Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

und der Gesellschaft überhaupt.
reichen vorzunehmen hat, durch ge-beschlies-
sen erfor-
dert
wird.

meinschaftliche Einwilligung ausge-
macht werden.
Derowegen wenn eine
Gesellschaft errichtet wird; so muß
mit aller Einwilligung das fest gesetzt
werden, was beständig und allezeit
auf einerley Weise geschehen soll, und
in einem sich ereignenden Falle, der die
Gesellschaft betrift, was man alsdann
zu thun habe.

§. 842.

Die Eröfnung seines Willens von dem,Von dem
Unter-
schiede
der
Stim-
men.

was durch vieler Einwilligung zusammen aus-
gemacht werden muß, heißt die Stimme
(suffragium, votum); und zwar eine be-
jahende Stimme
(votum affirmati-
vum),
wodurch man sich erkläret, man wol-
le, daß dieses geschehe; eine verneinende
Stimme
(negativum votum), wodurch man
sich erkläret, man wolle das nicht, worüber
man sich berathschlagt. Man nennt aber
einstimmige Stimmen (vota consentien-
tia)
derjenigen, welche einerley Meinung ha-
ben; verschiedene Stimmen (vota diver-
sa)
aber die Stimmen derer, die ungleicher
Meinungen sind. Einhellige Stimmen
(vota unanimia) sind, wenn die Stimmen al-
ler zusammen einstimmig sind; die mehre-
sten Stimmen
(majora) sind die einstim-
migen Stimmen des grösten Theils; die we-
nigsten Stimmen
(minora) des kleineren
Theils; gleiche Stimmen (vota paria)

aber

und der Geſellſchaft uͤberhaupt.
reichen vorzunehmen hat, durch ge-beſchlieſ-
ſen erfor-
dert
wird.

meinſchaftliche Einwilligung ausge-
macht werden.
Derowegen wenn eine
Geſellſchaft errichtet wird; ſo muß
mit aller Einwilligung das feſt geſetzt
werden, was beſtaͤndig und allezeit
auf einerley Weiſe geſchehen ſoll, und
in einem ſich ereignenden Falle, der die
Geſellſchaft betrift, was man alsdann
zu thun habe.

§. 842.

Die Eroͤfnung ſeines Willens von dem,Von dem
Unter-
ſchiede
der
Stim-
men.

was durch vieler Einwilligung zuſammen aus-
gemacht werden muß, heißt die Stimme
(ſuffragium, votum); und zwar eine be-
jahende Stimme
(votum affirmati-
vum),
wodurch man ſich erklaͤret, man wol-
le, daß dieſes geſchehe; eine verneinende
Stimme
(negativum votum), wodurch man
ſich erklaͤret, man wolle das nicht, woruͤber
man ſich berathſchlagt. Man nennt aber
einſtimmige Stimmen (vota conſentien-
tia)
derjenigen, welche einerley Meinung ha-
ben; verſchiedene Stimmen (vota diver-
ſa)
aber die Stimmen derer, die ungleicher
Meinungen ſind. Einhellige Stimmen
(vota unanimia) ſind, wenn die Stimmen al-
ler zuſammen einſtimmig ſind; die mehre-
ſten Stimmen
(majora) ſind die einſtim-
migen Stimmen des groͤſten Theils; die we-
nigſten Stimmen
(minora) des kleineren
Theils; gleiche Stimmen (vota paria)

aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0655" n="619"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">reichen vorzunehmen hat, durch ge-</hi><note place="right">be&#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en erfor-<lb/>
dert<lb/>
wird.</note><lb/><hi rendition="#fr">mein&#x017F;chaftliche Einwilligung ausge-<lb/>
macht werden.</hi> Derowegen <hi rendition="#fr">wenn eine<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft errichtet wird; &#x017F;o muß<lb/>
mit aller Einwilligung das fe&#x017F;t ge&#x017F;etzt<lb/>
werden, was be&#x017F;ta&#x0364;ndig und allezeit<lb/>
auf einerley Wei&#x017F;e ge&#x017F;chehen &#x017F;oll, und<lb/>
in einem &#x017F;ich ereignenden Falle, der die<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft betrift, was man alsdann<lb/>
zu thun habe.</hi></p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 842.</head><lb/>
                <p>Die Ero&#x0364;fnung &#x017F;eines Willens von dem,<note place="right">Von dem<lb/>
Unter-<lb/>
&#x017F;chiede<lb/>
der<lb/>
Stim-<lb/>
men.</note><lb/>
was durch vieler Einwilligung zu&#x017F;ammen aus-<lb/>
gemacht werden muß, heißt <hi rendition="#fr">die Stimme</hi><lb/><hi rendition="#aq">(&#x017F;uffragium, votum);</hi> und zwar eine <hi rendition="#fr">be-<lb/>
jahende Stimme</hi> <hi rendition="#aq">(votum affirmati-<lb/>
vum),</hi> wodurch man &#x017F;ich erkla&#x0364;ret, man wol-<lb/>
le, daß die&#x017F;es ge&#x017F;chehe; eine <hi rendition="#fr">verneinende<lb/>
Stimme</hi> <hi rendition="#aq">(negativum votum),</hi> wodurch man<lb/>
&#x017F;ich erkla&#x0364;ret, man wolle das nicht, woru&#x0364;ber<lb/>
man &#x017F;ich berath&#x017F;chlagt. Man nennt aber<lb/><hi rendition="#fr">ein&#x017F;timmige Stimmen</hi> <hi rendition="#aq">(vota con&#x017F;entien-<lb/>
tia)</hi> derjenigen, welche einerley Meinung ha-<lb/>
ben; <hi rendition="#fr">ver&#x017F;chiedene Stimmen</hi> <hi rendition="#aq">(vota diver-<lb/>
&#x017F;a)</hi> aber die Stimmen derer, die ungleicher<lb/>
Meinungen &#x017F;ind. <hi rendition="#fr">Einhellige Stimmen</hi><lb/><hi rendition="#aq">(vota unanimia)</hi> &#x017F;ind, wenn die Stimmen al-<lb/>
ler zu&#x017F;ammen ein&#x017F;timmig &#x017F;ind; die <hi rendition="#fr">mehre-<lb/>
&#x017F;ten Stimmen</hi> <hi rendition="#aq">(majora)</hi> &#x017F;ind die ein&#x017F;tim-<lb/>
migen Stimmen des gro&#x0364;&#x017F;ten Theils; die <hi rendition="#fr">we-<lb/>
nig&#x017F;ten Stimmen</hi> <hi rendition="#aq">(minora)</hi> des kleineren<lb/>
Theils; <hi rendition="#fr">gleiche Stimmen</hi> <hi rendition="#aq">(vota paria)</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[619/0655] und der Geſellſchaft uͤberhaupt. reichen vorzunehmen hat, durch ge- meinſchaftliche Einwilligung ausge- macht werden. Derowegen wenn eine Geſellſchaft errichtet wird; ſo muß mit aller Einwilligung das feſt geſetzt werden, was beſtaͤndig und allezeit auf einerley Weiſe geſchehen ſoll, und in einem ſich ereignenden Falle, der die Geſellſchaft betrift, was man alsdann zu thun habe. beſchlieſ- ſen erfor- dert wird. §. 842. Die Eroͤfnung ſeines Willens von dem, was durch vieler Einwilligung zuſammen aus- gemacht werden muß, heißt die Stimme (ſuffragium, votum); und zwar eine be- jahende Stimme (votum affirmati- vum), wodurch man ſich erklaͤret, man wol- le, daß dieſes geſchehe; eine verneinende Stimme (negativum votum), wodurch man ſich erklaͤret, man wolle das nicht, woruͤber man ſich berathſchlagt. Man nennt aber einſtimmige Stimmen (vota conſentien- tia) derjenigen, welche einerley Meinung ha- ben; verſchiedene Stimmen (vota diver- ſa) aber die Stimmen derer, die ungleicher Meinungen ſind. Einhellige Stimmen (vota unanimia) ſind, wenn die Stimmen al- ler zuſammen einſtimmig ſind; die mehre- ſten Stimmen (majora) ſind die einſtim- migen Stimmen des groͤſten Theils; die we- nigſten Stimmen (minora) des kleineren Theils; gleiche Stimmen (vota paria) aber Von dem Unter- ſchiede der Stim- men.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/655
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/655>, abgerufen am 21.12.2024.