Wissen und Gewissen erfüllen(man- datum ex bono & aequo adimplere).
§. 553.
Weil der Bevollmächtigte in unsermWas vor Verbind- lichkeiten sich der Bevoll- mächtig- te zu- zieht. Nahmen handelt (§. 551.); so ist, was er nach der gehabten Vollmacht thut, eben so anzusehen, als ob wir es selbst gethan hätten. Und da ein anderer von unserm Willen nichts wissen kann, als was in der offenbahren Vollmacht enthalten (§. 552); so nimmt er auch mit Recht an, als von uns geschehen, was der Be- vollmächtigte nach dem Jnhalt der of- fenbahren Vollmacht thut (§. 318.); de- rowegen, wenn er etwas verspricht, macht er uns dem andern durch sein Versprechen verbindlich, und den an- dern uns durch Annehmung dessen, was er verspricht (§. 380. 381.). Es erhellet also, daß der Gevollmächtigte eine Mittelsperson ist Verbindlichkei- ten zu machen (§. 426.), und daß eine offenbahre Vollmacht erfordert wird, wenn er mit einem andern in unserm Nahmen gültig contrahiren soll. Wenn also einer nach der geheimen Vollmacht handelt, da solchergestalt der andere nicht weiß, daß er in einem fremden Nahmen mit ihm handelt (§. 552.); so ist er ihm in seinem eigenen Nahmen ver- bunden, er kann aber sein Recht dem, von welchem er Vollmacht hat, auch
wider
Contracten.
Wiſſen und Gewiſſen erfuͤllen(man- datum ex bono & æquo adimplere).
§. 553.
Weil der Bevollmaͤchtigte in unſermWas vor Verbind- lichkeiten ſich der Bevoll- maͤchtig- te zu- zieht. Nahmen handelt (§. 551.); ſo iſt, was er nach der gehabten Vollmacht thut, eben ſo anzuſehen, als ob wir es ſelbſt gethan haͤtten. Und da ein anderer von unſerm Willen nichts wiſſen kann, als was in der offenbahren Vollmacht enthalten (§. 552); ſo nimmt er auch mit Recht an, als von uns geſchehen, was der Be- vollmaͤchtigte nach dem Jnhalt der of- fenbahren Vollmacht thut (§. 318.); de- rowegen, wenn er etwas verſpricht, macht er uns dem andern durch ſein Verſprechen verbindlich, und den an- dern uns durch Annehmung deſſen, was er verſpricht (§. 380. 381.). Es erhellet alſo, daß der Gevollmaͤchtigte eine Mittelsperſon iſt Verbindlichkei- ten zu machen (§. 426.), und daß eine offenbahre Vollmacht erfordert wird, wenn er mit einem andern in unſerm Nahmen guͤltig contrahiren ſoll. Wenn alſo einer nach der geheimen Vollmacht handelt, da ſolchergeſtalt der andere nicht weiß, daß er in einem fremden Nahmen mit ihm handelt (§. 552.); ſo iſt er ihm in ſeinem eigenen Nahmen ver- bunden, er kann aber ſein Recht dem, von welchem er Vollmacht hat, auch
wider
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0383"n="347"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Contracten.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Wiſſen und Gewiſſen erfuͤllen</hi><hirendition="#aq">(man-<lb/>
datum ex bono & æquo adimplere).</hi></p></div><lb/><divn="4"><head>§. 553.</head><lb/><p>Weil der <hirendition="#fr">Bevollmaͤchtigte</hi> in unſerm<noteplace="right">Was vor<lb/>
Verbind-<lb/>
lichkeiten<lb/>ſich der<lb/>
Bevoll-<lb/>
maͤchtig-<lb/>
te zu-<lb/>
zieht.</note><lb/>
Nahmen handelt (§. 551.); ſo <hirendition="#fr">iſt, was er<lb/>
nach der gehabten Vollmacht thut,<lb/>
eben ſo anzuſehen, als ob wir es ſelbſt<lb/>
gethan haͤtten.</hi> Und da ein anderer von<lb/>
unſerm Willen nichts wiſſen kann, als was<lb/>
in der offenbahren Vollmacht enthalten (§.<lb/>
552); <hirendition="#fr">ſo nimmt er auch mit Recht an,<lb/>
als von uns geſchehen, was der Be-<lb/>
vollmaͤchtigte nach dem Jnhalt der of-<lb/>
fenbahren Vollmacht thut</hi> (§. 318.); de-<lb/>
rowegen, <hirendition="#fr">wenn er etwas verſpricht,<lb/>
macht er uns dem andern durch ſein<lb/>
Verſprechen verbindlich, und den an-<lb/>
dern uns durch Annehmung deſſen,<lb/>
was er verſpricht</hi> (§. 380. 381.). Es<lb/>
erhellet alſo, <hirendition="#fr">daß der Gevollmaͤchtigte<lb/>
eine Mittelsperſon iſt Verbindlichkei-<lb/>
ten zu machen (§. 426.), und daß eine<lb/>
offenbahre Vollmacht erfordert wird,<lb/>
wenn er mit einem andern in unſerm<lb/>
Nahmen guͤltig contrahiren ſoll.<lb/>
Wenn</hi> alſo <hirendition="#fr">einer nach der geheimen<lb/>
Vollmacht handelt,</hi> da ſolchergeſtalt der<lb/>
andere nicht weiß, daß er in einem fremden<lb/>
Nahmen mit ihm handelt (§. 552.); <hirendition="#fr">ſo iſt<lb/>
er ihm in ſeinem eigenen Nahmen ver-<lb/>
bunden, er kann aber ſein Recht dem,<lb/>
von welchem er Vollmacht hat, auch</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">wider</hi></fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[347/0383]
Contracten.
Wiſſen und Gewiſſen erfuͤllen (man-
datum ex bono & æquo adimplere).
§. 553.
Weil der Bevollmaͤchtigte in unſerm
Nahmen handelt (§. 551.); ſo iſt, was er
nach der gehabten Vollmacht thut,
eben ſo anzuſehen, als ob wir es ſelbſt
gethan haͤtten. Und da ein anderer von
unſerm Willen nichts wiſſen kann, als was
in der offenbahren Vollmacht enthalten (§.
552); ſo nimmt er auch mit Recht an,
als von uns geſchehen, was der Be-
vollmaͤchtigte nach dem Jnhalt der of-
fenbahren Vollmacht thut (§. 318.); de-
rowegen, wenn er etwas verſpricht,
macht er uns dem andern durch ſein
Verſprechen verbindlich, und den an-
dern uns durch Annehmung deſſen,
was er verſpricht (§. 380. 381.). Es
erhellet alſo, daß der Gevollmaͤchtigte
eine Mittelsperſon iſt Verbindlichkei-
ten zu machen (§. 426.), und daß eine
offenbahre Vollmacht erfordert wird,
wenn er mit einem andern in unſerm
Nahmen guͤltig contrahiren ſoll.
Wenn alſo einer nach der geheimen
Vollmacht handelt, da ſolchergeſtalt der
andere nicht weiß, daß er in einem fremden
Nahmen mit ihm handelt (§. 552.); ſo iſt
er ihm in ſeinem eigenen Nahmen ver-
bunden, er kann aber ſein Recht dem,
von welchem er Vollmacht hat, auch
wider
Was vor
Verbind-
lichkeiten
ſich der
Bevoll-
maͤchtig-
te zu-
zieht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/383>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.