Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Th. 10. H. Von dem Werth der Sachen
durch beyderseits Einwilligung be-
stimmt werden.

§. 499.
Vom bil-
ligen und
unbilli-
gen Preiß.

Ein billiger Preiß (pretium aeqvum) ist
derjenige, welcher dem Rechte der Natur ge-
mäß bestimmt worden, dergestalt, daß nichts
begangen wird, welches wider die Pflichten
und die daher entspringenden Rechte ist: Ein
unbilliger Preiß
(pretium iniqvum) ist
derjenige, welcher diesem entgegen ist. Weil
man sich aber hierin nach der gemeinen Ein-
willigung der Menschen in der Vertauschung
der Sache und der Arbeit richten muß (§.
498.); so hält man vor einen billigen
Preiß, welcher nach der gemeinen Ein-
willigung der Menschen an einem Or-
te eingeführet worden.
Weil aber, nach-
dem sich die Umstände ändern, auch der Preiß
der Sachen und der Arbeit ändern muß, wel-
ches wir der Weitläuftigkeit wegen hier nicht
weitläustiger ausführen können; so kann ein
Preiß, der zu einer Zeit billig ist, zu ei-
ner andern unbillig seyn.

§. 500.
Von dem
Lohn.

Den Preiß der Arbeit nennt man mit ei-
nem besondern Nahmen den Lohn (merce-
dem);
und alsdann behält der Werth der
Sachen am Gelde bloß den Nahmen des
Preißes.

§. 501.
Von der
Materie
u. Forme

Da man das Geld für seine jede Sache und
Arbeit giebt (§. 494.); folglich dasselbige dazu

ange-

II. Th. 10. H. Von dem Werth der Sachen
durch beyderſeits Einwilligung be-
ſtimmt werden.

§. 499.
Vom bil-
ligen und
unbilli-
gen Pꝛeiß.

Ein billiger Preiß (pretium æqvum) iſt
derjenige, welcher dem Rechte der Natur ge-
maͤß beſtimmt worden, dergeſtalt, daß nichts
begangen wird, welches wider die Pflichten
und die daher entſpringenden Rechte iſt: Ein
unbilliger Preiß
(pretium iniqvum) iſt
derjenige, welcher dieſem entgegen iſt. Weil
man ſich aber hierin nach der gemeinen Ein-
willigung der Menſchen in der Vertauſchung
der Sache und der Arbeit richten muß (§.
498.); ſo haͤlt man vor einen billigen
Preiß, welcher nach der gemeinen Ein-
willigung der Menſchen an einem Or-
te eingefuͤhret worden.
Weil aber, nach-
dem ſich die Umſtaͤnde aͤndern, auch der Preiß
der Sachen und der Arbeit aͤndern muß, wel-
ches wir der Weitlaͤuftigkeit wegen hier nicht
weitlaͤuſtiger ausfuͤhren koͤnnen; ſo kann ein
Preiß, der zu einer Zeit billig iſt, zu ei-
ner andern unbillig ſeyn.

§. 500.
Von dem
Lohn.

Den Preiß der Arbeit nennt man mit ei-
nem beſondern Nahmen den Lohn (merce-
dem);
und alsdann behaͤlt der Werth der
Sachen am Gelde bloß den Nahmen des
Preißes.

§. 501.
Von der
Materie
u. Forme

Da man das Geld fuͤr ſeine jede Sache und
Arbeit giebt (§. 494.); folglich daſſelbige dazu

