Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Einrichtung einer Republick.
Erdboden zerstreuet ist. Daher werden nun
Kirchensachen (res ecclesiasticae, vel ec-
clesiae)
genennet, welche zu einem gewissen
Gebrauch der Kirche gehören, ob sie wohl nicht
unmittelbar und schlechthin zum Gottesdienst
gewidmet sind. Zusammen genommen füh-
ren sie den Titel der Kirchengüther, welche
so wohl in cörperlichen, als uncörperli-
chen Sachen bestehen können
(§. 121.).
Weil so wohl die heiligen, als auch die
gemeinen Sachen
zum Gebrauch einer ge-
wissen besondern Kirche gewidmet werden (§.
1025. und gegenw.); so gehören beyde einer
besondern Kirche. Weil doch aber diejenigen,
welche ietzt leben, eine Kirche nicht allein aus-
machen, sondern auch diejenigen mit dazu ge-
rechnet werden müssen, so nach dieser ihrem
Ableben an ihre Stellen kommen, doch so,
daß sie in der Gemeinschaft einerley Religion
verbleiben; so können die ietzigen Glie-
der der Kirche keine solche Einrich-
tung mit den Kirchengüthern machen,
welche der Kirche, wie sie künftig
seyn wird, zum Nachtheil gereichen
könnte.

§. 1027.

Die Vorstellungen von Thaten gewisserVon
Lust- und
Trauer-
spielen.

Personen, sie mögen nun wirckliche oder er-
dichtete seyn, welche einen erfreulichen Aus-
gang haben, heissen Lustspiele (comoediae);
haben sie aber einen traurigen Ausgang, so
heissen sie Trauerspiele (tragoediae): Laß

es
A a a 2

Von der Einrichtung einer Republick.
Erdboden zerſtreuet iſt. Daher werden nun
Kirchenſachen (res eccleſiaſticæ, vel ec-
cleſiæ)
genennet, welche zu einem gewiſſen
Gebrauch der Kirche gehoͤren, ob ſie wohl nicht
unmittelbar und ſchlechthin zum Gottesdienſt
gewidmet ſind. Zuſammen genommen fuͤh-
ren ſie den Titel der Kirchenguͤther, welche
ſo wohl in coͤrperlichen, als uncoͤrperli-
chen Sachen beſtehen koͤnnen
(§. 121.).
Weil ſo wohl die heiligen, als auch die
gemeinen Sachen
zum Gebrauch einer ge-
wiſſen beſondern Kirche gewidmet werden (§.
1025. und gegenw.); ſo gehoͤren beyde einer
beſondern Kirche. Weil doch aber diejenigen,
welche ietzt leben, eine Kirche nicht allein aus-
machen, ſondern auch diejenigen mit dazu ge-
rechnet werden muͤſſen, ſo nach dieſer ihrem
Ableben an ihre Stellen kommen, doch ſo,
daß ſie in der Gemeinſchaft einerley Religion
verbleiben; ſo koͤnnen die ietzigen Glie-
der der Kirche keine ſolche Einrich-
tung mit den Kirchenguͤthern machen,
welche der Kirche, wie ſie kuͤnftig
ſeyn wird, zum Nachtheil gereichen
koͤnnte.

§. 1027.

Die Vorſtellungen von Thaten gewiſſerVon
Luſt- und
Trauer-
ſpielen.

Perſonen, ſie moͤgen nun wirckliche oder er-
dichtete ſeyn, welche einen erfreulichen Aus-
gang haben, heiſſen Luſtſpiele (comœdiæ);
haben ſie aber einen traurigen Ausgang, ſo
heiſſen ſie Trauerſpiele (tragœdiæ): Laß

