Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 11. H. Von wohlthätigen
dern zu leisten, was wir ohne Verabsäu-
mung einer Pflicht gegen uns selbst nicht lei-
sten können, und unsere Verbindlichkeit sich
nicht weiter erstreckt (§. 60.); so darf in
einer gemeinschaftlichen Gefahr, wel-
che nicht durch die Schuld desjenigen,
bey dem etwas niedergelegt worden,
entsteht, derselbe die niedergelegten
Sachen den seinigen nicht vorziehen,
wenn beyde zugleich können gerettet
werden; wofern er sie aber doch vor-
ziehen wollen, weil sie viel kostbarer
sind, so muß der andere, dem die ge-
rettete Sachen gehören, den Verlust
ersetzen
(§. 271.). Gleichfalls muß der,
welcher etwas niedergelegt hat, dem
andern den Schaden ersetzen, welcher
ihn durch die niedergelegten Sachen,
entweder aus Versehen, oder mit Wis-
sen desjenigen, der sie in Verwahrung
gegeben, betrift,
z. E. wenn einer ein
Pferd, das gern ausschlägt, in Verwahrung
giebt, und uns nicht gewarnet, so muß er
den Schaden, der uns betrift, wieder er-
setzen (§. 270.).

§. 543.
Wenn
man eine
einem an-
dern zu-
gehörige
Sache in
Verwah-
rung
giebt.

Wenn eine einem andern zugehöri-
ge Sache in Verwahrung gegeben
wird, und wir wissen, wer der Ei-
genthumsherr ist; so müssen wir sie
ihm wiedergeben
(§. 261.). Man setzt
nämlich voraus, daß sie ohne Vorwissen des

Eigen-

II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen
dern zu leiſten, was wir ohne Verabſaͤu-
mung einer Pflicht gegen uns ſelbſt nicht lei-
ſten koͤnnen, und unſere Verbindlichkeit ſich
nicht weiter erſtreckt (§. 60.); ſo darf in
einer gemeinſchaftlichen Gefahr, wel-
che nicht durch die Schuld desjenigen,
bey dem etwas niedergelegt worden,
entſteht, derſelbe die niedergelegten
Sachen den ſeinigen nicht vorziehen,
wenn beyde zugleich koͤnnen gerettet
werden; wofern er ſie aber doch vor-
ziehen wollen, weil ſie viel koſtbarer
ſind, ſo muß der andere, dem die ge-
rettete Sachen gehoͤren, den Verluſt
erſetzen
(§. 271.). Gleichfalls muß der,
welcher etwas niedergelegt hat, dem
andern den Schaden erſetzen, welcher
ihn durch die niedergelegten Sachen,
entweder aus Verſehen, oder mit Wiſ-
ſen desjenigen, der ſie in Verwahrung
gegeben, betrift,
z. E. wenn einer ein
Pferd, das gern ausſchlaͤgt, in Verwahrung
giebt, und uns nicht gewarnet, ſo muß er
den Schaden, der uns betrift, wieder er-
ſetzen (§. 270.).

§. 543.
Wenn
man eine
einem an-
dern zu-
gehoͤrige
Sache in
Verwah-
rung
giebt.

Wenn eine einem andern zugehoͤri-
ge Sache in Verwahrung gegeben
wird, und wir wiſſen, wer der Ei-
genthumsherr iſt; ſo muͤſſen wir ſie
ihm wiedergeben
(§. 261.). Man ſetzt
naͤmlich voraus, daß ſie ohne Vorwiſſen des

