Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Theil 2. Abth. 4. Hauptstück.
Gebrauch desselben das eintzige Mittel
die öffentliche Wohlfahrt in einem sich
ereignenden Falle zu befördern ist.
Da
nun die heiligen und Kirchensachen einer be-
sondern Kirche gehören, deren Glieder Bür-
ger sind (§. 1026.); so kann der Ober-
herr vermöge des vorzüglichen Eigen-
thums auch über heilige und Kirchen-
sachen Verfügung treffen, doch aber
nicht ohne Einwilligung dessen, der
das Recht über heilige Sachen hat,
wenn es von der weltlichen Regie-
rung unterschieden ist
(§. 1064.). Weil
das Eigenthum und die Herrschaft zwey gantz
von einander unterschiedene Rechte sind, de-
ren keines von dem andern abhanget (§. 195.
833.); so gehöret das nicht nur zur
Herrschaft, wenn der König ein Ei-
genthumsherr von Privatländereyen
ist, und macht in der Herrschaft so
wohl als auch in der Art die Herrschaft
zu besitzen nicht die geringste Aende-
rung.

§. 1066.
Vom
Rechte
des Krie-
ges.

Da der Oberherr verpflichtet ist die Re-
publick wider äusserliche Gewalt zu vertheidi-
gen, und folglich die Rechte seines Volcks,
wie auch aller und ieder Unterthanen, mit Ge-
walt wider andere Völcker zu verfolgen (§.
972.); so hat er auch das Recht wider
andere zu kriegen (§. 98.), und dies ge-
höret zu den Majestätsrechten
(§.

1042.).

III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck.
Gebrauch deſſelben das eintzige Mittel
die oͤffentliche Wohlfahrt in einem ſich
ereignenden Falle zu befoͤrdern iſt.
Da
nun die heiligen und Kirchenſachen einer be-
ſondern Kirche gehoͤren, deren Glieder Buͤr-
ger ſind (§. 1026.); ſo kann der Ober-
herr vermoͤge des vorzuͤglichen Eigen-
thums auch uͤber heilige und Kirchen-
ſachen Verfuͤgung treffen, doch aber
nicht ohne Einwilligung deſſen, der
das Recht uͤber heilige Sachen hat,
wenn es von der weltlichen Regie-
rung unterſchieden iſt
(§. 1064.). Weil
das Eigenthum und die Herrſchaft zwey gantz
von einander unterſchiedene Rechte ſind, de-
ren keines von dem andern abhanget (§. 195.
833.); ſo gehoͤret das nicht nur zur
Herrſchaft, wenn der Koͤnig ein Ei-
genthumsherr von Privatlaͤndereyen
iſt, und macht in der Herrſchaft ſo
wohl als auch in der Art die Herrſchaft
zu beſitzen nicht die geringſte Aende-
rung.

§. 1066.
Vom
Rechte
des Krie-
ges.

Da der Oberherr verpflichtet iſt die Re-
publick wider aͤuſſerliche Gewalt zu vertheidi-
gen, und folglich die Rechte ſeines Volcks,
wie auch aller und ieder Unterthanen, mit Ge-
walt wider andere Voͤlcker zu verfolgen (§.
972.); ſo hat er auch das Recht wider
andere zu kriegen (§. 98.), und dies ge-
hoͤret zu den Majeſtaͤtsrechten
(§.

