bunden, und ein jeder von ihnen ist verbunden den Beyschlaf nicht anders als zur Erzeugung der Kinder zu be- gehren (§. 43.); folglich ist ein jeder Beyschlaf, der allein der Wollust we- gen begehrt wird, und ein jeder Ge- brauch der Geburtsglieder aus glei- cher Absicht unerlaubt. Daher ist die Hurerey(fornicatio, seu scortatio), wel- ches der Beyschlaf mit einer Hure ist, das ist, mit einer Weibsperson, welche sich meh- reren gemein macht; der unehliche Bey- schlaf(stuprum), mit einer ledigen Weibs- person, die sich mehrern nicht gemein macht; die Sodomie(sodomia), der Beyschlaf ei- nes Menschen mit einem Viehe; die Kna- benschänderey(paederastia) der Beyschlaf einer Mannsperson mit einer Mannsperson; die Onanssünde(mastuprario), da ein Mensch mit seinen eigenen Händen die Wol- lust mit sich selbst pflegt, durch das Ge- setze der Natur verbothen; und also von Natur unerlaubt (§. 49.).
§. 855.
Von der Erzie- hung der Kinder und von der Art u. Weise das menschli- che Ge-
Neugebohrne Kinder sind noch nicht ge- schickt von sich selbst für das zu sorgen, was sie zu ihrer eignen Erhaltung bedürfen, und ihre Handlungen nach dem Gesetze der Natur einzurichten, oder wie Menschen zu leben. Derowegen da die Menschen ihr Geschlechte erhalten sollen (§. 854.); so müssen die, welche Kinder zeugen, sie auch ge-
schickt
III.Theil 1. Abth. 2. Hauptſtuͤck.
bunden, und ein jeder von ihnen iſt verbunden den Beyſchlaf nicht anders als zur Erzeugung der Kinder zu be- gehren (§. 43.); folglich iſt ein jeder Beyſchlaf, der allein der Wolluſt we- gen begehrt wird, und ein jeder Ge- brauch der Geburtsglieder aus glei- cher Abſicht unerlaubt. Daher iſt die Hurerey(fornicatio, ſeu ſcortatio), wel- ches der Beyſchlaf mit einer Hure iſt, das iſt, mit einer Weibsperſon, welche ſich meh- reren gemein macht; der unehliche Bey- ſchlaf(ſtuprum), mit einer ledigen Weibs- perſon, die ſich mehrern nicht gemein macht; die Sodomie(ſodomia), der Beyſchlaf ei- nes Menſchen mit einem Viehe; die Kna- benſchaͤnderey(pæderaſtia) der Beyſchlaf einer Mannsperſon mit einer Mannsperſon; die Onansſuͤnde(maſtuprario), da ein Menſch mit ſeinen eigenen Haͤnden die Wol- luſt mit ſich ſelbſt pflegt, durch das Ge- ſetze der Natur verbothen; und alſo von Natur unerlaubt (§. 49.).
§. 855.
Von der Erzie- hung der Kinder und von der Art u. Weiſe das menſchli- che Ge-
Neugebohrne Kinder ſind noch nicht ge- ſchickt von ſich ſelbſt fuͤr das zu ſorgen, was ſie zu ihrer eignen Erhaltung beduͤrfen, und ihre Handlungen nach dem Geſetze der Natur einzurichten, oder wie Menſchen zu leben. Derowegen da die Menſchen ihr Geſchlechte erhalten ſollen (§. 854.); ſo muͤſſen die, welche Kinder zeugen, ſie auch ge-
ſchickt
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III. Theil 1. Abth. 2. Hauptſtuͤck.
bunden, und ein jeder von ihnen iſt
verbunden den Beyſchlaf nicht anders
als zur Erzeugung der Kinder zu be-
gehren (§. 43.); folglich iſt ein jeder
Beyſchlaf, der allein der Wolluſt we-
gen begehrt wird, und ein jeder Ge-
brauch der Geburtsglieder aus glei-
cher Abſicht unerlaubt. Daher iſt die
Hurerey (fornicatio, ſeu ſcortatio), wel-
ches der Beyſchlaf mit einer Hure iſt, das
iſt, mit einer Weibsperſon, welche ſich meh-
reren gemein macht; der unehliche Bey-
ſchlaf (ſtuprum), mit einer ledigen Weibs-
perſon, die ſich mehrern nicht gemein macht;
die Sodomie (ſodomia), der Beyſchlaf ei-
nes Menſchen mit einem Viehe; die Kna-
benſchaͤnderey (pæderaſtia) der Beyſchlaf
einer Mannsperſon mit einer Mannsperſon;
die Onansſuͤnde (maſtuprario), da ein
Menſch mit ſeinen eigenen Haͤnden die Wol-
luſt mit ſich ſelbſt pflegt, durch das Ge-
ſetze der Natur verbothen; und alſo von
Natur unerlaubt (§. 49.).
§. 855.
Neugebohrne Kinder ſind noch nicht ge-
ſchickt von ſich ſelbſt fuͤr das zu ſorgen, was
ſie zu ihrer eignen Erhaltung beduͤrfen, und
ihre Handlungen nach dem Geſetze der Natur
einzurichten, oder wie Menſchen zu leben.
Derowegen da die Menſchen ihr Geſchlechte
erhalten ſollen (§. 854.); ſo muͤſſen die,
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/664>, abgerufen am 21.11.2024.
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