Eigen-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0374" n="338"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Th. 11. H. Von wohltha&#x0364;tigen</hi></fw><lb/>
dern zu lei&#x017F;ten, was wir ohne Verab&#x017F;a&#x0364;u-<lb/>
mung einer Pflicht gegen uns &#x017F;elb&#x017F;t nicht lei-<lb/>
&#x017F;ten ko&#x0364;nnen, und un&#x017F;ere Verbindlichkeit &#x017F;ich<lb/>
nicht weiter er&#x017F;treckt (§. 60.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o darf in<lb/>
einer gemein&#x017F;chaftlichen Gefahr, wel-<lb/>
che nicht durch die Schuld desjenigen,<lb/>
bey dem etwas niedergelegt worden,<lb/>
ent&#x017F;teht, der&#x017F;elbe die niedergelegten<lb/>
Sachen den &#x017F;einigen nicht vorziehen,<lb/>
wenn beyde zugleich ko&#x0364;nnen gerettet<lb/>
werden; wofern er &#x017F;ie aber doch vor-<lb/>
ziehen wollen, weil &#x017F;ie viel ko&#x017F;tbarer<lb/>
&#x017F;ind, &#x017F;o muß der andere, dem die ge-<lb/>
rettete Sachen geho&#x0364;ren, den Verlu&#x017F;t<lb/>
er&#x017F;etzen</hi> (§. 271.). Gleichfalls <hi rendition="#fr">muß der,<lb/>
welcher etwas niedergelegt hat, dem<lb/>
andern den Schaden er&#x017F;etzen, welcher<lb/>
ihn durch die niedergelegten Sachen,<lb/>
entweder aus Ver&#x017F;ehen, oder mit Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en desjenigen, der &#x017F;ie in Verwahrung<lb/>
gegeben, betrift,</hi> z. E. wenn einer ein<lb/>
Pferd, das gern aus&#x017F;chla&#x0364;gt, in Verwahrung<lb/>
giebt, und uns nicht gewarnet, &#x017F;o muß er<lb/>
den Schaden, der uns betrift, wieder er-<lb/>
&#x017F;etzen (§. 270.).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 543.</head><lb/>
              <note place="left">Wenn<lb/>
man eine<lb/>
einem an-<lb/>
dern zu-<lb/>
geho&#x0364;rige<lb/>
Sache in<lb/>
Verwah-<lb/>
rung<lb/>
giebt.</note>
              <p><hi rendition="#fr">Wenn eine einem andern zugeho&#x0364;ri-<lb/>
ge Sache in Verwahrung gegeben<lb/>
wird, und wir wi&#x017F;&#x017F;en, wer der Ei-<lb/>
genthumsherr i&#x017F;t; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;ie<lb/>
ihm wiedergeben</hi> (§. 261.). Man &#x017F;etzt<lb/>
na&#x0364;mlich voraus, daß &#x017F;ie ohne Vorwi&#x017F;&#x017F;en des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Eigen-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[338/0374] II. Th. 11. H. Von wohlthaͤtigen dern zu leiſten, was wir ohne Verabſaͤu- mung einer Pflicht gegen uns ſelbſt nicht lei- ſten koͤnnen, und unſere Verbindlichkeit ſich nicht weiter erſtreckt (§. 60.); ſo darf in einer gemeinſchaftlichen Gefahr, wel- che nicht durch die Schuld desjenigen, bey dem etwas niedergelegt worden, entſteht, derſelbe die niedergelegten Sachen den ſeinigen nicht vorziehen, wenn beyde zugleich koͤnnen gerettet werden; wofern er ſie aber doch vor- ziehen wollen, weil ſie viel koſtbarer ſind, ſo muß der andere, dem die ge- rettete Sachen gehoͤren, den Verluſt erſetzen (§. 271.). Gleichfalls muß der, welcher etwas niedergelegt hat, dem andern den Schaden erſetzen, welcher ihn durch die niedergelegten Sachen, entweder aus Verſehen, oder mit Wiſ- ſen desjenigen, der ſie in Verwahrung gegeben, betrift, z. E. wenn einer ein Pferd, das gern ausſchlaͤgt, in Verwahrung giebt, und uns nicht gewarnet, ſo muß er den Schaden, der uns betrift, wieder er- ſetzen (§. 270.). §. 543. Wenn eine einem andern zugehoͤri- ge Sache in Verwahrung gegeben wird, und wir wiſſen, wer der Ei- genthumsherr iſt; ſo muͤſſen wir ſie ihm wiedergeben (§. 261.). Man ſetzt naͤmlich voraus, daß ſie ohne Vorwiſſen des Eigen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/374
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/374>, abgerufen am 21.11.2024.