Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

und der herrschaftlichen Gesellschaft.
natürlichen Freyheit muß man einem je-
den zulassen, daß er sich nach seinem
Gefallen in die Knechtschaft begiebt

(§. 78.), folglich auch verkauft (§. 587.),
oder auf eine jede andere Weise ver-
äussert.

§. 949.

Weil die Eltern die Kinder zu erziehen ver-Ob die
Eltern
die Kin-
der, oder
der
Mann
die Frau
verkau-
sen kann.

bunden sind (§. 855.); so ist es ihnen er-
laubt die Kinder in die Knechtschaft
zu verkaufen, wenn sie auf keine ande-
re Weise ihnen den nöthigen Unterhalt
verschaffen können, und was sonst zur
Auferziehung erfordert wird
(§. 46.).
Weil aber weder die Kinder die Schulden der
Eltern zu bezahlen verbunden sind, noch auch
die Frau die Schulden des Mannes (§.
873.); so können die Eltern die Kin-
der und der Mann die Frau nicht
Schulden wegen verkaufen.

§. 950.

Weil aber nach dem Rechte der Natur dieVon der
Knecht-
schaft ei-
nes
Schuld-
ners.

Güter des Schuldners dem Gläubiger für ei-
ne jede Schuld verpfändet sind, damit der
Gläubiger davon befriediget werden kann (§.
705.), man aber die Arbeit und Dienste,
welche einer leisten kann, den Sachen gleich
schätzt, welche einem zugehören (§. 225.);
so kann der Gläubiger den Schuldner,
der nicht bezahlen kann, zu seinem
Knechte machen, bis er die Schuld
abgearbeitet, oder abgedienet hat;

folglich

und der herrſchaftlichen Geſellſchaft.
natuͤrlichen Freyheit muß man einem je-
den zulaſſen, daß er ſich nach ſeinem
Gefallen in die Knechtſchaft begiebt

(§. 78.), folglich auch verkauft (§. 587.),
oder auf eine jede andere Weiſe ver-
aͤuſſert.

§. 949.

Weil die Eltern die Kinder zu erziehen ver-Ob die
Eltern
die Kin-
der, oder
der
Mann
die Frau
verkau-
ſen kann.

bunden ſind (§. 855.); ſo iſt es ihnen er-
laubt die Kinder in die Knechtſchaft
zu verkaufen, wenn ſie auf keine ande-
re Weiſe ihnen den noͤthigen Unterhalt
verſchaffen koͤnnen, und was ſonſt zur
Auferziehung erfordert wird
(§. 46.).
Weil aber weder die Kinder die Schulden der
Eltern zu bezahlen verbunden ſind, noch auch
die Frau die Schulden des Mannes (§.
873.); ſo koͤnnen die Eltern die Kin-
der und der Mann die Frau nicht
Schulden wegen verkaufen.

§. 950.

Weil aber nach dem Rechte der Natur dieVon der
Knecht-
ſchaft ei-
nes
Schuld-
ners.

Guͤter des Schuldners dem Glaͤubiger fuͤr ei-
ne jede Schuld verpfaͤndet ſind, damit der
Glaͤubiger davon befriediget werden kann (§.
705.), man aber die Arbeit und Dienſte,
welche einer leiſten kann, den Sachen gleich
ſchaͤtzt, welche einem zugehoͤren (§. 225.);
ſo kann der Glaͤubiger den Schuldner,
der nicht bezahlen kann, zu ſeinem
Knechte machen, bis er die Schuld
abgearbeitet, oder abgedienet hat;

