Schäden vergütet (§. 170.), und die schuldigen des angethanen Unrechts halber gestrafet werden (§. 93.). Weil die gewaltsame Verfolgung seines Rechtes der Krieg ist (§. 98.); so kommt die Aus- übung des Privatkrieges in der Repu- blick dem Oberherrn zu. Wenn es nun aber nicht möglich ist, daß ein Oberherr dies alles selbst befolge, Richter aber Personen sind, welche sorgen sollen, daß ein ieder in der Republick sein Recht erhalte, und die ei- nen ieden wider das Unrecht anderer verthei- gen; so müssen in der Republick Rich- ter bestellet werden. Hieraus ergiebt sich, daß in einer Republick die Gerichte die Stellen der Privatkriege vertreten.
§. 1029.
Weil die Richter zu sorgen haben, daß ie-Vom Rechte der Rich- ter. dermann zu seinem Rechte komme (§. 1028.); so müssen sie die Sachen, die vor Ge- richte gebracht werden, untersuchen, aussprechen wer Recht hat, und dem schuldigen auferlegen, daß er dem, der gewonnen, leiste was er schuldig ist; will er sich nicht gutwillig dazu verstehen, so haben sie sich der Zwangs- mittel zu bedienen. Dieweil nun die Richter gleichsam von dem Oberherrn gesetzte Schiedsmänner sind (§. 770.); so muß von den Richtern ebenfalls gelten, was wir von den Schiedsmännern in Absicht auf die Art die Streitigkeiten zu endigen ge-
saget
A a a 3
Von der Einrichtung einer Republick.
Schaͤden verguͤtet (§. 170.), und die ſchuldigen des angethanen Unrechts halber geſtrafet werden (§. 93.). Weil die gewaltſame Verfolgung ſeines Rechtes der Krieg iſt (§. 98.); ſo kommt die Aus- uͤbung des Privatkrieges in der Repu- blick dem Oberherrn zu. Wenn es nun aber nicht moͤglich iſt, daß ein Oberherr dies alles ſelbſt befolge, Richter aber Perſonen ſind, welche ſorgen ſollen, daß ein ieder in der Republick ſein Recht erhalte, und die ei- nen ieden wider das Unrecht anderer verthei- gen; ſo muͤſſen in der Republick Rich- ter beſtellet werden. Hieraus ergiebt ſich, daß in einer Republick die Gerichte die Stellen der Privatkriege vertreten.
§. 1029.
Weil die Richter zu ſorgen haben, daß ie-Vom Rechte der Rich- ter. dermann zu ſeinem Rechte komme (§. 1028.); ſo muͤſſen ſie die Sachen, die vor Ge- richte gebracht werden, unterſuchen, ausſprechen wer Recht hat, und dem ſchuldigen auferlegen, daß er dem, der gewonnen, leiſte was er ſchuldig iſt; will er ſich nicht gutwillig dazu verſtehen, ſo haben ſie ſich der Zwangs- mittel zu bedienen. Dieweil nun die Richter gleichſam von dem Oberherrn geſetzte Schiedsmaͤnner ſind (§. 770.); ſo muß von den Richtern ebenfalls gelten, was wir von den Schiedsmaͤnnern in Abſicht auf die Art die Streitigkeiten zu endigen ge-
ſaget
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Von der Einrichtung einer Republick.
Schaͤden verguͤtet (§. 170.), und die
ſchuldigen des angethanen Unrechts
halber geſtrafet werden (§. 93.). Weil
die gewaltſame Verfolgung ſeines Rechtes
der Krieg iſt (§. 98.); ſo kommt die Aus-
uͤbung des Privatkrieges in der Repu-
blick dem Oberherrn zu. Wenn es nun
aber nicht moͤglich iſt, daß ein Oberherr dies
alles ſelbſt befolge, Richter aber Perſonen
ſind, welche ſorgen ſollen, daß ein ieder in
der Republick ſein Recht erhalte, und die ei-
nen ieden wider das Unrecht anderer verthei-
gen; ſo muͤſſen in der Republick Rich-
ter beſtellet werden. Hieraus ergiebt ſich,
daß in einer Republick die Gerichte die
Stellen der Privatkriege vertreten.
§. 1029.
Weil die Richter zu ſorgen haben, daß ie-
dermann zu ſeinem Rechte komme (§. 1028.);
ſo muͤſſen ſie die Sachen, die vor Ge-
richte gebracht werden, unterſuchen,
ausſprechen wer Recht hat, und dem
ſchuldigen auferlegen, daß er dem,
der gewonnen, leiſte was er ſchuldig
iſt; will er ſich nicht gutwillig dazu
verſtehen, ſo haben ſie ſich der Zwangs-
mittel zu bedienen. Dieweil nun die
Richter gleichſam von dem Oberherrn
geſetzte Schiedsmaͤnner ſind (§. 770.);
ſo muß von den Richtern ebenfalls gelten,
was wir von den Schiedsmaͤnnern in Abſicht
auf die Art die Streitigkeiten zu endigen ge-
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Vom
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 741. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/777>, abgerufen am 21.11.2024.
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