saget haben (§. 772. u. f.). Weil ihnen aber doch die Ausübung des Privatkrieges, wel- cher von Natur einem ieden zukommt (§. 98.), aufgetragen ist; so stehet die Erfüllung des Rechtes(expletio juris) (§. 793.), welche man nämlich die Vollstreckung ei- nes Urtheils(executionem sententiae) nen- net und die Vollführung der Strafen wegen des Privatunrechts, oder welches man eintzelen Personen zugefüget hat, denen Richtern zu. Da aber das Recht eines Privatkrieges niemand benommen ist, son- dern nur durch die Richter ausgeübet werden soll; so folget, daß der Privatkrieg, wenn man den Richter nicht haben kann, annoch erlaubet sey, und man folglich die Vergönstigung habe, sich wider den, der uns anfällt (§. 90.), und seine Sa- chen wider einen Räuber, und das was man besitzet, wider den, der sie uns nehmen will, zu vertheidigen (§. 263. 265.).
§. 1030.
Von der Bestra- fung öf- fentlicher Verbre- chen.
Dieweil die gantze Gemeinheit in einem Staate als eine moralische Person angesehen wird (§. 972.); so wird der Republick ein Unrecht angethan, wenn etwas begangen wird, welches wider das Recht aller und ieder, z. E. wider die allgemeine Sicherheit läuft (§. 89.). Derowegen kommt allen und ieden, mithin auch dem Oberherrn (§. 996.), das Recht
zu
III. Theil 2. Abth. 3. Hauptſtuͤck.
ſaget haben (§. 772. u. f.). Weil ihnen aber doch die Ausuͤbung des Privatkrieges, wel- cher von Natur einem ieden zukommt (§. 98.), aufgetragen iſt; ſo ſtehet die Erfuͤllung des Rechtes(expletio juris) (§. 793.), welche man naͤmlich die Vollſtreckung ei- nes Urtheils(executionem ſententiæ) nen- net und die Vollfuͤhrung der Strafen wegen des Privatunrechts, oder welches man eintzelen Perſonen zugefuͤget hat, denen Richtern zu. Da aber das Recht eines Privatkrieges niemand benommen iſt, ſon- dern nur durch die Richter ausgeuͤbet werden ſoll; ſo folget, daß der Privatkrieg, wenn man den Richter nicht haben kann, annoch erlaubet ſey, und man folglich die Vergoͤnſtigung habe, ſich wider den, der uns anfaͤllt (§. 90.), und ſeine Sa- chen wider einen Raͤuber, und das was man beſitzet, wider den, der ſie uns nehmen will, zu vertheidigen (§. 263. 265.).
§. 1030.
Von der Beſtra- fung oͤf- fentlicher Verbre- chen.
Dieweil die gantze Gemeinheit in einem Staate als eine moraliſche Perſon angeſehen wird (§. 972.); ſo wird der Republick ein Unrecht angethan, wenn etwas begangen wird, welches wider das Recht aller und ieder, z. E. wider die allgemeine Sicherheit laͤuft (§. 89.). Derowegen kommt allen und ieden, mithin auch dem Oberherrn (§. 996.), das Recht
zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0778"n="742"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">III.</hi> Theil 2. Abth. 3. Hauptſtuͤck.</hi></fw><lb/>ſaget haben (§. 772. u. f.). Weil ihnen aber<lb/>
doch die Ausuͤbung des Privatkrieges, wel-<lb/>
cher von Natur einem ieden zukommt (§. 98.),<lb/>
aufgetragen iſt; ſo ſtehet die <hirendition="#fr">Erfuͤllung<lb/>
des Rechtes</hi><hirendition="#aq">(expletio juris)</hi> (§. 793.),<lb/>
welche man naͤmlich die <hirendition="#fr">Vollſtreckung ei-<lb/>
nes Urtheils</hi><hirendition="#aq">(executionem ſententiæ)</hi> nen-<lb/>
net und <hirendition="#fr">die Vollfuͤhrung der Strafen<lb/>
wegen des Privatunrechts,</hi> oder welches<lb/>
man eintzelen Perſonen zugefuͤget hat, <hirendition="#fr">denen<lb/>
Richtern zu.</hi> Da aber das Recht eines<lb/>
Privatkrieges niemand benommen iſt, ſon-<lb/>
dern nur durch die Richter ausgeuͤbet werden<lb/>ſoll; ſo folget, <hirendition="#fr">daß der Privatkrieg, wenn<lb/>
man den Richter nicht haben kann,<lb/>
annoch erlaubet ſey,</hi> und man folglich <hirendition="#fr">die<lb/>
Vergoͤnſtigung habe, ſich wider den,<lb/>
der uns anfaͤllt (§. 90.), und ſeine Sa-<lb/>
chen wider einen Raͤuber, und das<lb/>
was man beſitzet, wider den, der ſie<lb/>
uns nehmen will, zu vertheidigen</hi> (§.<lb/>
263. 265.).</p></div><lb/><divn="5"><head>§. 1030.</head><lb/><noteplace="left">Von der<lb/>
Beſtra-<lb/>
fung oͤf-<lb/>
fentlicher<lb/>
Verbre-<lb/>
chen.</note><p>Dieweil die gantze Gemeinheit in einem<lb/>
Staate als eine moraliſche Perſon angeſehen<lb/>
wird (§. 972.); <hirendition="#fr">ſo wird der Republick<lb/>
ein Unrecht angethan, wenn etwas<lb/>
begangen wird, welches wider das<lb/>
Recht aller und ieder,</hi> z. E. <hirendition="#fr">wider die<lb/>
allgemeine Sicherheit laͤuft</hi> (§. 89.).<lb/>
Derowegen kommt allen und ieden, mithin<lb/>
auch <hirendition="#fr">dem Oberherrn (§. 996.), das Recht</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">zu</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[742/0778]
III. Theil 2. Abth. 3. Hauptſtuͤck.
ſaget haben (§. 772. u. f.). Weil ihnen aber
doch die Ausuͤbung des Privatkrieges, wel-
cher von Natur einem ieden zukommt (§. 98.),
aufgetragen iſt; ſo ſtehet die Erfuͤllung
des Rechtes (expletio juris) (§. 793.),
welche man naͤmlich die Vollſtreckung ei-
nes Urtheils (executionem ſententiæ) nen-
net und die Vollfuͤhrung der Strafen
wegen des Privatunrechts, oder welches
man eintzelen Perſonen zugefuͤget hat, denen
Richtern zu. Da aber das Recht eines
Privatkrieges niemand benommen iſt, ſon-
dern nur durch die Richter ausgeuͤbet werden
ſoll; ſo folget, daß der Privatkrieg, wenn
man den Richter nicht haben kann,
annoch erlaubet ſey, und man folglich die
Vergoͤnſtigung habe, ſich wider den,
der uns anfaͤllt (§. 90.), und ſeine Sa-
chen wider einen Raͤuber, und das
was man beſitzet, wider den, der ſie
uns nehmen will, zu vertheidigen (§.
263. 265.).
§. 1030.
Dieweil die gantze Gemeinheit in einem
Staate als eine moraliſche Perſon angeſehen
wird (§. 972.); ſo wird der Republick
ein Unrecht angethan, wenn etwas
begangen wird, welches wider das
Recht aller und ieder, z. E. wider die
allgemeine Sicherheit laͤuft (§. 89.).
Derowegen kommt allen und ieden, mithin
auch dem Oberherrn (§. 996.), das Recht
zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/778>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.