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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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I. Th. 2. H. Von der Verbindlichkeit,
che Verbindlichkeit diejenige ist, wel-
che ihren hinreichenden Grund selbst in
dem Wesen und der Natur des Menschen
und der übrigen Dinge hat. Da nun
diese unveränderlich und nothwendig ist;
so ist die natürliche Verbindlichkeit
auch unveränderlich und nothwendig;
weil dieselbe also bald da ist, als man
das Wesen und die Natur des Men-
schen und der übrigen Dinge annimt.

§. 39.
Ein na-
türliches,
wilkühr-
liches, ein
göttliches
u. mensch-
liches Ge-
setz.

Ein Gesetz nennt man die Vorschrift,
nach welcher wir unsere Handlungen einzu-
richten verbunden sind. Man nennt dasje-
nige ein natürliches Gesetz, welches sei-
nen hinreichenden Grund selbst in der Na-
tur des Menschen und der Dinge hat. Aber
ein wilkührliches (lex positiva) ist das-
jenige, dessen Verbindlichkeit von dem
Willen eines vernünftigen Wesens abhän-
get; und besonders ist es ein göttliches
Gesetz,
wenn es von dem Willen Gottes,
ein menschliches (weltliches) aber, wenn
es von dem Willen eines Menschen abhän-
get. Das Gesetz der Natur, wird gemei-
niglich auch das Recht der Natur
genannt.

§. 40.
Die Un-
verän-
derlich-
keit des

Das Gesetz der Natur ist unverän-
derlich und nothwendig.
Denn weil
das Gesetz der Natur
den hinreichen-

den

I. Th. 2. H. Von der Verbindlichkeit,
che Verbindlichkeit diejenige iſt, wel-
che ihren hinreichenden Grund ſelbſt in
dem Weſen und der Natur des Menſchen
und der uͤbrigen Dinge hat. Da nun
dieſe unveraͤnderlich und nothwendig iſt;
ſo iſt die natuͤrliche Verbindlichkeit
auch unveraͤnderlich und nothwendig;
weil dieſelbe alſo bald da iſt, als man
das Weſen und die Natur des Men-
ſchen und der uͤbrigen Dinge annimt.

§. 39.
Ein na-
tuͤrliches,
wilkuͤhr-
liches, ein
goͤttliches
u. menſch-
liches Ge-
ſetz.

Ein Geſetz nennt man die Vorſchrift,
nach welcher wir unſere Handlungen einzu-
richten verbunden ſind. Man nennt dasje-
nige ein natuͤrliches Geſetz, welches ſei-
nen hinreichenden Grund ſelbſt in der Na-
tur des Menſchen und der Dinge hat. Aber
ein wilkuͤhrliches (lex poſitiva) iſt das-
jenige, deſſen Verbindlichkeit von dem
Willen eines vernuͤnftigen Weſens abhaͤn-
get; und beſonders iſt es ein goͤttliches
Geſetz,
wenn es von dem Willen Gottes,
ein menſchliches (weltliches) aber, wenn
es von dem Willen eines Menſchen abhaͤn-
get. Das Geſetz der Natur, wird gemei-
niglich auch das Recht der Natur
genannt.

§. 40.
Die Un-
veraͤn-
derlich-
keit des

Das Geſetz der Natur iſt unveraͤn-
derlich und nothwendig.
Denn weil
das Geſetz der Natur
den hinreichen-

den
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[26/0062] I. Th. 2. H. Von der Verbindlichkeit, che Verbindlichkeit diejenige iſt, wel- che ihren hinreichenden Grund ſelbſt in dem Weſen und der Natur des Menſchen und der uͤbrigen Dinge hat. Da nun dieſe unveraͤnderlich und nothwendig iſt; ſo iſt die natuͤrliche Verbindlichkeit auch unveraͤnderlich und nothwendig; weil dieſelbe alſo bald da iſt, als man das Weſen und die Natur des Men- ſchen und der uͤbrigen Dinge annimt. §. 39. Ein Geſetz nennt man die Vorſchrift, nach welcher wir unſere Handlungen einzu- richten verbunden ſind. Man nennt dasje- nige ein natuͤrliches Geſetz, welches ſei- nen hinreichenden Grund ſelbſt in der Na- tur des Menſchen und der Dinge hat. Aber ein wilkuͤhrliches (lex poſitiva) iſt das- jenige, deſſen Verbindlichkeit von dem Willen eines vernuͤnftigen Weſens abhaͤn- get; und beſonders iſt es ein goͤttliches Geſetz, wenn es von dem Willen Gottes, ein menſchliches (weltliches) aber, wenn es von dem Willen eines Menſchen abhaͤn- get. Das Geſetz der Natur, wird gemei- niglich auch das Recht der Natur genannt. §. 40. Das Geſetz der Natur iſt unveraͤn- derlich und nothwendig. Denn weil das Geſetz der Natur den hinreichen- den

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/62>, abgerufen am 03.12.2024.