es
A a a 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0775" n="739"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Einrichtung einer Republick.</hi></fw><lb/>
Erdboden zer&#x017F;treuet i&#x017F;t. Daher werden nun<lb/><hi rendition="#fr">Kirchen&#x017F;achen</hi> <hi rendition="#aq">(res eccle&#x017F;ia&#x017F;ticæ, vel ec-<lb/>
cle&#x017F;iæ)</hi> genennet, welche zu einem gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Gebrauch der Kirche geho&#x0364;ren, ob &#x017F;ie wohl nicht<lb/>
unmittelbar und &#x017F;chlechthin zum Gottesdien&#x017F;t<lb/>
gewidmet &#x017F;ind. Zu&#x017F;ammen genommen fu&#x0364;h-<lb/>
ren &#x017F;ie den Titel der <hi rendition="#fr">Kirchengu&#x0364;ther,</hi> welche<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o wohl in co&#x0364;rperlichen, als unco&#x0364;rperli-<lb/>
chen Sachen be&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen</hi> (§. 121.).<lb/>
Weil &#x017F;o wohl <hi rendition="#fr">die heiligen,</hi> als <hi rendition="#fr">auch die<lb/>
gemeinen Sachen</hi> zum Gebrauch einer ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;ondern Kirche gewidmet werden (§.<lb/>
1025. und gegenw.); &#x017F;o geho&#x0364;ren beyde einer<lb/>
be&#x017F;ondern Kirche. Weil doch aber diejenigen,<lb/>
welche ietzt leben, eine Kirche nicht allein aus-<lb/>
machen, &#x017F;ondern auch diejenigen mit dazu ge-<lb/>
rechnet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o nach die&#x017F;er ihrem<lb/>
Ableben an ihre Stellen kommen, doch &#x017F;o,<lb/>
daß &#x017F;ie in der Gemein&#x017F;chaft einerley Religion<lb/>
verbleiben; <hi rendition="#fr">&#x017F;o ko&#x0364;nnen die ietzigen Glie-<lb/>
der der Kirche keine &#x017F;olche Einrich-<lb/>
tung mit den Kirchengu&#x0364;thern machen,<lb/>
welche der Kirche, wie &#x017F;ie ku&#x0364;nftig<lb/>
&#x017F;eyn wird, zum Nachtheil gereichen<lb/>
ko&#x0364;nnte.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 1027.</head><lb/>
                <p>Die Vor&#x017F;tellungen von Thaten gewi&#x017F;&#x017F;er<note place="right">Von<lb/>
Lu&#x017F;t- und<lb/>
Trauer-<lb/>
&#x017F;pielen.</note><lb/>
Per&#x017F;onen, &#x017F;ie mo&#x0364;gen nun wirckliche oder er-<lb/>
dichtete &#x017F;eyn, welche einen erfreulichen Aus-<lb/>
gang haben, hei&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">Lu&#x017F;t&#x017F;piele</hi> <hi rendition="#aq">(com&#x0153;diæ);</hi><lb/>
haben &#x017F;ie aber einen traurigen Ausgang, &#x017F;o<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie <hi rendition="#fr">Trauer&#x017F;piele</hi> <hi rendition="#aq">(trag&#x0153;diæ)</hi>: Laß<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[739/0775] Von der Einrichtung einer Republick. Erdboden zerſtreuet iſt. Daher werden nun Kirchenſachen (res eccleſiaſticæ, vel ec- cleſiæ) genennet, welche zu einem gewiſſen Gebrauch der Kirche gehoͤren, ob ſie wohl nicht unmittelbar und ſchlechthin zum Gottesdienſt gewidmet ſind. Zuſammen genommen fuͤh- ren ſie den Titel der Kirchenguͤther, welche ſo wohl in coͤrperlichen, als uncoͤrperli- chen Sachen beſtehen koͤnnen (§. 121.). Weil ſo wohl die heiligen, als auch die gemeinen Sachen zum Gebrauch einer ge- wiſſen beſondern Kirche gewidmet werden (§. 1025. und gegenw.); ſo gehoͤren beyde einer beſondern Kirche. Weil doch aber diejenigen, welche ietzt leben, eine Kirche nicht allein aus- machen, ſondern auch diejenigen mit dazu ge- rechnet werden muͤſſen, ſo nach dieſer ihrem Ableben an ihre Stellen kommen, doch ſo, daß ſie in der Gemeinſchaft einerley Religion verbleiben; ſo koͤnnen die ietzigen Glie- der der Kirche keine ſolche Einrich- tung mit den Kirchenguͤthern machen, welche der Kirche, wie ſie kuͤnftig ſeyn wird, zum Nachtheil gereichen koͤnnte. §. 1027. Die Vorſtellungen von Thaten gewiſſer Perſonen, ſie moͤgen nun wirckliche oder er- dichtete ſeyn, welche einen erfreulichen Aus- gang haben, heiſſen Luſtſpiele (comœdiæ); haben ſie aber einen traurigen Ausgang, ſo heiſſen ſie Trauerſpiele (tragœdiæ): Laß es Von Luſt- und Trauer- ſpielen. A a a 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/775
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 739. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/775>, abgerufen am 21.12.2024.