es ſind alſo von Natur die Hand- lungen des Menſchen gar nicht dem Willen eines andern, er ſey wer er wolle, unterworffen; und er darf in ſei- nen Handlungen niemanden als ſich ſelbſt folgen. Und dieſe Unabhaͤnglichkeit bey den Handlungen von dem Willen eines andern, oder die Einrichtung (dependen- tia) Von der natuͤr- lichen Freyheit

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/83>, abgerufen am 21.12.2024.