folglich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0721" n="685"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der herr&#x017F;chaftlichen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft.</hi></fw><lb/>
natu&#x0364;rlichen Freyheit <hi rendition="#fr">muß man einem je-<lb/>
den zula&#x017F;&#x017F;en, daß er &#x017F;ich nach &#x017F;einem<lb/>
Gefallen in die Knecht&#x017F;chaft begiebt</hi><lb/>
(§. 78.), folglich <hi rendition="#fr">auch verkauft (§. 587.),<lb/>
oder auf eine jede andere Wei&#x017F;e ver-<lb/>
a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 949.</head><lb/>
                <p>Weil die Eltern die Kinder zu erziehen ver-<note place="right">Ob die<lb/>
Eltern<lb/>
die Kin-<lb/>
der, oder<lb/>
der<lb/>
Mann<lb/>
die Frau<lb/>
verkau-<lb/>
&#x017F;en kann.</note><lb/>
bunden &#x017F;ind (§. 855.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t es ihnen er-<lb/>
laubt die Kinder in die Knecht&#x017F;chaft<lb/>
zu verkaufen, wenn &#x017F;ie auf keine ande-<lb/>
re Wei&#x017F;e ihnen den no&#x0364;thigen Unterhalt<lb/>
ver&#x017F;chaffen ko&#x0364;nnen, und was &#x017F;on&#x017F;t zur<lb/>
Auferziehung erfordert wird</hi> (§. 46.).<lb/>
Weil aber weder die Kinder die Schulden der<lb/>
Eltern zu bezahlen verbunden &#x017F;ind, noch auch<lb/>
die Frau die Schulden des Mannes (§.<lb/>
873.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o ko&#x0364;nnen die Eltern die Kin-<lb/>
der und der Mann die Frau nicht<lb/>
Schulden wegen verkaufen.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 950.</head><lb/>
                <p>Weil aber nach dem Rechte der Natur die<note place="right">Von der<lb/>
Knecht-<lb/>
&#x017F;chaft ei-<lb/>
nes<lb/>
Schuld-<lb/>
ners.</note><lb/>
Gu&#x0364;ter des Schuldners dem Gla&#x0364;ubiger fu&#x0364;r ei-<lb/>
ne jede Schuld verpfa&#x0364;ndet &#x017F;ind, damit der<lb/>
Gla&#x0364;ubiger davon befriediget werden kann (§.<lb/>
705.), man aber die Arbeit und Dien&#x017F;te,<lb/>
welche einer lei&#x017F;ten kann, den Sachen gleich<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;tzt, welche einem zugeho&#x0364;ren (§. 225.);<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o kann der Gla&#x0364;ubiger den Schuldner,<lb/>
der nicht bezahlen kann, zu &#x017F;einem<lb/>
Knechte machen, bis er die Schuld<lb/>
abgearbeitet, oder abgedienet hat;</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">folglich</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[685/0721] und der herrſchaftlichen Geſellſchaft. natuͤrlichen Freyheit muß man einem je- den zulaſſen, daß er ſich nach ſeinem Gefallen in die Knechtſchaft begiebt (§. 78.), folglich auch verkauft (§. 587.), oder auf eine jede andere Weiſe ver- aͤuſſert. §. 949. Weil die Eltern die Kinder zu erziehen ver- bunden ſind (§. 855.); ſo iſt es ihnen er- laubt die Kinder in die Knechtſchaft zu verkaufen, wenn ſie auf keine ande- re Weiſe ihnen den noͤthigen Unterhalt verſchaffen koͤnnen, und was ſonſt zur Auferziehung erfordert wird (§. 46.). Weil aber weder die Kinder die Schulden der Eltern zu bezahlen verbunden ſind, noch auch die Frau die Schulden des Mannes (§. 873.); ſo koͤnnen die Eltern die Kin- der und der Mann die Frau nicht Schulden wegen verkaufen. Ob die Eltern die Kin- der, oder der Mann die Frau verkau- ſen kann. §. 950. Weil aber nach dem Rechte der Natur die Guͤter des Schuldners dem Glaͤubiger fuͤr ei- ne jede Schuld verpfaͤndet ſind, damit der Glaͤubiger davon befriediget werden kann (§. 705.), man aber die Arbeit und Dienſte, welche einer leiſten kann, den Sachen gleich ſchaͤtzt, welche einem zugehoͤren (§. 225.); ſo kann der Glaͤubiger den Schuldner, der nicht bezahlen kann, zu ſeinem Knechte machen, bis er die Schuld abgearbeitet, oder abgedienet hat; folglich Von der Knecht- ſchaft ei- nes Schuld- ners.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/721
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/721>, abgerufen am 30.12.2024.