Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Th. 2. A. 6. H. Von der Pflicht
get ist, als welchen man halten müste (§. 438.),
ihn mit Gewalt heraus zu stossen, ja
auch in beyden Fällen, wo es nöthig
seyn sollte, zu tödten.
Und weil der
Oberherr,
dem dieses Recht zukommt, dies
entweder selbst, oder durch andere ausrichten
kann; so kann ein jeder, wenn es ohne
Unterschied einer ieden Privatperson
erlaubet worden, daß er den anfallen-
den in beyden Fällen tödte, ihn
tödten.

§. 1084.
Wenn es
erlaubt
sey, mit
einem
Anfaller
des
Reichs
einen
Vertrag
einzuge-
hen.

Wenn der Regent des Staats in ei-
nen solchen Zustand gerathen ist, daß
er seine Unterthanen nicht vertheidi-
gen kann, und auch die Bürger so viel
Kräfte nicht haben, daß sie ohne den
augenscheinlichsten Untergang dem An-
fallenden nicht widerstehen können;
so ist es denen Bürgern erlaubt
zu ihrer
Erhaltung mit dem Anfallenden einen
Vertrag einzugehen,
indem sie dem Re-
genten des Staats deswegen die Herrschaft
übergeben haben, daß er sie wider äusserli-
che Gewalt beschützen sollte (§. 972.). Und
dieweil Verträge zu halten sind (§. 438.); so
müßen sie nach aufgerichteten Vertrag
ihm gehorchen, und es stehet nicht bey
ihnen das geringste wider ihn aus ei-
nem feindseligen Gemüthe zu unter-
nehmen.

§. 1085.

III. Th. 2. A. 6. H. Von der Pflicht
get iſt, als welchen man halten muͤſte (§. 438.),
ihn mit Gewalt heraus zu ſtoſſen, ja
auch in beyden Faͤllen, wo es noͤthig
ſeyn ſollte, zu toͤdten.
Und weil der
Oberherr,
dem dieſes Recht zukommt, dies
entweder ſelbſt, oder durch andere ausrichten
kann; ſo kann ein jeder, wenn es ohne
Unterſchied einer ieden Privatperſon
erlaubet worden, daß er den anfallen-
den in beyden Faͤllen toͤdte, ihn
toͤdten.

§. 1084.
Wenn es
erlaubt
ſey, mit
einem
Anfaller
des
Reichs
einen
Vertrag
einzuge-
hen.

Wenn der Regent des Staats in ei-
nen ſolchen Zuſtand gerathen iſt, daß
er ſeine Unterthanen nicht vertheidi-
gen kann, und auch die Buͤrger ſo viel
Kraͤfte nicht haben, daß ſie ohne den
augenſcheinlichſten Untergang dem An-
fallenden nicht widerſtehen koͤnnen;
ſo iſt es denen Buͤrgern erlaubt
zu ihrer
Erhaltung mit dem Anfallenden einen
Vertrag einzugehen,
indem ſie dem Re-
genten des Staats deswegen die Herrſchaft
uͤbergeben haben, daß er ſie wider aͤuſſerli-
che Gewalt beſchuͤtzen ſollte (§. 972.). Und
dieweil Vertraͤge zu halten ſind (§. 438.); ſo
muͤßen ſie nach aufgerichteten Vertrag
ihm gehorchen, und es ſtehet nicht bey
ihnen das geringſte wider ihn aus ei-
nem feindſeligen Gemuͤthe zu unter-
nehmen.

