der andere Arbeit; oder der eine Sa- chen und Arbeit, der andere entweder Sachen, oder Arbeit allein beytragen. Daß unter den Sachen auch Geld begriffen sey, ist vor sich klar. Mit dem, welcher nichts von beyden beyträgt, wird kei- ne Gesellschaft gemacht: sondern wenn er nur zu einem Theil des Gewinns zugelassen wird, so ist es eine Schen- ckung (§. 475.); wenn er auch am Schaden Theil haben soll, so ists ein besonderer Contract (§. 438.).
§. 640.
Weil ein jeder von seinem Rechte abstehenWie eine Gesell- schaft in Anse- hung des Scha- dens ge- macht wird. kann (§. 342.), und es einem jeden frey ge- lassen werden muß, wie weit er sich verbind- lich machen will (§. 78. 79.); so kann eine Gesellschaft dergestalt errichtet wer- den, daß einer Theil am Gewinn, nicht aber am Schaden hat: Allein da wir al- len Schaden von andern abwenden sollen (§. 269.), noch uns mit ihrem Schaden berei- chern (§. 271.); so kann man nicht so contrahiren, daß ein Mitglied bloß an dem Schaden, aber nicht dem Ge- winn Theil haben soll; folglich da man eine Löwen-Gesellschaft(societas leo- nina) nennt, in welcher einer allein den Ge- winn, der andere allein den Schaden hat, so ist dieselbe unerlaubt, und vor und an sich selbst nichtig.
§. 641.
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Contracten.
der andere Arbeit; oder der eine Sa- chen und Arbeit, der andere entweder Sachen, oder Arbeit allein beytragen. Daß unter den Sachen auch Geld begriffen ſey, iſt vor ſich klar. Mit dem, welcher nichts von beyden beytraͤgt, wird kei- ne Geſellſchaft gemacht: ſondern wenn er nur zu einem Theil des Gewinns zugelaſſen wird, ſo iſt es eine Schen- ckung (§. 475.); wenn er auch am Schaden Theil haben ſoll, ſo iſts ein beſonderer Contract (§. 438.).
§. 640.
Weil ein jeder von ſeinem Rechte abſtehenWie eine Geſell- ſchaft in Anſe- hung des Scha- dens ge- macht wird. kann (§. 342.), und es einem jeden frey ge- laſſen werden muß, wie weit er ſich verbind- lich machen will (§. 78. 79.); ſo kann eine Geſellſchaft dergeſtalt errichtet wer- den, daß einer Theil am Gewinn, nicht aber am Schaden hat: Allein da wir al- len Schaden von andern abwenden ſollen (§. 269.), noch uns mit ihrem Schaden berei- chern (§. 271.); ſo kann man nicht ſo contrahiren, daß ein Mitglied bloß an dem Schaden, aber nicht dem Ge- winn Theil haben ſoll; folglich da man eine Loͤwen-Geſellſchaft(ſocietas leo- nina) nennt, in welcher einer allein den Ge- winn, der andere allein den Schaden hat, ſo iſt dieſelbe unerlaubt, und vor und an ſich ſelbſt nichtig.
§. 641.
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Contracten.
der andere Arbeit; oder der eine Sa-
chen und Arbeit, der andere entweder
Sachen, oder Arbeit allein beytragen.
Daß unter den Sachen auch Geld begriffen
ſey, iſt vor ſich klar. Mit dem, welcher
nichts von beyden beytraͤgt, wird kei-
ne Geſellſchaft gemacht: ſondern wenn
er nur zu einem Theil des Gewinns
zugelaſſen wird, ſo iſt es eine Schen-
ckung (§. 475.); wenn er auch am
Schaden Theil haben ſoll, ſo iſts ein
beſonderer Contract (§. 438.).
§. 640.
Weil ein jeder von ſeinem Rechte abſtehen
kann (§. 342.), und es einem jeden frey ge-
laſſen werden muß, wie weit er ſich verbind-
lich machen will (§. 78. 79.); ſo kann eine
Geſellſchaft dergeſtalt errichtet wer-
den, daß einer Theil am Gewinn, nicht
aber am Schaden hat: Allein da wir al-
len Schaden von andern abwenden ſollen (§.
269.), noch uns mit ihrem Schaden berei-
chern (§. 271.); ſo kann man nicht ſo
contrahiren, daß ein Mitglied bloß
an dem Schaden, aber nicht dem Ge-
winn Theil haben ſoll; folglich da man
eine Loͤwen-Geſellſchaft (ſocietas leo-
nina) nennt, in welcher einer allein den Ge-
winn, der andere allein den Schaden hat, ſo
iſt dieſelbe unerlaubt, und vor und an
ſich ſelbſt nichtig.
Wie eine
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Anſe-
hung des
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dens ge-
macht
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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/459>, abgerufen am 21.11.2024.
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