Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 18. H. Von der natürlichen Art
tragen, was er schuldig ist, ihm eine
andere Sache wegzunehmen, die man
ihm nicht eher wiedergiebt, bis wir
das unsere erhalten haben.
Da hierin-
nen die Pfändung (pignoris capio) besteht;
so ist sie von Natur erlaubt, und man
muß dabey in acht nehmen, was von
dem Pfande erwiesen worden (§. 697.
u. s. w.).
Es erhellet aber, daß die Pfän-
dung eine nothwendige Verpfändung
sey.

§. 793.
Von der
Erfül-
lung sei-
nes Nech-
tes.

Da niemanden sein Recht wider seinen
Willen genommen werden kann (§. 100.),
auch niemand dieses zu leiden schuldig ist (§.
89.); so kann einer, wenn der andere
ihm seine Sache nicht wiedergeben,
oder eine Schuld nicht abtragen will,
anstatt derselben eine andere ihm zu-
gehörige Sache, welche eben so viel
werth ist, wegnehmen.
Da man aber
sich mit einer fremden Sache nicht bereichern
darf (§. 271.); so muß man so viel, als
sie mehr werth ist, ihm wiedergeben.

Es erhellet aber vor sich, daß, wenn der-
selbe uns das unsere gleich wiederge-
ben will,
weil alsdenn keine Ursache vor-
handen, warum wir uns eine einem andern
zugehörige Sache zueignen können, wir auch
ihm seine Sache wiedergeben müssen.

Das Wegnehmen einer einem andern zugehö-
rigen Sache anstatt der unsrigen, oder dessen,

was

II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art
tragen, was er ſchuldig iſt, ihm eine
andere Sache wegzunehmen, die man
ihm nicht eher wiedergiebt, bis wir
das unſere erhalten haben.
Da hierin-
nen die Pfaͤndung (pignoris capio) beſteht;
ſo iſt ſie von Natur erlaubt, und man
muß dabey in acht nehmen, was von
dem Pfande erwieſen worden (§. 697.
u. ſ. w.).
Es erhellet aber, daß die Pfaͤn-
dung eine nothwendige Verpfaͤndung
ſey.

§. 793.
Von der
Erfuͤl-
lung ſei-
nes Nech-
tes.

Da niemanden ſein Recht wider ſeinen
Willen genommen werden kann (§. 100.),
auch niemand dieſes zu leiden ſchuldig iſt (§.
89.); ſo kann einer, wenn der andere
ihm ſeine Sache nicht wiedergeben,
oder eine Schuld nicht abtragen will,
anſtatt derſelben eine andere ihm zu-
gehoͤrige Sache, welche eben ſo viel
werth iſt, wegnehmen.
Da man aber
ſich mit einer fremden Sache nicht bereichern
darf (§. 271.); ſo muß man ſo viel, als
ſie mehr werth iſt, ihm wiedergeben.

Es erhellet aber vor ſich, daß, wenn der-
ſelbe uns das unſere gleich wiederge-
ben will,
weil alsdenn keine Urſache vor-
handen, warum wir uns eine einem andern
zugehoͤrige Sache zueignen koͤnnen, wir auch
ihm ſeine Sache wiedergeben muͤſſen.

Das Wegnehmen einer einem andern zugehoͤ-
rigen Sache anſtatt der unſrigen, oder deſſen,

