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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 12. H. Von beschwerlichen
vor wahr annehmen muß, was hinlänglich
angezeigt worden (§. 318.); und nach dem
Recht der Natur nicht erlaubt ist, daß die
Contrahenten etwas thun, das den Pflich-
ten widerspricht (§. 42. 57.); so muß man
aus den Umständen urtheilen, was die
Meinung der Contrahirenden gewe-
sen sey,
oder warum sie die Bestimmung des
Preißes auf das Gutdüncken des Käufers
oder Verkäufers haben wollen ankommen
lassen; und dergleichen Kauf wird im
Gewissen nach den Pflichten einge-
richtet.

§. 604.
Von dem
Jrrthum
der in der
Sache
selbst,
oder ih-
rer Ma-
terie,
oder Be-
schaffen-
heit be-
gangen
wird.

Weil der Vertrag eines Jrrenden nichtig
ist, wenn ein Jrrthum die Ursach zu demsel-
ben gewesen ist (§. 405. 438.); so ist der
Kauf und Verkauf nichtig, wenn ei-
ne andere Sache für eine andere ge-
kauft, oder verkaufr wird; es mag seyn,
daß dieselbe eine andere ist, in Anse-
hung ihrer selbst,
oder so weit sie eine ein-
tzele Sache von einer gewissen Art ist; oder
in Ansehung der Materie, daß sie ent-
weder gantz, oder zum Theil aus einer an-
dern Materie besteht, als man vermeinte.
Es erhellet auch daher, daß in diesem Ver-
fahren entweder ein vorsätzlicher oder
zufälliger Betrug vorgehet,
deren kei-
ner verstattet werden kann (§. 286.). Eben
dieses verstehet sich
auf eben diese Weise,
wenn der Käufer entweder ausdrück-

lich

II. Th. 12. H. Von beſchwerlichen
vor wahr annehmen muß, was hinlaͤnglich
angezeigt worden (§. 318.); und nach dem
Recht der Natur nicht erlaubt iſt, daß die
Contrahenten etwas thun, das den Pflich-
ten widerſpricht (§. 42. 57.); ſo muß man
aus den Umſtaͤnden urtheilen, was die
Meinung der Contrahirenden gewe-
ſen ſey,
oder warum ſie die Beſtimmung des
Preißes auf das Gutduͤncken des Kaͤufers
oder Verkaͤufers haben wollen ankommen
laſſen; und dergleichen Kauf wird im
Gewiſſen nach den Pflichten einge-
richtet.

§. 604.
Von dem
Jrrthum
der in der
Sache
ſelbſt,
oder ih-
rer Ma-
terie,
oder Be-
ſchaffen-
heit be-
gangen
wird.

Weil der Vertrag eines Jrrenden nichtig
iſt, wenn ein Jrrthum die Urſach zu demſel-
ben geweſen iſt (§. 405. 438.); ſo iſt der
Kauf und Verkauf nichtig, wenn ei-
ne andere Sache fuͤr eine andere ge-
kauft, oder verkaufr wird; es mag ſeyn,
daß dieſelbe eine andere iſt, in Anſe-
hung ihrer ſelbſt,
oder ſo weit ſie eine ein-
tzele Sache von einer gewiſſen Art iſt; oder
in Anſehung der Materie, daß ſie ent-
weder gantz, oder zum Theil aus einer an-
dern Materie beſteht, als man vermeinte.
Es erhellet auch daher, daß in dieſem Ver-
fahren entweder ein vorſaͤtzlicher oder
zufaͤlliger Betrug vorgehet,
deren kei-
ner verſtattet werden kann (§. 286.). Eben
dieſes verſtehet ſich
auf eben dieſe Weiſe,
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[388/0424] II. Th. 12. H. Von beſchwerlichen vor wahr annehmen muß, was hinlaͤnglich angezeigt worden (§. 318.); und nach dem Recht der Natur nicht erlaubt iſt, daß die Contrahenten etwas thun, das den Pflich- ten widerſpricht (§. 42. 57.); ſo muß man aus den Umſtaͤnden urtheilen, was die Meinung der Contrahirenden gewe- ſen ſey, oder warum ſie die Beſtimmung des Preißes auf das Gutduͤncken des Kaͤufers oder Verkaͤufers haben wollen ankommen laſſen; und dergleichen Kauf wird im Gewiſſen nach den Pflichten einge- richtet. §. 604. Weil der Vertrag eines Jrrenden nichtig iſt, wenn ein Jrrthum die Urſach zu demſel- ben geweſen iſt (§. 405. 438.); ſo iſt der Kauf und Verkauf nichtig, wenn ei- ne andere Sache fuͤr eine andere ge- kauft, oder verkaufr wird; es mag ſeyn, daß dieſelbe eine andere iſt, in Anſe- hung ihrer ſelbſt, oder ſo weit ſie eine ein- tzele Sache von einer gewiſſen Art iſt; oder in Anſehung der Materie, daß ſie ent- weder gantz, oder zum Theil aus einer an- dern Materie beſteht, als man vermeinte. Es erhellet auch daher, daß in dieſem Ver- fahren entweder ein vorſaͤtzlicher oder zufaͤlliger Betrug vorgehet, deren kei- ner verſtattet werden kann (§. 286.). Eben dieſes verſtehet ſich auf eben dieſe Weiſe, wenn der Kaͤufer entweder ausdruͤck- lich

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/424>, abgerufen am 03.12.2024.