Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Streitigkeiten zu endigen.
selbst nichts, als in so fern man weiß,
daß sie mit dem Original überein-
kommt;
folglich, da man eine beglaubigte,
oder vidimirte Copey (copiam vidimatam)
diejenige nennt, deren Uebereinstimmung mit
dem Original glaubwürdige Personen bezeu-
gen, wenn sie beglaubiget, oder vidi-
mirt worden.

§. 776.

Ein Blanqvet (charta blanca) nennt manVon
Blan-
qveten.

ein lediges Papier, welches einer mit seinem
Nahmen unterschrieben und besiegelt dem an-
dern übergiebt, daß er es eines gewissen Ge-
schäfftes wegen selbst beschreibe. Da aller-
dings derjenige, welcher ein Blanqvet giebt,
sich auf die Treue dessen, der es empfängt,
verläßt, daß er nichts anders darauf schrei-
ben werde, als was er hat haben wollen, und
der es empfängt, von allem Betrug entfernt
seyn soll (§. 286.); so verbindet ein
Blanqvet denjenigen, der es unter-
schrieben und besiegelt hat, das zu lei-
sten, was in dem darauf geschriebenen
versprochen wird; und der es em-
pfängt, verbindet sich wenigstens still-
schweigens, nichts darauf zu schreiben,
als was jener darauf will geschrieben
haben, oder was mit seiner Absicht
übereinkommt: Wofern er abet etwas
schreibt, wozu wir uns nicht haben
verbinden wollen, oder welches nicht
wahr ist; so sind wir es zu leisten, oder

dassel-
N n 5

Streitigkeiten zu endigen.
ſelbſt nichts, als in ſo fern man weiß,
daß ſie mit dem Original uͤberein-
kommt;
folglich, da man eine beglaubigte,
oder vidimirte Copey (copiam vidimatam)
diejenige nennt, deren Uebereinſtimmung mit
dem Original glaubwuͤrdige Perſonen bezeu-
gen, wenn ſie beglaubiget, oder vidi-
mirt worden.

§. 776.

Ein Blanqvet (charta blanca) nennt manVon
Blan-
qveten.

ein lediges Papier, welches einer mit ſeinem
Nahmen unterſchrieben und beſiegelt dem an-
dern uͤbergiebt, daß er es eines gewiſſen Ge-
ſchaͤfftes wegen ſelbſt beſchreibe. Da aller-
dings derjenige, welcher ein Blanqvet giebt,
ſich auf die Treue deſſen, der es empfaͤngt,
verlaͤßt, daß er nichts anders darauf ſchrei-
ben werde, als was er hat haben wollen, und
der es empfaͤngt, von allem Betrug entfernt
ſeyn ſoll (§. 286.); ſo verbindet ein
Blanqvet denjenigen, der es unter-
ſchrieben und beſiegelt hat, das zu lei-
ſten, was in dem darauf geſchriebenen
verſprochen wird; und der es em-
pfaͤngt, verbindet ſich wenigſtens ſtill-
ſchweigens, nichts darauf zu ſchreiben,
als was jener darauf will geſchrieben
haben, oder was mit ſeiner Abſicht
uͤbereinkommt: Wofern er abet etwas
ſchreibt, wozu wir uns nicht haben
verbinden wollen, oder welches nicht
wahr iſt; ſo ſind wir es zu leiſten, oder