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0622" n="586"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 18. H. Von der natu&#x0364;rlichen Art</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">tragen, was er &#x017F;chuldig i&#x017F;t, ihm eine<lb/>
andere Sache wegzunehmen, die man<lb/>
ihm nicht eher wiedergiebt, bis wir<lb/>
das un&#x017F;ere erhalten haben.</hi> Da hierin-<lb/>
nen die <hi rendition="#fr">Pfa&#x0364;ndung</hi> <hi rendition="#aq">(pignoris capio)</hi> be&#x017F;teht;<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o i&#x017F;t &#x017F;ie von Natur erlaubt, und man<lb/>
muß dabey in acht nehmen, was von<lb/>
dem Pfande erwie&#x017F;en worden (§. 697.<lb/>
u. &#x017F;. w.).</hi> Es erhellet aber, <hi rendition="#fr">daß die Pfa&#x0364;n-<lb/>
dung eine nothwendige Verpfa&#x0364;ndung<lb/>
&#x017F;ey.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 793.</head><lb/>
              <note place="left">Von der<lb/>
Erfu&#x0364;l-<lb/>
lung &#x017F;ei-<lb/>
nes Nech-<lb/>
tes.</note>
              <p>Da niemanden &#x017F;ein Recht wider &#x017F;einen<lb/>
Willen genommen werden kann (§. 100.),<lb/>
auch niemand die&#x017F;es zu leiden &#x017F;chuldig i&#x017F;t (§.<lb/>
89.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann einer, wenn der andere<lb/>
ihm &#x017F;eine Sache nicht wiedergeben,<lb/>
oder eine Schuld nicht abtragen will,<lb/>
an&#x017F;tatt der&#x017F;elben eine andere ihm zu-<lb/>
geho&#x0364;rige Sache, welche eben &#x017F;o viel<lb/>
werth i&#x017F;t, wegnehmen.</hi> Da man aber<lb/>
&#x017F;ich mit einer fremden Sache nicht bereichern<lb/>
darf (§. 271.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o muß man &#x017F;o viel, als<lb/>
&#x017F;ie mehr werth i&#x017F;t, ihm wiedergeben.</hi><lb/>
Es erhellet aber vor &#x017F;ich, <hi rendition="#fr">daß, wenn der-<lb/>
&#x017F;elbe uns das un&#x017F;ere gleich wiederge-<lb/>
ben will,</hi> weil alsdenn keine Ur&#x017F;ache vor-<lb/>
handen, warum wir uns eine einem andern<lb/>
zugeho&#x0364;rige Sache zueignen ko&#x0364;nnen, <hi rendition="#fr">wir auch<lb/>
ihm &#x017F;eine Sache wiedergeben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi><lb/>
Das Wegnehmen einer einem andern zugeho&#x0364;-<lb/>
rigen Sache an&#x017F;tatt der un&#x017F;rigen, oder de&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586/0622] II. Th. 18. H. Von der natuͤrlichen Art tragen, was er ſchuldig iſt, ihm eine andere Sache wegzunehmen, die man ihm nicht eher wiedergiebt, bis wir das unſere erhalten haben. Da hierin- nen die Pfaͤndung (pignoris capio) beſteht; ſo iſt ſie von Natur erlaubt, und man muß dabey in acht nehmen, was von dem Pfande erwieſen worden (§. 697. u. ſ. w.). Es erhellet aber, daß die Pfaͤn- dung eine nothwendige Verpfaͤndung ſey. §. 793. Da niemanden ſein Recht wider ſeinen Willen genommen werden kann (§. 100.), auch niemand dieſes zu leiden ſchuldig iſt (§. 89.); ſo kann einer, wenn der andere ihm ſeine Sache nicht wiedergeben, oder eine Schuld nicht abtragen will, anſtatt derſelben eine andere ihm zu- gehoͤrige Sache, welche eben ſo viel werth iſt, wegnehmen. Da man aber ſich mit einer fremden Sache nicht bereichern darf (§. 271.); ſo muß man ſo viel, als ſie mehr werth iſt, ihm wiedergeben. Es erhellet aber vor ſich, daß, wenn der- ſelbe uns das unſere gleich wiederge- ben will, weil alsdenn keine Urſache vor- handen, warum wir uns eine einem andern zugehoͤrige Sache zueignen koͤnnen, wir auch ihm ſeine Sache wiedergeben muͤſſen. Das Wegnehmen einer einem andern zugehoͤ- rigen Sache anſtatt der unſrigen, oder deſſen, was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/622
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/622>, abgerufen am 30.12.2024.