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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl.
§. 489.
Wie viel
einem zu
betteln
erlaubt
ist, und
wie man
die All-
mosen
anzuwen-
den hat.

Weil die Allmosen bloß zur äusersten Noth-
durft gegeben werden, und es nicht erlaubt
ist Allmosen, als zu dem Ende zu begehren
(§. 488.); so ist nicht erlaubt mehr zu
betteln, als zur höchsten Nothdurft
hinreichend ist; und es mißbraucht die
Allmosen, der sie zur Beqvemlichkeit
und zum Vergnügen des Lebens an-
wendet.
Weil derjenige, welcher ei-
nem Bettler mehr giebt, als die Noth-
durft erfordert,
ihm etwas schencket (§.
475.); es aber auf den Willen eines j den
ankommt, ob er einem etwas schencken will
(§. cit.); so ist kein Zweifel, daß es dem
Bettler erlaubt sey es anzunehmen.

Und weil die Allmosen, die man gegeben, dem
Bettler eigenthümlich zugehören (§. 258.);
so muß es seinem Gewissen überlassen
werden, wenn er die Allmosen miß-
braucht
(§. 202.).

§. 490.
Vom Ge-
ben der
Allmo-
sen.

Weil durch Einführung des Eigenthums
niemanden der nothwendige Gebrauch der Sa-
chen hat benommen werden können (§. 304.);
so sind nach ihrem Vermögen Allmo-
sen zu geben verbunden, die sie geben
können.
Derowegen sind nicht bloß die
Reichen, und die ein grosses Vermö-
gen haben, mehreren Personen und reich-
lichere Allmosen zu geben verbunden
(§.
486.), sondern auch Arme, die nicht ei-

nen
II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl.
§. 489.
Wie viel
einem zu
betteln
erlaubt
iſt, und
wie man
die All-
moſen
anzuwen-
den hat.

Weil die Allmoſen bloß zur aͤuſerſten Noth-
durft gegeben werden, und es nicht erlaubt
iſt Allmoſen, als zu dem Ende zu begehren
(§. 488.); ſo iſt nicht erlaubt mehr zu
betteln, als zur hoͤchſten Nothdurft
hinreichend iſt; und es mißbraucht die
Allmoſen, der ſie zur Beqvemlichkeit
und zum Vergnuͤgen des Lebens an-
wendet.
Weil derjenige, welcher ei-
nem Bettler mehr giebt, als die Noth-
durft erfordert,
ihm etwas ſchencket (§.
475.); es aber auf den Willen eines j den
ankommt, ob er einem etwas ſchencken will
(§. cit.); ſo iſt kein Zweifel, daß es dem
Bettler erlaubt ſey es anzunehmen.

Und weil die Allmoſen, die man gegeben, dem
Bettler eigenthuͤmlich zugehoͤren (§. 258.);
ſo muß es ſeinem Gewiſſen uͤberlaſſen
werden, wenn er die Allmoſen miß-
braucht
(§. 202.).

§. 490.
Vom Ge-
ben der
Allmo-
ſen.

Weil durch Einfuͤhrung des Eigenthums
niemanden der nothwendige Gebrauch der Sa-
chen hat benommen werden koͤnnen (§. 304.);
ſo ſind nach ihrem Vermoͤgen Allmo-
ſen zu geben verbunden, die ſie geben
koͤnnen.
Derowegen ſind nicht bloß die
Reichen, und die ein groſſes Vermoͤ-
gen haben, mehreren Perſonen und reich-
lichere Allmoſen zu geben verbunden
(§.
486.), ſondern auch Arme, die nicht ei-

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[304/0340] II. Th. 9. H. Von bloß milden Handl. §. 489. Weil die Allmoſen bloß zur aͤuſerſten Noth- durft gegeben werden, und es nicht erlaubt iſt Allmoſen, als zu dem Ende zu begehren (§. 488.); ſo iſt nicht erlaubt mehr zu betteln, als zur hoͤchſten Nothdurft hinreichend iſt; und es mißbraucht die Allmoſen, der ſie zur Beqvemlichkeit und zum Vergnuͤgen des Lebens an- wendet. Weil derjenige, welcher ei- nem Bettler mehr giebt, als die Noth- durft erfordert, ihm etwas ſchencket (§. 475.); es aber auf den Willen eines j den ankommt, ob er einem etwas ſchencken will (§. cit.); ſo iſt kein Zweifel, daß es dem Bettler erlaubt ſey es anzunehmen. Und weil die Allmoſen, die man gegeben, dem Bettler eigenthuͤmlich zugehoͤren (§. 258.); ſo muß es ſeinem Gewiſſen uͤberlaſſen werden, wenn er die Allmoſen miß- braucht (§. 202.). §. 490. Weil durch Einfuͤhrung des Eigenthums niemanden der nothwendige Gebrauch der Sa- chen hat benommen werden koͤnnen (§. 304.); ſo ſind nach ihrem Vermoͤgen Allmo- ſen zu geben verbunden, die ſie geben koͤnnen. Derowegen ſind nicht bloß die Reichen, und die ein groſſes Vermoͤ- gen haben, mehreren Perſonen und reich- lichere Allmoſen zu geben verbunden (§. 486.), ſondern auch Arme, die nicht ei- nen

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/340>, abgerufen am 21.11.2024.