daſſel-
N n 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0605" n="569"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Streitigkeiten zu endigen.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;elb&#x017F;t nichts, als in &#x017F;o fern man weiß,<lb/>
daß &#x017F;ie mit dem Original u&#x0364;berein-<lb/>
kommt;</hi> folglich, da man eine <hi rendition="#fr">beglaubigte,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">vidimirte Copey</hi> <hi rendition="#aq">(copiam vidimatam)</hi><lb/>
diejenige nennt, deren Ueberein&#x017F;timmung mit<lb/>
dem Original glaubwu&#x0364;rdige Per&#x017F;onen bezeu-<lb/>
gen, <hi rendition="#fr">wenn &#x017F;ie beglaubiget, oder vidi-<lb/>
mirt worden.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 776.</head><lb/>
              <p>Ein <hi rendition="#fr">Blanqvet</hi> <hi rendition="#aq">(charta blanca)</hi> nennt man<note place="right">Von<lb/>
Blan-<lb/>
qveten.</note><lb/>
ein lediges Papier, welches einer mit &#x017F;einem<lb/>
Nahmen unter&#x017F;chrieben und be&#x017F;iegelt dem an-<lb/>
dern u&#x0364;bergiebt, daß er es eines gewi&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fftes wegen &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;chreibe. Da aller-<lb/>
dings derjenige, welcher ein Blanqvet giebt,<lb/>
&#x017F;ich auf die Treue de&#x017F;&#x017F;en, der es empfa&#x0364;ngt,<lb/>
verla&#x0364;ßt, daß er nichts anders darauf &#x017F;chrei-<lb/>
ben werde, als was er hat haben wollen, und<lb/>
der es empfa&#x0364;ngt, von allem Betrug entfernt<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll (§. 286.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o verbindet ein<lb/>
Blanqvet denjenigen, der es unter-<lb/>
&#x017F;chrieben und be&#x017F;iegelt hat, das zu lei-<lb/>
&#x017F;ten, was in dem darauf ge&#x017F;chriebenen<lb/>
ver&#x017F;prochen wird; und der es em-<lb/>
pfa&#x0364;ngt, verbindet &#x017F;ich wenig&#x017F;tens &#x017F;till-<lb/>
&#x017F;chweigens, nichts darauf zu &#x017F;chreiben,<lb/>
als was jener darauf will ge&#x017F;chrieben<lb/>
haben, oder was mit &#x017F;einer Ab&#x017F;icht<lb/>
u&#x0364;bereinkommt: Wofern er abet etwas<lb/>
&#x017F;chreibt, wozu wir uns nicht haben<lb/>
verbinden wollen, oder welches nicht<lb/>
wahr i&#x017F;t; &#x017F;o &#x017F;ind wir es zu lei&#x017F;ten, oder</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">N n 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">da&#x017F;&#x017F;el-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[569/0605] Streitigkeiten zu endigen. ſelbſt nichts, als in ſo fern man weiß, daß ſie mit dem Original uͤberein- kommt; folglich, da man eine beglaubigte, oder vidimirte Copey (copiam vidimatam) diejenige nennt, deren Uebereinſtimmung mit dem Original glaubwuͤrdige Perſonen bezeu- gen, wenn ſie beglaubiget, oder vidi- mirt worden. §. 776. Ein Blanqvet (charta blanca) nennt man ein lediges Papier, welches einer mit ſeinem Nahmen unterſchrieben und beſiegelt dem an- dern uͤbergiebt, daß er es eines gewiſſen Ge- ſchaͤfftes wegen ſelbſt beſchreibe. Da aller- dings derjenige, welcher ein Blanqvet giebt, ſich auf die Treue deſſen, der es empfaͤngt, verlaͤßt, daß er nichts anders darauf ſchrei- ben werde, als was er hat haben wollen, und der es empfaͤngt, von allem Betrug entfernt ſeyn ſoll (§. 286.); ſo verbindet ein Blanqvet denjenigen, der es unter- ſchrieben und beſiegelt hat, das zu lei- ſten, was in dem darauf geſchriebenen verſprochen wird; und der es em- pfaͤngt, verbindet ſich wenigſtens ſtill- ſchweigens, nichts darauf zu ſchreiben, als was jener darauf will geſchrieben haben, oder was mit ſeiner Abſicht uͤbereinkommt: Wofern er abet etwas ſchreibt, wozu wir uns nicht haben verbinden wollen, oder welches nicht wahr iſt; ſo ſind wir es zu leiſten, oder daſſel- Von Blan- qveten. N n 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/605
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/605>, abgerufen am 21.11.2024.