ange-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p>
                <pb facs="#f0348" n="312"/>
                <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">II.</hi> <hi rendition="#b">Th. 10. H. Von dem Werth der Sachen</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">durch beyder&#x017F;eits Einwilligung be-<lb/>
&#x017F;timmt werden.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 499.</head><lb/>
              <note place="left">Vom bil-<lb/>
ligen und<lb/>
unbilli-<lb/>
gen P&#xA75B;eiß.</note>
              <p>Ein <hi rendition="#fr">billiger Preiß</hi> <hi rendition="#aq">(pretium æqvum)</hi> i&#x017F;t<lb/>
derjenige, welcher dem Rechte der Natur ge-<lb/>
ma&#x0364;ß be&#x017F;timmt worden, derge&#x017F;talt, daß nichts<lb/>
begangen wird, welches wider die Pflichten<lb/>
und die daher ent&#x017F;pringenden Rechte i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">Ein<lb/>
unbilliger Preiß</hi> <hi rendition="#aq">(pretium iniqvum)</hi> i&#x017F;t<lb/>
derjenige, welcher die&#x017F;em entgegen i&#x017F;t. Weil<lb/>
man &#x017F;ich aber hierin nach der gemeinen Ein-<lb/>
willigung der Men&#x017F;chen in der Vertau&#x017F;chung<lb/>
der Sache und der Arbeit richten muß (§.<lb/>
498.); <hi rendition="#fr">&#x017F;o ha&#x0364;lt man vor einen billigen<lb/>
Preiß, welcher nach der gemeinen Ein-<lb/>
willigung der Men&#x017F;chen an einem Or-<lb/>
te eingefu&#x0364;hret worden.</hi> Weil aber, nach-<lb/>
dem &#x017F;ich die Um&#x017F;ta&#x0364;nde a&#x0364;ndern, auch der Preiß<lb/>
der Sachen und der Arbeit a&#x0364;ndern muß, wel-<lb/>
ches wir der Weitla&#x0364;uftigkeit wegen hier nicht<lb/>
weitla&#x0364;u&#x017F;tiger ausfu&#x0364;hren ko&#x0364;nnen; <hi rendition="#fr">&#x017F;o kann ein<lb/>
Preiß, der zu einer Zeit billig i&#x017F;t, zu ei-<lb/>
ner andern unbillig &#x017F;eyn.</hi></p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 500.</head><lb/>
              <note place="left">Von dem<lb/>
Lohn.</note>
              <p>Den Preiß der Arbeit nennt man mit ei-<lb/>
nem be&#x017F;ondern Nahmen den <hi rendition="#fr">Lohn</hi> <hi rendition="#aq">(merce-<lb/>
dem);</hi> und alsdann beha&#x0364;lt der Werth der<lb/>
Sachen am Gelde bloß den Nahmen des<lb/>
Preißes.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 501.</head><lb/>
              <note place="left">Von der<lb/>
Materie<lb/>
u. Forme</note>
              <p>Da man das Geld fu&#x0364;r &#x017F;eine jede Sache und<lb/>
Arbeit giebt (§. 494.); folglich da&#x017F;&#x017F;elbige dazu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ange-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0348] II. Th. 10. H. Von dem Werth der Sachen durch beyderſeits Einwilligung be- ſtimmt werden. §. 499. Ein billiger Preiß (pretium æqvum) iſt derjenige, welcher dem Rechte der Natur ge- maͤß beſtimmt worden, dergeſtalt, daß nichts begangen wird, welches wider die Pflichten und die daher entſpringenden Rechte iſt: Ein unbilliger Preiß (pretium iniqvum) iſt derjenige, welcher dieſem entgegen iſt. Weil man ſich aber hierin nach der gemeinen Ein- willigung der Menſchen in der Vertauſchung der Sache und der Arbeit richten muß (§. 498.); ſo haͤlt man vor einen billigen Preiß, welcher nach der gemeinen Ein- willigung der Menſchen an einem Or- te eingefuͤhret worden. Weil aber, nach- dem ſich die Umſtaͤnde aͤndern, auch der Preiß der Sachen und der Arbeit aͤndern muß, wel- ches wir der Weitlaͤuftigkeit wegen hier nicht weitlaͤuſtiger ausfuͤhren koͤnnen; ſo kann ein Preiß, der zu einer Zeit billig iſt, zu ei- ner andern unbillig ſeyn. §. 500. Den Preiß der Arbeit nennt man mit ei- nem beſondern Nahmen den Lohn (merce- dem); und alsdann behaͤlt der Werth der Sachen am Gelde bloß den Nahmen des Preißes. §. 501. Da man das Geld fuͤr ſeine jede Sache und Arbeit giebt (§. 494.); folglich daſſelbige dazu ange-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/348
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/348>, abgerufen am 21.11.2024.