1042.).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0812" n="776"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#b">Theil 2. Abth. 4. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Gebrauch de&#x017F;&#x017F;elben das eintzige Mittel<lb/>
die o&#x0364;ffentliche Wohlfahrt in einem &#x017F;ich<lb/>
ereignenden Falle zu befo&#x0364;rdern i&#x017F;t.</hi> Da<lb/>
nun die heiligen und Kirchen&#x017F;achen einer be-<lb/>
&#x017F;ondern Kirche geho&#x0364;ren, deren Glieder Bu&#x0364;r-<lb/>
ger &#x017F;ind (§. 1026.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann der Ober-<lb/>
herr vermo&#x0364;ge des vorzu&#x0364;glichen Eigen-<lb/>
thums auch u&#x0364;ber heilige und Kirchen-<lb/>
&#x017F;achen Verfu&#x0364;gung treffen, doch aber<lb/>
nicht ohne Einwilligung de&#x017F;&#x017F;en, der<lb/>
das Recht u&#x0364;ber heilige Sachen hat,<lb/>
wenn es von der weltlichen Regie-<lb/>
rung unter&#x017F;chieden i&#x017F;t</hi> (§. 1064.). Weil<lb/>
das Eigenthum und die Herr&#x017F;chaft zwey gantz<lb/>
von einander unter&#x017F;chiedene Rechte &#x017F;ind, de-<lb/>
ren keines von dem andern abhanget (§. 195.<lb/>
833.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o geho&#x0364;ret das nicht nur zur<lb/>
Herr&#x017F;chaft, wenn der Ko&#x0364;nig ein Ei-<lb/>
genthumsherr von Privatla&#x0364;ndereyen<lb/>
i&#x017F;t, und macht in der Herr&#x017F;chaft &#x017F;o<lb/>
wohl als auch in der Art die Herr&#x017F;chaft<lb/>
zu be&#x017F;itzen nicht die gering&#x017F;te Aende-<lb/>
rung.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1066.</head><lb/>
                <note place="left">Vom<lb/>
Rechte<lb/>
des Krie-<lb/>
ges.</note>
                <p>Da der Oberherr verpflichtet i&#x017F;t die Re-<lb/>
publick wider a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erliche Gewalt zu vertheidi-<lb/>
gen, und folglich die Rechte &#x017F;eines Volcks,<lb/>
wie auch aller und ieder Unterthanen, mit Ge-<lb/>
walt wider andere Vo&#x0364;lcker zu verfolgen (§.<lb/>
972.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o hat er auch das Recht wider<lb/>
andere zu kriegen (§. 98.), und dies ge-<lb/>
ho&#x0364;ret zu den Maje&#x017F;ta&#x0364;tsrechten</hi> (§.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">1042.).</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[776/0812] III. Theil 2. Abth. 4. Hauptſtuͤck. Gebrauch deſſelben das eintzige Mittel die oͤffentliche Wohlfahrt in einem ſich ereignenden Falle zu befoͤrdern iſt. Da nun die heiligen und Kirchenſachen einer be- ſondern Kirche gehoͤren, deren Glieder Buͤr- ger ſind (§. 1026.); ſo kann der Ober- herr vermoͤge des vorzuͤglichen Eigen- thums auch uͤber heilige und Kirchen- ſachen Verfuͤgung treffen, doch aber nicht ohne Einwilligung deſſen, der das Recht uͤber heilige Sachen hat, wenn es von der weltlichen Regie- rung unterſchieden iſt (§. 1064.). Weil das Eigenthum und die Herrſchaft zwey gantz von einander unterſchiedene Rechte ſind, de- ren keines von dem andern abhanget (§. 195. 833.); ſo gehoͤret das nicht nur zur Herrſchaft, wenn der Koͤnig ein Ei- genthumsherr von Privatlaͤndereyen iſt, und macht in der Herrſchaft ſo wohl als auch in der Art die Herrſchaft zu beſitzen nicht die geringſte Aende- rung. §. 1066. Da der Oberherr verpflichtet iſt die Re- publick wider aͤuſſerliche Gewalt zu vertheidi- gen, und folglich die Rechte ſeines Volcks, wie auch aller und ieder Unterthanen, mit Ge- walt wider andere Voͤlcker zu verfolgen (§. 972.); ſo hat er auch das Recht wider andere zu kriegen (§. 98.), und dies ge- hoͤret zu den Majeſtaͤtsrechten (§. 1042.).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/812
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 776. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/812>, abgerufen am 21.11.2024.