§. 1085.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0828" n="792"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#b">Th. 2. A. 6. H. Von der Pflicht</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">get i&#x017F;t,</hi> als welchen man halten mu&#x0364;&#x017F;te (§. 438.),<lb/><hi rendition="#fr">ihn mit Gewalt heraus zu &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, ja<lb/>
auch in beyden Fa&#x0364;llen, wo es no&#x0364;thig<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;ollte, zu to&#x0364;dten.</hi> Und weil <hi rendition="#fr">der<lb/>
Oberherr,</hi> dem die&#x017F;es Recht zukommt, dies<lb/>
entweder &#x017F;elb&#x017F;t, oder durch andere ausrichten<lb/>
kann; <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann ein jeder, wenn es ohne<lb/>
Unter&#x017F;chied einer ieden Privatper&#x017F;on<lb/>
erlaubet worden, daß er den anfallen-<lb/>
den in beyden Fa&#x0364;llen to&#x0364;dte, ihn<lb/>
to&#x0364;dten.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1084.</head><lb/>
                <note place="left">Wenn es<lb/>
erlaubt<lb/>
&#x017F;ey, mit<lb/>
einem<lb/>
Anfaller<lb/>
des<lb/>
Reichs<lb/>
einen<lb/>
Vertrag<lb/>
einzuge-<lb/>
hen.</note>
                <p><hi rendition="#fr">Wenn der Regent des Staats in ei-<lb/>
nen &#x017F;olchen Zu&#x017F;tand gerathen i&#x017F;t, daß<lb/>
er &#x017F;eine Unterthanen nicht vertheidi-<lb/>
gen kann, und auch die Bu&#x0364;rger &#x017F;o viel<lb/>
Kra&#x0364;fte nicht haben, daß &#x017F;ie ohne den<lb/>
augen&#x017F;cheinlich&#x017F;ten Untergang dem An-<lb/>
fallenden nicht wider&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen;<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t es denen Bu&#x0364;rgern erlaubt</hi> zu ihrer<lb/>
Erhaltung <hi rendition="#fr">mit dem Anfallenden einen<lb/>
Vertrag einzugehen,</hi> indem &#x017F;ie dem Re-<lb/>
genten des Staats deswegen die Herr&#x017F;chaft<lb/>
u&#x0364;bergeben haben, daß er &#x017F;ie wider a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erli-<lb/>
che Gewalt be&#x017F;chu&#x0364;tzen &#x017F;ollte (§. 972.). Und<lb/>
dieweil Vertra&#x0364;ge zu halten &#x017F;ind (§. 438.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
mu&#x0364;ßen &#x017F;ie nach aufgerichteten Vertrag<lb/>
ihm gehorchen, und es &#x017F;tehet nicht bey<lb/>
ihnen das gering&#x017F;te wider ihn aus ei-<lb/>
nem feind&#x017F;eligen Gemu&#x0364;the zu unter-<lb/>
nehmen.</hi></p>
              </div><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 1085.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[792/0828] III. Th. 2. A. 6. H. Von der Pflicht get iſt, als welchen man halten muͤſte (§. 438.), ihn mit Gewalt heraus zu ſtoſſen, ja auch in beyden Faͤllen, wo es noͤthig ſeyn ſollte, zu toͤdten. Und weil der Oberherr, dem dieſes Recht zukommt, dies entweder ſelbſt, oder durch andere ausrichten kann; ſo kann ein jeder, wenn es ohne Unterſchied einer ieden Privatperſon erlaubet worden, daß er den anfallen- den in beyden Faͤllen toͤdte, ihn toͤdten. §. 1084. Wenn der Regent des Staats in ei- nen ſolchen Zuſtand gerathen iſt, daß er ſeine Unterthanen nicht vertheidi- gen kann, und auch die Buͤrger ſo viel Kraͤfte nicht haben, daß ſie ohne den augenſcheinlichſten Untergang dem An- fallenden nicht widerſtehen koͤnnen; ſo iſt es denen Buͤrgern erlaubt zu ihrer Erhaltung mit dem Anfallenden einen Vertrag einzugehen, indem ſie dem Re- genten des Staats deswegen die Herrſchaft uͤbergeben haben, daß er ſie wider aͤuſſerli- che Gewalt beſchuͤtzen ſollte (§. 972.). Und dieweil Vertraͤge zu halten ſind (§. 438.); ſo muͤßen ſie nach aufgerichteten Vertrag ihm gehorchen, und es ſtehet nicht bey ihnen das geringſte wider ihn aus ei- nem feindſeligen Gemuͤthe zu unter- nehmen. §. 1085.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/828
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 792. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/828>, abgerufen am 21.11.2024.